Moorteufel - Mani Beckmann

  • 1814 zu Zeiten der napoleonischen Befreiungskriege.
    Erzählt wird die Geschichte um Jeremias Vogelsang, der vom Kriegsdienst desertiert ist. Er flieht ins Moor und kommt dort Geheimnissen aus seiner Vergangenheit auf die Spur.


    Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen. Der "Moorteufel" ist gut recherchiert, stimmungsvoll, flüssiggeschrieben und von der Ersten bis zur Letzten Seite sehr spannend.


    LG
    Historia
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    Ich lese gerade: Die Löwin - Iny Lorentz

  • @Historia...ab 10. September läuft hier die Leserunde zu "Teufelsmühle" an, sogar mit Begleitung der Runde durch den Autor Mani Beckmann.


    Wenn Dir "Moorteufel" auch so gut gefallen hat, vielleicht magst Du dann auch an der anstehenden Leserunde mit teilnehmen?...*überred*...*freundlichhinschubs*...wird bestimmt nett und interessant :-)


    :wave
    Ikarus

  • Meine Meinung:
    Jeremias Vogelsang, 18jähriger Sohn des Magisterbauern, lebt 1814 ein relativ geruhsames Leben auf dem Hof seiner Eltern im westfälischen Ahlbeck. Zur Tochter des Amtmanns unterhält er eine heimliche romantische Beziehung und dass er desertiert ist, um nicht in die Napoleonischen Befreiungskriege zu ziehen, stört hier eigentlich niemanden. Bis sich die Ereignisse in der Karwoche überschlagen und danach nichts mehr in seinem Leben so sein wird, wie es vorher war.
    Mani Beckmann präsentiert mit Moorteufel nicht nur einen exzellenten historischen Roman, der den Leser in das Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts entführt, sondern nahezu einen historischen Kriminalroman, der durch seine detailreiche Sprache und seine liebevollen Beschreibungen die Spannung stets erhöht und den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die Ereignisse in dem kleinen Dorf Ahlbeck sind nicht unbedingt von weltpolitischer Bedeutung und doch verändern sie vieles im Leben von Jeremias, der die Geschichte aus seiner Sicht erzählt, und anderen Beteiligten. Eine spannende Geschichte über Freundschaft und Liebe, über Familie und Heimat, über Lüge und Wahrheit und vieles mehr, eingebettet in das Leben der Bauern 1814 in Deutschland.
    Absolute Leseempfehlung!!!

  • Nach der Leserunde zum dritten Buch in der Weltbildausgabe HC gekauft, unverdient lange im SuB gelegen.


    Ein wirklich schönes Buch, bei dem mir vor allem gefällt, dass die Protagonisten nicht irgendwelche bedeutenden Personen der Zeitgeschichte sind, sondern westfälische Kleinbauern des 19. Jahrhunderts, Menschen die unter ihren von aussen aufgezwungenen Umständen leben wollen so gut es ihnen die Welt zuläßt und die ihr Leben in sich abgeschlossen und in ihrer Geschichte leben. Das aber nur scheinbar freidlich- schiedlich, unter der Decke des Dorfes gibt es dunkle Seiten, Geheimnisse und Lügen. Lügen, die das soziale Leben erst möglich machen.


    Wunderbar mit großes Präzision und Liebe zu den Figuren geschrieben, dabei wird die Lebensgeschichte des Jeremias Vogelsang, des Sohnes des Magisterbauern, des Bauern, der gleichzeitig der Dorfschullehrer ist erzählt, daneben aber auch die vieler weiterer Personen, spannend wie ein Krimi mit actionreichen, aber auch mit dialogreichen Szenen.


    Dabei erfährt man sovile über den Hintergrund, dass man wie bei jedem guten historischen Roman sagen kann, so kann, ja so muss es gewesen sein, das Leben unserer Ahnen im westfälischen Moor.

  • "Einer täuscht den anderen, Wahrheit redet man nicht;
    ihre Zungen gewöhnen sich ans Lügen."


    Jeremias, Kapitel 9, Vers 4


    Mani Beckmann habe ich für mich entdeckt und schätzen gelernt als ich seine beiden Romane, die er unter seinem Pseudonym Tom Finnek veröffentlich hat, mit Freude und einem schelmischen Grinsen im Gesicht gelesen habe. Ich mag seinen seinen unbekümmerten Schreibstil, die lockere Art wie er mit seinen Figuren umgeht und die teilweise schalkhaften Dialogen die er ihnen passgenau in den Mund legt. Und dann sind da natürlich die Wendungen in den Handlungen und auch in diesem Buch muss der Leser die Mani Beckmann'sche Lektion lernen das niemand freiwillig die Wahrheit sagt, alle verstecken sich hinter Ausflüchten, Geheimnissen und dreister Lügen. Und zwar ausnahmslos. Ja ja die viel gepriesene Wahrheit ist ein zweischneidiges Schwert. Solange sie im verborgenen schlummert triezt einem die Neugierde und man möchte sie unbedingt ans Tageslicht bringen und kennt man sie wäre man hie und da froh man hätte sie nie aus der Dunkelheit befreit.


    "Stehlen, morden, huren, balgen
    heisst bei uns nur die Zeit zerstreun.
    Morgen hangen wir am Galgen,
    drum lasst uns heute lustig sein."


    Friedrich Schiller "Die Räuber"


    Der Autor erzählt eine kleine Geschichte die sich im unscheinbaren kleinen Dörfchen Ahlbeck in Westfahlen nahe der holländischen Grenze gelegen im Jahre 1814 ereignet hat. Es ist die Zeit der blutigen Kriege für oder gegen Napoleon, je nachdem auf welcher Seite man kämpfte, die Europa in Atem halten und auf tiefgreifende Art verändern. Räuberbanden, marodierende Soldaten und allerlei obskures Gesindel ziehen durch Land und machen den Bauern und den Bewohner kleiner Dorfgemeinschaften das Leben schwer und verursachen Angst und Schrecken. Meist werden sie als Lumpenpack verteufelt aber ein paar wenige werden zu Volkshelden erkoren. Es ist die Karwoche vor dem heiligen Osterfest und der einfache Bauernsohn Jeremias Vogelsang hat das Problem das er sich der Einberufung für den vaterländischen Kriegsdienst in der Landwehr entzogen hat und nun sitzt ihm und den anderen Deserteuren der Amtmann Boonkamp mit seinen Gendarmen im Nacken. Seine Familie versteckt ihn notgedrungen im Gesindehaus eines abgebrannten Hofes am Rande der düster dampfenden Moorlandschaft. Dort trifft er auf einen Mann der sein Leben komplett auf den Kopf stellen wird ... Innerhalb von drei Tagen, vom Krummen Mittwoch bis zum Stillen Freitag wird aus einem Zipfel Wahrheit ein lebensgefährliches Abenteuer.


    Wer an historischen Begebenheiten rund um das Jahr 1814 interessiert ist braucht diesen Roman nicht unbedingt zu lesen. Zu sehr fokussiert sich die eigentümliche Geschichte ganz auf eine kleine westfälische Siedlung und die paar Bauernschaften rund um die Moorlandschaft herum und blendet die Situation im restliche Europa aus. Wer aber schon mal was vom Autoren Mani Beckmann oder Tom Finnek gelesen hat weiss dass er ein begnadeter Geschichtenerzähler ist. Die vielen altertümliche Begriffe und Wörter die er einflicht wirken unterstützend die ohnehin dichte, leicht düstere Atmosphäre dadurch noch lebendiger und echter erscheinen zu lassen. Mir hat dieser Roman bei dem die kleinen Leute die Hauptfiguren sind gut gefallen und er macht Lust die beiden anderen Bücher der "Moor-Trilogie" zu lesen.


    Edit: Wertung 8 Eulenpunkte und gelesen habe ich das verlinkte Taschenbuch. Ich würde aber in Nachhinein das E-Book kaufen da etwas viel Text mit einer eher kleinen Schrift auf einer Seite steht. Bei einem guten Buch wie diesem spielt das aber nach ein paar Seiten keine Rolle mehr.

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Edit: Wertung 8 Eulenpunkte und gelesen habe ich das verlinkte Taschenbuch. Ich würde aber in Nachhinein das E-Book kaufen da etwas viel Text mit einer eher kleinen Schrift auf einer Seite steht. Bei einem guten Buch wie diesem spielt das aber nach ein paar Seiten keine Rolle mehr.


    Hallo sapperlot! Und vielen Dank für die schöne Kritik.
    Ja, das mit der kleinen Schrift ist tatsächlich ein Problem, aber es ließ sich leider nicht anders lösen. In der Lübbe-Taschenbuchausgabe hatte der Roman 520 Seiten. Als das Buch vergriffen war und nach mehreren Auflagen nicht wieder aufgelegt wurde, habe ich mich entschlossen, es per BoD lieferbar zu halten. Ein Buch von 500 Seiten hätte dort aber einen Verkaufspreis von etwa 30 Euro bedeutet. Das ist für ein Taschenbuch schlichtweg Unfug. Also habe ich die Schrift verkleinert und die Seiten vergrößert, um auf halbwegs bezahlbare 300 Seiten zu kommen. Ein Kompromiss zwischen Lesbarkeit und Finanzierbarkeit ... Ich hoffe, du hast dir nicht die Augen ruiniert ;-)

  • Hallo zusammen! Seit Kurzem (September 2014) gibt es eine Neuauflage vom "Moorteufel" bei BoD mit radikal gesenkten Preisen sowohl für die Printausgabe (9,95 statt 17,90) als auch für das eBook. Das eBook gibt's zur Einführung für kurze Zeit sogar zum Schnäppchenpreis von 2,99 Euro. Ich wünsche viel Spaß im westfälischen Moor.