Hubertus Knabe - Die Täter sind unter uns

  • Titel: Die Täter sind unter uns
    Untertitel: Über das Schönreden der SED-Diktatur
    Autor: Hubertus Knabe
    Verlag: List
    Erschienen als Taschenbuch: Mai 2008
    Seitenzahl: 383
    ISBN-10: 3548608183
    ISBN-13: 978-3548608181
    Preis: 9.95 EUR


    In der Summe ein eher enttäuschendes Buch. Hubertus Knabe bei seiner ganz individuellen Frustbewältigung. Einiges ist durchaus nicht uninteressant; nur wenn Knabe dann damit beginnt, die von ihm geschilderten Fakten auch noch zu interpretieren, dann geht es schon mal mit ihm durch. Ganz schlimm wird es aber, wenn er dann auch noch juristisches Terrain betritt. Abenteuerlich! Hier möchte man ihm wirklich nur zurufen was Dieter Nuhr anderenorts schon mal gesagt hat: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!“.


    Der Versuch von Knabe die DDR-Vergangenheit aufzuarbeiten ist ihm gründlichst misslungen. Das Einprügeln auf irgendwelche Personen, das Pflegen von hinlänglich bekannten Vorurteilen ist wohl nicht das was man unter einer sachlichen Beschäftigung mit der Vergangenheit versteht. Hier wird alles in einen Topf geschmissen, hier ist jemand der sich wohl einfach mal so richtig auskotzen möchte.


    Wenn man keine Ahnung von juristischen Dingen hat, dann sollte man tunlichst eine juristische Bewertung der DDR-Justiz unterlassen. Aber Knabe reißt die Dinge aus dem Zusammenhang, ordnet sie so ein wie sie ihm gerade am besten in den Kram passen und sieht nicht, dass man bei aller Kritik an irgendwelchen Urteilen die rechtsstattlichen Grundlagen der Bundesrepublik Deutschland nicht aus den Augen verlieren sollte. Das Bundesverfassungsgericht, der Bundesgerichtshof und das gesamte bundesdeutsche Recht sind nun einmal kein Wunschkonzert des Herrn Knabe.


    Das was Knabe abliefert ist Meinung. Dabei hätte man vom wissenschaftlichen Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen ein wenig mehr Objektivität und eine seriöse Darstellung des Gewesenen erwartet. Wenn dann auch noch behauptet wird, bei Knabe handelt es sich um einen der profiliertesten Historikern der Bundesrepublik Deutschland in Bezug auf die Aufarbeitung der DDR/SED, dann kommen einem als Leser schon ernsthafte Zweifel an der Beurteilung dieses Autors.


    Hubertus Knabe darf sich die zweifelhafte Ehre ans Revers heften, ein ernstes zeitgenössisches Thema voll an die Wand gefahren zu haben. Und einer seriösen Darstellung verstehe ich eigentlich etwas anderes; sicher aber keine persönliche Frustbewältigung. Und wer dem Bundesverfassungsgericht und dem Bundesgerichtshof in Bezug auf die gerichtliche Verfolgung von DDR-Unrecht quasi selbst „Unrechtsurteile“ vorwirft, der muss sich schon fragen lassen, ob er diesem Thema auch nur ansatzweise gewachsen ist.


    Ein wichtiges Thema – ein schlimmes Buch. Knabe hat sich als Historiker disqualifiziert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.