Weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Ich hab die Sprache als sehr...hm...poetisch empfunden, sag ich mal. Relativ anspruchsvoll, da kurze Sätze, öfter Perspektivenwechsel etc. Und ich bin mir nicht sicher, ob das als Jugendliche für mich was gewesen wäre. Vielleicht unterschätz ich da die Kids aber auch, hab mich seit längerem nicht mehr sooo mit Jugendbüchern beschäftigt. Und die Geschichte an sich ist ja auch recht abstrakt (die Geschichte in der Geschichte mein ich). Das Buch ist grundsätzlich ab 14 Jahren empfohlen, die Puppengeschichte spricht sicherlich eher jüngere an. Oder eben Erwachsene. Glaub ich zumindest. Ich bin hier genauso zwiegespalten wie bei "Der Junge im gestreiften Pyjama", das ist auch so ein Buch, das nicht eindeutig zuzuordnen ist, wobei das ja auch sowohl Erwachsene als auch Kinder/Jugendliche ansprechen soll.
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@ Giulietta: Ich finde die Sprache nicht sonderlich poetisch. Eher schlicht.
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Also schlicht ist für mich was anderes. Poetisch ist vielleicht auch falsch ausgedrückt. Sehr eigen jedenfalls, dennoch für mich relativ schwer Jugendlichen zu empfehlen. Aber vielleicht steh ich mit der Meinung auch alleine da, macht ja nix.
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@ Giulietta777
ZitatOriginal von Giulietta777
Eine ganz schöne, ruhige Sprache, sodass ich gar nicht aufhören konnte, weiterzublättern und eine so zauberhafte Geschichte.genauso ging's mir auch beim Lesen!
ZitatOriginal von Giulietta777
An diejenigen unter euch, die das Buch auch schon gelesen haben: Glaubt ihr wirklich, dass es für Jugendliche so geeignet ist? Ich fand es sehr schön, aber ich weiß nicht, welchem Jugendlichen ich das empfehlen könnte, ich glaube, mich hätte die Sprache mit 14 nicht sonderlich angesprochen. Und das Thema vermutlich auch nicht. Irgendwie schwierig, find ich. Wie seht ihr das?Solche Gedanken gingen mir während der Lektüre tatsächlich auch durch den Kopf.
Ich sehe es wie Seestern:ZitatOriginal von Seestern
Natürlich ist das Thema etwas schwierig und das Buch sicher nichts für jeden Jugendlichen.Ich bin davon überzeugt, dass man als Erwachsener aufgrund eines gewissen Vorsprungs an Wissen und Lebenserfahrung manche Feinheit in einem Jugendroman bewusster wahrnimmt als ein jugendlicher Leser. Gleichzeitig bin ich genauso davon überzeugt, dass jugendliche Leser vieles unbewußt, eher intuitiv aufnehmen - und es auch verzeihen, wenn sie mal etwas (noch) nicht verstehen. Entweder gehen sie großzügig darüber hinweg, schlagen ihre eigenen Brücken, um diese Lücke zu füllen oder machen sich neugierig auf die Suche nach Antworten auf die noch offenen Fragen.
Etwas OT: ich war neulich in einer 11. Klasse Gymnasium zu Lesung und Workshop und war völlig hin und weg - angesichts der Bereitschaft der (natürlich schon etwas älteren Schüler), sich eigene Gedanken zu machen, Fragen zu stellen und sich mit Texten kritisch auseinanderzusetzen, und ich hatte wirklich den Eindruck, dass sie daran auch richtigen Spaß hatten. Das ging noch weit über das Maß hinaus, auf das ich selbst gehofft hatte.
Die Sprache von "Kafkas Puppe" ist sicher sehr eigen - aber weil sie so schlicht ist, glaube ich wirklich, dass sich doch auch jugendliche Leser davon angesprochen fühlen können.
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Die Rezi hatte ich bisher glatt übersehen!
Und schon baumele ich auch am Haken...
Danke für die tolle Rezi, Nicole!
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Meine Meinung:
Ich sollte mehr Jugendbücher lesen. Zumindest Jugendbücher wie dieses.
Gerd Schneider konzentriert sich hier auf die letzten Monate im Leben Franz Kafkas, die dieser mit seiner Lebensgefährtin Dora Diamant in Berlin verbrachte.
Vor allem beleuchtet Schneider ein Kapitel der Kafka-Forschung, das zwar verbürgt, jedoch weitestgehend im Dunkeln liegt:
Die Briefe, die Kafka an ein kleines Mädchen schrieb, um es über den Verlust seiner Puppe hinwegzutrösten, bilden den Rahmen dieses Romans.
Ich bin zwar kein großer Kafka-Kenner, habe aber doch einiges aus dessen Werk und über dessen Leben gelesen.
Schneider hält sich an die biographischen Eckdaten.
Der Verdienst des Autors ist es jedoch, dem Leser den Menschen Kafka näher zu bringen.
Mit unheimlich zärtlichem Blick für seine Hauptfigur stellt Schneider uns Kafka hier als den Menschen vor, der er wohl gewesen ist:
Voller Selbstverachtung und -zweifel, zerissen von dem Bedürfnis nach Freiheit einerseits und den Ketten, die sein allgegenwärtiger Vater ihm einst anlegte und von denen Kafka sich Zeit seines Lebens nie ganz losmachen konnte, ein Mensch, der Unterjochung und erbarmungslose Härte erfahren hat, seinen Mitmenschen aber dennoch voller Mitgefühl, Verständnis und Wärme begegnete.
Geschickt flicht Schneider Spekulationen über die Entstehungsgeschichte einiger Werke Kafkas ein und zitiert teilweise fast wörtlich aus Briefen, die Kafka an seine Schwester Ottla oder an seinen Vater schrieb.
Das Leben in Berlin zur Zeit des aufkeimenden Faschismus bildet den dezenten Hintergrund für Schneiders Roman, der für mich weit tiefer geht, als ich das von einem Jugendbuch erwartet hätte:Kafkas Puppe ist eine liebevolle, sensible Hommage an Franz Kafka und an das lebensverändernde Wunder der Phantasie.
Der Roman hat mich berührt und bezaubert und ich kann ihn gerade Lesern empfehlen, die zu Kafka bisher keinen Zugang gefunden haben.
Mit Kafkas Puppe wird sich dies zumindet ein Stück weit ändern.10 Punkte.
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Danke für den Link, sehr interessanter Artikel!
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nicole und seestern, vielen Dank für die Rezi ... bin jetzt lange drumrumgeschlichen aber nun hat mich die neugier erst gepackt, dann übermannt...
das ist ein: willichhabenbuch!!
danke Euch -
@ Licht:
Gute Entscheidung. Hoffe, es bezaubert Dich ebenso, wie mich
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Zitat
Original von Giulietta777
Habe "Kafkas Puppe" grade beendet und mir hat es auch sehr, sehr gut gefallen. Eine ganz schöne, ruhige Sprache, sodass ich gar nicht aufhören konnte, weiterzublättern und eine so zauberhafte Geschichte. Jetzt bin ich neugierig und werd mich mal nach Kafka-Biografien umschauen.
An diejenigen unter euch, die das Buch auch schon gelesen haben: Glaubt ihr wirklich, dass es für Jugendliche so geeignet ist? Ich fand es sehr schön, aber ich weiß nicht, welchem Jugendlichen ich das empfehlen könnte, ich glaube, mich hätte die Sprache mit 14 nicht sonderlich angesprochen. Und das Thema vermutlich auch nicht. Irgendwie schwierig, find ich. Wie seht ihr das?Mhh ich denke schon das es für Jugendliche geeignet ist.
Im Klappentext innen ist ja auch ein Zitat und ich finde die Sprache schön und die Geschichte spricht mich auch an, ich habe das Buch aber leider noch nicht gelesen.
Na ja, in der Schule lesen wir ja auch öfters so Sachen wie "Willhelm Tell" etc. also wird es auch nicht schwer sein, die Sprache nach zu vollziehen.
Ich denke es ist auch eher Geschmackssache -
@ Seestern
was für eine schöne Rezi!
Danke für den Link!@ licht
ich wünsche Dir viel Freude an diesem schönen Buch!
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ist zwar nicht von wichtigkeit, aber trotzdem: DIESES buch ist das allererste auf meiner wunschliste!! ich habe zwar noch einen stapel mit büchern, die darauf warten, gelesen zu werden, aber auf dieses buch freue ich mich schon jetzt ganz besonders! ich war schon einmal darauf aufmerksam geworden und hatte es wieder vergessen. DANKE, buechereulen, dass ihr mein gedächtnis aufgefrischt habt!!!
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Ich habe dieses wunderbare Buch vor einigen Tagen auf dem Balkon in der Sonne sitzend und mit einer gemütlichen Tasse Kaffee gelesen.
Kafka als Schriftsteller kenne ich natürlich, aber ich habe noch nichts von ihm gelesen und mich erst vor der Lektüre des Buches etwas genauer mit seinem Leben beschäftigt.
Die Sprache war klar und einfach, aber dennoch nicht kühl wie ein Sachbuch, sondern warm und menschlich, mit einem Augenzwinkern... ich kann das gar nicht so richtig erklären.
Immer wieder habe ich das Buch sinken lassen und über das Gelesene nachgedacht.
Das Ende war mir dann ein bischen zu "kafkaesk", aber darüber darf man sich bei einem Buch über Kafka wohl nicht beschweren Vom Autor jedenfalls ein interessanter Einfall.In meinem Bücherregal steht "Kafkas Puppe" übrigens neben "Schloß Gripsholm" von Tucholsky. Auch das nur so ein Gefühl- aber bestimmte Anteile der Geschichte sowie die Sprache empfand ich beim Lesen als recht ähnlich.
Ich habe "Kafkas Puppe" gerne gelesen. Ob es mich als Jugendliche interessiert hätte, wage ich allerdings zu bezweifeln.
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warum les ich denn diesen Thread erst jetzt? Mir geht es ja wie Batcat, ich bin absolut kein Fan von Kafka, aber dieses Buch klingt, als würde es ganz meinem Geschmack entsprechen.
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Zitat
Original von Queedin
warum les ich denn diesen Thread erst jetzt?Das hab ich mich auch gefragt... Mit Kafka bin ich auch nie warm geworden, aber dieses Buch klingt nach einem, das ich unbedingt haben muss.
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@ Queedin und nofret78
Ganz ehrlich (und Herr Schneider möge mir verzeihen): der Titel hatte bei mir im ersten Moment Widerwillen ausgelöst. Nicht wegen des Titels an sich, sondern weil Kafka für mich immer war
Aber schon die ersten Sätze haben einen unwiderstehlichen Sog auf mich ausgeübt.
Ich weiß, ich wiederhol' mich: aber - das Buch ist soooooooo schön@ grottenolm
ZitatOriginal von grottenolm
In meinem Bücherregal steht "Kafkas Puppe" übrigens neben "Schloß Gripsholm" von Tucholsky. Auch das nur so ein Gefühl- aber bestimmte Anteile der Geschichte sowie die Sprache empfand ich beim Lesen als recht ähnlich.das stimmt, da "klingt" was ähnlich.
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Die Lektüre hat sich mehr als gelohnt. Schön geschrieben, einfache und schnörkellose Sprache.
Ein wunderbarer Erzählfluss, freundlich, verträumt, zum Träumen einladend.Die Geschichte nimmt einen kleinen Punkt der Biographie Kafkas heraus, der bis heute zwar bekannt ist, wo aber die Quellen verloren sind. Die Briefe an das Mädchen, das seine Puppe verloren hat. Schneider nimmt sich die Freiheit aus dieser Leerstelle eine Geschichte zu fantasieren. Er erzählt, wie es hätte gewesen sein können, ohne je ahnen zu können, was wirklich war. So entsteht eine rein fiktive aber sehr lebensnahe Erzählung, die einem auch den Autor Kafka nahebringt. Schneider greift, nach eigener Aussage auf einige seiner Werke zurück und nimmt Motive Kafkas auf, so dass auch wirklich etwas Autentizität gewährleistet ist.
Im Verlauf der Geschichte verfolgen wir drei Erzählstränge, die schön miteinander verwoben sind: Die Geschichte des Mädchens Lena, die Geschichte seiner Puppe Mira und die Geschichte Kafkas mit seiner Freundin Dora. Liebevoll erzählt und ein anregendes Lesevergnügen.Danke nochmals für die Tips.
Fazit 1) Jugendbücher sind was feines.
Fazit 2) mal wieder Kafka lesen ... -
ist schon auf meiner wunschliste gelandet
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Mal empfohlen bekommen, subbte das Buch schon eine ganze Weile bei mir rum. Bis zu meinem gnadenlosem „Ich-will-meinen-SuB-kleiner-bekommen-Anfall“. Da zog ich es raus, entdeckte es neu – und war beeindruckt. Eine einfache Sprache auf den ersten Eindruck ist es doch so viel mehr. Wunderbar einfühlsam dem kleinen Mädchen gegenüber, mit schöner Rumdumgeschichte und Info zu Kafka. Wirklich lesenswert. Ich habe das Lesen bei diesem Buch wirklich sehr genossen.