Die zwölfte Nacht - Charlotte Lyne

  • Zitat

    Original von Lesebienchen
    Das hatte ich gestern schon gesehen und überlegt. Aber manche Bücher will ich einfach besitzen und nicht mehr hergeben und dass obwohl ich noch keinen Satz daraus gelesen habe :-)


    Das kann ich nur :write.

  • In den drei bereits vorhandenen Rezensionen wurde bereits alles wichtige gesagt und dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. :write


    Heute morgen bevor ich zur Arbeit gegangen bin, habe ich das Ende der zwölften Nacht und den Epilog gelesen und ich muss sagen es war einfach nur ergreifend (und mit leicht verquollenen Augen musste ich dann auch wohl oder übel ins Büro) ;-( .


    Für mich war dieser Roman sehr bereichernd (nach diesem für mich passenden Wort habe ich länger gesucht...)
    - an Wissen über die Entstehung dieser Kirche, ein Königreich mit dessen Reformern und „Anti-Reformern“,
    - weil ich einen tollen Henry kennen gelernt habe,
    - weil ich eine eindrucksvolle Geschichte zu lesen bekam,
    - da ich in den Genuß von so schönen, herrlich witzigen, hinreißenden und ergreifenden Worten, Strophen, Gebeten und Sätzen kam (hier nur kurz meine Lieblinge: Hanfstock, spröde Annie, Ganskreis, Zeisigweibchen, Hundsfott – das Wort kannte ich bislang nur von meiner Oma, dachte aber sie hätte es schlichtweg erfunden; „Der Himmel ist oben ...“ – typisch Tom; „Und wenn ich mit Menschen- und Engelszungen ...“),
    - weil ich am Leben der sehr intelligenten Cathie und Kate, der stillen Janie und einem Tom, der sich nur von sehr Wenigen beeindrucken ließ sowie allen anderen Parrs, Seymours, Tudors, Annes und Edwards teilhaben und -nehmen durfte.
    Beeindruckend und bereichernd, weil in meinem Kopf so lebendige Bilder von einer Zeit und von Menschen entstanden sind, die ich nun, nachdem ich das Buch beendet habe, vermisse, die aber auch weiterhin in meiner Erinnerung herumschwirren, als hätte ich eine schöne Zeit mit ihnen verbracht und heute Morgen haben wir uns voneinander verabschiedet.


    Dieses Buch hat schon einen schönen Platz in meinem Regal. In meinem kleinen Lieblingsbuchladen steht es übrigens auf dem Tisch mit derzeit aktuellen „Historischen Besonderheiten, Highlights“ (oder wie man sie nennen mag) wie „Die Kathedrale des Meeres“ und „Die Tore der Welt“,


    Zur Leserunde möchte ich noch kurz was sagen: Ich habe mich nicht angemeldet, da mir die Zeit im Moment fehlt. Zwischendurch habe ich es manchmal bereut, aber ich lese Eure Beiträge mit, sitze auf meinen Händen und freue mich über interessante Gedankengänge, die mir beim ersten Lesen so nicht immer aufgefallen sind.


    Also insgesamt 10 von 10 Punkten.


    Viele liebe Grüße und einen schönen Abend.
    Nina


    Edit: aus Heinrich wird Henry

  • Vielen herzlichen Dank fuer die schoene Rezension, Hoernl.


    Das ist jetzt meine Freude am Morgen!


    Ich wuerde mich sehr freuen - und die anderen, denke ich, auch - wenn Du noch Lust hast, dieses oder jenes in der Leserunde zu schreiben, zu fragen, zu ergaenzen.


    Etwas sehr Lustiges: Ich habe das Wort Hundsfott zwar nicht von meiner Oma, aber von ihrer besten Freundin, deren Lieblingsschimpfwort es war, uebernommen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Hörnl
    Zur Leserunde möchte ich noch kurz was sagen: Ich habe mich nicht angemeldet, da mir die Zeit im Moment fehlt. Zwischendurch habe ich es manchmal bereut, aber ich lese Eure Beiträge mit, sitze auf meinen Händen und freue mich über interessante Gedankengänge, die mir beim ersten Lesen so nicht immer aufgefallen sind.


    Also insgesamt 10 von 10 Punkten.


    Viele liebe Grüße und einen schönen Abend.
    Nina


    Du kannst auch ohne das du dich bei der LR angemeldet hast mit diskutieren. :wave

  • Eigentlich hatte ich ja nicht geplant, nach der Enttäuschung mit den Glocken von Vineta, ein weiteres Buch von Charlotte Lyne zu lesen.


    Eigentlich.


    Denn das Leben spielt doch immer anders, als man denkt. So ist es mir passiert, dass ich bei den Büchereulen in einer Leserundenankündigung entsetzt schrieb, dass ich mich noch gar nicht angemeldet hatte – in dem Glauben, es handele sich um die Leserunde zu Sabine Wassermanns neuem Schmöker. Als ich meine Irrtum bemerkte, war ich schon drin in der Leserunde und hatte sogar ein Freiexemplar gewonnen.


    Und was soll ich sagen? Ich habe es noch nicht einen Moment bereut!


    Als ein Leser, dessen Kenntnisse der englischen Geschichte gegen Null tendieren, war es ein sehr spannendes Erlebnis, diese anhand des Romans von Charlotte Lyne nähergebracht zu bekommen! Zwar handelt es sich um eine fiktive Geschichte, jedoch sind die handelnden Personen (bis auf einige Nebenrollen) historisch belegt und die geschichtlichen Eckdaten fix – es ist also eine subjektive Version der Autorin, aber eine, die möglich ist – und die begeistert!


    In epischer Breite bringt Charlotte Lyne dem Leser eine Frau näher, die großen Einfluss auf die Geschichte Englands im 16. Jahrhundert gehabt hat, jedoch in den Geschichtsbüchern häufig höchstens eine Nebenrolle zugesprochen bekommt: Catherine Parr. Wir erleben Cathies Kindheit auf Wulf Hall Manor, wo sie zusammen mit ihren Geschwistern sowie den Brüdern Seymour, Edward und Thomas, aufwächst, während ihre Eltern sich am Hof des Königs aufhalten.


    Zwischen Cathie und Tom Seymour besteht schon zu ihrer Kindheit eine enge Bindung, die Zeit ihres Lebens nicht abreißen wird, trotz der verschiedenen Wege, die beide gehen müssen. Und diese Beziehung zieht sich wie ein roter Faden durch Cathies Leben, ihre verschiedenen Ehen, ihre Niederlagen, aber auch ihre Siege, als sie endlich ein Buch veröffentlichen kann.


    Gleichzeitig kehrt sich in England das Unterste zu Oberst. Am Hofe werden Reformbewegungen spürbar, die auch am König und seinem Gefolge nicht spurlos vorbeigehen. Cathies Freund aus Kindertagen, Edward Seymour, spielt dabei eine tragende Rolle, genauso, wie Erzbischof Cranmer.


    Doch leider ist Henry VIII völlig unberechenbar, was seine jeweilige Gunst angeht. Ist er heute den Reformen noch aufgeschlossen, um seine unfruchtbare Frau Anne Boleyn loszuwerden, wird er morgen nur umso strenger dem Papstlager zuzurechnen zu sein. Wie seine Frauen, wechselt er auch seine Gesinnung. Und zwischen diese Mühlen, die niedermahlen, wen sie wollen, geraten Cathie und Tom immer tiefer – bis Cathie sogar zu Henrys sechster und letzter Ehefrau wird. Dies bringt die Spannungen, die Qual und das Leiden der Liebe zwischen Tom und Cathie zu einem ungeahnten Höhepunkt…


    Ein Buch, prall wie das Leben, schillernd, glänzend, tragisch und doch so lebensbejahend, einfach wunderbar. Charlotte Lyne versteht es wie kaum eine andere, mit der Sprache vor dem inneren Auge des Lesers Bilder entstehen zu lassen, die plastischer nicht sein könnten. Dass neben den Geschichten auch noch Geschichte erzählt wird, hat mich am meisten beeindruckt, auch, weil auf meiner historischen Landkarte das England des 16. Jahrhunderts eher einem weißen Flecken glich. Aber so unterhaltsam zu Lernen, ich bin begeistert!


    Und eins muss ich noch loswerden: Das Buch ist eingeteilt in 12 Nächte, die sich an einem alten Weihnachtslied aus England orientieren: The 12th night of Christmas. In jeder Christnacht bekommt man von seiner wahren Liebe ein Geschenk; diese Geschenke finden sich auch immer in dem jeweiligen Kapitel wieder – eine bezaubernde Idee.


    Nach diesem Erlebnis weiß ich jedoch eins sicher: Die Glocken von Vineta bekommen bei mir noch mal eine Chance!


    Mein Prädikat: Historisch belegt, wunderbar erzählt.


    Zusätze zur Büchereulenrezi:
    Ich schließe mich Pelikan an, 12 von 10 Punkten!


    Und an dieser Stelle nochmal Dank an den Verlag für die Freiexemplare, für Charlie fürs Begleiten und alle anderen für die tolle Leserunde!!!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Vielen Dank fuer Deine so schoene Rezension, Caia - ich druck sie mir aus und freu mich den ganzen Abend dran.
    Und morgen auch noch.
    Und uebermorgen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Vielen Dank fuer Deine so schoene Rezension, Caia - ich druck sie mir aus und freu mich den ganzen Abend dran.
    Und morgen auch noch.
    Und uebermorgen.


    Alles Liebe von Charlie


    Ich hab mir ja auch Mühe gegeben :-]

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Bayern München und Manchester United können ein Lied davon singen- schwer ist es in der Champions League zu spielen. So eine Leistung wie der nationale Meister zu werden wird da gar nicht mehr groß wahrgenommen- wer redet schon über Selbstverständlichkeiten. Charlotte Lyne hat mit nur anderthalb Büchern diese Stufe der dünnen Luft erreicht und damit sich der Gefahr ausgesetzt nicht über irgendwelche Konkurrenz zu stolpern, sondern an sich selbst zu scheitern.


    Damit bin ich mit einer gewissen Hemmung an dieses Buch herangegangen-auf einen Döner am Imbiß wartet man eben mit einer anderen Erwartung, als auf die Speisenfolge im Sternerestaurant. Doch- um es in den Bildern zu belassen- die drei Sterne im Guide Michelin oder das Finale der Championsleague hat sich Charlotte Lyne für meinen Geschmack mit diesem Buch in jedem Fall erschrieben.


    Das fängt schon damit an, dass uns die in historischen Romanen durchaus nicht unbeackerte Tudorzeit des achten Henry aus gänzlich neuer Sicht präsentiert wird. Die Autorin bedient sich nicht des altbewährten Tricks den historischen Personen eine fiktive beizustellen, die dann die Geschichte trägt, die Geschichte (im Sinne von Historie) erzählt, sondern sie breitet die Lebensgeschichte von Catherine Parr, der sechsten Ehefrau des Renaissancemenschen Henry Tudor, König und Herrscher von England vor dem Leser aus. Farbig, geruchsintensiv, mit Erlebnistiefe und mit einer Sprache, die den Spaß der Erzählerin am Schreiben zeigt. Viele Sätze kann man sich anstreichen, so schöne Bilder lassen sie entstehen.


    Die Geschichte hat uns über die handelnden Personen einiges an Quellenlage hinterlassen und damit bleibt nicht viel Raum für Fiktion- Charlotte Lyne gelingt es aber eine schlüssige Interpretation- wie sie selbst im Nachwort betont -ihre eigene Sicht der Dinge von vielen möglichen die ihre- dem Leser zu vermitteln. Sie verwendet die Sicht der Liebenden- der Autorin, die ihre Figuren liebt, die historischen Personen, deren Motive auf Liebe beruhen, der Liebe zum Beruf, zur Partnerin oder zur Religion.


    Ihre Hauptprotagonistin ist Catherine Parr und sie zeigt, welchen gewaltigen Einfluß diese Zeitgenossin einer Isabella d´Este oder auch einer Katharina di Medici auf die Weltgeschichte genommen hat- ohne dass ihr Wirken die Schlagzeilen geprägt hätte. Als wichtige Erzieherin und Ersatzmutter von Elizabeth Tudor, der späteren Königin Elizabeth der Ersten, als Freundin der protestantsichen Reformer, der Gründer der anglikanischen Kirche Cranmer, Tynsdale oder Coverdale, als Freundin des Protektors Eduard Seymour und Gattin und Geliebte dessen Bruders Thomas Seymour und natürlich als Ehefrau des Königs, die Ehefrau die immerin fünf Jahre an der Seite dieses Machtmenschen überlebte.


    Cathrine Parrs Jugend ist im Dunkel der Geschichte verborgen- die Autorin lässt sie als Pflegekind bei den Seymours aufwachsen und damit eine Grundlage legen für eine lebenslange Verbundeneit mit Eduard Seymour und eine lebenslange Liebe zu Thomas, dessen jüngerem Bruder. Prägende Jahre in der Ruhe des Familienhauses der Seymours im Savage Forest, der Drang als adelige Frau die Grenzen, die die Konvention dem Geschlecht auferlegen hinauszuschieben, Bildung zu erwerben, selbst Denken und Handeln zu können, Denken befreit, Lesen können eröffnet Welten. Charlotte Lyne lässt uns alle Höhen und Tiefen dieses Lebens mit erleiden, erdulden, ertragen, lässt und jubeln und feiern, tanzen und lieben mit großer Intensität und historischer Genauigkeit.


    Ich will keinen Co- Roman schreiben und zum Inhalt wurde auch schon viel gesagt- ich könnte hier noch seitenweise schwärmen, dabei will ich kurz zusammengefasst doch nur eins: Wenn ihr nur ein Buch lesen dürft im Jahr 2008 - nehmt dies.

  • Beo, was soll ich denn dazu jetzt sagen?
    Ich weiss zumindest endlich, warum sich Autoren aus ihren Rezensionsthreads heraushalten sollen: Weil sie dabei heulen muessen und dumm herumstottern und sich ziemlich lachhaft benehmen.
    Das macht mir aber gar nichts.


    Danke, Beo.
    Charlie

  • Ihr seid sehr, sehr nett zu mir.
    Alle.
    Ich werde diese Leserunde, die meine Leseparty ist, immer als das schoenste, das meinem Buch passiert ist, im Hinterkopf behalten.
    Das Buch hat nicht die meisten, aber die nettesten Leser auf der Welt. Es moechte nicht tauschen!


    Alles Liebe.
    Charlie und Twelfthnight

  • In meinen frühen Beginnen mit Büchern, hatte ich zwei Bücher, die ich besonders gern hatte. Es waren zwei bilderbuchartige Bücher, die mich besonders faszinierten, da sie aufklappbar waren und die einzelnen Szenen so vor mir aus Karton auferstanden und ich dann noch lustig mit Schiebern interaktiv mitmischen durfte. „Die zwölfte Nacht“ erscheint eine ganz moderne Version dieser Bücher zu sein, allerdings entstehen diese Bilder dabei nicht mehr aus Karton, sondern erzeugen eine eigene Wirklichkeit im Kopf. Das Gefühl bei einem Roman in die Geschichte gezogen zu werden und live dabei zu sein, haben ja bereits mehrere Autoren bei mir vollbracht. Bei Charlotte Lyne gelingt es aber um ein vielfaches besser.


    Während sonst ein Bereich um die Hauptfiguren mit Leben erweckt wird, so habe ich hier ganze Welten miterlebt. Vor allem eine Szene auf einer Wiese in Chelsea hat dabei ein unglaubliches Bild geformt. Grandiose Erzählkunst. Hätte sich mein Leseich, das sich dort glaubte, umgedreht, hätte es keine weiße Wand angestarrt, sondern über die Weiten Englands geblickt, hätte es bei der mitreißenden Geschichte dafür Zeit gefunden.


    Zudem wird Geschichte hautnah zum miterleben erzählt. Henry VIII. war mir bisher nur am Rande bekannt, umso interessanter war es diese spannende Zeit der Weltgeschichte kennenzulernen. Deren Akteure zu beobachten und ihr Verhalten zu interpretieren.


    Am Olymp des historischen Romans wird es langsam eng. Ein Dreierstockerl geht sich aufgrund der Begrenztheit auf drei schon nicht mehr aus. Mit der zwölften Nacht hat sich Charlotte Lyne ihren Platz dort jedenfalls redlich verdient. Ich vergebe 10 Punkte.

  • Es ist so schoen, das zu lesen.
    Deinen Vergleich mit den Kartonbuechern liebe ich - wir haben so eines fuer unser juengstes Kind mit Schloessern. Hampton Court ist auch dabei! Ich moechte selbst immerzu mit dem Buch spielen.


    Vielen Dank fuer Deine schoenen, grosszuegigen Worte.
    Twelfthnight und ich sind jetzt sehr verwoehnt.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich habe das eben beendet. Ich bin zutiefst berührt, traurig, glücklich und fühle mich wie in einen Strom hineingezogen.


    Das Buch hat mir viel gegeben. Es hat mich zum schmunzeln und zum weinen gebracht, mich hat vieles berührt, aufgeregt und zum nachdenken angeregt. Das wird nicht mein letztes Buch von Chalotte Lyne sein – das steht fest!


    Der Schreibstil von Charlie hat mich magisch angezogen, und die Geschichte hat mein Interesse geweckt. Ich möchte mehr über die Seymours erfahren. Ich fühle mich ihnen nah – irgendwie. Dafür möchte ich dir Charlie danken!



    Ein wundervoller Roman. :anbet
    Mehr kann ich dazu nicht sagen.

  • Ich kann mich nur wiederholen: Zu danken habe ich.
    Mein Lieblingsbuch ist in der schoensten Leserunde gelandet, die man sich wuenschen kann.
    Wir sind zwei Glueckspilze, Twelfthnight und ich.


    Danke!
    Alles Liebe von Charlie