19.00 Uhr. Die erste Wellnessparty meines Lebens beginnt. Gleiches Schema wie Tupperparty, Thermomixvorführung oder Kerzenabend, nur eben mit Wellnessprodukten. Angesichts der Tatsache, dass ich mit von der Partie bin, liegt die Vermutung nahe, dass ich langsam aber sicher alt werde ... Das Ganze findet bei einer Freundin statt, deren komplette Verwandschaft, inklusive 80 jähriger Oma, anwesend ist.
Während die Wellnessberaterin eine kleine Einführung hält, esse ich eine Butterbrezel, was von einer anwesenden Dame mit Zöliakie mit neidvollen Kommentaren begleitet wird. Plötzlich fällt auf, dass die Schwiegermutter der Mutter meiner Freundin zu Hause sitzt und darauf wartet, abgeholt zu werden, wie ihr versprochen wurde. Schwiegertöchter sind bisweilen eben unzuverlässig ...
Während die vergessliche Schwiegertochter das Versäumte nachholt, quatschen die anderen munter drauf los. Ich beobachte aus dem Augenwinkel, wie die Wellnessberaterin ungeduldig von einem Bein auf's andere trippelt. Eigentlich wollte sie schon längst anfangen.
Nachdem wir endlich vollzählig sind, startet die Beraterin mit der Vorstellung der Produktpalette. Natürlich gibt es Kombipakete zu erwerben, zum Vorzugspreis versteht sich.
Selbstverständlich werde ich dieses völlig überteuerte Zeug nicht kaufen.
Nachdem die Produkte in der Theorie erläutert wurden und ich unter den neidischen Blicken der Zöliakie-Dame meine zweite Brezel gegessen habe, folgt die praktische Demonstration, beginnend mit einem Fußbad. Dem Himmel sei Dank verliert der Onkel meiner Freundin zu diesem Zeitpunkt das Interesse an der Veranstaltung und nimmt beim Gehen seinen furzenden Hund mit, was alle Anwesenden erleichtert aufatmen lässt.
Während meine Füße in einer mit wohlduftendem Fußsalz angereicherten Wanne stecken, esse ich ein paar Trauben und trinke entspannt einen Schluck aus meiner Bierflasche, was die Zöliakie-Dame mit hochgezogener Augenbraue und einem: "Magst Du etwa tatsächlich Bier?" kommentiert. Ich verzichte darauf, zu entgegnen, dass ich Bier eigentlich verabscheue und es nur trinke, um sie zu schockieren.
Nach dem Fußbad folgt die obligatorische Hornhautentfernung mit der sensationell sanften Fußfeile. Diesen Teil überspringe ich und futtere noch eine Brezel, während ich zusehe, wie die Wellnessberaterin Hornhaut von 80 Jahre alten Füßen feilt.
Nach einem Handpeeling und anschließender Massage mit der dazu gehörigen Handcreme probieren wir zahlreiche Aloe Vera-Produkte, Bodylotions und Körperöle.
Als es dann ans Bestellen geht, trage ich im Formular Ware im Gesamtwert von 80 Euro ein.
Außerdem erkläre ich mich bereit, im Juni selbst bei einer Wellnessparty als Gastgeberin zu fungieren. Irgendein Bestandteil dieser Produkte hat mir die Sinne vernebelt ...
Und die Moral von der Geschicht:
Konsequenz ist meine Stärke nicht
Edit: Ganz peinlicher Rechtschreibfehler, der glücklicherweise wohl niemandem aufgefallen ist ...