Die Angst reist mit - Eric Ambler

  • Graham hat eine nette Frau, ein Haus und einen Job als Ingenieur. Im Auftrag seiner englischen Firma reist er in die Türkei, um dort die Umrüstung der türkischen Flotte auf Geschütze seines Hauses vorzubereiten. Als er abends in sein Hotelzimmer zurückkommt, wird ohne ersichtlichen Grund auf ihn geschossen. Er erfährt, dass derjenige es nochmals versuchen wird. Eine faszinierende Studie der Angst."Ein Autor, der mehr als nur eine Generation von Krimi- und Thrillerautoren geprägt hat." (Tages-Anzeiger)
    "Zwar eskaliert die Handlung im mörderischen Showdown, doch es sind die leiseren Töne, die den Leser gefangennehmen: die Schilderung der feinen Risse in Grahams Psyche. Ein Klassiker." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)


    Wirklich spannend fand ich das Buch von Eric Ambler im Gegensatz zu anderen nicht. Sicherlich ist es eine Horrorvorstellung, wenn man in ein Hotelzimmer kommt und aus dem Dunklen auf einen geschossen wird. Und wenn man auf einem Schiff in der Falle sitzt mit 2 Leuten, die den Mordauftrag zu Ende führen wollen. Aber die Figuren waren mir zu platt und romanhaft, wer der türkische Agent auf dem Schiff ist, war mir schon bei seinem Auftreten klar. Das Ende war zu James-Bondhaft. Dafür enthält das Buch einer der intelligensten Reden zum Thema *Vaterland*:


    In Friedenszeiten erheben nur fanatische Nationalisten die Forderung, man solle sich mit Haut und Haaren der Regierung seines Vaterlandes verschreiben. Im Kriege, wenn Soldaten fallen und die Atmosphäre gefühlsbeladen ist, lassen sich auch vernünftige Menschen hinreißen, wen der *patriotischen Pflicht* zu reden. Aber Sie sind in einer glücklichen Lage, denn Sie haben einen Beruf, in dem man diese Heldentümmelei als das erkennt, was sie ist: der Gefühlüberschwang der Dummen und Primitiven. *Vaterlandsliebe* - ein sonderbarer Begriff! Liebe zu einem bestimmten Fleckchen Erde? Setzen Sie mal einen Norddeutschen auf einen Acker in Nordfrakreich, und sagen Sie ihm es wäre Hannover, und er kann ihnen nicht widersprechen. Liebe zu den Landsleuten? Sicherlich nicht. Jeder Mensch liebt einige seiner Landsleute und haßt andere. Liebe zur Kultur des betreffenden Landes? Die Menschen, die von der Kultur ihres Landes am meisten wissen, sind in der Regel die intelligesten und die am wenigsten partiotischsten. Liebe zur Regierung eines Landes? Regierungen sind doch bei dem Volk, was sie regieren, unbeliebt. Wir sehen also, daß Vaterlandliebe nichts weiter ist, als ein mythischer Begriff, der auf Dummheit und Furcht beruht. Er ist natürlich ganz gut zu gebrauchen. Wenn die herrschende Klasse erreichen möchte, daß ein Volk tut, wozu es keine Lust hat, dann appelliert sie an den Patriotismus. Und das, wozu die Leute am wenigsten Lust haben, ist natürlich, sich umbringen zu lassen.

  • Herzlichen Dank für diese Rezi und für die Erinnerung an Eric Ambler. Auch ein Autor der ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Wenn ich mich recht entsinne dann wurde nach seinem Roman "Topkapi" doch auch der gleichnamige Film (mit Melina Mercouri?) gedreht.


    Ich denke es ist an der Zeit, mal wieder einen Ambler zur Hand zu nehmen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich gehöre zu denen, die das Buch extrem spannend fanden und sich auch bei den zahhlreichen Enttarnungen überraschen ließen (bin vielleicht noch nicht abgebrüht genug oder hab zu wenig Spionageromane gelesen).
    Mein erster Ambler und sicher nicht der letzte. Interessant, daß die Handlung etwa 1940 spielt und das Buch in diesem Jahr erstveröffentlicht wurde. Und erstaunlich, daß sich von den dargestellten Verflechtungen zwischen Wirtschaft und Politik bis heute nichts geändert hat - möglicherweise auch trotz Offenlegung nie etwas ändern wird ...


    Das Buch wirkte auf mich fast wie ein aktuell publizierter, historischer Roman ...


    Super, 9 Sterne.

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

  • aadam : Ich habe seinerzeit "Die Maske des Dimitrios" von Ambler gelesen und war davon ebenfalls sehr begeistert (war auch mein erster Roman dieser Art). Danach ist der Autor bei mir total in Vergessenheit geraten. Ich werde allerdings mal Ausschau nach diesem Titel halten, da der Inhalt ähnlich gut klingt.