Schau dich nicht um – Joy Fielding

  • Originaltitel: Tell Me No Secrets
    Übersetzt von Mechthild Sandberg-Ciletti
    1993


    Goldmann, 442 Seiten


    Kurzbeschreibung
    Jess Koster, junge und erfolgreiche Staatsanwältin in Chicago, fühlt sich verfolgt. Wer ist der Mann, dessen Gesicht ihr aus jeder Menschenmenge entgegenstarrt? Und welche Verbindung gibt es zu dem Angeklagten, dem sie gerade eine brutale Vergewaltigung nachweisen will? Oder bildet sich Jess das alles nur ein? Keine Hirngespinste jedenfalls sind die beispiellosen Terrorakte, mit denen sie unter Druck gesetzt wird und die sie schier um den Verstand bringen. Ganz langsam wächst in ihr der Verdacht, Opfer eines teuflischen Plans zu sein.


    Über die Autorin
    Joy Fielding, 1945 in Kanada geboren, gehört ganz unbestritten zu den absoluten Spitzenautorinnen Amerikas. Alle ihre Bücher waren Bestseller und mit ihrem Psychothriller "Lauf, Jane, lauf!" gelang ihr 1991 der große internationale Durchbruch. Wie sie immer wieder betont, ist Schreiben seit der Kindheit ihre große Leidenschaft. Dennoch versuchte sie sich nach dem Studium erstmal in der Schauspielerei. Der Sprung nach Hollywood gelang ihr aber nicht. "Schlaf nicht, wenn es dunkel wird" ist ihr zehnter Roman bei Goldmann. Joy Fielding lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Toronto / Kanada und in Palm Beach / Florida.


    Meine Rezension:
    Nach dem großen Erfolg von Lauf Jane Lauf ist dieser Roman zwar erst einmal ein kleiner Schritt zurück, aber er gehört doch klar zu den besseren Fieldings. Das Niveau ist gut.
    Mit der Staatsanwältin Jess gibt es Kriminalfälle, die zu guten Gerichtsszenen führen als auch persönliche Verstrickung und eine angespannte familiäre Situation mit einem Geheimnis aus der Vergangenheit, als Jess Mutter spurlos verschwunden ist, das Jess noch heute seelisch belastet. Jess ist deshalb so eine gelungene Figur, weil sie zwischen Selbstbewusstsein und seelischen Zwängen hin- und herschwankt.
    Zudem steht sie schon bald zwischen zwei Männern, ihren geschiedenen Ehemann Don, der auch Anwalt ist und mit dem sie immer noch befreundet ist und den Schuhverkäufer Adam, der sei gut versteht und mit dem sie eine Beziehung eingeht.
    Ein dritter Mann, ein Vergewaltiger den sie als Staatsanwältin angeklagt hat, spielt auch eine große Rolle in ihrem Leben, da dieser sie bedroht und verfolgt.
    Kein Wunder, dass sich Jess wie schon viele andere Joy Fielding-Protagonistinnen in einem Zustand der permanenten Erregung und Nervosität befindet. Lähmende Angstattacken befallen sie.
    Dieser Mix aus privaten Zustand und Gerichtsfall bringt eine besondere Spannung in den Roman.


    Geschickt und detailliert setzt Joy Fielding en Schauplatz Chicago ein.


    Insgesamt sind viele der bekannten Fielding-Zutaten im Roman vorhanden, so dass er sich nicht wirklich groß aus dem Gesamtwerk abhebt, doch er ist unterhaltend und mit viel Wortwitz und absolut lohnenswert zu lesen.

  • Ich habe heute erst entdeckt, dass es nun ne Rezi dazu gibt. Ich hab auch in der LR mitgelesen, wollte aber jmd. anderen das Schreiben der Rezi überlassen, da ich denke, dass ich das nicht so gut kann. :wave


    Mir hat das Buch auch ganz gut gefallen. Ja, man kann sagen, ich bin auch ein Joy-Fielding-Fan geworden.


    Von mir 8 Punkte ("nur" 8, weil es einfach bessere Thriller gibt).

  • Ich dieses Buch in der Leserunde das zweite Mal gelesen. Ich konnte mich nur noch ganz grob an die Geschichte erinnern, wenig an die Protagonisten, gar nicht an das Ende. Eins, zwei Szenen sind mir noch in Erinnerung geblieben, aber ich konnte nicht mehr sagen, in welchem Roman von Joy Fielding sie vorkamen.


    Nach Beendigung der Lektüre bin ich sehr begeistert von der Geschichte an sich, von den Protagonisten, aber auch vom Ende. Mir hat es sehr gut gefallen, eine schöne Unterhaltung. Man sollte es nicht mit dem Meisterwerk ("Lauf, Jane, lauf!") vergleichen, da den Vergleich jeder Roman verliert.


    Für mich war die Hauptperson, Jess, sehr glaubhaft: Sie wird von Schuldgefühlen geplagt, weil sie einen Streit mit ihrer Mutter kurz vor dessen Verschwinden acht Jahre zuvor hatte. Dieses Erlebnis prägen ihr weiteres Leben. Als Staatsanwältin hat sie mit vielen Verbrechern zu tun, die ihr Angst machen wollen. Im neusten Fall bekommt sie Drohungen, wird verfolgt, sie fühlt sich nicht mehr sicher.


    Unterbrochen werden diese Erlebnisse von Beschreibungen ihrer Arbeit als Staatsanwältin, speziell von ihren Auftritten vor Gericht. Hier wirkt sie souverän, selbstsicher und gut vorbereitet.


    Das Ende fand ich toll, schön beschrieben, für mich glaubwürdig.


    Bei der Punktevergabe bin ich mir noch immer nicht ganz einig. :gruebel

  • Auch ich habe das Buch in der Leserunde gelesen, aber ich kannte das Buch vorher nicht.


    Es hat mir sehr gut gefallen. Es ist gut geschrieben und besonders die Gerichtsszenen mit den Geschworenengerichten fand ich toll. Das Buch wurde immer spannender und das Ende fand ich zwar überraschend, allerdings für mich durchaus im Rahmen des Glaubwürdigen.

  • Ich muss als erstes sagen, dass ich das ganze Buch sehr gelungen fand und nur ein was zu bemängeln habe. Das plötzliche Ende. Darum vergebe ich 9 von 10 möglichen Punkten.


    Dieses Buch habe ich von Anfang an total geliebt. Man war mitten im Geschehen und es ist unglaublich, wie schnell man von einem Kapitel zum nächsten kommt. Auch wenn man eine längere Pause hatte und wieder anfängt, weiß man sofort, worum es ging und man kann sich wieder ganz und gar auf die Protagonisten konzentrieren. Jess erschien mir am Anfang etwas sehr egoistisch, aber sie ist mir von Seite zu Seite (komischerwise) immer symapthischer geworden. Don war für mich immer sehr aufdringlich. Adam ist ein eher zurückhaltender, aber sehr gut zuhörender Mann (meiner Meinung nach passend für Jess). Maureen ist eine tolle Schwester und auch Jess' Vater ist ein toller Mann. Barry ist etwas abgehoben und kennt keine Grenze. Rick ist ein Psychopat. Mehr kann man dazu einfach nicht sagen.


    Auf jeden Fall werde ich wieder ein Buch der Autorin lesen, weil es ein reines Lesevergnügen war. Ich bin noch immer total hin und weg von dem Buch. Ich hoffe auch ihre aktuelleren Bücher können mit meiner "Schau dich nicht um" Ausgabe von 1993 mithalten. :-)

  • Zitat

    Original von Totenleserin
    Auf jeden Fall werde ich wieder ein Buch der Autorin lesen, weil es ein reines Lesevergnügen war. Ich bin noch immer total hin und weg von dem Buch. Ich hoffe auch ihre aktuelleren Bücher können mit meiner "Schau dich nicht um" Ausgabe von 1993 mithalten. :-)


    Nicht alle, die letzten beiden ("Das Verhängnis" und "Herzstoß") von ihr haben mich schon sehr enttäuscht. :-(

  • Lies es einfach selbst und sei nicht ganz so enttäuscht, wenn es nicht der große Knaller ist. Es gibt wirklich weitere sehr gute von ihr: Die Katze, Lauf, Jane, lauf!, Nur der Tod kann dich retten.


    Das Verhängnis ist übrigens auch kein Thriller, auch wenn er als solcher verkauft wird. :rolleyes

  • Ich war von meinem ersten Fielding-Roman enttäuscht. Es liest sich wie das Tagebuch einer Staatsanwältin. Spannung habe ich vermißt. Schau Dich nicht um - da dachte ich es gruselt mich. Tat es leider nicht.


    Von mir ein gnädiges "geht so". :wave

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Die hier erwähnten, angeblich besseren Romane dieser Autorin sagen mir größtenteils nur vom Titel, nicht aber vom Inhalt her etwas, so dass ich nicht vergleichen kann. Brauch ich aber mE auch nicht, denn mir hat bereits dieses Buch hier sehr gefallen. Langweilig fand ich keine einzige Seite, im Gegenteil!
    Ganz zu schweigen von den aktuellen körperlichen Bedrohungen und den im länger zurückliegenden Familiengeschehen ihren Ursprung habenden psychischen Problemen fand ich sowohl die Einblicke in die Psychologie ganz allgemein als auch in das amerikanische Gerichtswesen sehr interessant. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)