Trauriger Buchmarkt ...

  • Ich sehe da halt so pauschal keinen Unterschied. Es gibt gute und schlechte Autoren unabhängig von der Nationalität und meinetwegen gibt es auch wertvolle Bücher, die mir trotzdem nicht gefallen und umgekehrt. Ich mag mir nun mal nicht vorschreiben lassen, dass ich deutsche Autoren fördern soll, wenn ich woanders ein Buch finde, dass mich interessiert.


    lg Iris :wave

  • Halo His!


    Zitat

    Original von Historikus
    Es geht mir gar nicht darum, dass so wenige Leute auf hohem Niveau lesen, sondern kritiklos den größten Mist schlucken.


    Du zäumst das Pferd wieder mal am Schwanz auf! :lache


    Mit Vorwürfen gegen "die Leser" oder "die große Masse" kommst du keinen Millimeter weiter! Im Gegenteil fürchte ich, dass du deinem eigenen Anliegen schadest, weil du einfach nur polarisierst. Das führt zu verständlichen Trotzreaktionen und bringt dir (s.o.) nichts als den Vorwurf der Arroganz ein.


    Das Problem liegt beileibe nicht nur an der Nachfrage, sondern daran, wie die wirtschaftliche Globalisierung in ihrer augenblicklichen Form die Unternehmenspolitik bestimmt und damit das Angebot steuert.
    Dem können die Konsumenten mit entsprechender Nachfrage entgegenwirken - ehrlich gesagt, sie sind die einzigen, die das können, und ich hoffe auf sie!


    Klagen und Vorwürfe (das wissen wir schon seit den alten Ägyptern!) bringen überhaupt nichts -- im Gegenteil! Du verprellst dir diejenigen, an die du appellieren willst, und sehr bald hört niemand mehr auf das, was du sagst!


    Stell hier gute Bücher von deutschsprachigen oder anderen europäischen, afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Autoren vor, versehe sie mit Empfehlungen und verschweige, was du nicht verbreitet sehen willst!


    Man missioniert nicht mit negativer Kritik, sondern indem man das Bessere anbietet! Es gibt nämlich keine negative Propaganda -- alles, was man über ein bestimmte Ding äußert, hält es im Gespräch und macht es interessant.


    Also propagiere die Dinge, die du ins Gespräch bringen willst und verschwende deine Energie nicht auf Klagen! :-)


    God grant me serenity to accept the things I cannot change, courage to change the things I can, and wisdom always to tell the difference.
    (aus: Kurt Vonnegut, Slaughterhouse V)


    Liebe Grüße


    Iris :wave

  • Es ist einfach scheißschwer, aus den 30.000 Neuerscheinungen pro Jahr die guten Bücher auszufiltern. Foren wie das hier, Rezensionsseiten (die sich aber leider zum Großteil mit den gleichen Titeln auseinandersetzen) helfen. Aber auch mir passiert's, daß ich irgendwann nach dem Buch greife, das mir schon in vierzig Buchhandlungen begegnet ist (so bin ich zu "Illuminati" gekommen, was ich wirklich nicht gemocht habe, oder zum obergrottigen "Der Alchimist"). Jedenfalls ist es ja nicht so, daß nur ausländische Autoren aus der Grisham-Brown-Ecke erscheinen - diese Bücher sind es lediglich, die die Auslagen bestimmen, die Diskussionen, die Bestsellerlisten. Tausende Neuerscheinungen schaffen es nicht flächendeckend in alle Buchhandlungen. Hinzukommen die Publikationen eines wachsenden Anteils von Kleinst- und Selbstverlagen, die überhaupt nicht (häufig zu recht) in den Buchhandlungen zu finden sind, obwohl Kleinodien dabei sein können. Jedenfalls erscheinen ja durchaus neue, junge, deutsche Autoren mit zuweilen sehr interessanten Debüts, aber die gehen halt ein bißchen unter - weswegen man sie nicht mal dann findet, wenn man danach sucht (man weiß ja kaum, wonach man suchen muß). Und es wird natürlich (auch in diesem Bereich) sehr viel Schrott publiziert. Nichtsdestotrotz: Es ist für jeden Geschmack ausreichend Material vorhanden. Manchmal muß man eben ein bißchen suchen. Mir gehen die guten Bücher jedenfalls (noch) nicht aus.

  • Zitat

    Ich bin absolut nicht davon überzeugt, das nur "Minderbemittelte" zum Bsp. einen Bohlen gekauft haben. Es gab reichlich "Hochgeistige", die sich über das Buch ausgelassen haben. Aber um seine Meinung dazu kund zu tun, hat man es ganz sicher zuvor gekauft und gelesen, oder?


    Ach, sicher haben nicht nur völlig Beknackte Bohlen gelesen? Da waren viele gescheite Leute dabei, die es mal spannend fanden, warum so ein Buch ... naja. ;-)


    Doch irgendwie ist es schon ironisch, wenn so ein Buch auf Bestenliste ganz nach oben kommt. Wo ist der Wert?


    @Delfin:


    Zitat

    Es gibt gute und schlechte Autoren unabhängig von der Nationalität und meinetwegen gibt es auch wertvolle Bücher,


    Nur wo sind die guten amerikanischen Autoren geblieben? Die sind unter die Räder der Medienkonzerne gekommen ...


    mfg

  • Zitat

    Original von Historikus


    Derzeit kaufe ich eigentlich nur mehr qualitätvolle Bücher, unterstütze damit besonders deutsche Autoren, und boykottiere den amerikanischen Mist.


    Was sind für Dich qualitätvolle Bücher bzw. woher weißt u, daß es solche sind?


    Zitat

    Ich denke einfach, dass gerade die deutschen Autoren unter der amerikanischen Überlast zu leiden haben, und meiner Meinung nach gibt es nun bereits einen großen Qualitätsunterschied, weshalb ich deutsche Literatur besonders förderbar halte ... :-)


    Definitiv kann ich für meinen Teil sagen, daß ich eine Menge von deutschen Autoren/innen, die wenig bis fast nicht bekannt sind, lese.


    z.B. Michel Birbaek, Selim Özdogan, Jess Jochimsen, Kathrin Röggla und momentan gerade Philipp Jessen.


    Bestsellerlisten sind mir sowas von schnurz - egal ob bei Büchern, CDs oder sonstwo.

    Lilli
    "The more you ignore me, the closer I get." [Morrissey]

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  • Hi Iris,


    Zitat

    Du zäumst das Pferd wieder mal am Schwanz auf!


    Wow. Das stelle ich mir gerade bildlich vor. :grin


    Zitat

    Im Gegenteil fürchte ich, dass du deinem eigenen Anliegen schadest, weil du einfach nur polarisierst.


    Ich weiß, ich weiß. Ich schreibe oft provokant, obwohl ich es nicht so meine. ;-)


    Zitat

    Das führt zu verständlichen Trotzreaktionen und bringt dir (s.o.) nichts als den Vorwurf der Arroganz ein.


    Ich wurde letztens im Forum sogar erschreckenderweise schon als Diktator bezeichnet. :grin


    Zitat


    Stell hier gute Bücher von deutschsprachigen oder anderen europäischen, afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Autoren vor, versehe sie mit Empfehlungen und verschweige, was du nicht verbreitet sehen willst!


    Guter Ratschlag werde ich beherzigen. Obwohl ich den heutigen Ayla-Verriss nicht lassen konnte. ;-)


    mfg

  • Hallo Heaven!


    Zitat

    Original von Heaven
    Sollten nicht die vielen Autoren in Deutschland sich mal in der Richtung Gedanken machen, ob da nicht in irgendeiner Weise geholfen werden könnte? Fände ich gut. Und somit würden sich doch auch neue Interessenten für ihre Literatur finden lassen, oder? ;-)


    Sehr viele tun das, aber die Öffentlichkeit nimmt es kaum wahr, weil es nicht den Weg in die Presse findet, wenn irgendein Autor oder eine Autorengruppe mal eine Aktion macht.
    Dafür gibt es schon zu viele Hobbyautoren, die sich mit Poetry Slams verlustieren, Wenn zu Lesungen mal 30 Leute erscheinen, war es ein Bombenerfolg! Und wenn sich tatsächlich ein freier Lokaljournalist dahin verirrt und eine halbe Spalte im Provinzblättchen füllt, kann man die Korken knallen lassen.
    Die Medien interessieren sich nur für die ganz großen Knaller -- und das sind sicherlich keine Liehrs, Kammerers, Lorentz'/Marons usw.
    Und wenn die Aktion nicht in die Medien kommt, war sie leztendlich für die Katz! :grin


    Heaven, wir organisieren uns bereits, aber das allein reicht nicht. Ich habe sogar schon mal über eine richtig bösartige Provokation nachgedacht ... ein Spektakel, mit dem man sogar das Fernsehen mobilisieren könnte, fürchte aber, dass der Schuss nach hinten losgeht ...


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Erstmal muss ich sagen, dass ich Tom und Iris' Ausführungen immer hoch interessant finde! Wenn ich von euch zwei was lese, hab ich immer das Gefühl, was dazu zu lernen :grin.


    Zum Thema: Ist irgendwie klar, dass amerikanische Autoren überwiegen, oder nicht? Ich meine, Amerika ist eine Spur größer als der deutschsprachige Raum, und wenn's nur um englische Literatur geht, wären da noch Länder wie Großbritannien, Neuseeland, Australien,... Also ich glaube, dass alleine die Masse schon den Unterschied macht.


    Allerdings bin ich in letzter Zeit auf einem deutsche-Autoren-Entdeckungstrip. Zwar finde ich da nicht die ganz hochwertige Qualität, aber zB hab ich einige Fantasy- und/oder Jugenbuchautoren für mich entdeckt, von denen zumindest ich eine hohe Meinung habe. Und ich schätze, Qualität ist auch irgendwie wieder Geschmackssache.


    Dan Brown ist auch nicht so mein Fall, aber ich kenne viele Leute, für die seine Bücher das Größte sind und dann sollen sie ihn von mir aus auch lesen, soviel sie wollen. Ich kauf halt immer noch was mir gefällt, egal wo's herkommt oder ob's auf einer Bestsellerliste steht (wobei die ja eher abturnend sind, finde ich) und bis jetzt sind zumindest auf meinem Bücherregal auch deutsche bzw. österreichische Autoren nicht zu kurz gekommen.

  • Zitat

    Was sind für Dich qualitätvolle Bücher bzw. woher weißt u, daß es solche sind?


    Hi Lilli,


    schau, das muss jeder selber bestimmen.


    Für mich müssen Bücher eindeutig unterhalten, aber auch glaubwürdig ein. Alles sollte logisch nachvollziehbar sein, wo Liebesroman, Historienroman, krimi draufsteht, sollte auch das drin sein, nämlich gut.


    Als kleines Zuckerl verstehe ich unter Qualität, dass keine Klisches verwendet werden.


    mfg

  • Zitat

    Original von Historikus
    Obwohl ich den heutigen Ayla-Verriss nicht lassen konnte. ;-)


    man kann ja auch mal einen verriss schreiben - aber denke daran - die bücher, die der herr reich-ranicki verrissen hat, sind dann erst recht bestseller geworden! :grin


    bo

  • Zitat

    Original von Historikus



    Doch irgendwie ist es schon ironisch, wenn so ein Buch auf Bestenliste ganz nach oben kommt. Wo ist der Wert?


    Nach Wert werden dies Bestsellerlisten ja nicht erstellt, sondern ausschliesslich nach Interesse und Verkauszahlen. ;-)


    Iris


    Da gebe ich dir Recht. Um so mehr etwas angeprangert, schlecht geredet wird, um so größer das Interesse daran.
    Jaaaa....die Früchte aus dem verbotenen Gärten erscheinen besonders süß. :grin
    Aber dat lernt unser His auch noch. Spätestens, wenn er verasucht den eigenen Kindern etwas auszureden. :lache

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)


  • Och... Versuch macht klug.........und schlechte publicity ist besser als keine... :lache


    Aber ich finde es besonders wichtig, dass bei den Kindern verstärkt Aktionen zur Förderung des Leseinteresses gemacht werden. So nach dem Motto...was Hänschen nicht lernt... ;-)


    Heaven, die heutze mal mit klugen Sprüchen um sich wirft :grin

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Hallo Heaven!


    Zitat

    Original von Heaven
    Nach Wert werden dies Bestsellerlisten ja nicht erstellt, sondern ausschliesslich nach Interesse und Verkauszahlen. ;-)


    Bis vor kurzem waren alle Bestsellerlisten reine Kaffeesatzleserei. Im Grunde fragte man nur eine bestimmte Zahl von Händlern, welche Bücher ihrer Meinung nach am häufigsten über den Ladentisch gegangen sind --- keine realen Zahlen!


    Soweit ich weiß hat sich das mit dieser Focus-Liste geändert und auch der Spiegel will jetzt Zahlenmaterial sehen. Aber das Material stammt noch immer nur aus einer mehr oder weniger repräsentativen Auswahl von Läden.


    Viel interessanter sind die Zahlen, die die Vertreter haben, nämlich die tatsächlich ab Lager ausgelieferten Mengen! Aber an die kommste wiederum nur als Buchhändler ran.


    Das Ganze hat System, weil diese Listen ja ein Bestandteil des Marketing sind, keine Infos vom Statistischen Bundesamt. :grin


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Hallo, Wendy.


    Ich muß mal eine Lanze für die gescholtenen amerikanischen Autoren brechen, allerdings nicht für Brown, Grisham und Ludlum (die haben das auch nicht nötig), sondern für die großen amerikanischen Erzähler (Roth, Updike, Irving, Franzen, Eugenides), die machen nämlich etwas - gut - vor, das viele deutsche Autoren nicht beherrschen, eine dichte, emotionale, intelligente Erzählweise, die nicht abgehoben ist, sich ihren Figuren widmet, auf Larmoyanz verzichtet und nicht versucht, vordergründig-intellektualisierend zu sein, die aber gleichzeitig intelligent, anspruchsvoll, humorvoll, interessant und spannend ist. Wenn mehr deutsche Autoren etwas Wasser aus ihren Köpfen lassen würden, wären sie auch erfolgreicher und stärker am Markt. Aber deutsche Literatur hat mindestens immer einen erhobenen Zeigefinger dabei (gilt z.B. auch für Freund Schätzing) und/oder betätigt sich auf andere Art oberlehrerhaft. Das kotzt mich ganz schön an. :grin

  • Zitat

    Aber deutsche Literatur hat mindestens immer einen erhobenen Zeigefinger dabei (gilt z.B. auch für Freund Schätzing) und/oder betätigt sich auf andere Art oberlehrerhaft. Das kotzt mich ganz schön an


    Oha. Das kenne ich doch vorher? Aus dem Schreibwettbewert? ;-)


    mfg

  • Zitat

    Original von tomliehr
    Hallo, Wendy.


    Ich muß mal eine Lanze für die gescholtenen amerikanischen Autoren brechen, allerdings nicht für Brown, Grisham und...


    Na mein lieber Tom, wenn du so weiter machst, wird das nur noch ein Muckefuk, den ich ausgebe.... :grin

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Hallo Tom!


    Zitat

    Original von tomliehr
    Aber deutsche Literatur hat mindestens immer einen erhobenen Zeigefinger dabei (gilt z.B. auch für Freund Schätzing) und/oder betätigt sich auf andere Art oberlehrerhaft. Das kotzt mich ganz schön an. :grin


    Mindestens immer? Gilt das auch für uns beide?? :lache


    Ich finde, dass gilt auch für den größten Teil der von dir gelobten US-Autoren (die ich btw nicht gescholten habe!): Irving, Roth, Morrison, Eugenides äußern sich sehr dezidiert über Zustände in ihrem Land -- aber wir nehmen diesen Zeigefinger nicht so negativ wahr, weil wir keine Amis sind, auf die er gemünzt ist! :grin


    Liebe Grüße,


    Iris