Das Tal der letzten Krieger / Last of the Dogmen

  • “Somebody is out there“ *


    Originaltitel: Last of the Dogmen
    Regisseur: Tab Murphy
    Darsteller: Tom Berenger, Barbara Hershey, Kurtwood Smith, Steve Reevis
    Sprache: Englisch
    Laufzeit: 113 Minuten
    FSK: ab ca. 6 Jahren (Parental Guidance: General viewing, some scenes may be unsuitable for young children)
    Erschienen: Film: 1995 / DVD: 2003
    Amazon-Nr.: B0000AV3G4
    EAN: 5060002832486 (Firma: Fox / UK)


    Weitere Angaben im Internet:
    - IMDB.COM sagt dieses (in englischer Sprache, komplette Besetzungsliste, einige Fotos)
    - Film.db gibt eine kurze Inhaltsbeschreibung sowie Besetzungsliste
    - Wikipedia schreibt dieses (s. u.)
    - Im englischen Wikipedia findet man diesen kurzen Eintrag





    Kurzinhalt


    Montana. Ein Gefängnisbus verunglückt in den Rocky Mountains. Drei gefährliche Schwerverbrecher können entkommen. Nach erfolgloser Suche beauftragt der Sheriff den Kopfgeldjäger Lewis Gates. Die Spur der Häftlinge führt Gates in die entlegene, menschenleere Wildnis des Oxbow-Gebietes. Er findet die Verbrecher und will sie bei Morgengrauen in ihrem Nachtcamp überraschen. Mitten in der Nacht wird Gates durch Schüsse geweckt. Alles, was der Menschenjäger von seiner "Beute" noch vorfindet, ist frisches Blut. Irgendjemand ist ihm zuvorgekommen. Jemand, der nichts als Hufabdrücke unbeschlagener Pferde und einen Pfeil zurückgelassen hat. Zusammen mit der Anthropologin Lillian Diane Sloan macht er sich auf die Suche. Zusammen erleben sie ein Abenteuer, wie man es sich in den kühnsten Träumen nicht ausmalen würde.



    Sachinformationen


    Das im Film von Lillian erwähnte Massaker ist historisch und unter der Bezeichnung „Massaker am Sand Creek“ in die Geschichte eingegangen. Auch die Beschreibungen der Greueltaten ist korrekt; ich habe vor längerer Zeit Augenzeugenberichte darüber gelesen. Ich hätte nie gedacht, daß Menschen zu so was fähig sind. (Im Film „Das Wiegenlied vom Totschlag“ kommt dieses Massaker ebenfalls vor. Die dort recht drastisch gezeigten Verbrechen sind nur ein kleiner Teil dessen, was damals wirklich geschah.)


    Die Dog Soldiers waren eine Elite-Kriegergruppe innerhalb der Cheyenne; auch die Erklärungen dazu während des Filmes sind richtig. Im Kampf „banden“ sie sich am Boden fest und blieben an dieser Stelle stehen, bis sie entweder gewonnen hatten - oder tot waren.



    Meine Meinung


    Zunächst: mit den Kritikerstimmen, die im Wikipedia-Eintrag zitiert werden, gehe ich überhaupt nicht konform. Mir haben sowohl Barbara Hershey als auch Tom Berenger ausnehmend gut gefallen; die „Chemie stimmte“, ich fand beide sehr glaubwürdig. Die erwähnte „Offstimme“ gibt es wohl nur in der US-DVD, in der UK-Version (die ich habe), gibt es die nicht.


    Elvis is dead. The US isn’t hiding UFOs and there are no Dog Soldiers in the Oxbow.**
    Nun, wenn zwei Aussagen stimmen, muß das noch lange nicht für eine dritte gelten. Bisweilen ist es sogar besser davon auszugehen, daß die dritte nicht stimmt. Aber Wissenschaftler wissen ja alles besser als Laien, egal was diese mit eigenen Augen gesehen haben. Und so verabschiedet Lillian, Anthropologin mit Schwerpunkt Indianer, Lewis mit den genannten Worten.


    Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache. Immer wieder verschwinden Menschen spurlos im Oxbow-Gebiet in Montana. 1935 wurde, meilenweit entfernt von jeglicher menschlichen Ansiedlung, dort von Eisenbahnarbeitern ein Indianerjunge aufgegriffen, der nächtens aus dem Gefängnis floh und auf Nimmerwiedersehen im Oxbow verschwand. Ist doch was dran, der gefundene Pfeil doch nicht aus einem Souvenirladen? Gewissheit verschafft nur eines: selbst nachsehen. Und so macht sich das ungleiche Paar Lewis Gates, Fährtensucher und Einzelgänger, der den Unfalltod seiner Frau vor einigen Jahren wohl noch immer nicht verwunden hat und Dr. Lillian Diane Sloan, Professorin mit Schwerpunkt Indianer, zu Pferd auf die Suche nach dem, was es nicht gibt, nicht geben darf.


    Wie der Filmtitel schon verrät, verläuft die Suche erfolgreich und sie treffen auf die Nachfahren der letzten Überlebenden des Massakers vom Sand Creek. Daß dies nicht ganz so reibungslos verläuft wie es sich hier liest, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung.


    Dieses Aufeinanderprallen der Welten ist nicht so hart, wie man sich das vorstellen würde (Lillian ist „vom Fach“ und spricht Cheyenne, Lewis ohnehin ein halber Trapper). Dennoch verläuft es nicht ohne Konflikte und Mißverständnisse; ich empfand es sehr glaubwürdig. Genauso könnte so was ablaufen.


    Der Film ist ganz unhollywoodmäßig recht ruhig, erzählt bisweilen langsam und sorgfältig, mit grandiosen Landschaftsaufnahmen (gedreht in Kanada) und etlichen komischen Szenen, die bisweilen einen Lacher verursachten. Die schlimmste Stelle war für mich


    Bisweilen glaubte ich sogar so etwas wie leise Kritik heraushören zu können. An der Einstellung der „Zivilisation“ gegenüber allem, was nicht ins Schema paßt, hat sich nicht viel geändert. Das Verhalten des Sheriffs (Lewis’ Schwiegervater, der ihm den Tod seiner Tochter immer noch nicht verziehen hat) würde auch gut in einen Western, der im 19. Jahrhundert spielt, passen. Und oftmals ist es in unserer Gesellschaft auch nicht viel anders.


    Der Film ist schon einige Male im Fernsehen gelaufen. Nachdem ich ihn das erste Mal gesehen hatte, habe ich mir gleich die DVD besorgt, auf der der Film ca. zehn Minuten länger ist. Die fehlenden Minuten sind „nur“ Füllwerk, beantworten aber u. a. die Frage, was Lewis bei seiner Jagd nach den entflohenen Sträflingen gesehen hat und warum er ausgerechnet Lillian aufsucht, um Rat zu fragen.


    Das ist einer meiner Lieblingsfilme mit (für mich) hohem Suchpotential. Er war der Auslöser, daß ich mich vor einigen Jahren recht intensiv mit dem Thema „Indianer“ beschäftigt und meine Bibliothek sehr erheblich erweitert habe. Vor allem mit Büchern über die Cheyenne; selbst ein Wörterbuch Cheyenne-Englisch findet sich in meinen Beständen. :rolleyes


    Ich wußte, warum ich ihn mir so lange nicht angesehen hatte. Aqualadys Frage nach den Indianerbüchern hat ihn mir wieder ins Gedächtnis gerufen. Und nachdem ich ihn nun wieder gesehen habe, gehe ich erst mal, meine Indianerbücher nach noch zu lesenden Titeln durchsuchen. Womit die Leseplanung mal wieder über den Haufen geworfen ist. Aber das ist dann eine andere Geschichte.



    Kurzfassung:
    In grandiosen Bildern, begleitet von epischer Musik, sind ein Abenteurer und eine Anthropologin in den Wäldern Montanas auf der Suche nach dem, was es nicht gibt - oder doch?



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    * = „Da draußen ist jemand.“
    ** = Elvis ist tot. Die USA verstecken keine UFOs und es gibt keine Dog Soldiers im Oxbow-Gebiet.

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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die Musik zum Film stammt von David Arnold, der auch zu „Stargate“ oder „Independence Day“ den Score geschrieben hat. Ich habe mir die CD zum Glück damals gleich mitgekauft. Zu sehr günstigem Preis. :-]


    - < Hier > eine Besprechung der Filmmusik (mit Foto von David Arnold; in englischer Sprache).


    Edit. Sehe gerade, Amazon liefert kein Bild. Das hole ich hiermit nach. So sieht die CD also aus.
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