Götz Aly - Unser Kampf 1968

  • Titel: Unser Kampf 1968
    Autor: Götz Aly
    Verlag: S. Fischer
    Erschienen: Februar 2008
    Seitenzahl: 256
    ISBN-10: 3100004213
    ISBN-13: 978-3100004215
    Preis: 19.90 EUR


    Götz Aly hat ein hochinteressantes Buch geschrieben. Ein lesenswertes Buch. Götz Aly geht mit den Achtundsechzigern hart ins Gericht. Natürlich ist es leicht aus der Nachschau heraus Kritik zu üben. Man kennt die Fakten und hat gesehen wie die Entwicklung verlaufen ist. Man muss sich keine Gedanken über möglich Auswirkungen machen. Im Nachhinein ist es immer leicht seinem Frust freien Lauf zu lassen. Nichts anderes macht Götz Aly.


    In seine Analyse kann er eben auch die Lebensläufe der Achtundsechziger einfließen lassen, er kann ihre damaligen Ansichten, ihr damaliges Handeln vor dem Hintergrund ihrer individuellen Entwicklung beurteilen. Und seine Beurteilungen fallen in der Regel durchaus hart und mitleidslos aus. Sie, die damaligen Achtundsechziger, sind in das Establishment eingetaucht, in genau das Establishment das sie weiland vehement bekämpft hatten.


    Was Aly aber leider nicht sieht sind das Lobenswerte des damaligen Engagements junger Menschen. Und im Vergleich zu den jungen Menschen unserer Zeit schneiden die Achtundsechziger nicht unbedingt schlechter ab. Wo heute über dümmliche Talkshows geredet wird, wo heute das neue Handymodell abendfühlend diskutiert wird, wo „Fun“ im Mittelpunkt der Lebensphilosophie steht, da wurde gerade auch in den Sechzigern und Siebzigern der Denkapparat eingeschaltet. Sensibilisiert für die Themen und Probleme der damaligen Zeit wollten die jungen Menschen etwas Neues beginnen, wollten endlich Fragen stellen, wollten endlich gestaltend in die gesellschaftliche Entwicklung eingreifen. Die Jugend von damals hat nichts mehr gemein mit den phlegmatischen, desinteressierten und intellektuell sehr begrenzten jungen Menschen der heutigen Zeit. Götz Aly sei Dank für seine Denkanstösse die glücklicherweise auch in die heutige Zeit reichen.


    Ein Buch das wunderbar provoziert, das durchaus auch nostalgische Gefühle aufkommen lässt, das aber auch eine sehr individuelle Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung darstellt ohne die Hintergründe aus den Augen zu verlieren. Einfach mal lesen und sich Gedanken machen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo Voltaire,


    danke für die aufschlussreiche Rezension. Leider enthält Deine Rezension keine Information über den Autoren, so dass ich Wikipedia bemüht habe, denn ich halte die Vita eines mit der 68-iger Generation abrechnenden Autoren für nicht unwichtig.
    Götz Aly


    Was mich von der Lektüre dieses Buches abhält ist der Umstand, diese teilweise radikale Generation, die heute noch im TV und in der Journaille rumgeistert, beim Lesen vor Augen zu haben. Es mag sich bei den 68-igern durchaus um Intellektuelle handeln; mit dem absolutistischen Gedankengut von Frau Ditfurth und Co. kann ich jedoch allzu wenig anfangen.