"Am Freitag schlief der Rabbi lang" ist Kemelmans erstes Buch und es ist einfach großartig. Die Charaktere sind Klasse beschrieben, und man bekommt gute Einblicke in das Leben einer jüdischen Gemeinde in den USA der 60ger Jahre. Aber man erfährt natürlich nicht nur viel über jüdische Denkweise und Bräuche, sondern liest gleichzeitig einen spannenden, gut gemachten und schnörkellosen Krimi.
kurze Inhaltsangabe aus dem Buch:
"Die Tote ist Anfang Zwanzig, blond, hübsch. Sie war Hausangestellte und man weiß wenig von ihr. Nur eines stellte sich heraus: Sie war schwanger. Aber das hilft Polizeichef Lanigan auch nicht weiter. Es gibt keinen Verdächtigen. Wer sollte in der muffigen Ehrbarkeit der New-England-Kleinstadt ein solches Verbrechen gebehen? Ein Mann allerdings müsste eingentlich etwas bemerkt haben: der Rabbiner, unter dessen Fenster der Mord geschah. Aber auch seine Vernehmung fördert nichts Neues zutage ...."
Rabbi Small ist mir ungemein sympathisch, er steht zu seiner Überzeugung, auch wenn er dabei im Vorstand der Gemeinde auf wenig Gegenliebe trifft. Und auf seine unnachahmliche Art, die vom Studium des Talmuds geprägt wird - geht er logisch vor, registriert alle Einzelheiten und lässt sich nicht beirren.
Neben den spannenden Kriminalfällen dieser Reihe (Chronologie ist einfach zu merken, immer nach den Wochentage vorgehen), genieße ich auch Rabbi Smalls Auseinandersetzungen mit dem Gemeindevorstand, der sich wie ein roter Faden durch die Reihe zieht. Nie ist seine Position in der Gemeinde gesichert, aber darauf legt er auch keinen Wert. Einfach bewundernswert!
missmarple