Über die Autorin
Lauren Willig, Ende zwanzig, kommt aus New York City und lebt in Cambridge, Massachusetts. Nach einem Jurastudium in Yale schreibt sie zurzeit an ihrer Doktorarbeit in Geschichte an der Harvard University. Mit ihrem Debütroman „Verbotene Liebschaften“ erfüllte sich Lauren Willig ihren lang gehegten Traum, spannende historische Details in fantasievollen Liebesgeschichten lebendig werden zu lassen. Die Autorin schreibt derzeit an ihrem fünften Roman über die berühmten englischen Gentleman-Spione.
Über das Buch
Auf der Suche nach dem französischen Meisterspion, der nur als die »Schwarze Tulpe« bekannt ist, werden Miles Dorrington und Lady Henrietta zu höchst unfreiwilligen Spionagegefährten. Bis sie sich ineinander verlieben … Zwei Jahrhunderte später entdeckt die junge Amerikanerin Eloise Kelly ebenfalls das Geheimnis der »Schwarzen Tulpe« …
Meine Meinung
„Das Geheimnis der schwarzen Tulpe“ ist der zweite Teil der Rosaroten Nelke-Reihe von Lauren Willig. Man sollte den ersten Teil schon gelesen haben, um diesen richtig genießen zu können. Lauren Willig hält sich nämlich nicht lange mit Wiederholungen und Erklärungen auf, sondern scheint davon auszugehen, dass man die vorangegangene Handlung kennt.
Ich hatte mich sehr auf diesen Roman gefreut, war ich von „Verbotene Liebschaften“ doch restlos begeistert. Leider konnte mich die Fortsetzung nicht hundertprozentig überzeugen. Dennoch hatte ich wirklich kurzweilige und sehr unterhaltsame Lesestunden, so dass ich auch den dritten Teil lesen werde, sobald er ins Deutsche übersetzt ist. Ich hoffe, Blanvalet lässt sich nicht allzu viel Zeit damit.
Dieser Roman ist wie „Verbotene Liebschaften“ eine Mischung aus seichtem Spionage- und Abenteuerroman, mit einem äußerst großen Schuss Liebesgeschichte. Auch wenn Lauren Willig bemüht war, diese drei Komponenten ausgewogen zu halten, steht in meinen Augen die Romanze deutlich im Vordergrund. Außerdem hat der Roman (wie gehabt) zwei Handlungsebenen, die durch Briefe miteinander verbunden sind. Der Gegenwartsteil nimmt dabei deutlich weniger Raum ein als die Handlung 1803, was mich als Freund von historischen Romanen natürlich glücklich gemacht hat. Allerdings muss ich klarstellen, dass „Das Geheimnis der schwarzen Tulpe“ nun wirklich kein historischer Roman ist, dafür bleibt der historische Hintergrund einfach zu verschwommen. Aber deswegen habe ich auch nicht zu dem Buch gegriffen. Ich wollte eine leichte und unterhaltsame Lektüre, die ich mit diesem Roman auch bekommen habe. Wer etwas Tiefsinniges oder Literarisches sucht, wird hier nicht fündig werden. Zum großen Nachdenken regt dieser Roman ebenfalls nicht an, dafür aber zum Träumen und vielleicht sogar zum Schmachten. Ich zumindest hatte das Buch Dank des luftigen und angenehmen Schreibstils im Nu beendet und konnte mich wunderbar in der Geschichte verlieren.
Den Zauber der sehr sympathischen und lebendigen Figuren konnte Lauren Willig fortführen, was mich besonders gefreut hat. Die meisten Charaktere waren mir schon aus „Verbotene Liebschaften“ bekannt. So haben die Hauptfiguren Henrietta und Miles bereits kleinere Rollen im ersten Teil gespielt, und ich fand es wunderbar nun ihre Abenteuer erleben zu dürfen. Hier und da sind die Entwicklungen vielleicht voraussehbar und auch – gerade was die Liebesgeschichte angeht – oft klischeebehaftet, aber mich haben Miles und Hen so bezaubern können, dass es mich nicht gestört hat. Manchmal braucht Frau einfach eine total kitschige Liebesgeschichte. Und einen extra Pluspunkt gibt es dafür, dass man nicht nach fünfzig Seiten mit den Protagonisten ins Bett springen muss. Lauren Willig lässt sich dafür zum Glück Zeit. Von daher glaube ich, dass eingefleischte Nackenbeißer-Fans hier nicht auf ihre Kosten kommen werden, aber vielleicht ja Freunde der Regency-Liebesromane.
Aber nicht nur Miles und Hen sind gelungene Figuren, auch wenn die übrigen eher wenig Raum einnehmen. Vor allem eine Figur (wer wird nicht verraten, sonst ist die Überraschung dahin) konnte mich am Ende so richtig überraschen. Ich hatte sie komplett anders eingeschätzt und zähle sie zu den facettenreichsten des ganzen Romans.
Das Besondere und Erfrischende des ersten Teils habe ich hier leider ein wenig vermisst. Während ich bei „Verbotene Liebschaften“ die ganze Zeit über absolut hingerissen und entzückt war, fehlten mir diese Gefühle hier leider manchmal ein wenig. Auch die Gegenwartspassagen haben mich nicht so überzeugen können, was wahrscheinlich daran lag, dass diese irgendwie blass blieben und sich nicht richtig vom Fleck bewegten.
Wer Großartiges von der Spionagegeschichte erwartet, wird enttäuscht sein. Sie spielt eine untergeordnete Rolle und ist doch eher als Mittel zum Zweck zu betrachten. Jedem, der sich das Buch wegen spannender Spionagefälle zulegen möchte, muss ich unbedingt abraten. Denn den Anspruch ein anspruchsvoller Spionageroman zu sein, stellt „Das Geheimnis der schwarzen Tulpe“ keineswegs. Das Buch will ein Liebesroman sein und das ist es: von der ersten bis zur letzten Seite.
Bewertung
8/10 Punkten