"Die verlassene Geschichte" - Andrés Ibanez

  • Der Autor (Klappentext):
    Andrés Ibanez, 1961 in Madrid geboren, arbeitete zunächst als Musiker, studierte dann Literatur und unternahm schließlich drei Reisen, die sein Leben verändern sollten: nach Indien, Mexiko und New York, wo er zu schreiben begann. "Die verlassene Geschichte" ist sein dritter Roman. Als Literaturkritiker arbeitet er für ABC und die Revista de los libros. Andrés Ibanez lebt mit seiner Frau, einer Schauspielerin und Tänzerin, und zwei Söhnen in Madrid


    Die Geschichte:
    Es gibt einen Planeten auf dem sich das Leben völlig anders gestaltet als bei uns. Dort gibt es keinen Frust, keine Langeweile, keinen Ärger. Alle sind glücklich. Schrift ist unbekannt genauso wie die Zeit. Doch eines Tages beschleicht den Prinzen Adenar von Amaula eine undefinierte Unzufriedenheit und bösartige Insekten befallen seine Gedankenwelt. Adenar ist krank, er hat seine Seele verloren. Und die einzige Möglichkeit sie wieder zu finden ist für ihn, auf einen anderen Planeten zu reisen und sie zu suchen.
    Doch leider landet er auf dem falschen Planeten und dort direkt in einem Irrenhaus. Denn die Geschichte des Prinzen Adenar ist dort jedem bekannt...aus einem Kinderbuch..


    Meine Meinung:
    Ich bin unschlüssig, das vorneweg.
    Die Geschichte an sich fand ich sehr gut, neu und faszinierend. Gut fand ich auch die Verwirrungen, denen sich der Leser immer wieder stellen muss. Wie kann das gehen, dass man ohne Zeit lebt? Wer ist Adenar eigentlich?
    Es werden im Laufe des Buches mehrere philosophische und gesellschaftskritische Fragen aufgeworfen, die einen zum Nachdenken animieren. Also es ist durchaus ein Buch mit Tiefgang. Das Ende bleibt relativ offen, was aber eigentlich ganz gut zu diesem Buch passt.
    Der Schreibstil und die Ideen im Detail haben mir auch gut zugesagt.
    Leider hatte ich zwischendurch arge Identifizierungsprobleme mit der Hauptfigur, was sich aber wieder besserte. Und leider fiel es mir aus irgendeinem Grund schwer am Ball zu bleiben.. ich habe relativ lange gebraucht bis ich das Buch durch hatte. Ich weiß leider nicht ob es an mir oder ob es an dem Buch lag, denn wie gesagt, eigentlich finde ich den Rahmen des Buches objektiv betrachtet ziemlich gut.
    Was mir negativ aufgefallen ist, ist das die meisten Figuren relativ flach blieben, was ein bisschen schade ist.. und ich habe mich ein wenig dran gestört, dass in der Welt, in der Adenar landet, zu unserer Welt vergleichbare Dinge nur etwas anders hießen, also sehr stark angelehnt waren (zb dorofonieren für telefonieren, Taximeter für Taxi usw)..andere Dinge waren wieder komplett anders.
    Aber wärend ich das gerade so schreibe fällt mir auf, dass das mit Sicherheit Absicht war, denn diese Welt sollte der Erde bewusst sehr ähnlich sein. Und die Dinge die absolut abstrus waren hatten ihre Gründe
    ...gar nicht mal so unschlau ;-)
    Tut mir leid, bin gerade erst fertig geworden und bin noch im Verarbeitungsprozess..und ihr seit gerade live hineingerutscht *g*.
    Also wie ihr seht, wenn man Bücher mit einem gewissen kritischen Anspruch lesen will über den man nachdenken kann, aber nicht zwangsläufig bis ins Detail muss, würde ich dieses Buch durchaus empfehlen.



    Ich denke ich würde 3,5 von 5 Sternen geben inlusve einer Leseempfehlung.



    lieben gruß
    aj

  • Zitat

    Original von Maharet
    Das klingt irgendwie sehr strange, aber trotzdem unheimlich interessant. Das hat mich jetzt neugierig gemacht. Ab auf die Wuli!



    :write :write


    LG

    :eiskristall ~ Man sollte nicht nach den Sternen greifen, wenn man Blumen pflücken kann ~ :flowers


    Stephen King - Love

  • Also interessant ist an dieser Stelle wohl der richtige Ausdruck... ich bin mal wieder verführt direkt bei amazon zu bestellen, aber für heute muss ich mich mit der Wunschliste zufrieden geben!
    Danke für die Rezi!

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Huhu ihr vielen :wave
    ich will mich nochmal zu Wort melden, nun da einige Stunden zwischen mir und dem Buch liegen.
    Ich habe heute Abend noch ein wenig drüber nachgedacht, und je länger ich das tue, desto besser gefällt mir das Buch eigentlich.
    Ich hab dem Buch wohl leider nicht die verdiente Aufmerksamkeit wärend des Lesens zuteil werden lassen, weil ich jetzt gleich im Schrecksenmeister lesen darf und ich mich schon so arg drauf gefreut habe.
    Aber ich finde die Bilder, mit denen der Autor bestimmt Dinge unserer Gesellschaft beschreibt einfach großartig gewählt.. nicht zu metaphorisch, so dass man es ohne Hilfe nicht verstehen würde, aber auch nicht zu abgedroschen und offensichtlich, dass man es sofort als solches Bild wahrnimmt. Ich finde seiner Aufgabe als Buch das wirken möchte, so man es denn selbst auch will, wird es bestens gerecht, mich hats zumindest noch ein wenig beschäftigt.
    In diesem Sinne möchte ich durchaus meine Leseempfehlung noch mal unterstreichen :-)


    lieben gruß
    aj

  • Am Anfang des Buches wusste ich echt nicht sehr viel damit anzufangen. Ich war verwirrt. Aber nach einiger Zeit wusste ich dann doch worauf der Autor hinaus will und er hat das ziemlich gut umgesetzt.
    So ein Buch liest man zumindest nicht alle Tage und es ist wirklich empfehlenswert...

  • Nun will ich mich nach längerer Zeit auch mal wieder an einer Rezension versuchen.


    Habe dieses Buch gerade erst beendet und der Eindruck ist noch frisch.


    In Adenars Welt ist es zu dem sogenannten "Ewigen Augenblick" gekommen, vergleichbar etwa mit unserer Vorstellung vom Paradies. Es gibt keine Kriege mehr, niemand muß Hunger leiden, die Beförderungsmöglichkeiten sind skuril und individuell und natürlich schadstoffrei (Störche für die Schulkinder, fliegende Teppiche in Formel 1 - Tempo für die Erwachsenen).


    Bildung ist für alle gegeben und nichts besonderes und zusätzlich hat jeder sein individuelles Traumreich, dass sogar für den Inhaber begehbar ist.


    Es gibt nur eine Gefahr für dieses Paradies: Die Insekten.


    Andrés Ibanez läßt mit diesen Insekten, die ja auch in unserer Welt als kaltblütige und gewissenlose Wesen bekannt sind, die Bewohner Adenars Welt (und nicht nur dieser) infiltrieren. Auf ihre Seelen haben es diese Viecher abgesehen und wenn diese zu einem Stern weggeflogen ist, der weit weit weit entfernt im Zentrum des Alls liegt, wird dem ehemaligen Besitzer totlangweilig, er empfindet kein Mitgefühl und keine Liebe o.ä. mehr.


    Nach dem zufälligen Tod seiner Eltern tötet Adenar das Familieninsekt, aber es ist bereits passiert: seine Seele ist auf und davon. Es gilt, sie wieder zu finden.


    Dazu muß er natürlich seinen Planeten verlassen, wobei ihm die magischen Kräfte einiger Elfen und eines Zauberers zunächst helfen, und er soll in ein Planetensystem geschossen werden, wo Raumfahrt existiert. Lediglich auf einem Planeten dieses Systems weiß man noch nichts über Raumfahrt...und ausgerechnet auf diesem landet er.


    Auch hier gibt es schon die Insekten, die auf jeden Bewohner des Planeten individuell Einfluß nehmen.


    Mehr sei mal nicht über den Inhalt verraten.


    Eher noch ein paar Wort zur Einordnung: eine gelungene Mischung aus Fantasy-, Sciencefiction- und gesellschaftskritischem Roman, der mir gut gefallen hat.


    Vor allem ist mir ein Abschnitt des Romans im Gedächtnis geblieben, in dem sich eine weise, skurile und sehr fidele Alte über den Unterschied zwischen Glauben und Religion äußert und alle Religionen schon deshalb für Blödsinn und widernatürlich hält, weil sie Gehorsam fordern.


    @Herrn Ibanez: :write :anbet Klasse!


    :wave
    Ikarus

  • Auch ich habe mich mit Prinz Adenar auf die Reise begeben und es nicht bereut.


    Die Geschichte enthält viel Philosophisches und Phantastisches, erinnerte mich beim Lesen an viele diverse Bücher und Filme,


    z. B. u. a. Die unendliche Geschichte, Matrix, Rocky Horror Picture Show, dann wieder Märchen aus 1001 Nacht oder Sophies Welt.


    Alles in allem für mich keine leichte Kost, sondern Kopfarbeit. Und trotzdem ein Lesevergnügen, für das ich gerne 7 Punkte vergebe.


    Einzig im letzten Drittel des Buches hat sich der Autor mit einigen Kapiteln etwas schwergetan und sich in Beschreibungen verfranst, die dann nicht mehr wirklich spannend waren. Aber es handelte sich da GSD nicht um ellenlange Abschnitte und war somit erträglich, erklärt aber meinen Punktabzug.


    Gruß vom Killerbinchen :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

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