Karen Duve: Taxi

  • Anstatt wie alle anderen nach der Schule ein Studium oder eine Ausbildung zu beginnen, fängt Alexandra Herwig an, nachts Taxi zu fahren. Sie kann sich zwar schlecht Straßennamen merken, doch die Prüfung ist für die intelligente junge Frau kein Problem. So lernt sie schon bald andere Taxifahrer kennen, die sich alle als gescheiterte Existenzen erweisen. Als einzige Frau taucht sie in das Universum der Studienabbrecher, Möchtegern-Künstler, verkappten Philosophen und verklemmten Frauenhasser ein. Und auch wenn ihr der Job auf Dauer zu schaffen macht - Alexandra bleibt stoisch im Geschäft.


    Lakonisch und komisch erzählt Karen Duve die Geschichte der eigenwilligen Alexandra, die viel weiß, aber sich aufgrund ihrer Minderwertigkeitskomplexe nicht allzu viel zutraut. Gefangen in ihrer eigenen Untätigkeit, landet ihre Protagonistin in einer Zeitschleife, die aus endlosen Taxi-Schichten und unerheblichen Bekanntschaften besteht. Gekonnt spiegelt der Roman auf diese Weise das „no future“-Gefühl der 80er Jahre wieder.


    Karen Duve hat es nach ihren Büchern „Regenroman“ und „Dies ist kein Liebeslied“ wieder geschafft, einen ebenso gradlinigen und unerbittlichen wie humorvollen Roman zu schreiben. In jedem Fall empfehlenswert. Schade, dass es nicht mehr Schriftstellerinnen wie Duve gibt.

  • Dazu hab ich gestern im Dienst einen Bericht gesehen, fand Frau Duve schrecklich überheblich und unsympathisch.
    Da der REGENROMAN immer noch auf den vorderen Plätzen der wirklich für mich ätzenden Bücher rangiert (und das schon seit Jahren), fällt es mir nicht schwer, einen großen Bogen um dieses Buch zu machen. :-]


    EDIT: Kommata verstreut :-]

  • Ich war schon auf zwei Lesungen von Karen Duve und kann deinen Eindruck so gar nicht bestätigen. Sie kam sehr sympathisch rüber.
    Und auch wenn dir der "Regenroman" nicht gefallen hat, probier es doch noch einmal mit Taxi! Denn auch wenn der "Regenroman" immer sehr gelobt wird, finde ich "Dies ist kein Liebeslied" und "Taxi" wesentlich besser.

  • Mit Karen Duve, vielmehr mit ihren Büchern, bin ich bisher nicht so richtig warm geworden. Mein ganz persönlicher Eindruck ist, dass man sie, ähnlich wie Judith Herrmann, total überschätzt und das sie lediglich gepushed wird. Da gibt es sicher sehr viel bessere Schreiberlingerinnen als Frau Duve.


    "Taxi" wird also in meinem Bücherregal keinen Platz finden, allerhöchstens als Unterlegpapier. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich lese es ja gerade ... So seit ner Woche ...
    Es ist nicht schlecht, Duves lakonischer Stil gefällt mir ziemlich gut, allerdings packt es mich inhaltlich einfach nicht.
    Ich lese immer mal wieder ein paar Seiten, bis mich ein anderes Buch dann wieder mehr anmacht. Das ist eigentlich schon ein schlechtes Zeichen ...
    Wenn ich es schaffe, es ganz zu lesen, gebe ich nochmal Laut.

  • Ich hab mir vor kurzem "Die entführte Prinzessin" derselben Autorin gekauft- habe das Buch aber nach den ersten paar Seiten abgebrochen. Jetzt hab ich aber n einen Artikel in der FAZ gelesen und weiß etwas besser was Karen Duve mit ihrer Literatur bezweckt. Insbesondere ihre Einstellung den Männern gegenüber macht sie in meinen Augen irgendwie sympatisch ;-) . Ich werde "Die entführte Prinzessin" mit Sicherheit zu Ende lesen ..

    "Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene."
    (Carl Hillty)

  • Ich habe mich schon lange auf "Taxi" gefreut, obwohl ich natürlich nicht wußste, das es "Taxi" wird, eben einfach auf das "Neue" von Karen Duve. Bin ein großer Fan von ihr, ob sympathisch oder nicht.


    Den Regenroman, das Liebeslied, die Prinzessin und die Kurzgeschichten fand ich lesenswert. Beieindruckt bin ich von der Vielseitigkeit dieser Autorin. Die Themen sind doch sehr unterschiedlich. Was in "Taxi" abgeht, will ich noch garnicht so wissen, ich lasse mich überraschen (Danke fürs nichtzuvielverraten)


    Kurzum, ich freue mich darauf
    Klara

  • Den Regenroman habe ich nach den ersten Seiten (vorerst) aus der Hand gelegt, das Liebeslied habe ich zuende gelesen (keine große Erinnerung daran), um die Prinzessin habe ich einen großen Bogen gemacht und jetzt freue ich mich sehr auf Taxi! :lache


    Hoffentlich wird das was... :grin

  • Ich hab´s auch gelesen und fand es sehr fad. Alles plätschert so uninteressant vor sich hin. Absolut kein Buch für mich.
    Habe auch kein Interesse nochmal irgendwas von ihr zu lesen. Ich bauche halt knisternde Spannung und Action.

  • Ich lese gerade "Taxi" und mir kommt die Protagonistin, also sie, ziemlich unsymphatisch vor.
    Nicht einer kommt wirklich positiv rüber, an allen hat sie was auszusetzen, oder?
    Und:
    Denken wirklich alle Taxifahrer über ihre Fahrgäste so? :gruebel


    Wirklich packen kann der Roman mich nicht.


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Zitat

    Ich lese gerade "Taxi" und mir kommt die Protagonistin, also sie, ziemlich unsymphatisch vor. Nicht einer kommt wirklich positiv rüber, an allen hat sie was auszusetzen, oder?


    Vor kurzem habe ich die Lesung zum Buch besucht und u.a. outete sich eine Zuhörerin im Publikum als Schreiberin einer Magisterarbeit über die Romane von Frau Duve. Im Zuge dieser Arbeit kam die Frage nach dem Sympathiefaktor der Figuren im Taxiroman auf. Die Autorin stimmte mit der Fragestellerin darin überein, dass die einzig sympathische Figur ihres Romans der Philosophiestudent ist und die Autorin es nicht beabsichtigt hatte, Alex Herwig die Herzen der Leser gewinnen zu lassen.

  • Ich lese durchaus auch Bücher, wo die Protagonisten unsymphatisch sind. :-)


    Aber hier kommen ja kaum irgendwelche Personen positiv rüber, eigentlich ist das Buch ja richtig zynisch, menschenverachtend.
    Die Protagonistin übt kein bisschen Selbstkritik.


    War es in den 80-er Jahren wirklich so trostlos/deprimierend? :gruebel


    Jedenfalls hadere ich noch mit dem Buch - soll ich es gut finden oder nicht?




    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

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  • @ BJ:

    Zitat

    Dazu hab ich gestern im Dienst einen Bericht gesehen, fand Frau Duve schrecklich überheblich und unsympathisch.


    Deinen Beitrag lese ich jetzt nochmals und kann nach der Lesung Deinen Eindruck nicht bestätigen.


    @ Conor:


    Zitat

    Aber hier kommen ja kaum irgendwelche Personen positiv rüber, eigentlich ist das Buch ja richtig zynisch, menschenverachtend. Die Protagonistin übt kein bisschen Selbstkritik. War es in den 80-er Jahren wirklich so trostlos/deprimierend? Grübeln


    Ich befürchte, dass Dein Eindruck stimmt. Auf diesen Aspekt ging Karen duve nach der Lesung ebenfalls ein. Die "gestrige" Taxifahrergeneration bestand zum überwiegenden Teil aus Dauerstudenten, die mit Taxifahren einerseits ihren Lebensunterhalt finanzieren wollten, andererseits eine ablehnende Lebenshaltung demonstrieren wollten. Ihren Zynismus, teilweise auch Nihilismus hast Du m.E. richtig erkannt. Hiervon unterscheiden sich nach Karen Duves Ansicht die heutigen Taxifahrer, unter denen sich ein Großteil Ausländer befinden, die keine anderen Jobs bekommen.

  • Ich habe es jetzt auch gelesen, aber es hat mir nicht sonderlich gefallen. Die Charaktere sind durch die Bank weg unsympathisch und die Geschichte plätscherte so vor sich hin. Irgendwie ist alles grau in grau. Da ich es mir aber nur ausgeliehen hatte, kann ich es verschmerzen.

  • Und auch mein erstes, Regenroman und dies ist kein Liebeslied habe ich später gelesen. Beide dienen irgendwie als Steinbruch für Taxi, da sie ja als einige Motive, die in Taxi dann wieder auftauchen, beinhalten.
    Alex Herwig in ihrer ziellosen Art war für mich irgendwie schwer erträglich, wie oft hätte ich ihr in den Hintern treten und zubrüllen "jetzt mach doch mal was, blöde Kuh!" wollen?
    Auch wenn es keineswegs runde und angenehm zu lesende Bücher sind, mag ich sie trotzdem.

  • Titel: Taxi
    Autorin: Karen Duve
    Verlag: Eichborn
    Erschienen: Mai 2008
    Seitenzahl: 313
    ISBN-10: 3821809531
    ISBN-13: 978-3821809533
    Preis: 19.95 EUR


    Es gibt Menschen die haben etwas zu erzählen und vielleicht gehen sie sogar so weit es auch aufzuschreiben. Dann gibt es aber Menschen die haben nichts zu erzählen und halten deswegen auch einfach nur den Mund. Und dann ist da aber noch die dritte Gruppe. Die haben auch nichts zu erzählen, haben aber keine Hemmungen, ihre Sinnleere auch noch unters Volk zu bringen. Ganz schlimm wird es aber, wenn diese dritte Gruppe meint, man müsse das Ganze auch noch aufschreiben und das Geschriebene irgendwelchen unschuldigen Opfern in die Hand drücken mit der Bemerkung „Hier, lies mal!“.


    Zu dieser letzte Gruppe gehört die 1961 in Hamburg geborene Autorin Karen Duve. Mit „Taxi“ hat sie ein echtes „Plapperbuch“ geschrieben. Sie erzählt von einer jungen Frau die das Studium abgebrochen hat und dann zur Taxifahrerin mutiert. Und nun darf der Leser sie auf ihren Fahrten durch Hamburg begleiten – immer nur kurz unterbrochen von den Schilderungen ihrer skurrilen Männergeschichten. Da gibt es ein kleinwüchsigen Lover, dicht gefolgt von einem Journalisten der es offenbar mit jeder treibt oder es mit jeder treiben möchte und dann ist da auch noch der Kollege Dietrich mit dem sie irgendwann im selben Haus wohnt. Aber so richtig lernt man Alex (so heißt unsere Taxifahrerin) eigentlich nicht kennen. Und wenn man ehrlich ist, dann will man das eventuell auch gar nicht – dafür ist diese Dame einfach eine viel zu anstrengende Nervensäge.


    Dieses Buch ist ein echter Test dafür, welche Stufe der Leidensfähigkeit eine Leserin bzw. ein Leser hat. Es gibt sicher auch Leserinnen oder Leser, die dieses Buch schon nach wenigen Seiten beiseite gelegt haben. Aber es gibt auch die, die sich durch das gesamte Buch gekämpft haben.


    Karen Duve hat ein Buch geschrieben, dass frei ist von irgendwelchen Mitteilungen an die Leserschaft, in welchem man auch nach sehr anstrengendem Suchen einen Sinn nicht finden wird. Den gesamten Inhalt hätte man sicher auch in einer vier- oder fünfseitigen Shortstory unterbringen können – und da wäre dann der Vorteil gewesen, dass sich diese Story dann hinter anderen Stories hätte verstecken können.


    Ein schwaches Buch – muss man wirklich nicht gelesen haben.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.