Andy Oakes - Goldener Reis

  • Originaltitel: Citizen One
    Erschienen bei dtv, März 2008
    496 Seiten
    Zweiter Teil der Krimiserie um Sun Piao


    Klappentext:
    Komissar Sun Piao ist zurück!


    Im neuen Stadion in Shanghai werden drei junge Frauen gejagt, mit Raiserklingen verstümmelt und getötet. Bei ihren Ermittlungen geraten Komissar Sun Piao und sein Assistent immer tiefer in den Sumpf politischer Machtansprüche und riskieren dabei ihr Leben.


    Über den Autoren:
    Andy Oakes wurde 1952 geboren. Er ist der Sohn eines Berufsfußballers und einer Akademikerin. Nach dem Examen arbeitete er als Ingenieur. Im Zusammenhang mit geheimen Rüstungsprojekten ging er für zwei Jahre nach China, wo er neben Regierungsvertretern auch das Alltagsleben Shanghais kennenlernte. Seine ehrenamtliche Jugendarbeit in London führte zur Veröffentlichung eines Fotobandes über Slumkinder bei der Gulbenkian Foundation und zu einer Karriere als Fotograf. Nach der Gründung einer eigenen Frnachise-Firma mit zwölf Angestellten wechselte er erneut den Beruf und wurde Jugendberater. Er lebt heute in East Sussex.


    Meine Meinung:
    Schön der erste Teil, Drachenaugen, hat mir ausgesprochen gut gefallen.


    Mit „Goldener Reis“ legt Andy Oakes seinen zweiten Band um den chinesischen Komissar Sun Piao vor.


    Sun Piao ist grade aus der psychiatrischen Anstalt Ankang entlassen und von der Mordkommission zum Sittendezernat versetzt worden. In Shanghai werden wie in ganz China Vorbereitungen für die Olympiade getroffen. Da passt es einigen hohen Politkadern nicht so wirklich in den Kram, dass Sun trotzdem die Ermittlungen in einem sehr delikatem Fall leiten soll: Mehrere Mädchen, darunter auch Prostituierte, sind auf grausame Weise ermordet und anschließend in die Betonfundamente für das neue Stadion geworfen worden. Dort werden sie zufällig entdeckt und dies ist der Anfang einer erneuten Odyssee durch das heutige China.


    Andy Oakes versteht es meisterhaft, die Stimmung in China einzufangen und durch kurze, erklärende Kapitel auch Dinge zu erzählen, die zwar nicht in direktem Zusammenhang mit den Ermittlungen stehen, jedoch grundlegende Fäden in der Geschichte zusammenführen. Dabei gefallen mir besonders die Passagen, in denen der Autor den Leser über die handelnden Personen völlig im Unklaren läßt und sich im weiteren Verlauf klärt, wer diese waren.


    Die wirklich düstere Stimmung hat es mir auch angetan, ich hatte pemanent das Gefühl, in einem Film noir zu sein!


    Mir hat es toll gefallen, das Buch ist spannend und auch gesellschaftspolitisch interessant. Da Oakes auch einige Zeit in China gelebt hat, denke ich, dass viele Dinge, die er erwähnt, authentisch sind; ob Oakes nach diesem Buch allerdings nochmals nach China einreisen darf, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Wirklich eine schöne Rezi! :-]


    Den ersten Teil habe ich auch schon gelesen und der zweite steht schon bei mir im Bücherregal.


    Der erste war wirklich gut und behielt die Spannung bis zum Schluss und dank deiner Rezi freu ich mich schon auf "Goldener Reis"!


    LG Easy :wave

    Bücher lassen uns mal für eine gewisse Zeit in andere Welten tauchen und
    uns alles andere für diese Zeit einfach vergessen. ;-)

  • Ich weiß gar nicht, wie oft ich beim Lesen dieses Buches von Herzen dankbar war, in Deutschland geboren worden zu sein....


    Meine Rezension:


    Mit großer Spannung habe ich den 2. Band der Sun Piao-Reihe erwartet und meine zugegeben hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Andy Oakes hat mit "Goldener Reis" eine Fortsetzung geschrieben, die es in sich hat. Da wäre zum einen der Kriminalfall, mit dem sich der soeben aus der Psychiatrie entlassenen und eigentlich dem Sittendezernat zugeteilten Sun Piao befasst. Auf grausame Weise ermordete junge Mädchen, die scheinbar willkürlich zum Opfer wurden und ein alsbald ebenso grausam ermordeter Vorgesetzter, der den Fall bearbeitete, lassen bei Sun Piao die Alarmglocken schrillen. In sich schlüssig und mit einem gelungenen Spannungsbogen breitet sich der Fall, der immer weitere Kreise zieht, Stück für Stück vor dem Leser aus. Und zum anderen - und das ist eindeutig die Stärke des Autors - wird hier ein Bild der Volksrepublik gezeichnet, das dem westlichen Leser, der nichts anderes als das Leben in einer Demokratie kennt, eiskalte Schauer über den Rücken laufen lässt und der voller Entsetzen den (vermutlich wahren) Alltag im heutigen China kennenlernt. Oakes bietet dem Leser in diversen Zwischenkapiteln Informationen aus verschiedenen Themenbereichen, die im Leben der Chinesen eine Rolle spielen. Vor der topaktuellen Kulisse der baldigen Austragung der Olympischen Spiele 2008 ist das hier Gelesene nur schwer zu fassen und mit jeder Seite wächst die Wut und Hilflosigkeit angesichts der Willkür, der die Menschen ausgesetzt sind. Spannende Unterhaltung und Zustände in einem politischen System, die zum Nachdenken anregen!


    10 Punkte!