“Gibt es kein Recht, das höher steht als die Macht?“ fragte Deoris bitter.
„Nein, Deoris. Es gibt keins.“ erwiderte Riveda mit eigentümlichem Lächeln. (Seite 314)
Verlinkte Ausgabe:
512 Seiten, kartoniert
Originaltitel: Web of Light / Web of Darkness
Verlag: cbj, München, 2007
ISBN-10: 3-570-30379-9
ISBN-13: 978-3-570-30379-5
Meine Ausgabe
384 Seiten, gebunden
Aus dem Amerikanischen von Rosemarie Hundertmarck
Bertelsmann-Club ohne Jahr
Die „Avalon-Bücher“ von Marion Zimmer Bradley in der chronologischen Reihenfolge: (Sobald Rezis vorliegen, ergänze ich die Links hier.)
- Das Licht von Atlantis (Die „Vor-Vorgeschichte“)
- Die Ahnen von Avalon; (Eulenrezi)
- Die Hüterin von Avalon; (Eulenrezi)
- Die Wälder von Albion; (Eulenrezi)
- Die Herrin von Avalon; (Eulenrezi)
- Die Priesterin von Avalon
- Die Nebel von Avalon; (Allerlei Buch Thread)
Kurzinhalt / Klappentext
Über das sagenhafte Atlantis mit dem See-Königtümern und das geheimnisvolle Alte Reich herrscht ein Geschlecht von Priesterkönigen, das die Naturgewalten - die schöpferischen wie die zerstörerischen - in magischen Kulten bannt. Aus der Nacht der Dämonen brechen die Menschen auf zum strahlenden Tag des Lichts. Doch tief im Innern der menschlichen Natur lauern die Mächte des Bösen darauf, von neuem entfesselt zu werden.
Domaris, Priesterin im Tempel des Lichts, lebt ein heiteres, den kultischen Verrichtungen und der Läuterung des Herzens dienendes Leben, als sie durch die Ankunft Micons, des Prinzen von Atlantis, aus ihrem Seelenfrieden gerissen wird. In leidenschaftlicher Liebe entbrennt sie zu dem Gast.
Der Prinz, der über Wind, Wasser und Feuer zu gebieten vermag, fällt in die Hände der Schwarzen Sekte, die ihm das Geheimnis seiner Macht mit Gewalt zu entreißen sucht. Micon, von seinen Folterern geblendet, sehnt sich nach dem erlösenden Tod, aber er darf erst sterben, wenn ihm ein Sohn geboren wird. So wird Domaris zur Frau, die zugleich Leben und Tod spendet.
Deoris, ihre geliebte Schwester, verfällt dem Magier und Heiler Riveda, der sie zur Komplizin seiner Hexereien macht. Unheil kommt über die Menschen, die einst Reinen und Unschuldigen werden in Schuld verstrickt.
Es gibt eine Stelle in den „Nebeln von Avalon“, an der sich Igraine an ein früheres Leben mit Uther in einer anderen Welt erinnert. Hier in diesem Buch (sowie weiter in den „Ahnen von Avalon“) wird von diesem Leben und diesen Gestalten erzählt.
Über die Autorin (Aus Angaben der Verlage, der Homepage des Literary Work Trust sowie Wikipedia zusammengestellt)
Marion Zimmer Bradley wurde 1930 als Marion Eleanor Zimmer geboren und begann bereits mit elf Jahren, Romane zu schreiben. 1949 heirate sie den viele Jahre älteren Robert Alden Bradley, mit dem sie einen Sohn (David) hat. Nach einer Unterbrechung beendete sie ihr Studium im Jahre 1965.
Im Jahre 1953 erschien ihr erster Roman; sie hatte begonnen zu schreiben, um zumindest im Kopf der Ehe mit ihrem Mann entfliehen zu können, und veröffentlichte zunächst vor allem in Zeitschriften und Anthologien. 1964 schließlich wurde sie geschieden. Bald darauf heiratete sie Walter Henry Breen, mit dem sie zwei weitere Kinder hat. Von ihm trennte sie sich 1979, jedoch wohnten sie bis zu Marions Tod weiter in der gleichen Straße. Zusammen mit ihm wurde sie 1980 zu Priestern der „Holy Apostolic-Catholic Church of the East (Chaldean-Syrian)“ geweiht.
Ihre letzten Jahre wohnte sie zusammen mit ihrer Schwägerin Diana L. Paxson, Tracy Blackstone und ihrem Bruder Paul Edwin Zimmer in einem Schriftstellerhaushalt, den sie „Greyhaven“ nannten.
Ihr größter Erfolg war der Roman „Die Nebel von Avalon“, welcher 1982 erschien.
Sie verstarb am 25. September 1999 an den Folgen eines Herzanfalls.
Informationen im Internet
- < Klick > Homepage des „Marion Zimmer Bradley Literary Works Trust“, der Gesellschaft, die die Urheberrechtes ihres Werkes verwaltet (in englischer Sprache)
- < Klick > Informationsseite der Verlagsgruppe Randomhouse (deutsch)
- < Klick > Informationsseite des S. Fischer Verlages (deutsch)
- < Klick > Informationsseite der Verlagsgruppe Droemer-Knaur (deutsch)
- < Klick > das sagt Wikipedia
- < Klick > hier die englische Wikipedia-Seite
(Google ergibt auf eine Eingabe des Namens „Marion Zimmer Bradley“ ca. 586.000 Ergebnisse. Ich verzichte, die hier alle aufzuführen. ;-))
Sonstige Angaben
Ihr Werk ist geprägt von starkem Feminismus und dem Konflikt zwischen Tradition und Fortschritt. Immer wieder klingt auch ihre Faszination für keltische Musik und Kultur an; auch ihre Sympathie für alte (heidnische) Religionen ist unverkennbar. (Wobei, diese Anmerkung sei mir gestattet, sie diese am Ende der „Nebel von Avalon“ in sehr nachdenklicher Weise miteinander in Beziehung setzt, um nicht zu sagen verbindet. Aber das ist meine ganz eigene, subjektive Einschätzung.)
Meine Meinung
Atlantis gehört zu den großen Mythen der Menschheit. Und hier, genau hier, beginnt die Saga von der Apfelinsel, besser bekannt unter der Bezeichnung „Avalon“. Denn nicht nur hat Marion Zimmer Bradley (MZB) die Artussage neu erzählt, sie hat sie auch bewußt mit der um das untergegangene Reich verbunden. Dies geht aus ihren eigenen Aussagen, und auch aus dem „Letter from Diana L. Paxson“, der als Anhang der wunderschönen Jubiläumsausgabe von „The Mists of Avalon“ (Delreybooks, New York 2000) beigegeben ist, hervor.
Sie hatte die Idee, die Protagonisten (bzw. -innen) durch die Zeitläufte hindurch in den verschiedenen Inkarnationen zu verfolgen. Wie die gleichen Personen immer wieder unter verschiedenen Umständen und Konstellationen zusammen- und aufeinandertreffen, um so das Karma (ein, s. u., in diesem Buch arg strapazierter Begriff) einzulösen.
Was mich etwas irritierte, bisweilen auch störte, war das permanente Hinweisen und Bestehen auf „Reinheitsgeboten“. Alle möglichen Handlungen und Kontakte machen unrein. Um das zu vermeiden, nimmt man sogar den Tod eines Menschen in Kauf. Für solche Einstellungen fehlt mir das Verständnis, im richtigen Leben wie im Buch. Möglicherweise fehlt mir auch das esoterische Wissen, um das nachvollziehen zu können. Aber vielleicht sehe ich das nur zu eng. Auch wird gegen Ende des Buches der Begriff „Karma“ sehr oft strapaziert. Ich kann ja viel vertragen, aber hier hat sich in meinem Kopf doch irgendwann der Begriff „Holzhammermethode“ festgesetzt. Weniger wäre mehr gewesen.
Eilantha - die Wirkung einer Ursache, die Ringe, die ein ins Wasser geworfener Stein erzeugt, die Macht des Karma.
(Seite 334, zur Erklärung des wahren Namens von Tiriki.)
Das Buch habe ich jetzt - nach etlichen Jahren das zweite Mal gelesen, weil ich im Rahmen der Avalon-Leserunde alle MZB-Bücher dazu lesen will. Ich hatte es als nicht so gut, streckenweise zäh und langweilig in Erinnerung. Und war überrascht, daß ich es überhaupt nicht so empfand. Im Gegenteil. Das Buch hatte mich (was ich nicht erwartet habe) sehr schnell in seinen Bann gezogen und über Tage, während ich las, war ich weit, weit weg, in den Seekönigreichen, als die Ur-Ur-Ahnen von Avalon und der Artussage das erste Mal(?) in Erscheinung treten. Habe mitgelitten, manches nicht verstanden bzw. verstehen wollen (s. o.), und mich schließlich von lieb und vertraut gewordenen Menschen verabschiedet. Am Vorabend des Unterganges von Atlantis, der sich ankündigt und in den „Ahnen von Avalon“ unvermeidlich folgen wird.
Immer wieder sind die Schicksale der Menschen miteinander verbunden und verwoben, ob sie dies wollen - oder auch nicht. Manches davon erscheint seltsam, etliche schlimme Szenen werden nur angedeutet und nicht im Detail ausgeschmückt (worüber ich dankbar bin), manches bleibt auf den ersten Blick unverständlich und klärt sich erst im weiteren Verlauf des Buches. Es ist eine in sich geschlossene Tempelwelt, von der Außenwelt erfährt man so gut wie nichts. Diese Welt hat ihre ganz eigenen Gesetze und Gebräuche, streckenweise (wie bei der Autorin nicht anders zu erwarten) sehr feministisch geprägt, teilweise seltsam, vieles nicht bis ins letzte Detail erklärt. Man muß sich auf diese (Gedanken-) Welt einlassen, um an ihr teilhaben und sie zumindest teilweise verstehen zu können. Das Buch kommt sicher nicht an ihr Meisterwerk "Die Nebel von Avalon" heran, doch auch hier finden sich schon starke Gestalten, mächtige Handlungsstränge und das Weben eines Schicksals, das einen langen Atem hat.
Einstens wird Igraine auf dem Turm ihrer Burg stehen und sich an ein früheres Leben unter anderem Namen mit Uther Pendragon erinnern. Hier, in Gestalt von Tiriki und Micail, den Kindern von Deoris und Domaris, begegnen wir den beiden zum ersten Mal und erleben, wie sie die Bühne der Welt betreten. Hier im Seekönigreich, in Atlantis, hebt ein Geschehen an, daß etliche Mythen miteinander verbindet, in Beziehung setzt, neu deutet, und uns über sechs weitere Bücher beschäftigen wird. Während in Atlantis die ersten Anzeichen des drohenden Unterganges am Horizont auftauchen, wird die Grundlage gelegt für eine Geschichte, die in einem ganz anderen Teil der Welt, in einer ganz anderen Zeit, weiter- und zu Ende gehen wird. Noch strahlt die Sonne von einem (fast) heiteren Himmel. Doch irgendwo weit, weit entfernt, ziehen sie sich zusammen, steigen auf, um sich letztlich wieder zu verdichten und endgültig zu fallen. So wie Atlantis vom Meer verschlungen werden wird, wird auch das andere mythische Land versinken und aus dieser Welt entschwinden, entrückt werden.
Dereinst, etliche Tausend Seiten und Jahre später, wenn sie sich zusammenziehen. Die Nebel von Avalon.
Kurzfassung:
Ein Fantasy-Roman von MZB über Schuld und Verstrickung, über Macht und Ohmacht, über Recht und Gerechtigkeit, über Weisheit und Schicksal, angesiedelt im Seekönigreich von Atlantis. Der erste Auftritt der Gestalten, die über Jahrhunderte hindurch schließlich in den „Nebeln von Avalon“ ihr Ende und ihre Erfüllung finden werden.
Anm. Seitenangaben beziehen sich auf meine Bertelsmann-Club-Ausgabe, ca. 1985)
Edit. 21.06., 18.07.2008: Links ergänzt
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