Driving Lessons - Mit Vollgas ins Leben

  • Handlung
    Der gutmütige Ben ist siebzehn Jahre alt, doch noch immer erklärt ihm die Mama, eine streng konservative Pfarrersgattin, wie sein Leben zu laufen hat. Das ändert sich, als die exzentrische Ex-Schauspielerin Evie Walton in sein Leben tritt. Eigentlich soll Ben bei der betagten Dame ja nur nach dem rechten sehen. Die aber entführt ihn auf ausgedehnte Campingtrips quer durchs Land, bestärkt seine künstlerischen Neigungen, schleppt ihn auf Festivals, verschafft ihm sexuelle Kontakte, kurz, weckt den freien Geist in ihm.


    Meine Rezension
    Ben (Rupert Grint, "der" Ronald Weasly aus Harry Potter) ist eine arme Wurst. Er ist der 17-jährige Sohn des örtlichen Pfarrers und der herrischen, erzkonservativen Pfarrersgattin. Er leidet unter seiner Mutter, ist genervt – aber ihm fehlt der Mumm, sich gegen seine überaus dominante, keinen Widerspruch duldende Mutter zur Wehr zu setzen. Allein die Fahrstunden, die seine Mutter ihm erteilt, sind eine Strafe. Auch sein Vater wehrt sich nicht gegen seine alles bestimmende Frau, sondern flüchtet sich einfach in seine Vogelkunde-Bücher.


    Die Mutter – grandios gespielt von Laura Linney – lebt ihren christlichen Traum einer Pfarrersfamilie voll aus und Ben und sein Vater müssen mitspielen, ob sie nun wollen oder nicht. So führt sie unter dem Deckmäntelchen der christlichen Nächstenliebe ein äußerst herrisches Regiment.


    Damit auch Ben sein Scherflein zum aktuellen nächstenliebenden Projekt seiner Mutter beitragen kann (sie hat einen seltsamen älteren Herrn in der Familie aufgenommen und bittet Ben, sich einen Job zu suchen, damit sie ihn bei sich mit durchfüttern können) , fordert sie ihn auf, sich einen Nebenjob zu suchen.


    So gelangt Ben zur alternden Schauspielerin Evie Walton (Julie Walters), einem unkonventionellen Freigeist, bei der er gelegentlich nach dem Rechten sehen soll. Doch Evie nimmt seine Dienste anderweitig in Anspruch: so rezitiert sie mit ihm gemeinsam Theaterstücke, nimmt ihn mit auf Festivals und „entführt“ ihn gar kurzentschlossen auf einen Campingtrip. Und so beginnt Ben, peu à peu und auch erst gegen seinen erklärten Willen (zu groß ist die Angst vor den Konsequenzen durch seine Mutter) das „echte Leben“ zu schmecken – und endlich erwacht auch sein Widerspruchsgeist.


    Doch was es mit Bens Mutter auf sich hat, ob Ben sich gegen sie behaupten kann und wie es mit Evie weitergeht – das müsst ihr Euch schon selbst ansehen. Es lohnt sich auf jeden Fall.


    Der Film erinnert wegen der Konstellation ein wenig an Harold and Maude, ist aber nicht direkt vergleichbar. Der Film lebt sowohl durch grandios überspitzte Momente (jedes einzelne Mal, als Bens Mutter auftauchte, hätte ich sie ungespitzt in den Boden rammen mögen!!!) als auch durch kleine, feine Augenblicke. Und auch die Aussage des Films hat mir sehr gut gefallen. Ein schöner Film übers Erwachsenwerden, lustig und ernst zugleich. Ein Zufallsfund, der sich als kleine Praline entpuppt hat.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)