Originaltitel: The Night Ferry (2007)
Goldmann 2008, 473 S.
Band 3 in der Reihe um den Psychotherapeuten Joe O'Laughlin [ist hier nicht dabei], Detective Inspector Vincent Ruiz und Detective Constable Alisha Barba
Klappentext:
Detective Constable Alisha Barba traut ihren Ohren nicht, als sie ihrer Freundin Cate nach Jahren zum ersten Mal wiederbegegnet. Denn Cate ist hochschwanger und überzeugt, dass jemand hinter ihrem ungeborenen Baby her ist. Alisha ist bereit, ihrer verzweifelten Freundin zu helfen – doch wenige Stunden später wird Cate mit ihrem Ehemann überfahren. Felix ist sofort tot, Cate fällt schwer verletzt ins Koma. Die Polizei hakt das Ereignis als Unfall ab, doch Alisha weigert sich, daran zu glauben. Sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln, und ehe sie es sich versieht, gerät sie in ein Dickicht aus Sex und Gewalt …
Über den Autor:
Michael Robotham wurde 1960 in New South Wales, Australien, geboren. Er war lange Jahre tätig als Journalist für große Tageszeitungen und Magazine in London und Sydney, bevor er sich ganz seiner eigenen Laufbahn als Schriftsteller widmete. Mit seinen Romanen „Adrenalin“ und „Amnesie“ sorgte er international für Furore und etablierte sich als neuer Stern am Himmel der englischen Kriminalliteratur. Michael Robotham lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Sydney.
Meine Meinung:
Dies ist ein echter Multi-Kulti-Krimi: Der australische Autor schreibt einen vom Stil her amerikanischen Krimi, der hauptsächlich in London spielt und als Protagonistin eine indische junge Frau hat, die aus einer sehr traditionsbewussten Sikh-Familie stammt.
Alisha Barba wird von ihrer ehemals besten Freundin Cate um Hilfe gebeten. Diese ist hochschwanger und hat Angst, dass man ihr das Baby wegnehmen könnte. Kurz darauf werden Cate und ihr Mann Felix von einem Auto überfahren und getötet. Alisha glaubt nicht an einen Unfall. Als sie herausfindet, dass Cate ihre Schwangerschaft nur vorgetäuscht hat, beschließt sie, herauszufinden, was dahintersteckt, wer die beiden umgebracht hat und warum.
Von Anfang an hatte mich dieses Buch am Haken. Die Handlung entwickelt sich schnell zu einer spannenden Geschichte mit Rückblicken in die Vergangenheit der Protagonistin. Die sind so gekonnt gesetzt, daß sich nach und nach ein schlüssiges Bild ergibt.
Die Ich-Erzählerin benutzt eine schnörkellose, unverblümte Sprache, manchmal zynisch, bringt sie die Sache immer genau auf den Punkt. Mit Energie und Beharrlichkeit macht sie sich daran, den als Unfall getarnten Mord aufzuklären. Dabei erhält sie Unterstützung von ihrem Freund Dave, ebenfalls Polizist und ihrem ehemaligen, jetzt pensionierten Vorgesetzten Vincent Ruiz.
Das Ganze zieht viel weitere Kreise, als es zu Beginn den Anschein hat. Die schreckliche, menschenverachtende Geschichte, die dahinter steckt, wird nach und nach aufgedeckt, je weiter Alisha mit ihren Ermittlungen vorankommt. Das Thema „illegale Adoption und Leihmutterschaft“ mit dem kriminellen Hintergrund und schwer zu durchdringenden Sumpf, der sich hierbei auftut, bringt die beteiligten Personen nicht gerade freiwillig zum Reden.
Es gibt einige harte Szenen in dem Buch, bei denen ich schon heftig schlucken musste. Eine facettenreiche Geschichte, die ihre schrecklichen Details erst nach und nach enthüllt. Es ist schwer, den Verdächtigen etwas nachzuweisen, niemand redet aus Angst um den guten Ruf oder das eigene Leben. Nach und nach zeigt sich auch, dass Alisha persönlich wesentlich mehr in die Story eingebunden ist, als es zu Beginn den Anschein hatte.
Ein sehr spannendes, perfekt gemachtes Buch mit einer tollen, dichten Atmosphäre und sehr sympathischen Hauptfiguren. Gut gefallen hat mir auch der versöhnliche Schluss.
Sehr amüsant sind die Schilderungen, wenn es um Alishas Familie geht und die Versuche ihrer Eltern, aus der Tochter doch noch eine gute Sikh-Ehefrau zu machen.
Ach ja: Dieses Buch gilt als Band drei der Serie. Inspektor Vincent Ruiz spielt hier nur eine Nebenrolle, in den beiden vorherigen Bänden eine Hauptrolle. Zum Verständnis dieses Buches muß man die beiden anderen nicht gelesen haben.