Kurzbeschreibung:
"Sie hat ihrem Thron und ihrem Geschlecht Ehre gemacht."
So würdigte Friedrich II. von Preußen seine größte Gegnerin, Kaiserin Maria Theresia, nach ihrem Tod. Mutter von 16 Kindern, liebende Ehefrau, geschickte Taktiererin, behutsame Reformerin - einfühlsam und mit viel Sympathie für seine Protagonistin entwirft Heinz Rieder ein facettenreiches Bild der Schicksalsfigur des Hauses Habsburg.
Mit nur 23 Jahren trat Maria Theresia ihr Erbe als Regentin der österreichischen Erblande an, um das sie nach der Thronbesteigung acht Jahre lang unter schwierigsten Umständen kämpfen musste. Sie wuchs mit der ihr zugefallenen Aufgabe und wurde eine Herrscherin von ungewöhnlichem Format, die auch ihren schärfsten Gegnern Respekt abnötigte. Im Innern reformierte sie das Staatswesen durch die Schaffung von Zentralbehörden, die Erneuerung der Justiz samt Abschaffung der Folter, die Einführung der allgemeinen Schulpflicht und die Milderung der Leibeigenschaft. In der Außenpolitik wehrte sie durch eine Verdopplung des Militärs die existenzbedrohenden Angriffe ab und suchte dann durch eine geschickte Diplomatie den Frieden zu erhalten.
Heinz Rieder legt in seiner glänzend geschriebenen Biographie nicht nur die großen historischen Zusammenhänge, wie Maria Theresias Rolle im Siebenjährigen Krieg dar. Ihn interessiert neben der Herrscherin auch die Gattin und Mutter, und er kann zeigen, dass sich beide Bereiche bei Maria Theresia untrennbar miteinander vermischen und eins werden. Dabei spart er auch die tragischen Momente ihres Lebens, wie den schmerzlichen Konflikt mit ihrem Sohn Joseph, nicht aus. Dem Autor gelingt auf diese Weise die Verbindung der historischen Analyse mit dem atmosphärischen Porträt einer großen Frau.
Über den Autor:
PROF. DR. HEINZ RIEDER (1911-1995) war lange Jahre Direktor der Städtischen Büchereien Wiens. Er veröffentlichte zahlreiche historische und literaturhistorische Werke, darunter Biographien über Napoleon III. und Maria Theresia, eine Monographie über die Hussiten und einen Bildband über die Europäische Revolution 1848/49 (alle im Casimir Katz Verlag erschienen. Heinz Rieder war Mitglied des österreichischen PEN-Clubs und im Vorstand des österreichischen Schriftstellerverbandes tätig.
Eigene Meinung:
Auf ihr Amt unvorbereitet erlangt Maria Theresia 1740 die Herrschaft. Karl VI., der bis zu letzt auf männliche Erben gehofft hatte, hat sie auf ihre Aufgabe nicht vorbereitet. Sie übernimmt einen Staat vor dem Bankrott und muss einen Krieg gegen Preußen führen.
Mit dieser kurzen Biographie ist Heinz Rieder etwas gelungen, was mir in einigen Biographien, die ich zuletzt las vermisst hatte, ich bekam einen Eindruck von der porträtierten Person vermittelt. Maria Theresia fehlte in einem österreichischen Geschichtsunterricht natürlich nicht und wie fast jeder österreichische Schüler auf Wienwoche zottelte ich auch brav an ihrem gigantischen Sarkophag in der Kapuzinergruft vorbei. Jetzt hat diese Gestalt, die eine Herrscherin des aufgeklärten Absolutismus war, auch ein Gesicht bekommen.
Ihr Herrschaftsverständnis, die Außenpolitik sowie ihr Verhältnis zu ihrem Mann Franz Stephan von Lothringen, ihren Söhnen und späteren Kaisern Joseph und Leopold, sowie ihrer Tochter Marie Antoinette werden dabei genauer beleuchtet. Schade fand ich, dass ihre innenpolitischen Reformen nur am Rande erwähnt werden und nicht etwas genauer dargestellt wurden.
In einer Rezension vom Geschichtsmagazin „Damals“ – die bei amazon.de eingestellt ist – wird die offenkundige Sympathie Rieders für Maria Theresia erwähnt sowie, dass manchmal etwas mehr Abstand nicht falsch gewesen wäre. Ich kann es zwar nicht beurteilen, aber zwischenzeitlich hatte ich auch den Eindruck, dass Rieder ein strahlendes Portrait erstellen wollte. Bei mir wurde dieser Eindruck auch und vor allem durch das Vorwort geweckt, der von einer tiefen Verehrung für Maria Theresia zeugt.
Diese Biographie lässt sich hervorragend und flüssig lesen. Bis auf die unterrepräsentierte Innenpolitik habe ich an dem Buch nichts auszusetzen. Ich vergebe 8 Punkte.