Hinterhältig - Roderick Anscombe

  • Hinterhältig, Roderick Anscombe, Orig.titel „The Interview Room“, Übersetz. Charlotte Breuer u. Norbert Möllemann, Knaur – Verlag, April 2008, 416 S. , ISBN 978-3-426-63829-3, 7,95 €



    Zum Autor:
    (lt. Klappentext)
    Roderick Anscombe, geboren 1947 in Manchester, Studium an der Universität Oxford, ist Gerichtspsychiater und Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School. Er lebt in Gloucester, Massachusetts.


    Homepage des Autors : www.roderickanscombe.com
    www.hinterhaeltig.de



    Meine Meinung :
    Der forensische Psychiater Dr. Paul Lucas genießt eine hohe berufliche Anerkennung und findet Erfüllung in seiner Aufgabe. Er therapiert in einem Hochsicherheitsgefängnis psychisch kranke Straftäter. Sein Privatleben und seine Ehe wird überschattet durch die Trauer um den Sohn Adrian, der bei einem Autounfall der Familie im Jahr zuvor ums Leben kam. Dennoch blickt Dr. Paul Lucas eher optimistisch in die Zukunft und glaubt, dass er und seine Frau sich wieder fangen werden und auch ohne ihren Sohn zusammen glücklich sein können. Als Paul damit beauftragt wird, ein psychologisches Gutachten über Craig Cavanaugh, einen schwerreichen Elitestudenten, der als Stalker angeklagt worden ist, zu erstellen, ist dies zunächst kein ungewöhnlicher Fall für ihn. Craig hat seine Professorin verfolgt und massiv bedroht, weil sie seine Avanchen konsequent zurückgewiesen hat. Der hochintelligente Craig erwartet, dass Paul ein psychologisches Gutachten erstellt, das für ihn zu einem Freispruch führt. Nachdem Paul sich weigert Craigs Werkzeug zu sein, setzt dieser ihn mit perfiden Intrigen, die auch Pauls Privatleben durchdringen unter Druck und bald steht Pauls Existenz auf dem Spiel. Als Paul begreift, dass er nicht mehr Herr der Lage ist, hat sich die Situation bereits zum Psychoduell auf Leben und Tod entwickelt...


    Was ein Zufallstreffer! So stelle ich mir einen Psychothriller vor! Der Autor Roderick Anscombe, selbst Professor für Psychiatrie, lässt Dr. Paul Lucas seine Geschichte in der Rethrospektive erzählen. Diese Erzählperspektive ermöglicht, dass der Erzähler immer wieder kleine Hinweise auf zukünftiges Geschehen einstreuen, dass der Leser immer einen Schritt weiter ist, als der Erzähler zum Zeitpunkt des Erlebens des Psychoduells, lässt ihn aber bis zum Finale permanent darauf hin fiebern, ob es dem Psychiater gelingt die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Handlung enthält interessante Wendungen, die der Leser bereits voraus ahnt, aber auch viele überraschende Wendungen, bis sie im Show-down gipfelt.


    „Hinterhältig“, im Original unter dem Titel „The Interview Room“ erschienen, ist ein sehr gut konstruierter, raffinierter und spannender Psychothriller mit cleveren, intelligenten, scharfsinnigen Protagonisten, der mich von Beginn bis zum Ende gefesselt hat. Ich bin schon sehr gespannt, auf weitere Psychothriller dieses Autors, der nicht nur fachlich versiert ist, sondern auch überaus packend erzählen kann.


    10 von 10 Punkte

  • Herzlichen Dank für diese sehr informative Rezi. Danach bleibt einem wohl nichts anderes übrig als diesen Krimi zu kaufen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke schön für die Rezi!


    Ach, wie oft hatte ich dieses Buch schon in der Hand und war mir nicht sicher, ob es was für mich ist!
    Nach der Rezi würde ich mal sagen, dass es auf jeden Fall was für mich ist und ich werde es sofort auf meine Wunschliste setzen!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Psychothriller klingt gut. :grin Bisher dachte ich immer, es wäre ein blutiger Thriller.
    Meine Bücherei hat es, vielleicht komme ich so mal dazu, dass Buch zu lesen.

  • *soifz* Danke Pelican, für diese begeisterte Rezension!
    Du hast mich überzeugt.


    resignierte Grüße von Elbereth :wave


    Ha! ich habe das Buch grad auf meinem Sub entdeckt, ob es da schon länger liegt? :gruebel ich kann mich gar nicht dran erinnern.... komisch, na zumindest muss ich es somit nicht mehr kaufen, sondern nur noch lesen :chen

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Elbereth ()

  • Zitat

    Original von Elbereth



    Ha! ich habe das Buch grad auf meinem Sub entdeckt, ob es da schon länger liegt? :gruebel ich kann mich gar nicht dran erinnern.... komisch, na zumindest muss ich es somit nicht mehr kaufen, sondern nur noch lesen :chen


    Warum kann mir das nicht einmal passieren :cry

  • Zitat

    Original von Sabine_D


    Warum kann mir das nicht einmal passieren :cry


    Mir passiert das auch öfters! :chen

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Mit einem Tag Abstand würde ich mittlerweile sagen, daß im Show-down vielleicht das ein oder andere zu verbessern gewesen wäre. Aber das tat meinem Lesegenuß keinen Abbruch. Für mich war ohnehin das letzte Gespräch im "Interview Room" der eigentliche Höhepunkt.

  • Zitat

    Original von Elbereth
    *soifz* Danke Pelican, für diese begeisterte Rezension!
    Du hast mich überzeugt.


    resignierte Grüße von Elbereth :wave


    Ha! ich habe das Buch grad auf meinem Sub entdeckt, ob es da schon länger liegt? :gruebel ich kann mich gar nicht dran erinnern.... komisch, na zumindest muss ich es somit nicht mehr kaufen, sondern nur noch lesen :chen


    Das liegt wohl am Cover. Das hat mich nämlich auch nicht grad vom Hocker gerissen.

  • Hinterhältig – Roderick Anscombe


    Meine Rezension:
    Der Ansatz, dass ein Psychater (in anderen Thrillern oft auch der Anwalt) einen Angeklagten behandelt oder vertritt und es dann zu einen psychologischen Zweikampf kommt, bietet eine gute Ausgangsposition für einen spannenden Roman.
    Der Psychater und Ich-Erzähler Paul Lucas trägt dieses Buch. Er steckt zudem in einer privaten Krise. Der Unfalltod des kleinen Sohnes belastet seine Ehe. Beide Partner stecken noch in einer Trauerphase.
    Den psychopathischen Stalker, der aus reicher und einflussreicher Familie stammt, fand ich vergleichsweise wenig charismatisch, eigentlich sogar schwach. Aber ist überhaupt alles so, wie es im ersten Moment dargestellt ist?
    Hinterhältig ist ein Psychothriller in modernen Stil, aber es wirkt aufgrund der Situation und Geisteshaltung des Protagonisten angenehm altmodisch auf mich. Ich fühle mich an Psychothriller von Joseph Hayes erinnert, in denen die Protagonisten auch unter so einem großen psychischen Druck standen, dass sie gezwungen waren zu handeln.


    Roderick Anscombe zeigt den anfangs nur leichten, dann rasch zunehmenden Druck, den der Protagonist ausgesetzt ist, sehr intensiv und es gibt auch Überraschungen. Sowohl die berufliche als auch die private Situation Pauls verschärft sich.
    Es gibt ein aufregendes Finale, dass den schnell zu lesenden Roman auf angemessene Weise schließt.


    Fans von Psychothrillern kann man „Hinterhältig“ ohne jedes Risiko empfehlen.

  • Ich fand "Hinterhältig" leider nur mittelprächtig.
    Anscombe läßt seine Hauptfigur viel zu oft in lange psychologische Gedankengänge verfallen, die die Spannung aus der Sache herausnehmen. Zuerst fand ich den Erzählstil noch interessant, aber im Laufe des Buches fand ich es ermüdend. Zumal trotzdem nicht alles richtig deutlich wurde. Die Sache mit Pauls Frau hab ich z.B. irgendwie nicht ganz verstanden. Vieles blieb mir zu schemenhaft. Ich hatte das Gefühl, das mir immer irgendetwas entging bzw. nicht richtig gesagt wurde. Auch Craig bleibt mir nur verwischt in Erinnerung.


    Irgendwie konnte ich nicht so recht warm werden mit dem Buch, obwohl die Idee wirklich gut ist.