Kurzbeschreibung
Am 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler unter den Jubelrufen der anwesenden Wiener auf dem Heldenplatz den "Anschluss" Österreichs an Deutschland. 50 Jahre später versammeln sich in einer Wohnung in der Nähe des Heldenplatzes die Familie Schuster. Für diesen philosophischen Kopf, von den Nazis verjagt, in den 50er Jahren auf Bitten des Wiener Bürgermeisters aus Oxford auf seinen Lehrstuhl zurückgekehrt, gab es keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Denn die Situation im gegenwärtigen Österreich sei "noch viel schlimmer als vor fünfzig Jahren".
Das Schicksal Josef Schusters verdeutlicht in Bernhards politischstem Stück die politisch-moralisch-geistigen Verhältnisse in Österreich. Mittels einer poetisch-musikalischen Sprache, durch seine zum Formprinzip gewordenen Kunst der präzisen Übertreibung vermag Thomas Bernhard der Gegenwart zu ihrer Kenntlichkeit zu verhelfen - in einer Weise, dass dem Leser und Zuschauer das Lachen ausgetrieben wird.Thomas Bernhard, am 9. Februar 1931 in Heerlen/Niederlande geboren, starb am 12. Februar 1989 in Gmunden/Oberösterreich.
Kritik:
Dieses österreichische Kritik-Theaterstück bewies, dass Österreich und Deuschland nicht mit der eigenen Vergangenheit umgehen können, und noch nicht die eigene Identität gefunden haben.
Besonders auf Österreich nimmt es Bezug. Vor einigen Jahren war es DER Skandal, die Kronenzeitung machte diesen fantastischen Autor buchstäblich fertig und vertrieb ihn aus Österreich.
Dabei schuf der Autor mit Heldenplatz ein Werk, dass einerseits belegte, welch zwiespältiges Verhältnis Österreich zum Krieg hat, und zweitens, dass wir Österreicher nicht mit unserer Schuld umgehen können, teils noch immer nostalgisch zurückblicken in andere Zeiten, und doch noch einige fragwürdige Ideologien herumhuschen.
Nicht nur für Österreicher empfehlenwert, sondern für jeden Menschen interessant. Eine Pflichtlektüre.
mfg