Ich habe vorgestern in einer regionalen Tageszeitung gelesen:
Stundenlohn 7 Pound/Std., regelmäßig im Pub sich betrinken und dabei Geschichten über den 2. Weltkrieg anhören und sonst nichts tun.
Wer Lust hat auf diese Stelle muß sich aber in irgendwo England bewerben. Diese Stellenanzeige wurde von einem Engländer aufgegeben, weil er keine Zeit hat um sich um deinen Vater, 87 Jahre alt, zu kümmern.
Ist doch besser als ein Job im Altersheim.
So etwas bringen doch wirklich nur Engländer.:rofl
I love them all.
Wenn ich nur wüßte wo ich mich für diesen Job bewerben kann.
Vielleicht kann mir ja lisbonlioness helfen.
kuriose Stellenanzeige
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Dazu fällt mir nur grad ein:
Meistens erzählen diejenigen, die wirklich hautnah ins Kriegsgeschehen involviert waren, wenig bis gar nichts über das Erlebte.....nur schreiben können sie darüber.
Aber es wird ja auch Ausnahmen geben, denke ich.....und somit wäre dann dieser Grossvater eine solche.Ich hatte mal einen Chef, das war vor ca. 40 Jahren. Er war Italiener und geriet während des 2. Weltkriegs in Gefangenschaft....ich habe im Kopf, dass er in russischer Gefangenschaft war (ist das möglich???)
Auf jedenfall erzählte mir das seine Frau. Und sie sagte dazu, dass sie das nur von seinen Angehörigen wüsste, er selber hätte darüber noch nie ein einziges Wort verloren. -
das stimmt, erzählt wird wenig, was ich schade finde. ich würde gern von den Augenzeugen mehr erfahren. drängen will ich aber auch nicht.
Mein Großvater ist zur Hälfte jüdisch und seine Familie hat viel Schlimmes erlebt. Ganz ganz selten erzählt er mal ein bißchen drüber - man merkt ihm aber an, dass er sich dabei sehr unwohl fühlt und schnell wieder das Thema wechseln möchte. Ich hab ihn mal gefragt, ob er seine Erlebnisse nicht aufschreiben möchte (vielleicht würde ihm das leichter fallen) aber so richtig will er da auch nicht ran. schade, die Zeit läuft ja nur gegen ihn
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Die Zeit läuft gegen uns- die Nachkommen, denen die Informationen fehlen. Mit Schuhaus Pallas hat Amelie Fried ja gerade erst das entsprechende Buch veröffentlicht.
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Zitat
Original von Queedin
das stimmt, erzählt wird wenig, was ich schade finde. ich würde gern von den Augenzeugen mehr erfahren. drängen will ich aber auch nicht.
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Oh..ich höre SEHR viel (berufsbedingt) solcher Geschichten, leider sehen viele alte Menschen die Zeit doch noch etwas verklärt, vorsichtig ausgedrücktFrauen erzählen mehr, nicht die Kriegsgeschichten allgemein, sonder das drumherum, finde ich wesentlich interessanter
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Zitat
Original von Alexx61
Oh..ich höre SEHR viel (berufsbedingt) solcher Geschichten, leider sehen viele alte Menschen die Zeit doch noch etwas verklärt, vorsichtig ausgedrücktFrauen erzählen mehr, nicht die Kriegsgeschichten allgemein, sonder das drumherum, finde ich wesentlich interessanter
Männer erzählen wenn dann von den Kameradschaftserlebnissen- hörst du wirklich Geschichten vom Sturmangriff oder vom Beschuß im Schützengraben oder von der Massenbeerdigung?
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Ich finde das so abstrus nicht - da ist ein alter Mann, der gerne ein Bier trinken geht, aber niemanden hat, der mit ihm geht, also sucht er einen "Gesellschafter". Und alte Menschen reden nun mal oft gerne über vergangene Tage, weil sie sich an die am besten erinnern.
Meine Nachbarin betreut beruflich alte Menschen - und da kommt's durchaus vor, dass sie dafür bezahlt wird, eine Stunde mit einer alten Dame Schach zu spielen.
Ich find's gut. Der Aspekt, selbst etwas über die vergangene Zeit zu erfahren, steht dabei gar nicht mal im Vordergrund, kann aber natürlich sehr interessant sein.
(In unserer Zeitung stand die Story auch, da stand aber extra dabei, dass es nicht ums "Betrinken" gehe. Man müsste mal die Originalanzeige sehen.)
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Zitat
Original von beowulf
Männer erzählen wenn dann von den Kameradschaftserlebnissen- hörst du wirklich Geschichten vom Sturmangriff oder vom Beschuß im Schützengraben oder von der Massenbeerdigung?[/quote]Ja, immer im Zusammenhang mit alten Kriegsverletzungen, die erzählen dann minutiös wie es dazu kam.
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Zitat
Original von Alexx61
Oh..ich höre SEHR viel (berufsbedingt) solcher Geschichten, leider sehen viele alte Menschen die Zeit doch noch etwas verklärt, vorsichtig ausgedrückt
Frauen erzählen mehr, nicht die Kriegsgeschichten allgemein, sonder das drumherum, finde ich wesentlich interessanter
das ist doch menschlich - wenn man selbst an seine eigene Vergangenheit denkt, fallen einem auch eher die schönen Dinge ein, an die man sich gern erinnert. das ist wahrscheinlich ein Schutzmechanismus.
mein Opa erzählt, wenn er das denn tut, eher von grausamen Dingen - von seiner Schwester, die sich erhängt hat, bevor die Nazis sie kriegen konnten, von einer Flucht, als er selbst stark verletzt war, von der Trennung von seiner Mutter und seiner anderen Schwester, die rechtzeitig nach England fliehen konnten.
dies alles "live" von der eigenen Verwandschaft zu hören, finde ich immer noch viel bedrückender, als davon in Bücher zu lesen oder in einer Fernsehreportage zu sehen. es ist einfach unglaublich, welche Grausamkeiten vor gar nicht mal sooo langer Zeit geschehen sind. -
Klar- verstanden. Das ist dann aber wirklich berufsbedingt bei dir, das machen die sonst nicht nach den siebten Bier.
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Zitat
Original von Queedin
das ist doch menschlich - wenn man selbst an seine eigene Vergangenheit denkt, fallen einem auch eher die schönen Dinge ein, an die man sich gern erinnert. das ist wahrscheinlich ein Schutzmechanismus..
Nein das meine ich nicht, mit verklärt meine ich eher, dass sie die Schuld immer noch den ANDEREN geben.
Es wird ganz schlimm über die Russen und Polen geschimpft, das ist blanker Hass, wirklich
Wenn das Wort Russen/Russland fällt, oweh!! -
Zitat
Original von Sirius Black
Ich habe vorgestern in einer regionalen Tageszeitung gelesen:
Stundenlohn 7 Pound/Std., regelmäßig im Pub sich betrinken und dabei Geschichten über den 2. Weltkrieg anhören und sonst nichts tun.
Wer Lust hat auf diese Stelle muß sich aber in irgendwo England bewerben. Diese Stellenanzeige wurde von einem Engländer aufgegeben, weil er keine Zeit hat um sich um deinen Vater, 87 Jahre alt, zu kümmern.
Ist doch besser als ein Job im Altersheim.
So etwas bringen doch wirklich nur Engländer.:rofl
I love them all.
Wenn ich nur wüßte wo ich mich für diesen Job bewerben kann.
Vielleicht kann mir ja lisbonlioness helfen.Schick mir die Anzeige, ich brauche eh nen Job!! Und für Geld das tun, was ich derzeit kostenlos mache, ist doch brillant!!
edit:
Mein Post soll nicht herzlos klingen. Ich höre gern alte Geschichten, ob nun Krieg oder nicht. Die Zeit, in welcher ich im Altenheim gearbeitet habe, fand ich ganz, ganz toll. Klar, manche Opis und Omis wiederholen sich andauernd, aber wen stört das schon? Das tut die blöde Glotze auch, und da motzt keiner.
Ich bin, wenn ich das sagen darf, ein sehr guter Zuhörer. Bitte denkt nicht, ich sei arrogant, aber viele Leute im Pub (ich ziehe "Altmännerpubs" vor, obwohl ich keine 30 und ne Frau bin) setzen sich gern zu mir und reden und reden und reden... das könnte ich mir tagein, tagaus geben! -
Keine Chance, lisbonlioness.
Der Sohn sucht für seinen Vater einen älteren Herrn, der nicht auf das Freibier aus ist, sondern an einer Begleitung für seinen Vater, der halt so gern in den Pub geht und darauf auch im Altenheim nicht verzichten möchte.
Du scheiterst also an den geschlechts- und altersspezifischen Einstellungsvoraussetzungen.
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Zitat
Original von MaryRead
(In unserer Zeitung stand die Story auch, da stand aber extra dabei, dass es nicht ums "Betrinken" gehe. Man müsste mal die Originalanzeige sehen.)Die Original-Anzeige finde ich leider nirgends, aber in einem Artikel der Times steht folgendes:
ZitatHe is also wary of candidates who might seek to take advantage of the offer of paid-for drinking time. “Dad is not a heavy drinker,” he said. “We are looking for someone who can share a good conversation, not somebody who is just going to get wrecked.”
Quelle: http://www.timesonline.co.uk/t…le/men/article3671139.eceDa wurde wohl mal wieder etwas dämlich übersetzt.
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Awwww... das ist ja so süss!
Der arme Opi... wenn er in "meinen" Pub käme, würde ich mich gern umsonst mit ihm zusammensetzen, pfeif' auf das Bier. Aber Hampshire ist zu weit wegIch kenne das Phänomen... die alten Herrschaften halten sich an ihrem Glas fest, gucken traurig und strahlen Einsamkeit aus. Das ist einfach nur schade!
Vor allem, weil sie noch den Hintern hochkriegen und wenigstens in den Pub gehen, statt vor der Glotze zu verrotten.Ja toll... jetzt hab ich den Drang, in's Templar zu gehen und Opis um mich zu sammeln. Super, Leute!
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Na, mach doch! Was hält dich ab? Vielleicht freuen die sich ja.
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Ach lisbonlioness! Ich bin sicher, dass all die alten Leute über deine Gesellschaft sehr glücklich sein werden.
Meine Oma erzählt immer, wie sie es in ihrer Kindheit gemerkt hat. Ihr Vater war fast 10 Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft und so sind die 4 Kinder ohne ihn groß geworden. Und plötzlich steht da ein Mann vor der Tür, der ihnen fortan ihr Leben diktiert. Sie schimpft eigentlich mehr über ihren Vater. Waren aber auch harte Zeiten und das einzig gute war, dass es sich um auf dem LAnd lebende Bauern handelte, die zumindest genug zu essen hatten.
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Meine Oma hat auch nur wenig vom Krieg erzählt. Bei ihr hatte man immer das Gefühl, sie habe ein schlechtes Gewissen, weil sie auch im "Bund deutscher Mädels" war; einmal brach es praktisch aus ihr heraus: "Aber das war halt damals so, es gingen eben alle!"
Meine Uroma hat damals noch etwas mehr erzählt. In ihrem Haus war noch ein Bunker, den hat sie uns Kindern ab und zu gezeigt und dann erzählt.Manchmal wüsste ich gerne mehr - vor allem von Augenzeugen, aber das wird wohl eher abnehmen.
Jaune
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Hallo Eulen.
Eine kuriose Stellenanzeige habe ich auch zu bieten, die habe ich vor ein paar Wochen in unserer Zeitung gefunden. Unter "Stellenangebote". Vielleicht hätte sie aber besser in die Rubrik "Bekanntschaften/Heiraten" gepasst.
Sympath. Sekretärin mit PC- u. Englischkenntnissen gesucht. Aussagefähige Bewerbung mit Bild erwünscht. Bei ggs. Gefallen Einheirat mögl. (Kind kein Hinderns).
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Aeria -
Das mit dem Alten trinken gehen usw. und dafür bezahlt werden, kam schon mal im Fernsehen. Sich Kriegsgeschichten anzuhörenwürde ich auch gerne und dafür bezahlt werden, ist doch ein Traum