Über die Autorin
Simone Buchholz, geboren 1972, schreibt als freie Autorin für verschiedene Magazine über die Beziehung zwischen Männern und Frauen. Ihr Debütroman "Revolverherz" erschien im Frühjahr 2008 bei Droemer. Heute lebt Simone Buchholz in Hamburg und hat den perfekten Mann gefunden: Einen entspannten Straßenköter, der sich nichts mehr beweisen muss.
Kurzbeschreibung
Eine Mordserie mit bizarr entstellten Opfern. Ratlose Ermittler in der großen, bösen Stadt. Und mitten im blutigen Geschehen eine Welt voller Wärme und Herz, die man nicht mehr verlassen möchte ...
Es ist Frühjahr in Hamburg. An einem nebligen Morgen wird im Hafen eine tote junge Frau gefunden. Nackt und mit einer hellblauen Perücke auf dem Kopf. Sie war Tänzerin in einem Stripschuppen auf dem Kiez. Genau wie das nächste Opfer, das man finden wird, und das danach ... Die zuständige Staatsanwältin für den Fall ist Chastity Riley, Tochter einer Sekretärin und eines amerikanischen Offiziers. Eine harte und zugleich zarte Frau, eine verkappte Romantikerin mit Dauerkarte für die Spiele des FC St. Pauli, die zu viel trinkt und sich keine Gefühle zugesteht. Chas taucht ein ins Hamburger Rotlichtmilieu, gemeinsam mit den Kommissaren Faller und Calabretta und dem ehemaligen Einbrecherkönig Klatsche, der ihr längst schon mehr ist als ein Freund. Die vier waten durch einen Sumpf aus Morden, Einsamkeit und gebrochenen Herzen - und am Ende sieht es für einen von ihnen verdammt schlecht aus.
Meine Rezension
„Der Kiez-Krimi“, verkündet ein Aufkleber auf dem Buchcover. Als ob das Cover nicht bereits alleine für sich sprechen würde.
Die junge Staatsanwältin Chastity Riley ist eine ungewöhnliche Frau. Ihre Mutter, die die Familie sehr früh verlassen hat, ist Deutsche – ihr Vater war Amerikaner, hat sich aber leider umgebracht. Chastity war gerade 20, als dies passierte und sie seine Leiche fand.
Sie arbeitet nicht nur am Schreibtisch, sondern es zieht sie auch hinaus, zu den Tatorten und ins Kiez, denn „man muß wissen, wie das Böse aussieht, damit man es erkennt, wenn es einem über den Weg läuft“. Sie ist eine Frau, bei der man es vom Gebaren her genau so gut erwarten könnte, sie auf der anderen Seite der Anklagebank anzutreffen: ihre Verhaltensweisen sind längst nicht immer regelkonform und ihre Ausdrucks- und Gedankenweise oft sehr drastisch und direkt. Sie ist eigentlich eher eine Antiheldin denn eine Heldin. Sehr sympathisch ist ihre verzweifelte Liebe zum FC St. Pauli.
Chastity ermittelt in einem üblen Mordfall: eine Nachtclubtänzerin wurde erdrosselt und mit einer Perücke „dekoriert“ aufgefunden. Darunter ist sie skalpiert. Nach einigen Tagen wird ein „Halbweltler“ aufgefunden und es scheint irgendein Zusammenhang zu bestehen. Doch welcher? Und dann taucht wieder eine Leiche mit Perücke auf….die Zeit drängt.
Chastity arbeitet eng mit den Kommissaren Faller und Calabretta zusammen und auch ihr Nachbar „Klatsche“, Kiezkenner, einstiger Einbrecher und jetziger Schlüsseldienst-Besitzer (was liegt näher? *grins*) kann dem Team die eine oder andere Tür sprichwörtlich öffnen. Doch die Zeit arbeitet gegen sie und so wird tatsächlich noch eine 4. Leiche gefunden, bevor es endlich zum Durchbruch kommt.
Doch wer hier so ein krankes Hirn hat und warum es zu diesen ekelhaften Morden kommt, das müsst ihr natürlich – wenn es Euch denn interessiert – schon selbst nachlesen. Ich hatte meinen „Spaß“ beim Mitraten und lag mit meinem Verdacht letztendlich sogar goldrichtig, auch wenn es im Buch natürlich gaaaaaaaanz anders dazu kam als in meinen Gedanken!
Der Krimi spielt im Milieu und dafür, dass die Opfer so entstellt sind, ist er recht unblutig geschrieben (dies nur als kleine Entwarnung für die Weicheier unter uns). Sehr schön finde ich die kleinen „kuscheligen“ Momente inmitten des Kiez, da ich mir gut vorstellen könnte, dass es in diesem Milieu eben nicht immer nur hart und kalt zugeht, sondern es auch und gerade dort heimelige kleine Oasen gibt.
Auf dem Klappentext heißt es:
“Simone Buchholz und ihre ungewöhnliche Heldin – ein Romandebüt, das knistert vor Spannung, Atmosphäre und sprachlichem Feuer“.
Dazu möchte ich allerdings ein paar kritische Töne äußern. Die Sprache war sehr ungewöhnlich für einen Krimi: sehr gewöhnlich, klar, direkt und schnörkellos – eigentlich gut zum Milieu passend.
Ein paar Dinge haben mich aber sprachlich gestört. So sprach die Autorin in den meisten Fällen von „der Schuller“ und „der Faller“, setzte den Namen also immer ein die/der vor. Dies aber in einer Anhäufung, dass es mich irgendwann wirklich gestört hat, weil es nicht mehr authentisch sondern aufgesetzt wirkte. Und wenn ich auch nur noch ein weiteres Mal das Wort „sackdunkel“ hätte lesen müssen…. Ich hätte ins Buch gebissen, ich schwöre es!
Fazit
Ein Krimi, dessen Authentizität mir – glücklicherweise – mangels Kenntnis des Milieus verborgen bleibt. Ein erfrischend originell anderer Schreibstil. Nichts, was ich von nun an dauernd so lesen möchte, aber dennoch mal was ganz anderes als die übliche Krimikost. Ich habe mich gut unterhalten und hatte meinen Spaß beim Mitraten – und diesmal lag ich mit meiner Vermutung sogar auch einmal richtig.
Wer mal einen Krimi abseits der üblichen Machart und vor allem auch abseits der üblichen Handlungsorte lesen möchte, der kann sich gerne mit „Revolverherz“ ins Kiez entführen lassen.
Im Klappentext heißt es „Der erste Auftritt für die Hamburger Staatsanwältin….“ – ich bin gespannt, wohin sie der 2. Auftritt führen wird.
Wen es interessiert und wer aus der Hamburger Ecke kommt, die Autorin liest stilecht in St. Pauli:
Termin: 16.04.2008
Veranstaltungsort:
Hörsaal
Spielbudenplatz 7
Hamburg (St. Pauli)
Beginn: 20 Uhr
Veranstalter: Verlagsgruppe Droemer Knaur in Kooperation mit der Buchhandlung Heymann