Richard Yates - Zeiten des Aufruhrs

  • Oh, Gott, ich bin ja eine Banause :schnellweg.


    Ich wollte mir unbedingt den Film anschauen, weil der Trailer recht vielversprechender aussah und merk erst jetzt, dass es ein "Buchverfilmung" ist :yikes


    Ob ich es schaffe, das Buch noch vorher zu lesen? Würd ich eigentlich gern machen, bevor ich reingehe :gruebel


    Weiß aber gar nicht, ob es als Buch meins ist :gruebel

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Zitat

    Original von Gummibärchen
    Ob ich es schaffe, das Buch noch vorher zu lesen? Würd ich eigentlich gern machen, bevor ich reingehe :gruebel


    Weiß aber gar nicht, ob es als Buch meins ist :gruebel


    Lese mit uns und finde es heraus - unsere Leserunde dazu beginnt in genau 45 Minuten. :-]

  • Zitat

    Original von SueTown
    Weiß aber gar nicht, ob es als Buch meins ist :gruebel


    Lese mit uns und finde es heraus - unsere Leserunde dazu beginnt in genau 45 Minuten. :-][/quote]


    Das schaff ich gar nicht. Ich werd zwar morgen wohl meine aktuelle Lektüre zu Ende lesen, aber dann hab ich ein WB da und "Die Zeiten des Aufruhrs" sieht mir doch etwas "anspruchsvoller" aus, das lese ich sicher nicht in 2 Tagen weg.
    Aber ich würds schon gern lesen, bevor ich den Film sehe, denk ich :gruebel
    Und wer weiß..vielleicht kauf ich es doch noch nächste Woche und lese dann mit euch :grin

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  • Die Leserunde ist vorbei und war, aus meiner Sicht, ein voller Erfolg!


    Nachdem Easter Parade mich schon mehr als überzeugt hat, bezeichne ich mich nach diesem Buch wirklich als Fan von Yates. Yates schildert auf sehr eindringliche, bedrückende und zeitgleich so nüchterne - richtig schmucklose - Art einen kurzen, aber intensiven, Abschnitt einer Ehe zwischen zwei Menschen, die sich schon lange nichts mehr zu sagen haben. Und das, obwohl sie eigentlich am Beginn ihres Lebens stehen, mit 29 - würde man meinen. Das ist nicht schön zu lesen, sicher nicht, aber es fesselt auf eine fast voyeuristische Weise.


    Die Handlung ist recht schnell erläutert: es geht um ein junges Paar, April und Frank, mit zwei Kindern, die ein ruhiges Vorstadtleben leben. Und da fangen auch die Probleme an, denn keiner von beiden wollten jemals eben dieses langweilige Vorstadtleben leben, wie alle anderen. Die aus dieser Situation heraus resultierende Unzufriedenheit entlädt sich in "typischen" Streitereien, die mit getrennt schlafen und in tagelangem Anschweigen enden bis hin zur stillschweigenden Übereinstimmung einer Versöhnung. Man kennt solche Situationen, hat man sich doch selbst das ein oder andere Mal schon missverstanden oder im Stich gelassen gefühlt von Partner oder Umfeld, wie es die Figuren in Yates Roman tun. Aber dann rappeln sie sich zu einer Entscheidung auf, die ihr Leben verändern soll. Und es kommt, wie es kommen muss: es kommt anders.


    Nicht zuletzt aufgrund der eigenen Erfahrung, die in diese Geschichte beim Lesen mit einfließen wirkt sie äußerst beeindruckend. Aber natürlich ist es vor allem Yates meisterhafter Erzählton, der es schafft, die bedrückende Monotonie und Trostlosigkeit des Zusammenlebens von Frank und April ohne eine einzige Länge in geschriebene Worte umzusetzen, die manchmal auch, Humor sei Dank, bitter ironisch zu lesen sind.


    Ständig ist man versucht sich zu fragen, was April und Frank wohl so falsch gemacht haben. Es muss doch einen Grund dafür geben, warum ihre Ehe nicht mehr funktioniert, warum ihr Alltag miteinander so einfallslos geworden ist, warum sogar jeder Figur für sich allein betrachtet nichts mit sich anzufangen vermag und warum sie keine Ziele haben. Mich hat das zu Beginn wirklich irritiert. Aber Yates gibt in einem Interview zu verstehen, dass er eben nicht an erfolgreichen Menschen interessiert gewesen sei, sondern an den gescheiterten. Das half mir zu verstehen, dass die Figuren schon lange vor ihrem Eintreffen im Roman gescheitert sind. Irgendwie ließ mich dieses Wissen etwas beruhigter weiterlesen. Ist ja auch ein wenig beängstigend, wenn der Yates da Alltagssituationen auspackt, die jeder mal mitmacht, und daraus ein Drama strickt...


    Ich möchte in diesem Zusammenhang noch auf das interessante Ploughshares Interview aufmerksam machen, was buzzaldrin uns in der Leserunde verlinkt hat (Achtung Spoiler! Bitte Interview erst nach der Lektüre lesen): >>zum Interview<< (vielen Dank dafür :wave). Dort steht noch jede Menge wissenswertes über Yates Motivation. Unter anderem betont er, dass es ihm nicht darum ging eine missglückte Ehe zu konstruieren, sondern darum, einen Roman über alle möglichen Fehlschläge. Das geht sehr weit über das beschränkte Thema missglückte Ehe hinaus und macht verständlich, warum nicht nur April und Frank, sondern auch die Nachbarn, Campbell und Giving, Hauptrollen einnehmen.
    Auch das ausführliche Nachwort von Richard Ford ist interessant und hilfreich.


    Das Buch wird sicherlich nachhaltig Eindruck hinterlassen. Und obwohl es bereits 1961 erstmalig verlegt wurde, hat es bis heute thematisch nur wenig an Aktualität eingebüßt.


    EDIT: Ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass die dtv Taschenbuchausgabe, die ich gelesen habe, auffällig viele Übersetzungsfehler aufweist. Eigentlich stören mich solche Fehler nicht, man liest ja im Normalfall über sie hinweg, aber hier ist es mir aufgrund der Häufigkeit extrem aufgefallen.

  • Yes! Eine weitere Konvertierte für unseren Yates-Fanclub! :grin Es freut mich wirklich sehr, dass dir das Buch so gut gefallen hat und ich kann an dieser Stelle eigentlich nur noch anfügen, dass auch die anderen Bücher die es von Yates in deutscher Übersetzung gibt, alle sehr sehr lesenswert sind.


    Zitat

    Original von SueTown
    Das geht sehr weit über das beschränkte Thema missglückte Ehe hinaus und macht verständlich, warum nicht nur April und Frank, sondern auch die Nachbarn, Campbell und Giving, Hauptrollen einnehmen.


    :write
    Ich finde, dass man schon beinahe behaupten kann, das eine der besten Aspekte des Buches auch und vor allem die Nebenrollen sind. Und es ist vielleicht auch wieder typisch Yates, dass ausgerecht John Givings - der ja psychisch krank ist - derjenige ist, der am meisten versteht und durchschaut.


    Da du das Interview erwähntest, das auch ich als sehr lesenswert empfinde, wollte ich auch schnell noch mal auf eine Rezension von Stewart O'Nan hinweisen: http://bostonreview.net/BR24.5/onan.html


    Auch das Richard Yates Archive ist eine Seite, die einige Hintergrundinformationen bietet und bei der sich auf jeden Fall ein Besuch lohnt: http://www.richardyates.org/

  • Zitat

    Original von SueTown


    EDIT: Ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass die dtv Taschenbuchausgabe, die ich gelesen habe, auffällig viele Übersetzungsfehler aufweist. Eigentlich stören mich solche Fehler nicht, man liest ja im Normalfall über sie hinweg, aber hier ist es mir aufgrund der Häufigkeit extrem aufgefallen.


    Dabke für die tolle Rezi!
    Da ich mir das Buch auch kaufen möchte, frage ich mich nun natürlich, welche Taschenbuchausgabe so viele Übersetzungsfehler aufweist, Sue Town.

  • Charlotte :
    Sorry! Das ist die Ausgabe, die auch buzzaldrin in ihrem Eingangspost verlinkt hat. :wave
    Leider gibt es sonst keine deutsche TB-Ausgabe, so dass es keine günstige Alternative. Trotzdem solltest du das Buch unbedingt lesen. :-)


    EDIT:
    buzzaldrin :
    Vielen Dank für die zusätzlichen Links. :wave
    Das Archiv enthält spannende Materialien. Übrigens habe ich heute das Lit-Cologne Hörbuch "Eine Hommage an Richard Yates" erhalten, welches ich mir gebraucht bestellt habe und bin ganz begeistert. Der Kauf lohnt sich - die Sprecher sind toll!

  • Es gibt nur noch die aktuelle Ausgabe zum Film - die aber auch teurer ist, dafür aber auch weniger Fehler enthält.


    Zitat

    Original von SueTown
    buzzaldrin :
    Vielen Dank für die zusätzlichen Links. :wave
    Das Archiv enthält spannende Materialien. Übrigens habe ich heute das Lit-Cologne Hörbuch "Eine Hommage an Richard Yates" erhalten, welches ich mir gebraucht bestellt habe und bin ganz begeistert. Der Kauf lohnt sich - die Sprecher sind toll!


    :yikes
    Das Hörbuch steht schon so lange auf meiner Wunschliste, jetzt hast du mich aber endgültig überzeugt! Ich werde es mir auf alle Fälle kaufen und bin schon sehr gespannt.

  • Vielen Dank für den Link :wave


    Zitat

    The buying American public has never been crazy about losers, and Yates's special talent was to chronicle, in technicolour detail, failure after failure. But to say that Yates doesn't enjoy the status of, say, Philip Roth or John Updike because he was "too depressing" is babyish; he simply wrote things as he saw them, as symphonies of misery, in all their mundane, hopeless glory.

    Quelle: The Independent


    Schön auf den Punkt gebracht. :-)


    Ganz schlimm finde ich es, über Yates' Verfall zu lesen. Wie sehr er selbst unter seinem "Scheitern" und seinen Depressionen gelitten hat, ist sehr bedrückend. :-( Aber wie so oft, schaffen es immer solche Personen die beeindruckendsten Bücher zu schreiben.

  • Es geht mir genauso, es ist wirklich tragisch über diesen Verfall zu lesen. Ich hätte es Yates sehr gewünscht, dass er zumindest die Verfilmung von Revolutionary Road noch miterlebt hätte, um auch noch einmal diesen Erfolg genießen oder zumindest erleben zu können.


    Zitat

    The movie version of Revolutionary Road may well serve to widen Yates's new, small fanbase; modern audiences, now so attuned to misery-lit, may be less inclined to dismiss Yates as merely gloomy. But it is equally possible that Yates will, after a brief glimpse at the big time, just like one of the doomed characters in his books, slide back into obscurity.


    Ich hoffe, dass der Erfolg länger anhalten wird und einige weitere seiner Werke in deutscher Übersetzung erscheinen werden. Und ich bin froh, dass es zumindest unter uns Eulen doch einige gibt, die zu dieser "neuen und kleinen" fanbase gehören. :-)

  • Mit "Zeiten des Aufruhrs" hat Yates eine scharfe Gesellschaftskritik der 1950er Jahre in Amerika geschrieben.


    Sehr konsequent, sehr sarkastisch umgesetzt.
    Aber zum Teil auch erschreckend aktuell.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Obwohl in diesem Buch eigentlich nichts Bemerkenswertes passiert (mal abgesehen vom Ende), fesselt es doch von der ersten bis zur letzten Seite.


    Warum ist das so?
    Weil sich vielleicht fast jeder von uns in der ein oder anderen Weise in diesem Ehepaar wiedererkennt?
    Alles läuft reibungslos und bequem: Ehe, Familie, Haushalt und Beruf.
    Und war das jetzt schon alles, was uns das Leben zu bieten hat?


    Wie beschwingend Träume sein können, zeigt sich doch, als Frank, nachdem ihm seine Frau ihren Plan von der Ausreise nach Frankreich offenbart hatte, damit beginnt seinen Arbeitsplatz aufzuräumen und genau dadurch seine berufliche Karriere vorantreibt.
    Ohne Frankreich keinen Karriereschub, der widerum dazu führt, daß der Traum von Frankreich bei Frank in den Hintergrund rückt.



    Ich habe mir gestern auch einen kleinen Traum erfüllt:
    Ich habe früh morgens angefangen diesen Roman zu lesen und am späten nachmittag hatte ich ihn beendet.
    Danach bin ich ins Kino und habe mir den Film dazu angeschaut.
    Vergleichbares habe ich bisher noch niemals gemacht und war mit dem Ergebnis total zufrieden. Ein rundherum gelungener Sonntag :-).

  • Danke, buzzaldrin, ich fühle mich in diesem Fanclub auch ganz wohl :-)


    Auf meinem Sub habe ich noch "Elf Arten der Einsamkeit" (Weihnachtsgeschenk von meinem Sohn. Eigentlich hatte ich mir ja "Zeiten des Aufruhrs" von ihm gewünscht, aber wie Kinder nun mal so sind hat er erst fünf Minuten vor zwölf am Heiligabend den Buchladen gestürmt und da war nix mehr mit vorbestellen für den nächsten Tag, also mußte er nehmen, was vorhanden war ;-) )


    Und dann habe ich letztens auch nicht schlecht gestaunt, als meine Mutter mir erzählt hat, daß sie "Easter Parade" gelesen hat und auch besitzt.
    Das werde ich mir dann demnächst bei ihr ausleihen.


    Jaaa, ich bin angefixt :lache