Knochenwald - Derek Meister

  • Erschienen 04/2008
    443 Seiten inc. Nachwort und Glossar
    ISBN 13: 978-3-442-36850-1


    Kurzbeschreibung von amazon:


    Mord und Reliquienhandel, Pilgersehnsucht und Aberglaube, ein Fischkopp in Bayern und eine verschwundene Goldschmiedin
    Bayern 1392: Eigentlich ist der bärbeißige Lübecker Patrizier Rungholt auf Wallfahrt zu den heilsamen Reliquien in München. Doch der Weg zur Absolution ist äußerst mühsam, und so kommt Rungholt ein Auftrag reicher Münchner gerade recht: Er soll die vermisste Frau eines Goldschmieds finden. Eine harmlose Bitte - mit tückischen Nebeneffekten, denn die Spuren führen nicht nur bis in die Residenz zu Johann II von Bayern, sondern auch zu den Mönchen, die die verehrten Reliquien hüten. Und sie führen vor die Tore der Stadt, dorthin, wo den Gerüchten nach, Jungfrauen entführt werden und sich Unheimliches tut in einer alten Mühle im Knochenwald ... Rungholts 3. Fall führt den sturschädeligen Lübecker Ermittler bis nach Bayern. Nominiert für den »Glauser«-Krimipreis!


    Über den Autor:


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    Meine Meinung:


    Der dritte Roman um den Lübischen Kaufmann und Ratsherren Rungholt ist erstmals nicht nach seinem Protagonisten benannt, der Autor scheint sich der Wiedererkennung sicher genug nicht eine "Rungsholts Sühne" vorzulegen. Um diese geht es aber und deshalb wichtigstes vorweg: Dies ist eine echte Reihe und ohne Teil eins und zwei gelesen zu haben nicht empfehlenswert.


    Wer sich aber an den cholerischen Fettwanst, den Kaufmann im Seehandel mit seiner Angst vor Wasser gewöhnt hat und seine Art schätzt, der wird sich auch über dieses Buch freuen. Dem Leser wird an Schwierigkeiten wieder einiges zugemutet- die Figuren heissen eben nicht einfach Schmidt, sondern Smidel, nicht Beatrix, sondern Beatrijs, viele mittelalterliche Begriffe wollen im Glossar nachgeschlagen werden.


    Die Geschichte spielt diesmal nicht im heimischen Lübeck, sondern in München und in Andechs, im Jahr 1392, vor Gründung des Klosters. Der Kriminalfall steht mit der Gründung dieses Klosters und seiner Reliquien in engem Zusammenhang- viel mehr soll nicht verraten werden. Rungholt soll eigentlich nur einer der vielen tausenden Pilger sein, der im vom Papst ausgerufenen Gnadenjahr die vorgeschriebenen Kirchenbesuche, Almosengaben und Gebete vor den heiligen Reliquien ableistet um den Ablaß für die Taten, die sein Gewissen seit über 20 Jahren belasten zu erfahren. Aber Rungholt wäre nicht Rungholt, würde er sich nicht mit einem seiner cholerischen Anfälle in Schwierigkeiten bringen und die Sühne gefährden- einzige Möglichkeit die Absolution zu erhalten ist den örtlichen Goldschmiden zu helfen eine verschwundene Frau, besagte Beatrijs zu finden. Bald findet Rungholdt heraus, dass die Alchemie hier eine wesentliche Rolle spielt, aber ob die Frau noch lebt, die vor längerem schon verschwunden ist - wer weiß das? Immer tiefer verstrickt sich Rungholt aber auch persönlich in die Suche nach der Frau, seine Erinnerungen an Irena und die Suche nach Beatrijs überlagern sich.


    Über vieles, das da beschrieben wird. wundert man sich, aber im Nachwort erklärt der Autor die historischen Tatsachen und Zusammenhänge und wie weit die wissenschaftliche Erkenntnis bereits war.


    Fazit: Für die Freunde von Rungholt ein großes Lesevergnügen, für Neueinsteiger ungeeignet.

  • Hallo Beowulf :wave
    danke für die schöne Rezi.
    Teil 1 und 2 habe ich zusammen mit dem Autor in einer LR gelesen und warte nun ganz gespannt auf eine weitere LR zu seinem neuen Roman.
    Der Knochenwald subt schon ganz gewaltig bei mir :lache

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • hört sich nicht schlecht an. Vorallem München und Andechs, was fast um die Ecke von mir, muß ich es mir erst recht zulegen. Danke Beo, ich setz es gleich auf WL :wave



    Edit: Wie heissen überhaupt die ersten beiden teile? Danke :anbet

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

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  • Danke für die Info. Ich habe Knochenwald auf meiner Wunschliste, aber keine Ahnung, dass es sich um den dritten Teil einer Reihe handelt. Jetzt muss ich doch nochmal in mich gehen, ob ich eine weitere Reihe anfange, oder es lieber bleiben lasse, denn der erste Teil sagt mir nicht so zu. Mal gucken ! :gruebel

  • Ich habe jetzt alle drei Teile in einem Rutsch durchgelesen. :lesend
    Und ich bin (auch wenn ich am Anfang noch meine Zweifel hatte) echt begeistert.


    Am liebsten würde ich gleich den nächsten Teil verschlingen, aber der erscheint leider erst im April 2009

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    München und Andechs? Muss ich lesen! Und die ersten zwei stehen ja schon länger auf meiner WL.
    Danke für die Rezi, beo!


    Liebe Nachtgedanken, falls Du Dir das Buch noch nicht gekauft hast, kannst Du gerne von mir haben, allerdings muss ich es vorher noch lesen ;-)


    Zitat

    Original von pummelbär
    Ich habe jetzt alle drei Teile in einem Rutsch durchgelesen.


    Die beiden ersten Teile habe ich auch in einem Rutsch verschlungen :grin


    Off Toppic: pummelbär , was für ein schönes Avatar :anbet

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    :kuh:lesend

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  • Also ich habe Knochenwlad gestern abend durchgelesen und bin begeistert. Ich persönlich fand den 3. teil sogar besser als 1&2. ...

    Den nächten Teil habe ich auch schon bestellt. ;-)

    Lesen ist ein kreativer, selbstgewählter, einsamer, herrlicher Prozess, durch nichts zu ersetzten. (Günther Grass)

  • Rungholt ist in München um die Absolution von seinen Sünden zu bekommen, doch jähzornig wie immer bricht er einem Priester die Nase. Um trotzdem zu den Reliquien zu gelangen soll er eine Frau finden die verschwunden ist.


    Das Buch passt ganz gut in die Rungholt Reihe mit seinem herumwütenden Ermittler, mir hat es allerdings weniger gut gefallen als die beiden Bücher vorher, weil mir das Alchemistenthema und auch die Reliquien nicht so zusagen.

  • Nach Rungholts Ehre und Rungholts Sünde folgt mit Knochenwald der dritte Kriminalfall für den bärbeißigen Patrizier aus Lübeck. Diesmal hat es den Hanseaten ins ferne München verschlagen. 1392 werden dort für kurze Zeit einige Reliquien ausgestellt. Da Rungholt immer noch stark unter seinen Sünden leidet, erhofft er sich, mittels einer Pilgerreise Absolution zu erlangen. Schnell muss er feststellen, dass auch dies einfacher klingt als es tatsächlich ist. Die Wartezeit nutzt der inzwischen erfahrene Ermittler für die Aufklärung eines Verbrechens. Beatrijs, die Frau eines Goldschmieds und Freundin seiner Tochter Margot, ist verschwunden. Mühsam werden die Münchner befragt, doch eine Spur lässt sich nicht finden. Doch dann kommt unerwartet Hilfe durch den Kapitän Marek. Das Team ist erneut in seinem Element.


    Derek Meister verlegt in diesem Krimi den Schauplatz vom hohen Norden ins bayerische München. Beim inzwischen dritten Band empfand ich das als Abwechslung. Durch Margot war der Fokus auf einen anderen Teil der Familie gelenkt, wenngleich ich auch Alheyd mit ihrer pragmatischen Art vermisst habe. Vielleicht lag es an der Sicht des Patriziers, dass seine Familie nur flüchtig beschrieben wurde. Auch das ansonsten immer vorhandene Lokalkolorit wurde diesmal nur sparsam eingesetzt. Die engen Gassen des mittelalterlichen Münchens, der Marktplatz und das Gedränge in den Kirchen bleiben ungewohnt blass. Einzig die Dialoge zwischen Rungholt und Marek sind wie gewohnt und hielten mich in der Geschichte fest.


    Dieser Teil der Serie ist bestimmt nicht der stärkste. Dennoch darf er im Gesamtbild nicht fehlen. Die ersten beiden Bände führen die Leser in Rungholts Gefühlsleben ein, das hier allerdings nur noch eine Nebenrolle spielt. Die gegenüber den Vorgängern um 100 Seiten schmalere Ausgabe hält sich nicht mit Nebenschauplätzen auf. Der Spannungsbogen wird mit jeder Information, die die Lübecker zum Lösen des Falls zusammentragen, erhöht. In üblicher Manier wehren sich die beiden Helden gegen Angreifer, wobei es dieses Mal etwas seichter zugeht. Der Ausflug war sicher nett zu lesen und erhöht für mich die Vorfreude auf Todfracht, wo wir sicher erfahren, wie es nun mit den vorher entstandenen Handlungssträngen weitergeht. Für einen Quereinstieg ist dieser Krimi sicher nicht zu empfehlen, als Teil der Reihe jedoch notwendig.

  • Leider konnte ich das Buch nur mit Unterbrechung lesen, aber der Wiedereinstieg ging doch recht gut.


    Knochenwald kam mir auch etwas schwächer vor. Manchmal kamen mir die Übergänge zu den einzelnen Kapiteln etwas abgehackt vor. Hatte der Autor evtl. Zeitdruck und musste Knochenwald schneller schreiben? Die beiden Vorgängerbände kamen mir da doch etwas ausführlicher vor.


    Ich kann mich Büchersally nur anschließen - die Dialoge zwischen Rungholt und Marek sind göttlich. Zwei ungleiche Personen, die rau miteinander umgehen, aber doch eine besondere Freundschaft pflegen.


    In diesem Band ist mir die cholerische Art von Rungholt noch mehr aufgefallen und ich fand es auch nicht angenehm, da hat er nicht unbedingt Pluspunkte - aber es scheint ihm selbst aufgegangen zu sein und wird ihm "hoffentlich" eine Lehre sein.


    Derek Meister hat mit Rungholt einen Charakter geschaffen mit vielen Ecken und Kanten, Fehlern, bierselig, verfressen, kein Schönling, aber dennoch irgendwie liebenswert.

  • "Ducunt volentem fata, nolentem trahunt - Wer sich in sein Schicksal fügt, den führt es; wer sich dagegen sträubt, den reisst es mit."


    München im Jahr 1392 - Papst Bonifaz IX hat für München ein Jubeljahr ausgerufen und die Stadt glich einem einzigen Volksfest. Von überall her reisen Pilger an um die auf dem Andechser Berg gefunden Heiligenreliquien zu sehen und vor ihnen zu beten. Um die ersehnte Absolution zu erhalten muss jeder Wallfahrer zusätzlich dreimal in den vier Kirchen Münchens Almosen verteilen. Rungholt ist einer dieser Pilger die nach Vergebung ihrer Sünden streben und er fühlt sich inmitten der Menschenmassen gar nicht wohl. Ein Meer aus Leibern lassen kaum eine Bewegung zu und ihn nach der ohnehin stickigen Luft japsen. Schweiss rinnt ihm über seine Stirn hinab und als ein Bettler einen seiner Geldbeutel stiehlt wallt Zorn ihn ihm auf und das Blut brodelt wie eine beissende Gischt... Ohnmächtig vor Wut wird er von Bütteln schliesslich der Kirche verwiesen...


    Rungholt fühlt sich nicht wohl in seiner Haut und er glaubt immer öfter den Grund für seine Angst zu kennen: Es ist der Meister des Unbekannten der ihn immer stärker heimsucht, der Tod! Eine tiefe Furcht macht sich in ihm breit gegen die er immer öfters anzukämpfen hat. Wenn es einen Himmel gibt würde dieser ihm die Pforten kaum öffnen denn er hat sich in seinem Leben immer mehr von Gott entfernt und das hiess wohl, dass er der Hölle entgegenstrebt. Als weitere Bürde erweist sich seine Brauerei oder viel mehr gesagt der Bau der sich ungewollt in die Länge zieht und Unsummen seiner bereits dramatisch geschrumpften Ersparnisse auffrisst.


    Bereits im ersten Kapitel dieses dritten Buches rund um Rungholt begegnen wir ihm so wie wir den dicken Hanseaten aus den ersten zwei Romanen kennen: Streitsüchtig, jähzornig, knurrig und gefrässig wie eh und je. Um seine inneren Dämonen loszuwerden macht er sich aus dem weit entfernten Lübeck auf gen Süden um in München bei den geweihten Hostien seinen Seelenfrieden zu finden. Als Beatrijs, die Frau des Goldschmieds und beste Freundin seiner Tochter Margot, spurlos verschwindet wird Rungholt von seiner Tochter gebeten nach ihr zu suchen. Begleitet von Marek, seinem treuen dänischen Kapitän, führen die Spuren sie in die unheimlichen Wälder und Sümpfe vor den Toren Münchens und zu geheimen Zirkeln von Mönchen und okkulten Alchemisten... aber es ist nicht nur die Suche nach Beatrijs sondern auch die metaphorische Suche nach seiner Liebe, die er vor zwanzig Jahren im eisigen Wasser verloren, die er von sich gestossen hatte. Ein Gang durch Rungholts Seelengestrüpp und seinen ganz persönlichen Sündenwald.


    "Denn die Dinge erlösen uns nicht. Es sind unsere Taten die uns erlösen"


    Von Rungholt bin ich in einer Szene ganz schwer enttäuscht, aufbrausendes Temperament, wallendes Blut und Jähzorn hin oder her so geht es nicht. Besonders in Anbetracht von obenstehender Erkenntnis kann ich ihn nicht verstehen.


    Der Autor Derek Meister hat im vorhergehenden zweiten Band dieser Reihe gute Arbeit geleistet und so habe ich von diesem Historischen Kriminalroman einiges erwartet und bin nun doch etwas betrübt und leise enttäuscht. Ich habe keine Ahnung ob es an der Geschichte liegt oder an mir selbst. Ich konnte diesmal einfach nicht die gewünschte Bindung zu Rungholt und der Handlung aufnehmen. Das Historische Gefühl, die Zeit von Anno dazumal kommt gut bei mir an aber es mangelt wohl etwas an Münchner Lokalkolorit. Vielleicht fehlen auch die eher leisen Töne zwischen den Zeilen die dafür sorgen das sich die Erzählung geschmeidig anfühlt. Ich bin stets etwas distanziert und so ist es eher ein interessiertes schmökern denn ein atemloses weglesen. Gewisse Szenen/Passagen die ohne Rungholt spielen hätte ich mir dann wiederum ausführlicher gewünscht auch wenn der Roman dadurch fünfzig Seiten länger geworden wäre.


    "Er kniete und betete und spürte, wie Irena ihren Griff lockerte, wie sie immer weniger fest sein Herz umspannte. Irena, Gott habe sie selig. Irena die ihn bis zu ihrem Tode Medwed genannte und für die er niemals Ligawy gewesen war. Er lächelte und betete leise und lange. Er betet für weitere Jahre und ein erfülltes Leben“


    Der Abschluss ist versöhnlich und ich bin froh das Rungholt den lang ersehnten Seelenfrieden gefunden hat. Nicht so wie man es erwarten würde aber er hat ihn gefunden. Wie er ihn schlussendlich erfahren hat das müsst ihr schon selbst nachlesen und nun ein herzhaftes Prost auf den nächsten Roman "Todfracht" mit einem Bier, nein kein bayrisches Bier :nono diese Pferdepisse schmeckt dem polternden Pfeffersack Rungholt nämlich ganz und gar nicht... :groehl 7 Eulenpunkte von mir für einen Historischen Kriminalroman der irgendwo zwischen solide bis gut einzustufen ist.


    Edit: Einige Schreibfehler korrigiert.

  • Vor einiger Zeit habe ich die ersten beiden Bände der Reihe gelesen und habe nun auch den 3. Band beendet.

    Ob dieses Buch schwächer als die anderen Bücher ist, kann ich nicht genau sagen, da ich jedes Buch auf seine Art einzigartig fand.


    Im 3. Band der Reihe haben mich die Wutanfälle von Rungholt doch hin und wieder gestört. Sie machen ihn zu einem Choleriker, der langsam unberechenbar wird. Und genau dieses Verhalten hat ihn ein wenig an Sympathie verlieren lassen.

    Der Fall und die Ermittlungen haben mir gut gefallen. Der Schreibstil war diesmal anders, wobei ich nicht genau benennen kann, was anders war. Ich hatte ab und zu Schwierigkeiten mit dem Textfluss, was aber dem Buch nicht das gewisse Etwas genommen hat. :)

    Der Fall war etwas "härter" dargestellt als die beiden ersten Bände - brutaler und skrupelloser.


    Ich vergebe für das Buch 7 von 10 Punkten.