Hattet ihr alle genug Lektuere fuer den Urlaub eingepackt? Oder ist es euch wie mir gegangen - meine geplanten Buecher hatte ich SEHR schnell durch und das einzige TB weit und breit in Sicht war Tolstois "Anna Karenin" in einer neueren englischen Uebersetzung. Bin nicht gerade mit Begeisterung dran gegangen, les eigentlich nur sehr sehr selten Klassiker. Aber was tut man nicht alles wenn Lesefutter her muss ...
Und was soll ich euch sagen, es liest sich wirklich gut! Sehr fluessig und in einer durchaus heutigen Sprache. Mein Gefuehl sagt mir allerdings auch, dass ich wohl gut dran getan hab die englische Uebersetzung zu lesen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es auf deutsch nicht ganz soooo fluessig zu lesen ist. Das Buch hat ein Vorwort der Uebersetzerin, in der sie einige der Uebersetzungsentscheidungen erklaert, wie neuere Forschungen einfliessen, oder wie sie mit den russischen Namen umgeht, wenn es in der englischen Sprache keine weiblichen Formen gibt (daher hier nicht die weibliche Form KareninA). Meine Schwaegerin liest eigentlich wesentlich mehr Klassiker als ich, hat diesen Titel in ihrer Muttersprache polnisch gelesen und fand es alles andere als fluessig.
Aber von der Schriftsprache und dem Schreibstil allgemein mal abgesehen, ich gebe den Kritiken recht, dass Tolstoi einige der herausragensten Figuren der Literaturgeschichte geschaffen hat. So fremd mir das Leben der Karenins, Levins, Vronskys et al ist, so lebendig und verstaendlich werden sie mir durch Tolstois Charakterisierungen.
Kann mir nach erst 200 Seiten noch kein abschliessendes Urteil erlauben, aber soweit sogut.
Auf jeden Fall besser als eines der Buecher, auf die ich mich richtig gefreut hatte und enttaeuscht wurde: Stefanie Zweig "Der Traum vom Paradis". Mir gefiel "Nirgendwo in Afrika" soooo gut, ist eines meiner Lieblingsbuecher. Aber jedes weitere von dieser Autorin hat mich enttaeuscht. Hier geht es um eine juedisch-christliche Mischehe, spielt so um 1970 rum denke ich. Ich zog fast automatisch Vergleiche mit Noah Gordon "The Rabbi", der ebenfalls eine Mischehe beschreibt. "The Rabbi" ist sehr gut gelungen und ich hab einiges gelernt. Bei Stefanie Zweig hab ich mich aber oft geaergert und fand die negative Gesamteinstellung, dass solche Mischehen in der Realitaet scheitern muessen doch sehr depressiv. Aber ich glaub zu dem Buch mach ich vielleicht noch ein extra Posting bei Belletristik auf.
Gruss aus Calgary, Canada
beatrix