Umschlagtext
Eine unwirkliche Stille liegt über Whisper, dem alten Haus, drückend und gefährlich. Als Noa es das erste Mal betritt, ist sie gleichermaßen ergriffen von Furcht und neugieriger Erwartung. Doch niemand außer ihr scheint zu spüren, dass das alte Gebäude ein lang gehütetes Geheimnis birgt ...
Nicht nur von einem geheimnisvollen Haus, auch von einem nie geklärten Mord, von menschlichen Leidenschaften und einer großen Liebe erzählt Isabel Abedi in "Whisper". Meisterhaft versteht es die Erfolgsautorin ihre Leser in eine mysteriöse, kaum auszuhaltende Spannung zu versetzen. Nicht ohne Grund ist "Whisper" für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und von der Presse hoch gelobt worden. Ein ungewöhnliches und großartiges Buch.
Über die Autorin
Isabel Abedi, geboren 1967, hat 13 Jahre lang als Werbetexterin gearbeitet. Inzwischen ist sie eine der erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchschriftstellerinnen Deutschlands. Ihr neuester Roman Isola" erscheint 2007 im Arena HC-Programm.
kamelin meint
Die sechzehnjährige Noa verbringt ihre Sommerferien im Westerwald, zusammen mit ihrer nervigen Mutter, Kate, und Gilbert, der esoterisch-liebenswerte Freund der Mutter. Was zunächst nach langweiligen Ferien in der Einöde aussieht, entwickelt sich immer mehr zu einem kleinen Abenteuerurlaub, denn das 500 Jahre alte Ferienhaus birgt ein Geheimnis, dem Noa im Verlauf der Geschichte immer näher rückt. Dabei ist sie nicht allein, denn der attraktive David, ein älterer Junge aus dem Dorf, hilft ihr die Wahrheit über Ereignisse herauszufinden, die mehr als dreissig Jahre zurückliegen, und mit den Menschen zu tun haben, denen David bisher vertraut hat. Was anfangs als lustiges Spiel beginnt, wird zu einem Alptraum - nicht nur für David, sondern auch für das Dorf, denn Noa stellt Fragen, und wühlt damit ohne es zu wissen alte Wunden auf. Dabei stellt sie sich auch ihren eigenen Wunden, denn auch Noa trägt ein Geheimnis in sich, das sie bisher mit keinem Menschen teilen konnte.
Ich bin zu dem Hörbuch gekommen, wie die Jungfrau zum Kind, denn einerseits ist das überhaupt nicht mein Genre (Krimi!), anderseits spielt das Ganze im Westerwald, nicht gerade ein üppiger Schauplatz. Doch die Rezensionen konnten mich überzeugen - zum Glück - denn das Hörbuch ist eine echte Entdeckung.
Die Autorin hat einen ganz wunderbaren Schreibstil, und konnte mich immer mehr in die Handlung der Geschichte hineinziehen. Zum einen fand ich die Charaktere zauberhaft beschrieben, wie Noa, die mit einer überdrehten Mutter leben muss, die ihrer Tochter kaum Raum zum atmen gibt, aber dennoch ein liebenswertes und sogar sympathisches Wesen hat. Dabei lässt Isabel Abedi den Zuhörer immer wieder einen Blick hinter Kates Fassade werfen - aber auch hinter Noas. Das Mädchen vereinsamt an der Seite ihrer Mutter und hat sich sukzessive in ihre eigene Welt zurückgezogen, der Welt der Fotografie. Einzig Gilbert, den schwulen Freund der Mutter, lässt sie an ihrem Leben teilnehmen, bis sie David kennenlernt. Der Junge ist anders als ihre bisherigen Freunde, und hilft Noa sich mehr und mehr zu öffnen und zu vertrauen.
Was mir besonders gut an dieser Geschichte gefallen hat, sind die vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten, die vielschichtig und farbenfroh beschrieben wurden. Es gibt nicht die Bösen oder die Guten. Das Leben ist nicht schwarz/ weiss. Und: alles steht in einem Zusammenhang und hat einen Grund. Auch David hat seine Geschichte, und lässt Noa vorsichtig daran teilhaben, und schliesslich lernen sie, einander zu vertrauen und kommen sich über das geheimnisvolle Haus näher. In diesem Haus sind die Schicksale von Davids Freunden und Verwandten verwoben, und es war sehr spannend und aufregend zu erleben, wie sich der Handlungsstrang der Vergangenheit langsam, aber mit zunehmendem Tempo, mit der Gegenwart vereint. Das Ganze ist so geschickt und feinmaschig aufgebaut, dass ich das Hörbuch ab der Hälfte nicht mehr ausstellen konnte.
Eine üppige, runde und in sich stimmige Geschichte, spannend zu hören, gut beschrieben und ausgezeichnet vorgetragen von Nina Petri, die ich als Sprecherin entdeckt habe. Sie trägt die Geschichte tatsächlich so vor, als hätte sie sie selbst geschrieben, denn sie fängt alle Facetten der Persönlichkeiten ein, und gibt sie in der Lesung gefühlvoll und mit warmer Stimme wieder. Eine ganz tolle Leistung, denn es ist oft nervtötend, wenn Geschichten von überambitionierten Sprechern erdrückt werden. Nina Petri gehört sicher nicht dazu, denn mit ihrer angenehmen Stimme führt sie sehr sensibel und emphatisch durch den Roman, den ich wärmstens empfehlen kann.