Die Abzocke beim Öl

  • Ich geb ja zu, ich verstehe von den globalen Zusammenhängen richtig wenig und bin - wie so oft darauf angewiesen, was mir durch die Medien an Informationen zukommt. Aber das jedenfalls ärgert mich immens:
    trotz ausreichenden Ölangebotes steigen die Preise offenbar nur aus Spekulationsgründen.
    Ich frage mich ernsthaft, wo Kartellbehörden, Wirtschaftsaufsichtsbehörden etc sind und was die in dem Zusammenhang tun können oder wollen.
    Es kann doch nicht sein, dass allein aufgrund solcher Spekulationen eine derartige Gefährdung der gesamten Wirtschaft hingenommen werden muß.


    Ich würde es ja irgendwie zähneknirschend einsehen, wenn wirs aus ökologischen Gründen an den Fiskus abdrücken müssen, damit davon irgendwelche Biotope erhalten oder die alternativen Energien gefördert werden...

  • Da ich kaum Hintergrundwissen habe, kann ich zu diesem Thema nichts Fundiertes beitragen.
    Allerdings ärgere ich mich als Autofahrer unheimlich, wenn ich feststelle, dass gerade vor Feiertagen die Benzinpreise in astronomische Höhen schnellen. Ich ärgere mich zwar jedes Mal, wenn ich tanken muss, hier aber besonders, da für mich die Abzocke dann offensichtlich wird.

  • Hallo Licht,
    kauf dir mal das unten angegebene Buch von Andreas Eschbach. Es ist ein Thriller, allerdings erklärt Andreas darin sehr gut was alles in der nächsten Zeit auf uns zukommen kann. Und Öl wird zur Neige gehen, wir sind erst am Anfang, da bin ich mir sehr sicher. Wenn du das Buch von Andreas gelesen hast und dir klar gemacht hast, in welchen Produkten überall Öl enthalten ist, wird dir wahrscheinlich ganz anders zumute sein. :wave

  • Ohne mich jetzt in eine lange Diskussion einklinken zu wollen:


    Im Wirtschaftsteil der Tageszeitung „Die Welt“ konnte man vor einiger Zeit lesen, daß der Anteil der Spekulanten am Ölpreis bei ca. 50 Dollar/Faß liegt.


    Wenn unsere Autohersteller Unmengen an Autos nach China und Indien verkaufen, so brauchen diese vielen Autos auch Sprit. Das heißt, der Bedarf steigt immens, während das Angebot gleich bleibt. Ergibt steigende Preise.


    Es gibt eine Partei in Deutschland, die vor einigen Jahren einen Literpreis von DEM 5,00 (entspricht ca. EUR 2,50) gefordert hat und dafür mächtig „abgewatscht“ wurde. Diese (und deren Klientel) dürften sich in heimlicher Freude ergehen, daß dieses Ziel wohl bald erreicht ist. (Gerade kam im Radio die Meldung, daß der Benzinpreis in D erstmals über 1,50 EUR gestiegen ist.)


    Dem Staat unterstelle ich, daß er KEIN Interesse an sinkenden Preisen hat, weil er z. B. an der Umsatzsteuer kräftig mitverdient. Außerdem ist er ohnehin der größte Preistreiber bei den Energiepreisen, womit er sein Interesse an hohen Preisen hinreichend bewiesen und kund getan hat.


    Und schließlich wundert mich gar nichts mehr. Vor einiger Zeit las ich in einem Kommentar der WELT zum Thema Biosprit, daß (sinngemäß und nur sehr leicht überspitzt wiedergegeben) egal sei, ob man aus Raps oder Mais Sprit oder Nahrung herstelle. In beiden Fällen handele es sich um Energie, und es würde Zeit, sich dessen bewußt zu werden, daß das alles seinen Preis hat. Ich habe mich über diese Argumentation (und die dahinter stehende „Ethik“) so geärgert, daß ich jetzt lieber wieder schweige.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • und es hilft trotzdem nicht:
    ich wohne an einer vielbefahrenen Straße, aber obwohl Leipzig öffentlichernahverkehrsmäßig sehr gut erschlossen und dank vorhandener Radwege und fehlender Berge auch ausgesprochen fahrradfreundlich ist: der Verkehr wird immer mehr und ich bin schon versucht, eine Fußgängerampel zu beantragen. :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hier in Mexico bemerkt man wenig vom steigenden Ölpreis, jedenfalls nicht direkt, da die staatliche Ölgesellschaft den Benzinpreis diktiert und der jeden Monat um ca. 0,1 Eurocent angehoben wird.
    Indirekt allerdings werden Waren aus dem Ausland teurer - auch wegen des Euroanstiegs.

  • Das ist doch alles gut und schön, klar wird das Öl (irgendwann) auch mal knapp... und klar wollen die Chinesen auch tanken ... aber: das begründet nicht im Mindesten den momentanen Anstieg und noch viel weniger den, kurz vor Feiertagen und Ferien ... Und da ist mir auch jetzt schon sehr anders zumute... ich finde es einfach nur zum K ...

  • Ich fahr jeden Tag 50 Kilometer in die Arbeit. Demnächst kann ich einen Kredit aufnehmen, wenn ich an die Tankstelle fahr ;-(
    Mein nächstes Auto fährt mit Autogas, das weiß ich jetzt schon...

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • @ Oryx
    Zur Zeit 1,55 Euro (grad gesehen an der Tanke) (Super und Normalbenzin kosten ja das gleiche, hab ich auch eben gesehen.... :wow )


    Ich tank gleich bei Oma in Belgien, allerdings ist es da auch nicht mehr soooo viel günstiger.

  • Benzinpreise Belgien am 09.05 Super 1,531 € und an einer Jet (das ist immer die Günstigste an der Küste 1,463 €
    Super in NL an der Autobahn 1,60 € wenn man sich überlegt, man ist früher zum tanken nach NL gefahren :yikes
    Und hier im Ort kam der Liter Super gesterst 1,489 € habe ich gesehen.


    Tja und wir werden trotzdem alle weiter fahren (und viele müssen es ja auch für den Job) und stillschweigend zahlen.


    Aber die Pendlerpauschale vertagt man habe ich gehört, dafür überlegt man sich dann lieber eine Diätenerhöhung... ob wir auch jemals merken das "Wir das VOLK" sind? :gruebel

    Muff Muff Muff dat Muffelinchen


    Leben ist was uns zustößt, während wir uns etwas ganz anderes vorgenommen haben. (Henry Miller)

  • Zitat

    Original von licht
    Das ist doch alles gut und schön, klar wird das Öl (irgendwann) auch mal knapp... und klar wollen die Chinesen auch tanken ... aber: das begründet nicht im Mindesten den momentanen Anstieg und noch viel weniger den, kurz vor Feiertagen und Ferien


    Licht,


    "Spekulation" bedeutet nichts anderes, als sich frühzeitig auf zu erwartende Marktveränderungen einzustellen. Schon im 1. Buch Mose ist beschrieben, wie ein hebräischer Spekulant namens Josef einen Traum des Pharao zum Anlaß nahm, den gesamten ägyptischen Thronschatz in den Ankauf und die Hortung von Getreide-Überschüssen zu investieren. Als dann nach 7 fetten Jahren mit niedrigen Getreidepreisen plötzlich die ersten Mißernten kamen, War der Verkauf von Getreide bereits im ersten Jahr der Hungersnot so einträglich, daß alles Gold und Vieh im Lande danach dem Pharao gehörte (Genesis 47, 13-18). Im zweiten Jahr der Hungersnot verkauften die Bauern bereits ihr Land für Getreide und Brot und verpfändeten ihre Freiheit. Am Ende der Hungersnot waren aus ehemals den freien, landbesitzenden Bauern die leibeigenen Skalven auf den Ländereien des Pharao geworden (Genesis 47, 19 - 26) - aber sie waren nicht verhungert, und auch wenn Josefs Spekulation den Grundstein legte für die Sklavenhaltermentalität späterer Pharaonen, gilt seine Aktion doch allgemein als "gut und fürsorglich".


    Die professionellen Spekulanten von heute tun nichts anderes als Josef damals: sie horten Rohstoffe schon bevor diese tatsächlich knapp werden, und erleichtern damit den anderen Marktteilnehmern die Anpassung an das Unausweichliche. Öl wird knapp, und je mehr Öl von Spekulanten eingelagert wird, desto sanfter wird die "Entwöhnung", wenn irgendwann die Fördermengen tatsächlich drastisch fallen. Wenn kein Öl eingelagert würde, dann könnte ja tatsächlich von einem Tag zum nächsten nicht mehr genug Öl für alle da sein, und der sich daraus ergebende Preissprung wäre wesentlich dramatischer, als alles, was wir jetzt erleben. Naja, und daß Ferien zu einem erhöhten Verbrauch führen, ist allgemein bekannt. Ferien sind eine gute Gelegenheit, Lagerüberschüsse gewinnbringend abzustoßen.


    Ärgerlich sind nur die Amateurspekulanten, die einfach nur auf die Kurse starren, ohne von den tatsächlichen Hintergründen der Angebots- und Nachfrageentwicklung auch nur den leisesten Schimmer zu haben. Aber die machen tendenziell auch eher Verluste als Gewinne.

  • Spekulanten sind sicherlich ein Teil des Problems, ein weitaus größeres jedoch, ist die kaum noch mögliche Steigerung der Fördermenge. Wobei man dazu sagen muss, es wäre durchaus möglich diese zu steigern, allerdings verzichten Öl Unternehmen, die verstaatlicht wurden, auf die oftmals nötigen Investitionen in Millionen/Milliarden Höhe.


    Eigentlich investieren nur private Öl Unternehmen in den Ausbau der Förderanlagen. Deren Aktivitäten sind in vielen Ländern aufgrund der staatlichen Einflussnahme jedoch begrenzt. Dabei ist auch zu beachten: Eine Investition, die jetzt getätigt wird, ist erst in einigen Jahren auf dem Markt spürbar.


    Öl wird immer mehr zu einem Problem, was nun auch die Rockefeller Familie erkannt hat und Exxon Mobile dazu drängt, sicher stärker um Alternativen zu bemühen.

  • @ behrnie:
    Dein Vergleich mag witzig wirken, oder gemeint sein, aber er verfehlt bei weitem den Punkt und das quasi in jeder Hinsicht.


    Die Josephsgeschichte erzählt von einer Regierungsmaßnahme, die eindeutiges strategisches und primär allgemeinnütziges Interesse hat und dieses von Anfang an auch bei allen Maßnahmen dranschreibt. Wenn es dazu in dieser Thematik einen Vergleichspunkt gibt, dann ist das eher die Ökosteuer als alles andere.


    Die Abzocke mehrerer rein auf Eigennutz (=Gewinn) bedachter Händler - nur zu deutlich an den Preissteigerungen zu Beginn von Ferienzeiten zu erkennen - verfolgt ganz klar subjektive Interessen und die einzige erkennbare Strategie heißt: Gewinnmaximierung. Von Rohstoffhortung kann offenbar ja nicht die Rede sein. Denn man liest an keiner Stelle, dass das Öl verknappt würde - im Gegenteil.
    Ich wäre sofort willig bereit, ginge von der OPEC oder den Regierugen ein Programm aus, mittels dessen über Ölverteuerung Investitionen in alternative Energieen oder ähnliche zukunftsweisende Initiativen finanziert würden. Von alledem erkenne ich jedenfalls nichts. (Dann wäre der Vergleich mit der Josephsgeschichte womöglich (!) auch etwas angebrachter.

  • Zitat

    Original von licht
    @ behrnie:
    Dein Vergleich mag witzig wirken, oder gemeint sein, aber er verfehlt bei weitem den Punkt und das quasi in jeder Hinsicht.


    Die Josephsgeschichte erzählt von einer Regierungsmaßnahme, die eindeutiges strategisches und primär allgemeinnütziges Interesse hat und dieses von Anfang an auch bei allen Maßnahmen dranschreibt.


    Ließ bitte nochmal die Verse nach, wo beschrieben steht, wie die Ägypter ihr Vermögen, ihr Vieh, ihr Land und ihre Freiheit aufgeben, um von Josef Brot zu bekommen. Josef hat das Korn nicht "zum Wohle von Volk und Land" billig verteilt - er hat seinem Kapitalgeber, dem Pharao, die größtmögliche Rendite verschafft! Die Josefsgeschichte beschreibt an dieser Stelle, wie durch eine gottgewollte Spekulation die wirtschaftliche Grundlage gelegt wurde für jene Sklavenhaltergesellschaft, aus der die Israelis wenige Generationen später in höchster Not fliehen mußten. Erst mit Genesis 47 wurde der Pharao zum Eigentümer sowohl allen Ackerlandes als auch aller Einwohner Ägyptens.


    ... es mag ja sein, daß die freiheitsliebenden Hebräer sich eine solche Legende ausdenken mußten, um sich erklären zu können, wie ein einzelner Herrscher eine derart umfassende Machtfülle entwickeln konnte...

  • Richtig geschockt war ich, als ich heute sehen musste, das Diesel teurer ist als Benzin und Super. Als ich gestern eine einzelne Tanke mit dieser Eigenart sah, dachte ich noch an einen Zahlendreher, aber heute haben alle nachgezogen. Warum zahle ich denn sowieso schon mehr KFZ-Steuern? :fetch

  • Da ich ja hier direkt an einer der groessten Quellen sitze (Calgary ist die Oelhauptstadt Kanadas, GG ist von Beruf Explorationsgeophysiker) kann ich vielleicht noch ein paar andere Gedanken beitragen, denen man sich in D weniger bewusst ist. Jetzt mal abgesehen von den Preisspekulanten, die sicherlich einen Teil des Problems ausmachen, aber nicht allein fuer die Preissteigerungen verantwortlich sind.


    Man darf auch nicht vergessen, dass selbst wenn im Moment die gleiche Menge oder mehr (fuer den gestiegenen Bedarf z.B. in China) gefoerdert werden kann, so sind die Produktionskosten dabei enorm gestiegen. Oelsuche ist wesentlich schwieriger und teurer geworden. Viele der traditionellen Fundorte sind ausgeschoepft. Neue Fundorte sind nicht mehr so leicht anzuzapfen wie frueher und beduerfen teurerer Technologien. Und wenn man sich die Oelsande im Norden Albertas anschaut, so sind die Reserven dort zwar mit die groessten in der Welt, kosten bei der Foerderung aber auch am meisten. So viel, dass die Firmen dort Pleite gehen wuerden sollte der Oelpreis wieder unter $80/barrel sinken! Und damit sind noch nicht mal die unglaublichen Umweltkosten angesprochen, die derzeit einfach kaum wahrgenommen werden ...


    Uebrigens ist der Gaspreis stark gefallen. So stark, dass es in dem Bereich hier in der Stadt schon Entlassungen gegeben hat.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich