der dichter

  • schweigen
    schweigen und lesen
    gelesenes gelten lassen
    lassen


    schreiben
    schreiben und lesen
    geschriebenes wachsen lassen
    lassen


    zeigen
    zeigen und lesen
    gezeigtes wirken lassen
    lassen


    ertragen
    ertragen und lesen
    ertragenes reifen lassen
    lassen


    schweigen

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Da ich mit meiner Erwiderung deutlich Verwirrung gestiftet habe, hier eine Meinung in Prosa:


    dieses Gedicht - für mich ist es eins - hat mich zum Nachdenken über ein altes Thema gebracht, die Rolle bzw. Aufgabe des Dichters in der Gesellschaft. Für mich geht es um die Spannung zwischen Reden und Schweigen zu allem und über alles, was man als Mensch, dessen Welt die Sprache ist, erlebt, erfährt und empfindet.
    Ich weiß nicht, ob das Deine Intention war, es war meine Interpretation.


    Es ist auch ein politisches Thema und deswegen ist mir Tucholskys Stufenmodell eingefallen, von reden bis schweigen. Auch das ist eine Antwort auf die Grundfrage, die für mich in Deinen Zeilen steckt.


    Ich habe eine andere - manchmal. Die steht in meinem Text, der beileibe nicht als Parodie zu lesen ist. Er ist nicht neu, wirklich nicht zu parodistisch/scherzhaften Zweck verfaßt und keineswegs auf die Schnelle. Der Titel - eine Anspielung auf einen Satz von Brecht -, hätte das eigentlich klarmachen sollen.


    Er war als Diskussionsbeitrag zu Deinem Text gedacht, weil ich Deinen Text wichtig finde. Wahrscheinlich habe ich einfach zu literarisch gedacht. Mein Fehler. Es tut mir wirklich leid.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Interessant wäre für mich, ob andere das Gedicht genauso oder anders oder gar nicht interpretieren :-)


    Natürlich hat der Text einen aktuellen (Eulen-) Hintergrund. Ich habe es zwar durchaus relativ schnell geschrieben (oder soll ich sagen konstruiert?), glaube aber, dass es durchaus gewissen Ansprüchen genügt, deshalb poste ich auch nicht im Anfängerbereich :grin

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von churchill
    Interessant wäre für mich, ob andere das Gedicht genauso oder anders oder gar nicht interpretieren :-)


    Natürlich hat der Text einen aktuellen (Eulen-) Hintergrund. Ich habe es zwar durchaus relativ schnell geschrieben (oder soll ich sagen konstruiert?), glaube aber, dass es durchaus gewissen Ansprüchen genügt, deshalb poste ich auch nicht im Anfängerbereich :grin


    okay! :-)


    meine gedanken beim lesen:
    erst dachte ich an einen scherz.
    dann ertappte ich mich (wieder einmal) beim zu schnellen (und daher manchmal FALSCHEN) lesen.
    langsam erneut gelesen.
    mich erneut gefragt, ob es als gag gemeint ist.
    gemerkt, dass da "eigentlich etwas "dran" ist".
    noch einmal gelesen.
    es hat mir gefallen.
    aber: das ende befriedigt mich nicht ganz!
    ich hätte erwartet, dass es statt mit "schweigen" eher mit einem "gereiften veröffentlichen" endet.
    gerade ertappe ich mich dabei, dass ich beim lesen eigentlich das gemacht habe, was du als beim dichten tuend (gibts das wort?) bzw lassend nanntest: das mehrfach hervorholen, anschauen, überdenken, (sacken) lassen.
    falls mit bezug zum aktuellen eulengeschehen der joan-thread gemeint ist
    (ich lese nur sehr wenig außerhalb des direkten buchbereiches):
    passt gut!
    ich habe natürlich magalis kommentar gelesen.
    und mich ein wenig... naja, geschämt klingt zu hart... aber so in der richtung. denn derartig hochgeistiges wie die rolle des dichters in der gesellschaft oder gar die herren brecht und tucholsky kamen mir nicht in meinen sinn.
    abschließend erscheint es mir ein wenig wie die kurzgefasste poetische form von den schreibhinweisen auf toms seite: eine art gebrauchsanweisung für dichter bzw solche, die es werden wollen.

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Ich denke nach..... :gruebel


    Mir selber wäre das Gedicht etwas geläufiger, also der Ablauf logischer, wenn die Tätigkeiten in der 2. Zeile der Verse gerade umkehrt wären.
    D.h. lesen und schweigen, lesen und schreiben, lesen und zeigen, lesen und ertragen.


    Aber Du wirst dafür schon einen Grund haben, dass Du das in dieser speziellen Reihenfolge geschrieben hast. Vielleicht magst Du mir das noch erklären.



    SCHWEIGEN und/oder REDEN....ein immer wiederkehrendes Dilemma, im Forum wie im Leben ausserhalb.


    Man liest etwas, man hört etwas, man sieht etwas. Vieles davon kann man mit Leichtigkeit GELTEN LASSEN, auch wenn es überhaupt nicht der eigenen Auffassung entspricht. Anderes wiederum bringt einen ins Grübeln...., kann man mit seinem SCHREIBEN vielleicht etwas verändern, zum Besseren? Oder macht man es mit schreiben/reden am Ende nur noch schlimmer? Soll man dazu also besser SCHWEIGEN oder doch SCHREIBEN?


    Man entscheidet sich fürs SCHREIBEN, denn man möchte auf etwas aufmerksam machen....auf etwas ZEIGEN, man zeigt dabei aber oft auch einiges von sich selber.


    LESEN.... dann WIRKEN und GELTEN lassen. Kann diese Bereitschaft bei allem was ich lese denn vorhanden sein?


    ERTRAGEN. Ertragen und REIFEN LASSEN....und SCHWEIGEN, damit hätte ich am allermeisten Mühe.
    Das hiesse, mögliche Verletzungen still ertragen , den anderen nicht darauf ansprechen.


    Gedanken, die zum Nachdenken anregen....gekonnt in Verse gebracht. Danke churchill :wave

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Jetzt endlich, nach dem Wechseln meines Blickwinkels .....habe ich begriffen.... und die Reihenfolge, wie Du die Tätigkeiten aufgeführt hast, wird logisch, auch für mich :grin


    Ich suchte wieder einmal viel zu weit....nach Reaktionen auf einen Dichter, und dann suchte ich noch weiter......nach dem sozialen Austausch unter den Menschen überhaupt.


    Aber jetzt habe ich begriffen, diese Deine Verse befassen sich mit dichterischem Verhalten....Anleitungen für Anfänger-Dichter sozusagen :wave

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)