Die siebte Stunde - Elisabeth Hermann

  • Das Buch:
    Nach 'Das Kindermädchen' präsentiert Elisabeth Hermann nun den zweiten Roman um den Anwalt und Lebenskünstler Joachim Vernau, der gemeinsam mit seiner linksidealistischen Ex-Gefährtin Marie-Louise eine Kanzlei in Berlin unterhält, die beständig am Rand des (finanziellen) Untergangs entlang schrammt.
    Überraschend erhält Vernau das Angebot, an einer exquisiten Privatschule den sogenannten Teen Court zu übernehmen, einen Kurs, bei dem die Teilnehmer kleine Vergehen ihrer Mitschüler verhandeln und somit den verantwortungsvollen Umgang mit der Rechtssprechung lernen sollen. Vernaus Vorgänger ist unerwartet abgesprungen, und die Bezahlung für den Lehrerjob könnte die Kanzlei vor der drohenden Insolvenz retten - also nimmt Vernau an.
    Rasch findet er allerdings heraus, dass etwas nicht stimmt mit seinen Schülern. Hinter der Fassade gepflegter Bürgerlichkeit tun sich bald Abgründe auf. Der Selbstmord ihrer Mitschülerin Clarissa scheint die Jugendlichen zutiefst verstört zu haben. Doch war es tatsächlich Selbstmord? Kaum stellt Vernau gezielt erste Fragen, geschehen an der Schule merkwürdige Dinge. Offenbar treibt jemand mit den Schülern ein grausames Spiel. Die schwarze Königin hole ihre Opfer, bringt er aus einem seiner Schützlinge heraus. Kurz darauf wird eine Schülerin vergiftet, ein anderer Schüler vor einen Bus gestoßen. Die Schulleitung versucht die Geschehnisse als Unfälle herunterzuspielen.
    Doch Vernau glaubt das nicht. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, denn die schwarze Königin hört nicht auf zu töten...

    Die Autorin:
    Elisabeth Herrmann geboren 1959 in Marburg/Lahn kam erst auf Umwegen zum Schreiben. Nach einer abgebrochenen Lehre als Bauzeichnerin arbeitete sie zunächst als Betonbauerin und Maurerin, ehe sie auf dem Frankfurter Abendgymnasium ihr Abitur nachholte und ein Studium absolvierte. Heute arbeitet sie als Fernsehjournalistin für den RBB und lebt in Berlin.
    (Quelle: Krimicouch.de)


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist das, was man einen Pageturner nennt - man kann einfach nicht aufhören zu lesen, bis man am Ende die Auflösung bekommt.
    'Die siebte Stunde' ist, wie auch schon der Vorgänger, exzellent geschrieben, ein hochspannender Plot, der dabei zugleich witzig, romantisch und melancholisch daher kommt.
    Der Ich-Erzähler berichtet mit einer Spur Sarkasmus und ganz viel Selbstironie vom Fortlauf der Dinge. Niemals kommt Langeweile auf, es gibt keine Längen, immer geht es weiter und weiter und selbst die kleinen Nebenhandlungsstränge sind witzig geschrieben und machen Lust auf mehr.
    Wer 'Das Kindermädchen' gelesen hat, wird feststellen, dass sich hier der Schwerpunkt von der Satire weg stärker in Richtung Krimi verlagert. Aber das ist nicht schlimm, es macht das Buch einfach nur etwas anders als den Vorgänger.
    Ich kann es jedenfalls mit großer Begeisterung weiterempfehlen, das Buch hat sich sofort einen Platz auf meiner persönlichen Bestenliste erobert.

  • Muss ich den Vörgänger eigentlich gelesen haben????


    Die siebte Stunde liegt auf meinem SUB, aber den Vorgänger habe ich noch nicht. Auf jeden Fall hört sich die Rezi gut an und ich freue mich auf das Buch.


    :wave

  • "Das Kindermädchen" und "Die 7. Stunde" haben mich so begeistert, dass Elisabeth Herrmann meine Krimi-Neuentdeckung des Jahres 2007 war.


    "Die 7. Stunde" hatte ich beim Stöbern bei Amazon entdeckt, bestellt und an dem Wochenende sofort gelesen. Erst danach ist mir eingefallen, von Elisabeth Herrmann hast Du doch schon was, und habe "Das Kindermädchen" direkt im Anschluss gelesen. Das gibt mir mal wieder zu denken, was für Perlen sich noch in meinem (riesigen) SUB verstecken, wenn ich doch nur mal so viel Zeit zu lesen hätte, wie ich wollte.


    Normalerweise mache ich immer eine Pause zwischen zwei Büchern eines Autors oder einer Serie, aber Joachim Vernau ist genau die Sorte Protagonist und "Antiheld", die ich liebe. Er ist so sarkastisch, witzig, selbstironisch, und sein Umfeld, seine Kanzlei-Partnerin Marie-Louise, seine Mutter und diverse Gestalten, die die Geschichten bevölkern und zum Leben erwecken, sind gleichzeitig verrückt-skurril und so normal aus dem Leben gegriffen, wie auch die Besetzungen der Krimiplots realistische Figuren sind.


    Auch der jeweilige Hintergrund der Geschichten, in "Das Kindermädchen", dass Ereignisse des 2. Weltkrieges immer noch nicht komplett aufgearbeitet sind, und im zweiten Buch der Gegensatz der Privatschule an der in der "7. Stunde" der Teencourt stattfindet, zu der auf der anderen Straßenseite gelegenen Hauptschule, sind aktuelle und realistische deutsche Themen.


    Beide Bücher waren für mich Page-Turner, aber gleichzeitig habe ich viele Passagen zweimal gelesen, um den Witz von Joachim Vernau und die Schreibe von Elisabeth Herrmann zu genießen und das Ende des jeweiligen Buches noch etwas hinauszuzögern.


    Absolut empfehlenswert!

  • Vielen Dank für die Rezension! ich hatte sie irgendwie übersehen.
    Das Kindermädchen habe ich nämlich gerne gelesen, obwohl es irgendwo in der Mitte doch einige Längen hatte, die ich gerne umschifft gewußt hätte.
    Ihr zweites Buch scheint ja wirklich spannend zu sein, ich verfrachte es auch gleich auf meine Wunschliste :-]



    gespannte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Die siebte Stunde ist wahnsinnig spannend!


    Habe fast das ganze WE damit zugebracht und kann mich nicht davonlosreissen. Zum Glück bin ich bald durch. :lache


    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Rollenspiele, die - so sieht es zumindest bisher aus - tödlich enden. :wow
    Auch ohne die geringste Kenntnis, was es mit diesen Rollenspielen auf sich hat, lässt sich das Buch sehr gut lesen.


    Ein echter page turner!

  • Elisabeth Herrmann ist notiert...... :-)
    Danke für diese Buchvorstellung. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Eskalina


    Voltaire - du machst dir heute auch nicht wenig Notizen... :grin


    Stimmt! Und diese Notizen müssen dann auch bezahlt werden..... :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für diesen Eulen-Tipp! Sonst wäre Elisabeth Herrmann vermutlich an mir vorbeigegangen.
    Habe mich für die Hörbuchfassung entschieden, klasse gelesen von Boris Aljinovic. Hab zwar noch ein gutes Drittel vor mir, aber meine Begeisterung musste ich unbedingt mal loswerden ;-)


    Spannend geschrieben, ein herrlich bissiger Joachim Vernau, und das Thema Rollenspiel ist mir in einem Krimi so auch noch nicht begegnet.


    Das einzige, was mich gerade ein bisschen stört ist, dass es den ersten Teil anscheinend nicht als Hörbuch gibt...

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    Das Buch erscheint im Januar 2009 als TB. Ich glaube, ich werde noch so lange warten.


    Ist bereits im Handel

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich habe das Buch gestern beendet und ich muss sagen, es hat mir sehr gut gefallen.
    Es lässt sich gut und flüssig lesen und ist sehr spannend. Die Thematik fand ich auch sehr interessant, von LARP hatte ich noch nichts gehört.
    Ich kann diesen Roman, genau wie seinen Vorgänger nur weiter empfehlen.


    Von mir gibt es volle Punktzahl!!!!!

  • Ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde gelesen. Wie der Vorgängerband hat mir der Schreibstil der Autorin sehr gefallen, sehr flüssig und doch mit Tiefgang, spannend aber doch mit Humor, nicht nur Krimi sondern auch scharfe Beobachtung der Gesellschaft und ihrer Probleme.


    Einfach schön.