Hier kann zu den Kapiteln 01 - 08 geschrieben werden.
'Und verführe uns nicht zum Bösen' - Kapitel 01 - 08
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Da bin ich wohl diesmal der erste, der etwas schreibt
Den Auftakt des Buches fand ich sehr interessant, denn dieses Kapitel ist ein Ausblick auf die Zukunft und kündet einen zweiten Mord an, während wir vom ersten eigentlich noch nicht viel wissen. Der erste Tote wird erst im zweiten Kapitel gefunden werden.
Wirklich reingefunden in die Geschichte habe ich bislang nicht. Interessant fand ich den erneuten Einblick in van Leeuwens Seelenleben, während ich die Schilderungen um die Ermittlungen des Mordfalles sehr schleppend empfinde. Manche Passagen, wie z. B. die Schilderung Cariens sind mir einfach zu überladen und zu lang, wie z. B. die Beschreibung Cariens und die Interpretation ihres Seelenlebens und ihrer Erfahrungen mit Männern. Zu viel Spekulation.
Gefallen hat mir die Beschreibung der Gewürzgroßhandlung, der Düfte, der Farben, der Beschaffenheit. Sowas regt immer meine Sinne an und ich hab mich inmitten der Kisten und Behältnisse wiedergefunden
Apropos Farben: Wie bitte klingt die Farbe blau?
Seite 44:
"... und die Möwen zerrissen den Dunst mit schmerzend weißem Flügelschlag. Ihre Schreie klangen blau und traurig."
So, dann werde ich mich nun dem zweiten Abschnitt widmen.
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Das ganz linke Messer ist übrigens ein Vogelschnabelmesser der Firma Herder:
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So, nun habe ich den ersten Abschnitt gelesen, und so langsam bin ich richtig in den Geschehnissen drin.
Sehr gut gefallen hat mir der Einstieg, bei dem wir womöglich das nächste Mordopfer kennengelernt haben. Ich glaube ja momentan, dass es sich bei der Frau um Carien handelt.
Die Krimihandlung gefällt mir bisher auch gut, insbesondere das indische Milieu gefällt mir gut.
Ich bin gespannt, welche Verwicklungen sich hier auftun, es waren schließlich zwei Personen, die Amir töten wollten, und da Schuhabdrücke Größe 38 entdeckt wurden, ist wohl nicht auszuschließen, dass es sich bei einem der zwei um eine Frau handelt.
Schmunzeln musste ich bei der Beschreibung der Pressekonferenz, die in Bollywood-Farben im Fernseher des indischen Restaurants lief.
Grausam fand ich die Quälerei des Hundes, ich war froh, als van Leeuwen dazwischenging.
Ich bin außerdem gespannt, wie es im Privatleben des Commissaris weitergeht. Was will Simone ihm sagen?
@ Bouquineur: danke für den Link zu dem Messer, so ungefähr hatte ich mir das Messer auch vorgestellt.
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Leuteeeeee, wo seid ihr denn alle??
Ich habe den ersten Abschnitt auch beendet, wie schon bei dem ersten Vorgänger wird schnell klar, man tut sich selbst und dem Buch keinen Gefallen, wenn man es zwischen Tür und Angel liest, sondern die ganze Wirkung entfaltet sich - auch schon hier im ersten Abschnitt - besonders beim längeren Lesen an einem Stück (deshalb poste ich auch erst jetzt hier ;-)).
Als lang oder überladen habe ich diesen ersten Abschnitt überhaupt nicht empfunden, im Gegenteil: als sehr intensiv. Die Beschreibungen der Gerüche und Orte auf der einen, aber auch die Gedanken von van Leeuwen. Schon seit dem letzten Band bin ich gespannt darauf wie es weitergeht mit ihm, seiner Frau, der Krankheit, und dem, was der Commissaris über sie erfahren hat!
Ob sie ihm - hier am Ende des Leseabschnitts - tatsächlich etwas bestimmtes sagen will? Ich weiß nicht, ich vermute eher, dass Simone durch etwas (eine Erinnerung vielleicht?) aufgewühlt ist, aber ob sie ein bewusstes Mitteilungsbedürfnis an ihren Mann hat? Hmmm. Gibt es in diesem Stadium der Alzheimer'schen Krankheit so etwas wie lichte Phasen oder "normale" Momente? Leider kenne ich mich mit dieser furchtbaren Erkrankung überhaupt nicht aus, dachte aber immer, dass es stetig - wenn auch vielleicht mit unterschiedlicher Geschwindigkeit - bergab geht.
@ Claus, kannst du vielleicht allgemein etwas dazu sagen?Und dann direkt noch eine Frage: Sowohl dieses Buch als auch der Vorgänger haben "exotische" Kulturen zum Inhalt. Ist das Absicht oder Zufall? Wie bist du auf das Thema Indien / Sikhs gekommen?
(Habe erst den ersten Abschnitt gelesen, weiß also nicht, was noch kommt ;-))@ Bouquineur
Danke für den Link, mit so einem Messer schäle und schneide ich auch immer Gemüse - da wurde mir heute beim Gurkensalat schon etwas komisch zumute...Die Hundeszene war für mich ganz furchtbar - sowas kann ich nicht gut vertragen, wenn hilflose Lebewesen gequält werden. Bemerkenswert jedoch die Reaktion des Commissaris, der mindestens ebenso wütend war wie ich beim Lesen - ich glaube ich hätte nicht so besonnen reagieren können, auch wenn es sich um Kinder handelt, die dem Hund das angetan haben.
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Zitat
Original von milla
Leuteeeeee, wo seid ihr denn alle??Ich habe den ersten Abschnitt auch beendet, wie schon bei dem ersten Vorgänger wird schnell klar, man tut sich selbst und dem Buch keinen Gefallen, wenn man es zwischen Tür und Angel liest, sondern die ganze Wirkung entfaltet sich - auch schon hier im ersten Abschnitt - besonders beim längeren Lesen an einem Stück (deshalb poste ich auch erst jetzt hier ;-)).
stimmt, und wenn man so schön drin ist, möchte man es auch eigentlich gar nicht mehr weglegen. Ich war gestern Abend eigentlich richtig müde, und es hat mich doch bis Zwölf wachgehalten
Zitat
Als lang oder überladen habe ich diesen ersten Abschnitt überhaupt nicht empfunden, im Gegenteil: als sehr intensiv. Die Beschreibungen der Gerüche und Orte auf der einen, aber auch die Gedanken von van Leeuwen. Schon seit dem letzten Band bin ich gespannt darauf wie es weitergeht mit ihm, seiner Frau, der Krankheit, und dem, was der Commissaris über sie erfahren hat!Ich bin ja schon ein Stückchen weiter und finde es insgesamt sehr intensiv, besonders die leiseren Momente. Mir fiel der Einstieg auch ein wenig schwer, aber das hing eher damit zusammen, dass mein Opa ins Krankenhaus gekommen ist und meine Gedanken daher anfangs immer wieder abdrifteten. Als ich allerdings einmal richtig drin war, konnte es mich ein wenig ablenken.:-) Und gestern ging es ihm Gott sei Dank schon besser.
Zitat
Ob sie ihm - hier am Ende des Leseabschnitts - tatsächlich etwas bestimmtes sagen will? Ich weiß nicht, ich vermute eher, dass Simone durch etwas (eine Erinnerung vielleicht?) aufgewühlt ist, aber ob sie ein bewusstes Mitteilungsbedürfnis an ihren Mann hat? Hmmm. Gibt es in diesem Stadium der Alzheimer'schen Krankheit so etwas wie lichte Phasen oder "normale" Momente? Leider kenne ich mich mit dieser furchtbaren Erkrankung überhaupt nicht aus, dachte aber immer, dass es stetig - wenn auch vielleicht mit unterschiedlicher Geschwindigkeit - bergab geht.Ich kenne mich auch nicht gut mit der Krankheit aus, meine aber, schon öfter von solchen lichten Momenten gehört zu haben. Vor Jahren musste die Nachbarin von meiner Oma wegen Alzheimer ins Heim, und irgendwann stand sie vor ihrer eigenen Haustür und wollte rein (Und das, obwohl sie den Weg vorher eigentlich gar nicht mehr kannte.
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Liebe Milla und Bookworm und Bouquineur und überhaupt alle,
ich stecke gerade mitten in den beiden letzten Kapiteln des neuen Romans (Bruno 3), und deswegen muß ich mich erstmal wieder zurückerinnern an 'Und verführe uns nicht zum Bösen'. Ich bin auch gar nicht sicher, ob ich hier gerade alles richtig mache, das heißt, ob ihr diese Antwort überhaupt bekommt. Wenn einer sie empfängt, kann er die dann allen anderen zugänglich machen (oder wie geht das?)
Mitten im Schreiben bin ich immer etwas verletzlich, also seid bitte milde mit dem Buch und mir, wenn möglich.
Aber jetzt zu den Fragen: meine Recherchen 'in Sachen' Alzheimer haben ergeben, daß es in der Tat nur einen Verlauf der Krankheit gibt, immer weiter abwärts, ins Dunkel. Trotzdem sind lichte Momente möglich, aber eben nur Momente, ganz kurz, in denen man sich an Teile seines alten Lebens erinnert, und ich denke, wenn man wie Simone noch etwas Unerledigtes hat, das man dem geliebten Menschen unbedingt mitteilen will, schafft sich das vielleicht noch einmal Bahn, wenn auch nicht ganz klar und unmißverständlich.
Und was nun die exotischen Kulturen angeht: im ersten Roman hat sich das aus der Recherche über die Krankheit ergeben, vor allem aus der Lektüre des Buches 'Tödliche Mahlzeit', das ich im Nachwort erwähnt habe. Das hat dann die wild wuchernde Phantasie freigesetzt.... mit Kannibalen und allem, mal abgesehen davon, daß Holland in der Gegend ja noch Kolonien hat/hatte.
Die Sikhs im zweiten Buch sind indes weniger eine Kultur als eine Religionsgemeinschaft, wenn auch Inder als solche natürlich einer fremden Kultur entstammen. Der Grund, daß beide Male Exotik im Spiel ist, hat einfach mit Amsterdam zu tun. Es sind ja nicht einmal mehr die Hälfte der Einwohner Amsterdams Holländer, der Rest sind Surinamesen, Indonesier, Türken, Araber, Afrikaner, Chinesen et al, die alle ihre ethnischen Besonderheiten ins Bild dieser Stadt einschmelzen.
Im dritten Buch wird beispielsweise, neben vielen Holländern, ein Chinese eine wichtige Rolle spielen. Und was den Punkt der langen und kurzen Haare der Sikhs betrifft: es gibt, meine ich, im Buch eine Stelle, wo darauf verwiesen wird, daß man sich nicht immer seinem Glauben konform verhält - ich kenne hier in München einige Sikhs, die alle keine langen Haare und Turbane tragen, obwohl diese Insignien eigentlich dazugehören - das ist wie mit den Schläfenlocken der orthodoxen Juden.
Last not least für heute (muß zurück zu Bruno 3): 'der blaue Schrei'... das ist natürlich die Lust an der Poesie, die zwar eigentlich nicht in einen Krimi gehört, die aber manchmal mit mir durchgeht. Man möge sie mir bitte verzeihen. Ich freue mich jedenfalls sehr, daß ihr alle mitmacht (ein komisches Gefühl, sich vorzustellen, daß ihr alle gerade mein Buch lest) und ganz besonders bedanken möchte ich mich bei Bouquineur für die Rezension bei amazon...
Bis demnächst, euer Claus Cornelius
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Nachdem mein Buchexemplar nun am Freitag doch noch wenigstens halbwegs rechtzeitig angekommen ist, habe ich mir heute die Zeit genommen, die Kapitel 1 bis 8 am Stück zu lesen.
Ich habe an diesem Buch sehr viel Freude gehabt, denn es ist sprachlich sehr schön, gut zu lesen und vor allem sehr atmosphärisch. Den Palast der Gewürze z.B. konnte ich förmlich vor mir sehen und vor allen Dingen fast riechen.
Anfangs hatte ich einige Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzufinden. Ich konnte mir Commissaris van Leeuwen nicht wirklich vorstellen, was vielleicht auch daran liegt, dass ich den 1. Teil (noch) nicht gelesen habe. Inzwischen aber habe ich mich mit allen Figuren "anfreunden" können und mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Nur was ich von Amir selber halten soll, ist mir noch völlig unklar.
Es ist schon länger nicht mehr vorgekommen, dass ich bei einem Krimi nicht wusste, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Die meisten Krimis und Thriller sind doch sehr berechenbar. Hier aber habe ich zur Zeit noch keine Idee wo die Geschichte hin will und das macht es für mich sehr spannend.
Ich freu mich auf den Rest des Buches. Und da ja Wochenende ist und das Wetter schön warm, werde ich mich nun noch einige Zeit in den Garten begeben und weiter lesen.
Es ist schön zu hören, dass es in absehbarer Zeit einen 3. Teil geben wird.
Ach, und übrigens:
Zitat...das ist natürlich die Lust an der Poesie, die zwar eigentlich nicht in einen Krimi gehört, die aber manchmal mit mir durchgeht...
Ich finde gerade die poetischen, eher leisen Passagen machen dieses Buch zu etwas Besonderem.
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Zitat
Original von Claus Fischer
ich stecke gerade mitten in den beiden letzten Kapiteln des neuen Romans (Bruno 3), und deswegen muß ich mich erstmal wieder zurückerinnern an 'Und verführe uns nicht zum Bösen'.
Oh das ist super, der ist jetzt schon vorbestellt! (Und ja, du hast alles richtig gemacht!)ZitatOriginal von Claus Fischer
Aber jetzt zu den Fragen: meine Recherchen 'in Sachen' Alzheimer haben ergeben, daß es in der Tat nur einen Verlauf der Krankheit gibt, immer weiter abwärts, ins Dunkel. Trotzdem sind lichte Momente möglich, aber eben nur Momente, ganz kurz, in denen man sich an Teile seines alten Lebens erinnert, und ich denke, wenn man wie Simone noch etwas Unerledigtes hat, das man dem geliebten Menschen unbedingt mitteilen will, schafft sich das vielleicht noch einmal Bahn, wenn auch nicht ganz klar und unmißverständlich.
Dass Alzheimer eine Krankheit ist, die für die Angehörigen wohl das Grausamste ist, was man sich vorstellen kann (wobei... kann man es sich TATSÄCHLICH als Nicht-Betroffener vorstellen wie das ist? Ich wünsche es keinem :-(), merkt man schnell, aber um wieviel grausamer muss das als Erkrankter sein? Den eigenen Verfall bzw. seines Gedächtnisses und damit ja auch irgendwie seines Lebens zu bemerken oder vielmehr aufblitzen zu sehen? Bei dem Gedanken wird mir ganz anders... -
Ich habe mehrere Fälle von schwerer Alterdemenz in der Familie gehabt. Meine Oma hat z. B. zum Ende hin ihre Kinder nicht mehr erkannt, fühlte sich verfolgt, schmiss mit Sachen um sich. Ich wünsche niemanden, dass er so etwas je erleben muss bzw. dass es ihm selber passiert. Das ist auch eine meine größten Horrorvorstellungen, im Alter ebenfalls an Altersdemenz zu leiden...
Wann wird denn der dritte Roman erscheinen? Anfang nächstes Jahr? Auf dieses Jahr dürfen wir wohl nicht mehr hoffen, oder?
Du hast das Poetische in Deinem Buch angesprochen, Claus. Ich bin eigentlich ein Fan von bildhafter und poetischer Sprache. Es ist wohl nur etwas ungewohnt, diese in einem Krimi zu finden und vielleicht hat es das diesmal schwerer für mich mit dem Einstieg gemacht. Nichts desto trotz mag ich Deinen Schreibstil und vor allem auch die von Dir gezeichneten Figuren. Sie sind alle einzigartig und voller Leben
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Der zweite Band ist meines Erachtens noch besser geschrieben. Zwischendurch lässt der Autor regelmäßig witzige Dialoge einfließen, das lockert das Ganze noch mehr auf. Beispielsweise Julika Tambur, als sie das Fotos des Ermordeten sieht und Edward mit den Scherenhänden als Täter vermutet. Das fand ich sehr gelungen.
Bei Simone bin ich noch nicht angelangt, bis aber sehr gespannt darauf, wie es mit ihr weitergeht. -
Da bei mir diese Woche einiges anders lief als geplant, konnte ich leider erst gestern mit dem Buch anfangen.
Wie bereits beim ersten Band hat mich der Schreibstil aber auch Van Leuwwen sofort gefangen genommen, und ich fühlte mich gleich wie zuhause. Auch im zweiten Band finde ich Van Leuwwens persönliche Situation, seinen Charakter und wie er mit dem Leben umgeht faszinierend. Die poetischen Bestandteile des Buchs machen dabei für mich den deutlichen Mehrwert gegenüber anderen Krimis aus. Es ist eben kein Krimi den man weglegt und einige Wochen später kann man sich an die Charaktere schon nicht mehr erinnern.
@ Claus
wie bist Du eigentlich auf die Idee gekommen, das Thema Alzheimer in einem Krimi zu thematisieren? Du triffst sowohl die Beschreibung des Krankheitsverlaufs als auch die Sicht des Betroffenen unglaublich gut, wie bist Du in der Recherche vorgegangen?Hast Du eine persönliche Beziehung zu Amsterdam? Wie kam es zu Amsterdam als Handlungsort?
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Habe jetzt auch endlich den ersten Teil beendet.
ZitatPelican :
Wie bereits beim ersten Band hat mich der Schreibstil aber auch Van Leuwwen sofort gefangen genommen, und ich fühlte mich gleich wie zuhause. Auch im zweiten Band finde ich Van Leuwwens persönliche Situation, seinen Charakter und wie er mit dem Leben umgeht faszinierend. Die poetischen Bestandteile des Buchs machen dabei für mich den deutlichen Mehrwert gegenüber anderen Krimis aus. Es ist eben kein Krimi den man weglegt und einige Wochen später kann man sich an die Charaktere schon nicht mehr erinnern.
Bin schon gespannt wie es mit Simone weitergeht, was sie van Leeuwen wohl sagen will ? Hat es was mit Italien zu tun ?
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Warum ein Kommissar in Amsterdam? Das hat mit der Art der Geschichten zu tun, die ich erzählen wollte und die einfach nicht in eine deutsche Stadt – egal ob groß oder klein – gepaßt hätten. Vor dem Hintergrund der farbigen, ethnisch vielfältigen Bevölkerung Amsterdams und ihres teils weltoffenen, teils düsteren Charmes können sie sich dagegen sehr gut abspielen. Überhaupt ist Amsterdam eine Stadt, die ein wenig von allen Städten hat, die ich liebe, von Venedig, Paris und Berlin. Ich war als Kind - damals wohnte ich noch in NRW - mit meinen Eltern manchmal in Holland, da haben mir die vielen Blumen und die Kanäle sehr imponiert.
Jetzt bin ich mindestens einmal im Jahr da. Außerdem: als ich nach einigen anderen Büchern beschlossen hatte, daß ich jetzt gern Krimis schreiben würde, stellte ich fest, daß es in ganz Deutschland keine Stadt gab, in der nicht schon ein Kommissar, Staatsanwalt oder Pathologe zugange war. Und dann die ganzen 'Tatort'e... Aber auch in den meisten europäischen Städten hatten sich schon Ermittler etabliert. Nur in Amsterdam gab es zur Zeit keinen Kommissar, seit Van de Weetering und seinem Commissaris. Und dem seligen Van der Falk von Nicolas Freeling.
Tja, und die Alzheimerthematik: Geschichten entwickeln und verändern sich über einen langen Zeitraum, manchmal bevor man überhaupt weiß, daß es sich um eine Geschichte handelt, die man erzählen möchte.
Über den Nobelpreisträger Carleton Gadjusek (dem Vorbild für Professor Pieters aus dem ersten Roman) und die Fore hatte ich zuerst in einem Artikel der NYT Book Review über das Buch ‚Tödliche Mahlzeit’ von Richard Rhodes gelesen, der mich so faszinierte, daß ich mir das Buch besorgt habe. Beim Lesen merkte ich mehr und mehr, daß in dieser Geschichte über BSE und Alzheimer ein Roman steckt, allerdings wußte ich nicht, wie ich den erzählen sollte.
Erst als dann die Gestalt des Bruno van Leeuwen mit seiner an Alzheimer erkrankten Frau – auf die ich wiederum durch die Lektüre des Buches ‚Iris’ von John Bailey kam – deutlicher wurde, fiel mir das plötzlich wieder ein, und ich suchte nach einem Weg, das zu verknüpfen. Dann habe ich alles über Alzheimer gelesen, was mir in die Finger kam, und dabei fand ich die Idee faszinierend, daß jemand, dessen Beruf und Leidenschaft es ist, Fragen zu stellen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, Leben zu entschlüsseln und Erinnerungen hervorzulocken, eine Frau hat, die ihrer beider Leben mehr und mehr vergißt. Und die er, als es um ein großes schmerzhaftes Geheimnis in seiner Ehe geht, eben nicht befragen kann. Die vergessen hat, was ihn mehr als alles andere interessiert. Die ihm nicht sagen kann, was er alle Mörder fragt: warum?
Der Rest ist dann Beobachtung und Phantasie und Einfühlen. Macht aber auch Spaß, selbst wenn es um traurige Dinge geht.
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Zitat
Original von Claus Fischer
Dann habe ich alles über Alzheimer gelesen, was mir in die Finger kam, und dabei fand ich die Idee faszinierend, daß jemand, dessen Beruf und Leidenschaft es ist, Fragen zu stellen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, Leben zu entschlüsseln und Erinnerungen hervorzulocken, eine Frau hat, die ihrer beider Leben mehr und mehr vergißt. Und die er, als es um ein großes schmerzhaftes Geheimnis in seiner Ehe geht, eben nicht befragen kann. Die vergessen hat, was ihn mehr als alles andere interessiert. Die ihm nicht sagen kann, was er alle Mörder fragt: warum?Der Rest ist dann Beobachtung und Phantasie und Einfühlen. Macht aber auch Spaß, selbst wenn es um traurige Dinge geht.
Gerade der Konflikt, der daraus entsteht ist so unglaublich präsent in Deinen Büchern, dass man sich dem nicht entziehen kann. Dafür darf dann der Kriminalfall auch gerne etwas in den Hintergrund rücken. Mir gefällt es sehr gut, dass Bruno van Leeuwen so normal ist und mit Problemen kämpft, die jeder nachvollziehen kann. Das bringt ihn dem Leser deutlich näher als die typischen Thriller-Kommissare, die mit irgendwelchen psychischen Traumata kämpfen (Blutlinie etc.).
Ich war noch nie in Amsterdam, kann es aber Dank Deiner Schilderungen vor meinen Augen sehen. Das Bild, was Du von der Stadt zeichnest, indem Du den Leser Bruno van Leeuwen auf seinen nächtlichen Steifzügen begleiten lässt, ist sehr farbig und klar
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Zitat
Original von Sanni
Zwischendurch lässt der Autor regelmäßig witzige Dialoge einfließen,
Stimmt, es gibt so einige trockene Kommentare, bei denen ich grinsen musste!Danke Claus für den Einblick in die Entstehungsgeschichte der Idee zur Geschichte - sowas ist für Leser immer hochspannend!
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@ Claus: Zunächst einmal vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst, unsere Leserunde hier trotz deiner Arbeit an Bruno 3 zu begleiten, es ist immer wieder spannend, einen Einblick in die Autorensicht zu bekommen!
Wann dürfen wir denn mit Bruno 3 rechnen? Nachdem ich das Buch gestern beendet habe, freue ich mich schon richtig auf ein Wiedersehen mit Bruno und Co.
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Zitat
Original von Bouquineur
Gerade der Konflikt, der daraus entsteht ist so unglaublich präsent in Deinen Büchern, dass man sich dem nicht entziehen kann. Dafür darf dann der Kriminalfall auch gerne etwas in den Hintergrund rücken. Mir gefällt es sehr gut, dass Bruno van Leeuwen so normal ist und mit Problemen kämpft, die jeder nachvollziehen kann. Das bringt ihn dem Leser deutlich näher als die typischen Thriller-Kommissare, die mit irgendwelchen psychischen Traumata kämpfen (Blutlinie etc.).
Ich war noch nie in Amsterdam, kann es aber Dank Deiner Schilderungen vor meinen Augen sehen. Das Bild, was Du von der Stadt zeichnest, indem Du den Leser Bruno van Leeuwen auf seinen nächtlichen Steifzügen begleiten lässt, ist sehr farbig und klar
da kann ich mich absolut anschließen, sowohl bezüglich der Handlung als auch, was die Beschreibungen von Amsterdam angeht.
Besonders positiv ist mir hier auch wieder die Karte aufgefallen, die wir ja schon aus dem ersten Band kannten, so konnte ich mir alles noch besser vorstellen.
Den von Sanni und Milla angesprochenen eingestreuten Humor fand ich auch ganz gelungen, auch ich hatte das eine oder andere Mal ein Grinsen auf dem Gesicht.
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Zitat
Original von Bouquineur
Interessant fand ich den erneuten Einblick in van Leeuwens Seelenleben, während ich die Schilderungen um die Ermittlungen des Mordfalles sehr schleppend empfinde. Manche Passagen, wie z. B. die Schilderung Cariens sind mir einfach zu überladen und zu lang, wie z. B. die Beschreibung Cariens und die Interpretation ihres Seelenlebens und ihrer Erfahrungen mit Männern. Zu viel Spekulation.Gefallen hat mir die Beschreibung der Gewürzgroßhandlung, der Düfte, der Farben, der Beschaffenheit. Sowas regt immer meine Sinne an und ich hab mich inmitten der Kisten und Behältnisse wiedergefunden
Also so ist es mir auch ergangen. Aber eins frage ich mich, wie unser Commisaris denn seine restliche Arbeit erledigt, wenn er doch jeden Fall selbst ermitteln muss, ohne Hilfe seiner Mitarbeiter.
Super finde ich immer die Szenen, wie er das Opfer in seinen letzten Minuten miterlebt.