Klaus Mann - Der Wendepunkt

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  • Titel: Der Wendepunkt
    Autor: Klaus Mann
    Verlag: Rowohlt
    Diese Ausgabe erschien: November 2006
    Seitenzahl: 895
    ISBN-10: 3499244098
    ISBN-13: 978-3499244094
    Preis: 12.90 EUR


    Es gibt Momente wo man sich freut alte Bekannte zu treffen. Dieses Buch ist ein solch alter Bekannter. Plötzlich traf ich diesen Bekannten in meinem Lesesessel an, ungeplant und ganz spontan. Erneut nahm ich meine Ausgabe von 1976, erschienen bei der Büchergilde Gutenberg, zur Hand und war sofort wieder gefangen von diesem Buch.


    Klaus Mann, Sohn von Thomas Mann, hat wohl eine der eindrucksvollsten Autobiographien der deutschen Literatur geschrieben. Geboren 1906, wählte er 1949 den Freitod. In seinem „Wendepunkt“ schillert diese Todessehnsucht immer mal wieder durch, wird aber nicht zum beherrschenden Thema. Vielmehr hat es den Anschein als würde Klaus Mann lediglich Berichterstatter des eigenen Lebens sein. Er schreibt zwar über die Dinge die ihn berührten, aber immer auf eine gewisse distanzierte Art. Den Leser lässt er nur scheinbar in sein Inneres schauen.


    Der Vater Thomas Mann nimmt in dieser Lebensbeschreibung nur einen verhältnismäßig geringen Raum ein. Weitaus mehr berichtet Klaus Mann von der Schwester Erika, mit der ihn ein ganz besonders inniges Verhältnis verband. Diese beiden Geschwister waren offensichtlich durch ein sehr festes Band miteinander verbunden. Zu seinen anderen Geschwistern Golo, Elisabeth, Monika und Michael hatte Klaus Mann ein eher lockeres Verhältnis, auch wenn er immer Interesse für ihre verschiedenen Lebenswege aufbrachte.


    Dieses Buch ist auch eine Reise durch die Literatur der Zwanziger, Dreißiger und Vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Dem Leser werden immer wieder Namen ins Gedächtnis gerufen, die leider zwischenzeitlich im Vergessen angekommen sind. Und man nimmt sich vor, die Bücher dieser „Vergessenen“ wieder einmal zur Hand zu nehmen. Mal schauen ob es nicht nur bei diesem Vorsatz bleibt. Und man nimmt sich ganz fest vor auch die Bücher von Klaus Mann wieder einmal zu lesen. Er selbst äußert sich immer sehr neutral über seine schriftstellerischen Aktivitäten.


    „Der Wendepunkt“ ist ein durch und durch aufregendes Buch, ein Buch bei dessen Lektüre schon einmal die Zeit vergessen kann. Sehr, sehr lesenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • Mir scheint, Voltaire befasst sich gerade recht intensiv mit der Familie Mann....die ja wirklich einiges an Interessantem zu bieten hat. ;-)



    Klaus Manns Autobiografie ist, nebst all dem was Voltaire schon berichtet hat, auch ein Dokument seines unermüdlichen Einsatzes gegen die Ideen der Nazis, deren Unheil er schon früh erkannt hat - sein starkes Engagement gegen den Krieg und für den Frieden.
    Zudem lässt er den Leser auch teilnehmen an seinen ganz persönlichen Schwierigkeiten: der tiefe Wunsch nach Anerkennung seines Schaffens durch den Vater, seinem Kampf gegen die Drogensucht und die immer wiederkehrenden schweren Depressionen......ein zermürbender Kampf, den er letztendlich dann leider doch verloren hat.


    Ein wirklich reichhaltiges, ein bereicherndes Buch, und zwar auf ganz vielen Ebenen…. das Gelesene klingt noch lange nach. Offen, gradlinig und klar der Schreibstil und daher auch recht flüssig zu lesen.


    Ich besitze davon die TB-Ausgabe.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Zitat

    Original von Voltaire
    [„Der Wendepunkt“ ist ein durch und durch aufregendes Buch, ein Buch bei dessen Lektüre schon einmal die Zeit vergessen kann. Sehr, sehr lesenswert.


    Dem kann ich mich nur anschliessen. Ich finde, es ist auch sprachlich eins von Klaus Manns besten Buechern.
    Die literarische Welt der Weimarer Republik, die hier aufersteht, und ihr Zusammenbrechen, das laesst ebensowenig los wie der Lebenskampf des Kuenstlers Klaus Mann. Ich finde das Buch zudem ueberraschend frei von Selbstmitleid.


    Eins zum Immer-wieder-Lesen.
    Ich freu mich, dass es hier empfohlen wird.


    Alles Liebe von Charlie