Ich habe da mal eine Frage zur Verantwortung von Jugendbuchautoren für ihre jugendlichen Leser - ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich das zu eng sehe oder ob ich "recht" habe mit meinen Gedanken.
Hintergrund ist eine Szene im Buch Roller und Rosenkranz von Gudrun Pausewang, die ja eigentlich eine alte Häsin auf dem Bereich der Jugendliteratur ist.
In diesem Buch schildert sie, daß die Protagonistin mit ihren Eltern im Nebel auf nasser Fahrbahn einen Autounfall hatte, bei dem die Eltern starben und nur sie überlebte.
Sie schreibt dabei, sie hatte ein paar Verletzungen, kam aber mit dem Leben davon, WEIL sie hinten saß und NICHT angeschnallt war. Sie flog aus dem Auto, das sich danach mitsamt der Eltern überschlug und eine Böschung hinunterstürzte.
Über diesen an und für sich überhaupt nicht handlungsrelevanten Passus habe ich mich so geärgert, daß ich dazu gerne Eure Meinungen hören möchte.
Wegen der komplett anderen Ausgangslange läßt sich dieser Unfall zwar nicht mit den zahllosen sog. "Disco-Unfällen" vergleichen. Aber wie viele Jugendliche sterben jedes Wochenende, eben weil sie NICHT angeschnallt gefahren sind (sicher, da kommen auch oft noch Alkohol und überhöhte Geschindigkeit, gepaart mit fehlender Erfahrung dazu).
Aber die Aussage, die hier in einem Buch mit Zielgruppe ab 14 suggeriert wird "Ich habe NUR überlebt, weil ich NICHT angeschnallt" war, finde ich sehr bedenklich - und die Tatsache, daß sie von einem Routinier des Genres stammt, macht es nicht besser.
Man hätte das Szenario nämlich auch total leicht ein wenig so umstellen können, daß die Protagonistin nur deswegen überlebt, weil sie als einzige angeschnallt war. Das hätte an der Story des Buches nicht im geringsten etwas verändert (davon abgesehen finde ich es völlig unmöglich, daß die Eltern überhaupt mit einem unangeschnallten Kind, egal welchen Alters, losfahren).
Wie seht ihr das? Bin ich hier zu pingelig? Erwarte ich mir von Jugendbuchautoren zu viel? Bei Krimis steht ja auch nicht bei jedem Mord als Fußnote dabei "gem. § xyz ist Mord eine Straftat - bitte nicht nachmachen" etc. Aber gerade im Hinblick auf nachlassende Gurtmoral und Unfallzahlen - gerade auch der Zielgruppe ... sollte man da nicht ein wenig weiter denken?
Was meint ihr?