Fragen an Monika Felten

  • Das schreibe ich jetzt mal hierher, weil es das ganze Buch (und nicht nur einzelne Abschnitte) betrifft. Ein Buch zu schreiben, dauert ja einige Zeit. Immer den Überblick zu behalten, stelle ich mir nicht unbedingt einfach vor.


    Es gibt kein Personenverzeichnis (inzwischen vermisse ich das sehr) und keine Landkarte im Buch. Wie ist das beim Schreiben?


    Hast Du Dir eine Karte (und sei es nur eine grobe Handskizze) gezeichnet, damit sich keine Inkonsistenzen einschleichen? Denn die Beschreibungen der Landschaften, Wege und Reisen müssen ja zueinander passen.


    Wie ist das mit den Personen? Es sind ja inzwischen ziemlich viele, auf mehrere Schauplätze verteilt. Hast Du Dir ein Verzeichnis, angereichert mit den Eigenschaften, Aussehen usf. der einzelnen erstellt? Gibt es so was wie einen „Stammbaum“ für jeden, damit die Verwandtschafts- und Bekanntschaftsverhältnisse immer klar sind und nichts verwechselt wird?


    Hast Du das Buch von „vorne nach hinten“ geschrieben, oder „durcheinander“? Haben sich beim Schreiben dann wesentliche Änderungen im Vergleich zur ursprünglichen Idee ergeben? Filme werden normalerweise ja nicht in der Reihenfolge des Ablaufs, sondern immer szenenweise (auch mal das Ende zuerst) gedreht. Frau Niffenegger („Die Frau des Zeitreisenden“) hat in einem Interview gesagt, daß sie das Buch durcheinander, also nicht in der chronologischen Reihenfolge, geschrieben hat. Sondern so, wie ihr gerade etwas eingefallen ist. Sie hätte sich lediglich eine Art „Zeitstrahl“ gemacht, in den die einzelnen Stellen eingetragen wurden, damit sie den Überblick behält.


    (Ist jetzt hoffentlich nicht zu neugierig.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Nein, das ist nicht zu neugierig.


    Da in dem Buch immer nur von Norden nach Süden gereist wird ( Das Hochland ist im Norden und Torpak im Süden, dazwischen liegt der Wald ), wurde auf eine Karte verzichtet.


    Ich hatte ein Skizze, die war aber nur sehr grob, damit ich die Himmelsrichtungen nicht durcheinanderbringe.


    Ein Personenverzeichnis, gibt es bei mir auch nur im Kopf. Es ist grundsätzlich so, dass ich mit minimalen Aufzeichnungen arbeite.
    Mein Arbeitsplatz sieht immer so aus, als hätte ich Urlaub. Hier liegt nichts herum, keine Aufzeichnungen, keine Skizzen ...


    Ich bin eine "Bauchschreiberin" und mache alles im Kopf.
    Meist gibt es nur ein grobes Expose zu den Romanen (ca. 2-3 Seiten), in das ich nie sehen, denn oft verabschiedet sich der Roman spätestens nach der Hälfte von dem vorgegebenen Plan.


    Ich lasse mich beim Schreiben gern treiben und erlebe Szene für Szene mit den Protas ( als wenn ich einen Film sehe ) Ich bin aufgeschlossen für alle Ideen, die sich während der 9 monatigen Entstehungsphase einstellen und oft nimmt die Story dann noch einmal eine Wendung.


    Meine Art zu Schreiben vergleiche ich gern mit dem Stricken eines vielfarbigen und komplizierten Musterpullovers. Ich habe viele bunte Fäden in der Hand um daraus eine schönes Bild zu schaffen und alle Fäden am Ende zu einem schönen runden Abschluß zu bringen.


    Liebe Grüße
    Monika

  • Zitat

    Original von monikaf
    Mein Arbeitsplatz sieht immer so aus, als hätte ich Urlaub. Hier liegt nichts herum, keine Aufzeichnungen, keine Skizzen ...


    Da werde ich ja fast grün vor Neid. ;-) Das ist mein ewiges Ziel, allein, ich schaffe das nie. Den Schreibtisch bekomme ich - wie derzeit - zwar in einem Anfall von Aufräumungswut mal richtig schön frei (außer den Dingen, die da sein sollen wie Telefon, Stempel, Stifte, Notizzettel), aber dann liegen die "Arbeitshaufen" auf einem anderen Tisch "zum systematischen Abarbeiten". Nun, systematisch schon, Abarbeiten auch. Nur halten sich Ein- und Ausgang leider meist die Waage (mit Tendenz "Eingang höher als Ausgang"). :rolleyes Nunja.


    So ein Buch mit minimalen Aufzeichnungen hin zu bekommen - Respekt.


    Das mit dem Musterpullover kann ich nachvollziehen. Früher hat meine Frau auch viel gestrickt. Aus ein paar Knäuel Wolle wurden wunderbare Jacken und Pullover - mit schönem runden Abschluß. :-)


    Danke für die Erläuterungen! :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Im Thread um das Buch wurde (von uns allen) der Verlag als "der Böse" hingestellt, weil die an der Seitenzahl meckern, keine Zeichen wollten, ein "seltsames" Cover gewählt haben, keine leere Seite beim Ende usw.


    - jetzt frage ich mich, wenn der Roman soweit geschrieben ist und man ihn beim Verlag einreicht, unterzeichnet man da sowas wie eine Abtrittserklärung?
    "Dürfen" die dann einfach alles so machen, wie sie es wollen oder kann man auch sagen "Nein! So will ich das nicht" und kann dann aber sein Manuskript nehmen und gehen?
    Oder schreibt man meistens Bücher auf "Bestellung"?


    LG



    Den Vergleich mit dem bunten Musterpullover finde ich gut! :-]

    :eiskristall ~ Man sollte nicht nach den Sternen greifen, wenn man Blumen pflücken kann ~ :flowers


    Stephen King - Love

  • Also "böse" würde ich das nicht nennen.
    Sie haben halt ihre eigenen Vorstellungen davon, wie sich die Bücher verkaufen und müssen (anders als wir Kreativen) auch immer die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten.


    Die Zusammenarbeit mit dem Verlag ist eine Art Arbeitsteilung, der Autor schreibt, der Verlag vermarktet.
    Wenn das MS abgegeben ist, hat man als Autor keinen Einfluss mehr auf die Gestaltung und Ausstattung des Buches. Das ist leider so.


    Ich unterschreibe meine Verträge immer sehr früh.
    D.h. meistens schon wenn ich nur das Expose geschrieben habe.
    Der Verlag plant das Buch dann fest mit ein. Den Vertrag zu brechen, nur weil einem das Cover nicht gefällt, wäre kein guter Zug. So etwas mussten schon alle Autoren einmal schlucken.


    Liebe Grüße
    Monika