Produktbeschreibung
Karl beschreibt in eiskalt illusionsloser Sprache, wie der nahende Tod des Familienvaters Theo in den Köpfen seiner Frau Martha und der gemeinsamen Kinder Florian, Ruth und Marie eine Art egozentrischen Erinnerungsschock auslöst - Erinnerungen an alte Kamellen, unverwundene Kränkungen, unvergessliche Peinlichkeiten, Erinnerungen auch an frühe Sehnsüchte und vertane Chancen. Die "Fünf Tage im Juli" sind eine schonungslose Erlebnis- und Erinnerungsreise, es sind die fünf letzten Tage vor dem letzten Atemzug des Vaters, erzählt aus den fünf Perspektiven der Familienmitglieder. Mit seinem psychologischen Röntgenblick und seiner völlig kitschresistenten Sprache ist Franz Xaver Karl hier ein großartiger Roman gelungen.
Meine Meinung
Die Geschichte beginnt einfach: Der Familienvater liegt im Sterben, gemeinsam mit seiner Familie erleben wir seine letzten Tage vor dem endgültigen Abschied.
Der Sterbende empfindet den Tod als schweren Affront, besonders auch dadurch, dass gerade zu dieser Zeit die Natur in vollster Blüte steht. Ein letztes mögliches Aufbäumen gegen die gnadenlos verrinnende Zeit ist nur noch symbolisch und in Form des Auszuges aus seinem Schlafzimmer Richtung Wohnzimmercouch möglich. Dann jedoch setzt der Verfall unerbittlich ein.
Was sich daraus dann entwickelt ist allerdings alles andere als einfach und eher eine knallharte familienpsychologische Studie.
Im Rückblick werden die einzelnen Familienmitglieder, ihre Lebensentwürfe und das, was sie daraus entstehen haben lassen, vorgestellt. So auch der „totgeschwiegene“ Sohn, persona non grata, den die Mutter mit in die Ehe gebracht hat und der seine neue Heimat in der Ferne gefunden hat.
Eine scheinbar ganz normale Familie, verkorkst, verbittert, am Leben und seinen Aufgaben zerbrochen, oder zumindest leicht ramponiert, eine Familie, die sich erst in der Todesstunde des Vaters näherzukommen scheint.
Der Autor überrascht den Leser dann auch noch mit einem Romanende, das einen fast heiter den Buchdeckel zuklappen lässt.
Ein schönes Buch, nicht nur für Liebhaber von schwierigen Familiengeschichten.