Neue deutsche Mädchen

  • Neue deutsche Mädchen
    Jana Hensel und Elisabeth Raether


    Rowohlt Verlag, April 2008
    ISBN: 9783498029944
    205 Seiten


    Über die Autorinnen:
    Jana Hensel kenne ich von ihrem Buch „Zonenkinder“. Das hatte mich damals fasziniert, Jana ist mein Jahrgang, hat auch in Berlin studiert – und schreibt in „Zonenkinder“ über „unsere“ Kindheit, Jugend und unser Erwachsen werden in der Wendezeit. Bisher hatte ich noch kein Buch gelesen, in dem ich mich so sehr wieder gefunden habe.
    Jana Hensel wurde 1976 in Leipzig geboren. Sie lebt als Autorin und Journalistin in Berlin.
    Elisabeth Raether, geboren 1979 in Heidelberg, arbeitete von 2005 bis 2007 im Lektorat der Rowohlt Verlage. Sie lebt jetzt als Autorin und Lektorin in Berlin.


    Klappentext:
    Zu unterschiedlichen Zeiten hatten sowohl Elisabeth als auch ich überlegt, ein Buch darüber zu schreiben, wie es ist, heute eine Frau zu sein. Ein ehrliches Buch, ein persönliches, mit allem, was wichtig ist.
    Woher kommt man, was hat einen geprägt, worüber denkt man nach, was erzählt man seinen Freunden? Elisabeth hatte damit sogar schon einmal begonnen, die Arbeit aber irgendwann nicht weiterverfolgt. Was also lag näher, als so ein Buch zusammen zu schreiben=
    Warum war uns die Idee nicht schon früher gekommen? Warum brauchen wir, als Anlass, Alice Schwarzer dazu? War die von anderen beschriebene und in Worte gefasste Realität tatsächlich so weit von der Wirklichkeit entfernt wie wir sie empfanden und nun aufschreiben wollten?
    Die Wirklichkeit, die uns so oft Anlass gab, zusammenzusitzen und zu reden:
    Über Männer und Frauen,
    über Berlin und Paris
    über Freundinnen und Freunde,
    über Liebe und Sex, über Identitäten und Rollen, über Kalifornien und die Ostsee, über Mütter und Väter, über Partner und Affäre, über Elisabeth und mich. Über uns. Ein Buch.


    Meine Rezension:
    Nach „Zonenkinder“ war klar, dass ich auch das Buch lesen wollte. Man hat ja nicht so oft die Gelegenheit zu erfahren, was andere Frauen in meinem Alter so denken – jedenfalls nicht, wenn man nicht unbedingt auf Zeitschriften wie Tina, Lisa und Glamour steht.
    Aber ganz ehrlich gesagt, so richtig viel hängen geblieben ist nicht. Das Buch liest sich zügig weg, an einem Nachmittag auf der Couch ist es vollbracht. Aufhänger des Buches ist der Feminismus den Alice Schwarzer heute propagiert und dabei ganz andere Fragen anspricht als in den 70ern, dabei ist doch die Frage, ob das ursprüngliche Ziel: die Gleichberechtigung, überhaupt schon erreicht ist und man sicher erlauben kann, sich anderen Zielen zuzuwenden.
    Antworten bringen Hensel und Raether nicht, sie berichten viel mehr aus ihrem Leben, wie sie zu dem geworden sind, was sie heute sind: junge, erfolgreiche Frauen, Jana Hensel mit Familie, beide mit beiden Beinen im Leben stehend. Sie erzählen von ihren Eltern, ihren Liebhabern, ihren Freunden, interessant und nett zu lesen – mehr nicht.
    Irgendwie fehlen mir die Antworten aber – oder wenigstens die explizit gestellten Fragen. Ich weiß wirklich nicht, was ich von dem Buch halten soll. Ich glaube, ich muss es noch mal in Ruhe lesen – und drüber nachdenken….



    ich war unschlüssig, in welche Kategorie ich das Buch jetzt packe und hab mich für die Autobiographie entschieden. Sachbücher hätte aber wohl auch gepasst.

  • Das Buch ist als Sammlung von zehn Essays aufgebaut, von denen jede Autorin jeweils fünf beisteuert. Sprachlich finde ich sie durchweg angenehm, man kann sie sehr gut lesen und sie sind nicht zu platt geschrieben. Eine gewisse Ästhetik im Ausdruck zieht sich durch das Buch.


    Inhaltlich allerdings ist "desillusioniert" zwar ein Adjektiv, das in die Richtung weist, in die ich die Aussagen einordnen könnte, trifft aber nicht ganz, denn um desillusioniert zu sein, muss man zunächst einmal Illusionen gehabt haben. Dieses Buch hat noch nicht einmal das aggressiv-blindwütige Anprangern, das Texte von Menschen kennzeichnet, die sich um etwas betrogen fühlen. Für die Autorinnen, so scheint es, ist das Leben eben so wie es ist - es geschieht einfach. Zwar kann man sie durchaus auch als Powerfrauen bezeichnen (die eine ist Bestsellerautorin, beide scheinen in der Welt herumgekommen zu sein, hatten wohl eine Menge Männergeschichten), sie scheinen, zumindest von außen betrachtet, ihr Leben geprägt zu haben, aber glücklich scheint sie das nicht gemacht zu haben. Sie scheinen auch nicht zu wissen, was das für sie konkret bedeuten könnte, Glück. Eine Unsensibilität in Sachen Ehebruch (und bei einer Autorin auch Abtreibung) prägt dieses Buch, die mich an Filme wie Natural Born Killers denken lässt.
    So verdichtet sich bei mir der Leseeindruck, Essays von zwei intelligenten, aber im Wortsinne hoffnungslosen Frauen studiert zu haben.