Nadine Gordimer - July's Leute

  • Originaltitel: July's People (1981)


    Nadine Gordimer entwirft in ihrem Roman "July's Leute" ein fiktives Südafrika, in dem es zu einer "schwarzen Revolte" kommt. Im Mittelpunkt der Ereignisse steht die weiße Familie Smales, die von ihrem Diener July vor den Unruhen in Johannesburg in sein Dorf im Busch evakuiert werden.


    Bam und Maureen Smales haben Anzeichen für den drohenden Umsturz ignoriert und müssen sich nun vor den Aufständischen verstecken und mit den neuen Gegebenheiten und unzähligen Unsicherheiten leben lernen. Ihre Kinder Gina, Royce und Victor passen sich schneller als die Eltern an die neue Umgebung an und finden Freunde unter den afrikanischen Kindern. Die Haltung von Julys Familie gegenüber den ehemaligen Dienstherren ist von Misstrauen und Distanz gekennzeichnet. Da die beiden Städter noch über Geld, einen Wagen und ein Gewehr verfügen, können sie dem Misstrauenn anfangs mit den begehrten Gütern begegnen und allmählich wird ihre Anwesenheit zu einer beunruhigenden Normalität.


    Die neuen Verhältnisse haben große Auswirkungen auf viele Ebenen des Zusammenlebens: das Verhältnis der Eheleute Bam und Maureen ist von einer bedrückenden Sprachlosigkeit geprägt, deren Basis unter anderem in der neuen Einordnung der eigenen Personen begründet liegt.
    Außerdem müssen July und seine Familie sich daran gewöhnen, viel Zeit miteinander zu verbringen. In ihrem alten Leben war es normal, viel Zeit getrennt voneinander zu verbringen. July und seine Frau Martha hatten sich eigene Lebensstile zu eigen gemacht, die nun aufeinanderprallen und gezwungenermaßen zu einem Kompromiss führen müssen.
    Darüber hinaus wird auch das sich wandelnde Machtverhältnis zwischen July und den Smales thematisiert. Neue Strukturen führen auf beiden Seiten zu neuen Gefühlen und Verhaltensweisen.



    "July's Leute" hat mich sehr beeindruckt. Nadine Gordimer versetzt den Leser in eine Umgebung, in der man sich ebenso fremd wie ihre weißen Protagonisten fühlt. Wechselnde Perspektiven eröffnen einen Einblick in unterschiedliche Welten. Vieles wird nur angedeutet und so bleibt Raum für eigene Gedanken und Interpretationen. Mir erscheint diese offene Form sehr passend für dieses Thema voller Aggressionen und fehlender Gewissheiten. Die Grundstimmung ist bedrückend und der Einstieg nicht unbedingt einfach, aber das Durchhalten hat sich für mich definitiv gelohnt. Das vorgestellte Gedankenexperiment, das zur Zeit seines Entstehens nur ferne Zukunftsmusik war, hat sich inzwischen durch die Abschaffung der Apartheid teilweise überlebt, ist aber dennoch beeindruckend zu lesen.


    Nadine Gordimer ist eine Autorin, von der ich nun noch viel lesen möchte!