Die Kapelle der Glasmaler - Kirsten Schützhofer

  • Für mich einer der sehr guten historischen Romane.
    Und das sage ich nicht wegen der Art und Weise wie ich an das Buch und die Widmung kam. :-)


    Großes Kompliment Kirsten, der Roman hat mir ausserordentlich gut gefallen.
    Mit bleibt nichts anderes übrig, als mich den positiven Vor-Schreibern anzuschließen! :wave

  • In diesem Thread koennt' ich die ganze Zeit kleben bleiben und immer nur schreiben:
    Ich stimme zu,
    Sehr richtig
    oder
    Ganz meine Meinung.


    Ich waehle "Die Kapelle der Glasmaler" zu meinem - bisherigen - historischen Roman des Jahres 2008.


    Hab's schon seit Wochen ausgelesen und schlag's immer wieder auf.


    Alles Liebe von Charlie

  • Im Grunde bleibt mir nur den positiven Vorrednern zuzustimmen. Mit der Kapelle des Glasmalers liegt ein Stück großer Erzählkunst vor uns. Es macht einfach große Freude und Spaß sich von Kirsten Schützhofer eine Geschichte aus der uns so fern scheinenden Welt des Mittelalters erzählen zu lassen.


    Ich bin begeistert davon, wie das Buch es geschafft hat mich mit seinen starken Szenen in seinen Bann zu ziehen und wie mich der Erzählstil gezwungen hat, meine Lesegewohnheiten ihm unterzuordnen. Wenn die Figuren durch den Wald liefen, mussten meine Augen doppelt so schnell versuchen die Buchstaben zu erhaschen und ruhige Szenen verlangten ein langsameres Tempo. Die Erzählmelodie war dabei sehr angenehm und hat die Wirkung der Handlung unterstützt.


    Im Mittelalter angesiedelte historische Romane lösen bei mir im Kopf oft Blockaden aus. Obwohl ich jetzt schon zig gelesen habe und auch in Sachbüchern immer wieder über die Zeit gelesen habe, wird die Denkweise der Menschen des Mittelalters für mich wohl auf ewig ein Buch mit sieben Siegeln bleiben. Umso schöner fand ich in diesem Buch Figuren vorzufinden, von denen ich wirklich glaubte, dass es Menschen der ihrer Zeit sind.


    Ein äußerst lesenswertes Buch. 10 Punkte!

  • eines der wohl schönsten Bücher die ich seit langem gelesen habe



    Das Buch


    In Frankreich des 13. Jahrhunderts lässt der fromme König Louis IX. eine Kapelle für seine Reliquiensammlung bauen. Nur die besten Baumeister, Glasmaler, Steinmetze etc. werden für dieses Vorhaben angeworben.
    Clément, einer Glasmaler mit besten Ruf, lebt zur Zeit mit seiner Frau Edwige und seinen drei Töchtern Lise, Jehanne und der jüngsten, Margaux, in Chatres. Es ist bei den Handwerkern üblich weiter zu ziehen, wenn ein Auftrag ausgeführt ist und so will Clèment unbedingt nach Paris, da er erfahren hat, dass der König eine prachtvolle Kapelle erbauen lässt. Seit Jahren ist es Clèments Traum, mitzuwirken, wenn etwas ganz Großartiges geschaffen wird. Und so zieht er mit seiner Familie nach Paris, um sich als Glasmaler für die Saint Chapelle zu bewerben.
    Dort jedoch trifft er auf Thomas. Thomas und Clèment waren vor Jahren Nebenbuhler um die Gunst Edwiges. Edwige entschied sich damals für Clèment, was Thomas nie vergessen hat. Nach wie vor sieht Thomas Clèment als Rivalen und macht ihm und seiner Familie deshalb das Leben schwer.


    Gishlain, ein junger attraktiver Jongleur, weiß nichts über seine Kindheit oder seine Herkunft. Als jungen Knaben wird er von Loup im Wald aufgelesen und er nimmt sich – zuerst widerstrebend – des Kleinen an. Loup und Gishlain verbringen die nächsten Jahre gemeinsam und ziehen umher, um sich als Jongleure ihr Brot zu verdienen. Als Loup stirbt, ist Gishlain plötzlich alleine und beschließt so, nach Paris zu gehen.
    So treffen sich Gishlain und die Familie Clèments durch wenig erfreuliche Umstände und ziehen schließlich gemeinsam nach Paris.


    meine Meinung


    Gleich zu Beginn, nach den ersten gelesenen Zeilen, fallen dem Leser die außergewöhnlich schöne Sprache und der wunderbare Erzählstil auf. Selten findet man in einem historischen Roman so eine ausgewogene, empathische und auch explosive Erzählweise! Die Figuren scheinen vor einem zu stehen und man sieht ihnen beim Agieren nicht nur zu, sondern hat das Gefühl in der Szenerie mit zu wirken. Farbenprächtig, bunt und voll spürbarer Nähe dieser Zeit taucht man in das damalige Leben in Frankreich und Paris ein. Kirsten Schützhofer versteht es auf ganz besondere Weise den Leser zu führen, ohne ihm eine Meinung oder Anschauungsweise auf zu drängen. Sie zeichnet die Protagonisten mit Stärken und Schwächen und überlässt es dem Leser, ob er die Handlungen der Einzelnen nachvollziehen kann.
    Die beiden Erzählstränge treffen nur relativ kurz aufeinander und man wird dazu verführt, immer auf weitere Zusammentreffen oder die Vereinigung der beiden Geschichten zu warten oder auch zu hoffen. Das Leben und auch die Erlebnisse von Gishlain und Clèment und seiner Familie sind jedoch sehr konträr. Im Grunde verhält es sich so, dass die Erzählung über Clèment ebenso ein eigenständiges Buch ergeben könnte wie auch die Geschichte Gishlains.


    Das Buch ist prall gefüllt mit der Gedankenwelt der Protagonisten, so dass man es sich als Leser nicht erlauben kann, ein paar Seiten zu „überfliegen“ um schneller vorwärts zu kommen. Passiert es einem, dass man ein paar Seiten nicht die gewohnte Aufmerksamkeit schenkt, ist es mit ziemlicher Bestimmtheit so, dass man später zurück blättern muss um diese Stellen nachzulesen. Jedes Kapitel, jede Seite, jeder Satz und jedes Wort hat seine Berechtigung in diesem Buch und ist es auch Wert, vom Leser die volle Aufmerksamkeit zu bekommen.


    Realistisch, feinfühlig und ohne jeglichen Kitsch führt einem Kirsten Schützhofer durch die damalige Welt und hinterlässt für lange Zeit ein prägendes Bild von der möglichen Entstehung der Saint Chapelle und ihrer Schaffer. Der Einblick in die Erbauung dieser Kapelle, ist mit reichhaltiger Information über die Arbeit und Mühe der Handwerker gespickt und damit ein Erlebnis sondergleichen.
    Was die Protagonisten alles erleben und was das Schicksal für sie bereithält, ist in einem selten realistischen Rahmen gesetzt. Der Schluss mag für Liebhaber historischer Romane ungewöhnlich erscheinen, aber es ist die absolute Vollendung eines meisterhaften Romans. Man ist traurig und glücklich zugleich, wenn man dieses Buch beendet hat. Traurig, weil diese wunderbare Erzählung ein Ende hat und glücklich, dass man so ein wunderbares Buch lesen konnte.


    Genau zu der Zeit als ich dieses Buch las, war ich beruflich in Paris. Es versteht sich von selbst, dass die Besichtigung der Saint Chapelle für mich ein MUSS war. Was ich dort sehen, spüren und erleben durfte, lässt sich in Worten nicht wiedergeben. All die Farben, das Licht, der Geruch, die Geräusche und die Demut vor solch einem von Menschen geschaffenen Werk sind überwältigend. Man liest nicht eine Geschichte, man steht IN ihr. Ich kann nur jedem der Paris einmal besucht ans Herz legen, die Saint Chapelle zu besichtigen. Da beginnt Geschichte lebendig zu werden.

  • Du hast ja voellig recht, Bouquineur.
    Aber so schoen, wie das Buch ist, kann es doch eigentlich nicht genug Threads haben.


    Alles Liebe von Charlie

  • Oh, müsst mir verzeihen, dass ich in meinem Übersachwang einen eigenen Thread für eine zweite Rezension aufgemacht habe. So ganz habe ich Euer System noch nicht durchschaut ?(


    Aber vielen Dank, Pelican, fürs Zusammenfügen!


    Ich war/bin von diesem Buch so begeistert wie schon lange von keinem mehr.
    Es ist selten, dass ein historischer Roman, im Inhalt, der Sprache, dem Erzählstil und auch der Geschichte auf so hohem Niveau ist!


    Aber was erzähl ich Euch, Ihr wisst das ja genauso gut wie ich :strahl

  • Kirsten Schützhofer - Die Kapelle der Glasmaler


    Klappentext:


    Frankreich um 1241: Einmal in seinem Leben will der Glasmaler Clément etwas schaffen, das der Schönheit Gottes angemessen ist. Und so zieht er mit seiner Familie nach Paris, um an der Erbauung der königlichen Sainte Chapelle mitzuwirken. Doch er wird diesen Traum teuer bezahlen - denn in der Kapelle der Glasmaler begegnet er Thomas, einem alten Widersacher um die Liebe von Cléments heutiger Frau Edwige. Dieser hat die damalige Zurücksetzung nie verwunden - und wittert die Gelegenheit zur Rache ...


    Meine Meinung:


    "Die Kapelle der Glasmaler" ist mein erstes Buch von Kirsten Schützhofer und wusste daher noch nicht, was mich erwarten wird.
    Schon die ersten Seiten haben mich neugierig gemacht und mich in die Geschichte hineingezogen, sodass ich nicht mehr aufhören wollte zu lesen.


    In dem Buch werden zwei Geschichten erzählt.
    Einmal von dem Glasmaler Clément, der mit seiner Familie Edwige, Jehanne, Lise und Margaux nach Paris ziehen, damit er sich seinen größten Traum erfüllen kann: Am Bau der Sainte-Chapelle mitzuarbeiten.
    Der Leser begleitet ebenfalls den Jongleur Ghislain auf seinen Wegen. Dieser ist auf der Suche nach seiner Familie, nach seinen Wurzeln.


    Beide Erzählstränge haben mir sehr gut gefallen und ich wollte wissen, wie es denn mit ihnen weitergeht ohne einen Strang zu bevorzugen.
    Die Schicksale der einzelnen Personen haben mich sehr berührt und mir mehr als einmal hatte ich Tränen in den Augen.


    Kirsten Schützhofer hat ihre Charaktere sehr realistisch gezeichnet und waren nicht nur "Gut" oder "Böse", sondern wiesen mehrere Facetten auf. Auch Nebenfiguren wurden sehr gut herausgearbeitet und man hat auch mit ihnen mitgefiebert. Man merkt, dass sich die Autorin sehr viel Mühe gemacht hatte.
    Die ganze Geschichte wurde mit vielen kleinen und großen Details ausgestattet, sodass sich in meinem Kopf ein kleiner Film abgespielt hatte.


    Die Szenen, die sich mit der Glasmalerei beschäftigten, fand ich sehr interessant, vorallem da ich mit diesem Thema bisher nichts am Hut hatte.
    Am Ende des Buches befinden sich noch ein paar Informationen zu dem Bau der Kapelle, historischen Persönlichkeiten, etc. worüber ich mich sehr gefreut hatte.


    Ich bin wirklich begeistert von diesem Buch. Es ist sehr gut recherchiert, spannend, traurig, Figuren mit denen man mitfiebern kann, in die Geschichte abtauchen kann, etc.
    Für mich ein rundum gelungener historischer Roman und ich freue mich schon sehr darauf, noch mehr von der Autorin zu lesen.
    10 von 10 Punkten

  • Bin gerade fertig. Ich muss sagen wunderschöner Roman, welcher mir sehr gut gefallen hat. Da mir nichts neues einfällt, was nicht schon in den vorangegangenen Posings geschrieben wurde, unter :write ich diese nur. Bitte mehr davon. Ich freue mich schon auf weitere Werke.
    10 Punkte


    Viele Grüße tweedy

  • Frau Schützhofer gehört auch zu jenen Autoren, welche mir von einer Freundin empfohlen wurden, vielleicht hätte ich sie ansonsten nicht entdeckt, für manche Autoren wird ja leider kaum geworben und so kennt man diese dann nicht, es sei denn, man ist Mitglied in einem Leseforum :-)


    Auch wenn ich alle Bücher von Frau Schützhofer besitze, habe ich erst zwei davon gelesen und dieses war mein erstes Buch dieser Autorin.
    Gleich auf den ersten Seiten ist man gefesselt, eigentlich bleibt einem das Herz stehen bei soviel Gewalt und Ungerechtigkeit.
    Es läuft einem kalt über den Rücken und ab dem Zeitpunkt, kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
    Die Erzählung selbt ist sehr berührend, die Erlebnisse einer Familie, welche unter die Rache eines alten Freundes/Feindes fällt, ein vom Bruder mit dem Leben beschützter junger Mann, der endlich zu seinem Recht findet.
    Viele historische Details und auch solche, über die Kunst, Gals zu bemalen.
    Ein wundervoller Roman von einer tollen Autorin. :anbet
    LG Hedwig :wave

  • Zitat

    Original von Bouquineur


    Kirsten Schützhofer zeichnet ihre Protagonisten sehr detailliert und lebensecht, keiner ist ohne Ecken und Kanten, keiner bleibt blass und sei seine Rolle noch so klein in dieser Geschichte.Jeder der Protagonisten hat sein Päckchen zu tragen und das manchmal mit so viel Gewalt, dass man sich als Leser dreht und windet und hofft, dass er von der Qual, die man förmlich mitfühlen kann, endlich erlöst wird. Man lebt mit den Protagonisten mit, sieht sich selber nie als bloßen Zuschauer, sondern ist Teil der Geschichte. Und genau das ist es, was für mich wirklich große Erzählkunst ausmacht.

    :write


    nachdem ich mir Eure Rezis gerade hier durchgelesen habe, haben mich Bouquineur's o.g. Zeilen am meisten zustimmend nicken lassen. Genau das habe ich beim Lesen des Romans auch empfunden.


    Die Kapelle des Glasmalers war leider mein letztes ungelesene Buch von Kirsten in meinem SUB. Jetzt heißt es erst mal warten und wir können nur hoffen, dass bald Nachschub kommt :fingerhoch


    Meine Lieblingsfigur war übrigens auch Ghislain. Alix war mir aber auch sehr sympathisch.

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
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    :kuh:lesend