Lucy Diamond - Meine Karriere als Lügnerin

  • OT Any Way You Want me


    Über die Autorin
    Lucy Diamond wurde 1970 in Nottingham geboren, studierte Englisch und arbeitete als Kinderbuchlektorin, außerdem bei Oxford University Press und der BBC. Heute lebt sie mit ihrem Partner und ihren drei Kindern in Brighton. Sie hat bereits eine Anzahl erfolgreicher Kinderbücher veröffentlicht.


    Kurzbeschreibung
    Ein Doppelleben kann gefährlich werden ...
    Sadie Morrison befindet sich in einer Identitätskrise. Noch vor nicht allzulanger Zeit hatte sie eine Karriere, wilde Nächte, hippe Klamotten - mit anderen Worten, ein Leben. Jetzt ist sie Mutter zweier kleiner Kinder, die Karriere und die Klamotten sind den Weg alles Irdischen gegangen, und von wilden Nächten kann auch nicht mehr die Rede sein. Angeödet von ihrem ereignislosen Dasein, erfindet sich Sadie, sobald sich eine Gelegenheit ergibt, eine andere Identität: Werbetexterin, TV-Moderatorin - wie es ihr gerade gefällt ... Dann aber lernt sie Mark kennen. Dass er ein bisschen mit ihr flirtet, nimmt sie hocherfreut zur Kenntnis - das passiert einer gestressten Mama nicht so häufig. Doch sie trifft Mark wieder. Und wieder. Und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit ihm. Als sie aus ihrem Rausch erwacht, ist es beinahe schon zu spät, denn Mark lässt sich nicht so einfach wieder loswerden ...


    Meine Meinung
    Sadie hat einen netten Partner, Alex, und zwei Kinder: die 3 ½ jährige Molly und den 5 Monate alten Nathan. Eigentlich könnte die Welt also in Ordnung sein. Doch Sadie ist mit sich und der Welt unzufrieden. Ihr Leben reicht ihr nicht. Es ist langweilig, es ist etabliert, es ist unspektakulär.


    Doch anstatt ihre Energien darauf zu verwenden, an ihrem Leben etwas zu ändern, verwendet sie sie darauf, ihre Vita aufzustylen und so beginnt ein verhängnisvolles Lügenkarussellsich zu drehen, das in einem großen Chaos endet. Wird Sadie es schaffen, rechtzeitig die Bremse reinzuhauen oder wird sie alles verlieren?


    Die Grundidee des Buches ist ja eine sehr witzige. Doch ich muß gestehen: für mich persönlich ist das Buch nichts. Zu sehr werden in meinen Augen gängige Klischees bedient. So ist z.B. Sadie zu Beginn des Buches Mama und sonst nichts. Aber so muß das Leben nicht sein. Ich kenne sehr viele Frauen, die es schaffen Mama zu sein und dennoch auch Frau, Geliebte, Angestellte und noch vieles mehr.


    Dieses einseitige Bild mag ich im echten Leben nicht und ich mag es so auch nicht lesen – es nervt mich, weil ich weiß, dass es eben auch ganz anders geht. Sadie ist im Buch auch anfangs recht eindimensional: außer ihrem Mamasein hat sie keinen rechten Einblick mehr in die Welt und außer Windeln und Bäuerchen hat sie auch keine echten Gesprächsthemen mehr. Das bringt mich auf die Palme – im Leben wie im Buch.


    Eigentlich kein Wunder, dass sie gelegentlich ihr Mamadasein verleugnen will – und doch eine Schande. Aber auch ihr Partner Alex scheint anfangs in die Daddy-Falle getappt zu sein. Beide sind ausgelaugt, lassen sich aber auch gehen.


    Ich habe mich immer gefragt: Warum verschwendet Sadie ihre Energie darauf, ihren Lebenslauf „umzustylen“? Würde sie dieselbe Energie auf die Verbesserung ihres Lebens verwenden, sie hätte sooooo viel mehr gewonnen.


    Für mich persönlich war das Buch also nicht sooooo der Renner, weil mich derartige Verhaltensweisen bei Protagonisten einfach tierisch nerven.


    Für Freunde des Genres (möglicherweise Kinsella Fans & Co.) kann diese Verwirrgeschichte aber durchaus ein köstliches Lesevergnügen sein, denn es besitzt – und das will ich auch gar nicht abstreiten – durchaus seinen Unterhaltungswert. Ich bin lediglich die falsche Zielgruppe dafür. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Irgendwann kommt fast jede Frau an einen Punkt, an dem sie endlich einen passenden Mann für sich und gleichzeitig Vater für ihre künftigen Kinder finden möchte. So war das auch bei Sadie, die vor sechs Jahren mit Alex zusammen kam. Inzwischen haben sie zwei Kinder, um die sich Sadie den ganzen Tag über kümmert. Langsam schleicht sich die Gewohnheit ein, unterdrückte Wünsche drängeln sich unbequem in den Vordergrund und sie stellt sich die Frage, ob das jetzt alles ist, was das Leben zu bieten hat. Sie muss ihre Persönlichkeit immer wieder auf die Bedürfnisse anderer abstimmen. Zu allererst kommen ihre Kinder, für die sie Versorgerin und gleichzeitig Unterhalterin ist. Ihr Ehemann erwartet abwechselnd eine niveauvolle Gesprächspartnerin und Geliebte, für ihre Freundinnen soll sie weiterhin wie in Singlezeiten durch die Clubs ziehen und ihre eigene Mutter zeigt ihr jedes Mal, wie sie Haushalt und Kindererziehung verbessern kann. Mehr aus Frust setzt sich Sadie an den Computer und recherchiert, was aus ihrer großen Liebe aus der Schulzeit geworden ist. Die anonyme Welt im Internet regt ihre Phantasie über einen möglichen Lebensweg erst richtig an.


    Der Originaltitel Any way you want me empfinde ich als den passenderen Titel. Natürlich ist das Thema so alt wie es unzufriedene Mütter gibt. In diesem Debut lässt Lucy Diamond keine Ansichten aus, die nicht vorher auch schon hundertmal gelesen wurden. Dennoch empfand ich den Schreibstil und die damit verbundene Unterhaltung als lesenswerter als so manch anderes Buch. Ohne den Zeigefinger zu erheben oder platte Schuldzuweisungen beschreibt die Autorin, wie das Entfremden in einer Partnerschaft passieren kann. Statistiken über Affären gebundener Partner belegen den Wahrheitsgehalt zuhauf. Aber sie geht den Weg auch bis zum Ende. Nach jeder Euphorie kommt die Ernüchterung und ein scheinbarer Hauptgewinn entpuppt sich als Niete. Dann wird es schwierig, mit verletzten Gefühlen zu leben. Es geht dabei um Wertschätzung, Verantwortung, Vertrauen und Missbrauch desselben. Das hört sich zwar im ersten Moment nicht glamourös an, bietet aber ein festes Fundament für eine Partnerschaft. Manchmal hilft auch einfach die Einsicht, dass man einen Kuchen entweder essen oder behalten kann. Beides geht nicht. Der flüssige Schreibstil tut ein Übriges, dass man die Lektüre so schnell nicht mehr aus der Hand legt. Für mich war es eines der besseren Bücher aus dem Genre Chick-lit.

    aktuelles Buch: Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf von Oliver Pötzsch
    A Killer Closet von Paula Paul

    Bingo 2017

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