“Die Geheimnisse werden dereinst verloren sein, das Wissen vergeht. Atlantis wird zur Legende, es bleiben eine überlieferte Sage von Ruhm und Größe und eine Warnung an jene, die sich Kräfte zu Eigen machen wollen, die nicht für Menschen bestimmt sind.“ (Seite 587)
608 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Originaltitel: Ancestors of Avalon
Übersetzt aus dem Amerikanischen von: Irene Holicki und Irene Bonhorst
Verlag: Diana Verlag, München, 2004
ISBN-10: 3-453-26500-9
ISBN-13: 978-3-453-26500-4
Die „Avalon-Bücher“ von Marion Zimmer Bradley in der chronologischen Reihenfolge: (Sobald Rezis vorliegen, ergänze ich die Links hier.)
- Das Licht von Atlantis (Die „Vor-Vorgeschichte“); (Eulenrezi)
- Die Ahnen von Avalon
- Die Hüterin von Avalon; (Eulenrezi)
- Die Wälder von Albion; (Eulenrezi)
- Die Herrin von Avalon; (Eulenrezi)
- Die Priesterin von Avalon
- Die Nebel von Avalon; (Allerlei Buch Thread)
Kurzinhalt / Klappentext
Schon in den „Nebeln von Avalon“ wird die Erinnerung an einen Feuer speienden Berg, ein versunkenes Inselreich und dessen Hohe Priester, die einst die heiligen Stätten Britaniens erbauten, heraufbeschworen. Noch weiß niemand, daß sie die letzten Überlebenden des zaubermächtigen Atlantis sind.
Tiriki, einst Prinzessin und Priesterin von Atlantis, ist es bestimmt, die erste Hohe Priesterin des Nebelreichs zu werden. Doch der Preis ist hoch: Nach der Flucht von der todgeweihten Insel bleibt ihr Gefährte und Vertrauter Prinz Micail verschollen. Auf sich allein gestellt, muß Tiriki entscheiden, welchen Weg sie und die vermeintlich letzten Überlebenden ihres Volkes einschlagen sollen. Das Leben in ihrer neuen Heimat ist von Kummer und Entbehrungen gezeichnet. Und doch wohnt dem Land eine eigene Magie inne. Tiriki erkennt, daß es ihre Aufgabe ist, hier ein Heiligtum für den alten Glauben an die Große Mutter zu errichten.
Eine andere Gruppe Überlebender hat es in die alte Handelsstadt Belsairath verschlagen, unter Ihnen Prinz Tjalan und Prinz Micail. Während Micail seiner Gefährtin nachtrauert und erst langsam wieder zu Kräften kommt, spinnt Tjalan ganz eigene Pläne.
Das Schicksal von Morgaines Ahnen erfüllt sich so im alten Britannien. Zwei völlig verschiedene Heiligtümer entstehen, von denen aber nur eines Überleben kann.
Zum ersten Mal nimmt die Geschichte des Avalon-Zyklus ihren Anfang im sagenumwobenen Atlantis.
Über die Autorin (Aus Angaben der Verlage, der Homepage des Literary Work Trust, Diana L. Paxsons Homepage sowie Wikipedia zusammengestellt)
Marion Zimmer Bradley wurde 1930 als Marion Eleanor Zimmer geboren und begann bereits mit elf Jahren, Romane zu schreiben. 1949 heirate sie den viele Jahre älteren Robert Alden Bradley, mit dem sie einen Sohn (David) hat. Nach einer Unterbrechung beendete sie ihr Studium im Jahre 1965.
Im Jahre 1953 erschien ihr erster Roman; sie hatte begonnen zu schreiben, um zumindest im Kopf der Ehe mit ihrem Mann entfliehen zu können, und veröffentlichte zunächst vor allem in Zeitschriften und Anthologien. 1964 schließlich wurde sie geschieden. Bald darauf heiratete sie Walter Henry Breen, mit dem sie zwei weitere Kinder hat. Von ihm trennte sie sich 1979, jedoch wohnten sie bis zu Marions Tod weiter in der gleichen Straße. Zusammen mit ihm wurde sie 1980 zu Priestern der „Holy Apostolic-Catholic Church of the East (Chaldean-Syrian)“ geweiht.
Ihre letzten Jahre wohnte sie zusammen mit ihrer Schwägerin Diana L. Paxson, Tracy Blackstone und ihrem Bruder Paul Edwin Zimmer in einem Schriftstellerhaushalt, den sie „Greyhaven“ nannten.
Ihr größter Erfolg war der Roman „Die Nebel von Avalon“, welcher 1982 erschien.
Sie verstarb am 25. September 1999 an den Folgen eines Herzanfalls.
Informationen im Internet
- < Klick > Eulenbiographie
- < Klick > Homepage des „Marion Zimmer Bradley Literary Works Trust“, der Gesellschaft, die die Urheberrechtes ihres Werkes verwaltet (in englischer Sprache)
- < Klick > Informationsseite der Verlagsgruppe Randomhouse (deutsch)
- < Klick > Informationsseite des S. Fischer Verlages (deutsch)
- < Klick > Informationsseite der Verlagsgruppe Droemer-Knaur (deutsch)
- < Klick > das sagt Wikipedia
- < Klick > hier die englische Wikipedia-Seite
(Google ergibt auf eine Eingabe des Namens „Marion Zimmer Bradley“ ca. 586.000 Ergebnisse. Ich verzichte, die hier alle aufzuführen. ;-))
Sonstige Angaben
Ihr Werk ist geprägt von starkem Feminismus und dem Konflikt zwischen Tradition und Fortschritt. Immer wieder klingt auch ihre Faszination für keltische Musik und Kultur an; auch ihre Sympathie für alte (heidnische) Religionen ist unverkennbar. (Wobei, diese Anmerkung sei mir gestattet, sie diese am Ende der „Nebel von Avalon“ in sehr nachdenklicher Weise miteinander in Beziehung setzt, um nicht zu sagen verbindet. Aber das ist meine ganz eigene, subjektive Einschätzung.)
Diana L. Paxson wurde am 20. Febr. 1943 in Detroit geboren, wuchs jedoch in Californien auf. Sie studierte u. a. in Berkeley, wo sie auch ihren Abschluß in Literaturwissenschaft, Schwerpunkt Mittelalter, machte. Sie heiratete Donald Studebaker, mit dem sie einen Sohn hat. Sie ist die Schwägerin von Marion Zimmer Bradley und hat nach deren Tod die Avalon-Saga zu Ende geführt. Daneben hat sie eine Anzahl eigener Fantasy-Bücher veröffentlicht. Noch immer wohnt sie in Greyhaven, dem Haus, in dem bis zu deren Tod auch Marion Zimmer Bradley lebte.
Informationen im Internet
- < Klick > Die Homepage der Autorin (in englischer Sprache)
- < Klick > Ihre zweite Homepage (in englischer Sprache)
- < Klick > Das sagt Wikipedia
- < Klick > Das sagt das englische Wikipedia
Meine Meinung
„Die Ahnen von Avalon“ schließen, einige Jahre später, nahtlos an die Begebnisse aus „Das Licht von Atlantis“ an. Die Anzeichen für den Untergang von Atlantis werden immer deutlicher, und schließlich läßt es sich nicht mehr leugnen: die Zeit ist da. So gut man eine Evakuierung auch planen kann, letztlich verläuft es doch anders. Und so werden die Flüchtlingsgruppen getrennt, kaum eine Familie kommt zusammen auf ein Schiff, es heißt für immer Abschied nehmen von einigen vertrauten Gestalten.
Tiriki und Micail überleben, besagt doch die alte Prophezeiung, daß sie beide einen neuen Tempel in einem fremden Land begründen werden. Nur wann das sein wird, sagt die Kunde nicht. Sie werden getrennt, jeder glaubt, der andere habe die Flucht nicht überlebt, und muß nun sehen, wie er/sie mit dem Schicksal fertig wird. Müßig zu erwähnen, daß bei MZB die Frauen die starken Gestalten sind. Micail ist schwer krank, verfällt in eine Art Apathie und trauert seiner verlorenen Gattin nach. Lange wird es dauern, bis er daraus erwacht. Und fraglich wird der Anlaß sein, der ihm die Lebensgeister zurück gibt.
Tiriki landet mit ihrem Schiff an einer anderen Stelle, wo sie von den „Eingeborenen“ freundlich empfangen werden. Diese haben selbst wenig zum Leben, teilen aber dennoch mit den Ankömmlingen. Während in Belsairath Prinz Tjalan und die Seinen deutlich Distanz zu den Einheimischen halten, nehmen Tiriki, unterstützt von dem weisen Chedan, mehr und mehr Lebensformen der Ureinwohner an. Erinnern wir uns kurz: im „Licht von Atlantis“ wurde sie, noch im Mutterleib, von Domaris und Deoris der Großen Mutter geweiht. Hier nur erfüllt sich diese Weihe. Sie kommt in Verbindung mit den Alten Mächten dieses Landes, wird von diesen angenommen und willkommen geheißen, und wird mehr und mehr von einer Priesterin des Lichts zu einer von Caratra, der Großen Mutter.
So nimmt das Schicksal seinen Lauf. Tjalan träumt von der Neuerrichtung des atlantidischen Reiches (mit ihm als Kaiser natürlich), Micail in seinem Schmerz erkennt über lange Zeit nicht die wahren Absichten Tjalans und mißdeutet die Rolle, die ihm die Prophezeiung zuweist. Tiriki, mit Hilfe von Chedan, errichtet im Einklang mit den Kräften des Landes ein neues Heiligtum an einer Stelle, die uns über etliche Bücher und Jahrhunderte hindurch vertraut werden wird. Aber zunächst stehen sich beide Gruppen mehr oder weniger unversöhnlich gegenüber und irgendwann muß es zu einer letzten Konfrontation kommen.
Das Buch verläuft hier in zwei Erzählsträngen: einer bei Tiriki, der andere bei Micail. Nicht ganz leicht zu bewältigen, doch bereitete mir diese Trennung recht wenig Probleme. Meist zeigt ein neues Kapitel den Wechsel des Handlungsortes an, und auch, wenn es mitten im Kapitel wechselt, merkt man es recht schnell.
Darin besteht das Mysterium. Alle Götter sind ein Gott, und alle Göttinnen sind eine Göttin, und es gibt Einen, der alles in Gang setzt. (Seite 218) In einem Buch, in dem es viel um Magie, Tempel geht, viele der Protagonisten Priester sind, bleibt es nicht aus, daß religiöse Fragen immer wieder eine Rolle spielen. Die Vorliebe MZB’s für die heidnischen Religionen ist bekannt, desgleichen ihr starker Feminismus. Beides findet sich auch in diesem Buch. Andererseits kann man natürlich in einer Handlung, die über zweitausend Jahre vor unserer Zeitrechnung spielt, keine christliche Kirche erwarten. Doch manche Dinge ändern sich nie. Würden die heutigen Menschen den oben zitierten Satz einer alten Priesterin aus Belsairath akzeptieren, würde so mancher Krieg nicht geführt, den Menschen so manches Leid und Schmerz erspart werden. Doch das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben.
Ganz am Ende der „Nebel von Avalon“, wenn alles vorbei ist, kann man eine Ahnung erhaschen, daß eine Art Synthese des „alten“ und des „neuen“ Glaubens möglich ist / wäre. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Während in vielen Religionen und Gesellschaften ein „Patriarchat“ herrscht, redet MZB sehr deutlich dem „Matriarchat“ den Weg. Überspitzt gesagt, von einem Extrem ins Andere. Wir leben in einer dualen Welt. Vielleicht wäre ein Ausgleich, ein gleichberechtigtes Neben- und Miteinander der bessere, der richtige Weg. Nicht nur auf dem Papier, sondern in täglichen Leben, auf allen Ebenen. Ein Gedanke, der mir immer wieder kam, wenn es zu sehr in eine Richtung ausschlug. Doch auch das wird wohl für lange Zeit ein frommer Wunsch bleiben.
Das Buch wurde von Diana L. Paxson nach Aufzeichnungen von MZB sowie mit Hilfe von David (MZB’s Sohn) fertiggestellt. Es ist schon etwas schwächer als die Originalwerke von MZB. Bisweilen erschienen mir die Figuren etwas blaß, farb- und konturlos, nur Andeutungen, wo genauere Beschreibungen wünschenswert gewesen wären. Vieles über den Charakter der Protas muß man sich aus der Handlung „zusammensuchen“ bzw. daraus schließen, manchmal habe ich die Zeitsprünge nicht gleich bemerkt. Auch die Namen waren bisweilen etwas verwirrend, trotz des umfangreichen Personenverzeichnisses. Das hat mich allerdings nicht daran gehindert, das Buch jetzt zum zweiten Mal zu lesen. Es ist eine Fortführung des „Lichts von Atlantis“ und erzählt die Gründung von Avalon. Die Brücken von einem mythischen Reich zum anderen ist geschlagen. Aus den Trümmern des einen entsteht das andere und führt das Erbe, wenn auch in veränderter Form, durch die Zeiten fort.
Am Ende habe ich das Buch wehmütig und etwas traurig geschlossen. Nicht nur umspannt die Handlung mehrere Jahre, ich hatte auch das Gefühl, etliche Jahre mit den Protagonisten verbracht zu haben. Denn nun heißt es endgültig Abschied nehmen von lieb gewordenen Gestalten. Tiriki und Micail, Reidel, Damisa, Chedan, Taret und wie sie alle hießen. Sie sind lange von uns gegangen, ihre Namen, ihre Taten vergessen, wenn das nächste Kapitel der Saga aufgeschlagen wird. Im Jahre 43 n. Chr., über zweitausend Jahre nach den Ereignissen dieses Buches.
Nur weniges Sichtbare hat bis in unsere Tage überdauert. Dieser - Klick - führt zu einem Monument aus jener Zeit, das im Buch eine Rolle spielt. Wir, die wir doch vorgeben, alles zu wissen, haben kaum eine Ahnung davon, wie diese Anlage vor Tausenden von Jahren erbaut wurde. Vielleicht gibt es doch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als der Mensch mit seinem beschränkten Verstand erklären kann.
In einer Zeit, die dem Mythos so abhold ist wie die unsere, werden drei uralte verbunden und in Beziehung gesetzt, und können so eine neue Kraft entfalten.
Übrigens: Tiriki wird ein den Einheimischen oft Mor-gan genannt, „Die Frau, die aus dem Meer kommt“, während Chedan nach einer dortigen Falkenart „Sonnenfalke“ - oder auch Merlin gerufen wird.
“Atlantis ist verloren, aber die Mysterien bleiben. Es gibt hier viel für uns zu tun.“ (Seite 409)
Kurzfassung
Von Atlantis nach Avalon. Die Überlebenden des untergegangenen Seereiches gründen in Britannien unter großen Schwierigkeiten ein Heiligtum, das fortan für Jahrhunderte bestehen und seine eigene Magie entfalten wird.
Edit. 21.06., 18.07.2008 Link ergänzt