Maigret und Pietr der Lette - Georges Simenon

  • 1. Band der Maigret Reihe
    [Serienübersicht]


    Kurzbeschreibung:


    "Kriminalkomissar Maigret von der Ersten Mobilen Einsatztruppe hob den Kopf." Mit diesem Satz betritt der unvergessliche Kommissar Maigret die Bühne der Weltliteratur. 'Maigret und Pietr der Lette' ist der erste namentlich gezeichnete Maigret-Roman von Georges Simenon. Er entstand 1929 im Hafen von Delfzijl, Holland, an Bord seiner Yacht 'Ostrogoth'. Ein Muß für jeden Leser der Kommissar-Maigret-Romane.


    Georges Simenon (1903-1989) wurde in Lüttich geboren und lebte ab 1957 in der Schweiz. Er gilt als einer der besten französisch-sprachigen Kriminalautoren.


    Ausgaben:


    gebundene Sonderausgabe, Diogenes, 9,00 €
    TB, Diogenes, 6,90 €
    TB: Maigrets erste Untersuchungen + Pietr der Lette, Diogenes, 10 €


    frühere dt. Ausgabe: "Maigret und die Zwillinge"


    Eigene Meinung:


    Durch die Sonderausgabe des Diogenesverlages wurde ich animiert endlich einen Krimi aus der Feder von Georges Simenon zu lesen, nachdem dieser Name nun schon desöfteren in Empfehlungen gefallen war.


    Kommissar Maigret studiert die Meldungen, die über Interpol, über Pietr, den Letten, bei der Pariser Polizei eingetroffen sind. Pietr befindet sich im Nordexpreß und soll bald in Paris eintreffen. Maigret begibt sich auf die Suche nach ihm. Bald findet sich im Nordexpreß eine Leiche.


    Wenn man diesen Krimi liest, kann man sich fast nicht vorstellen, dass er bereits 1929 verfasst wurde. Sprachlich erscheint er sehr modern zu sein. Wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich das Buch durchaus auch für eine Neuerscheinung halten können. Es liest sich sehr angenehm und flüssig. Die Atmosphäre wird gut vermittelt.


    Die Verbrechen in diesem Krimi waren für mich sehr unscheinbar. Oft hatte ich den Eindruck etwas überlesen zu haben. Ganz sicher bin ich mir ehrlich gesagt jetzt noch nicht, ob ich nicht vielleicht das eine oder andere überlesen habe. Das etwas passiert ist, hat sich mir oft erst in den folgenden Szenen erschlossen.


    Das Interesse des Krimis liegt mehr auf dem Täter, als an der einzelnen Tat. Die Motive und der Werdegang des Täters sind daher auch ausführlich dargestellt.


    Die erste Begegnung mit Kommissar Maigret war spannend und unterhaltsam. Weitere werden sicher noch folgen, da mir der Stil sehr gut gefällt.

  • Obwohl ich schon einige Maigrets gelesen habe, habe ich mir nun die Diogenes Sonderausgabe vorgenommen und, wie es sich gehört, mit dem ersten Band angefangen.


    Zunächst einmal fiel mir auf, dass das Lesevergnügen doch ein ganz anderes ist, wenn man ein schönes, mit Lesebändchen und Paris-Stadtplan versehenes Hardcover statt eines zerfledderten, vergilbten DDR-Taschenbuchs liest.


    Mit diesem Buch betritt also Maigret die Bühne. Und genau wie dieser erst im Zuge vieler Folgebände Konturen gewinnt, merkt man auch diesem Buch an, dass Simenon noch nicht genau weiß, wie seine Krimis aussehen sollen. So wechseln Stil und Tempo des Romans, mal liest er sich wie ein trocknener Aufsatz, mal wieder wie ein moderner Krimi oder wie ein Zeitungsartikel. Sätze wie dieser sind keine Seltenheit: "Im Hausflur stieß er auf zwei Polen, die keine Kragen trugen und die Köpfe bei seinem Anblick abwandten".


    Auch die Krimihandlung ist noch nicht ganz ausgereift: Der Plot ist eigentlich spannend, wenn auch etwas abwegig, aber leider an einigen Stellen doch ziemlich löchrig.
    Maigret selbst steht in der Handlung wie ein erratischer Block, der völlig unbeeinflusst von seinen Mitmenschen den Fall löst.


    Trotz dieser Meckerei hat mir dieses Buch großen Spaß gemacht. Obwohl für diese Bezeichnung zu früh erschienen, trägt der Roman durchaus existentialistische Züge. An anderen Stellen wiederum ist er ein ungemein fesselndes Abbild des Paris der Zwanziger Jahre, mit seinem Gewirr finstrer Gassen voller Spelunken, Tanzbars und billigen Hotels, in denen so manche hoffnungslosen Gestalten doch noch versuchen, ihr Glück zu machen.


    Ich freu mich jedenfalls auf den nächsten.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Im Großen und Ganzen stimme ich mit der Meinung meiner Vorredner überein. Nur fiel es mir zwischendurch nicht so leicht weiterzulesen, aber ich bin wahrscheinlich auch mit zu hohen (bzw. falschen) Erwartungen an das Buch gegangen.


    Ich hatte zwischendurch immer wieder das Gefühl über Löcher zu stolpern, ob die nun vom Autor stammen oder ob ich etwas überlesen hatte, darüber war ich mir nicht so ganz im Klaren. Deswegen fand ich die Handlung zeitweise auch ziemlich verwirrend und das Buch hat mich nicht so sehr gepackt.


    Am Ende hat sich jedoch alles aufgeklärt, und eigentlich sind auch keine Fragen offen geblieben. Da hat mir dann auch gut gefallen, dass die Motive und der Werdegang des Täters ausführlich dargelegt wurden, wie schon bemerkt wurde.


    Der Schreibstil ist schon gut, da kann ich durchaus zustimmen. In einigen Situationen konnte ich mir die Personen und die Umgebung sehr gut vorstellen. Beispielsweise als Maigret durchnässt ist und sich einen Ofen wünscht, war mir auch ganz fröstelig zumute. Und als einige finstere, dreckige Orte beschrieben wurden, da musste ich doch meinen Löffel zur Seite legen (ich habe in letzter Zeit oft beim Frühstück gelesen). :grin (Bäh, Büschel umherliegender fettiger Haare... :uebel) Die Beschreibungen sind also sehr anschaulich.


    Ich werde mich bestimmt mal an weiteren Maigrets versuchen. Dies ist nun das erste Buch der Reihe und vielleicht ist deshalb die Handlung noch nicht ganz ausgereift gewesen. Ich habe jedenfalls die Hoffnung, etwas weniger Verwirrendes zu lesen.


    Insgesamt gibt es von mir also 7 von 10 Punkten.