Der Katalane, Noah Gordon, Orig.titel „The Bodega“, Übersetz. v. Klaus Berr, Blessing Verlag, München, 2008
Zum Autor: (lt. Klappentext der Bertelsmann Buchclub-Ausgabe)
Noah Gordon, 1926 in Worcester, Massachusetts, geboren, studierte Journalismus, Englisch und Kreatives Schreiben. Er arbeitete viele Jahre als wissenschaftlicher Redakteur, bevor ihm mit seinem ersten Roman „Der Rabbi“ der Durchbruch als Schriftsteller gelang. 1986 landete er mit „Der Medicus“ einen Weltbestseller, der in Deutschland drei Jahre lang auf der Bestsellerliste stand, davon allein 43 Wochen auf Platz 1. Auch seine nachfolgenden Romane wurden sensationelle Erfolge. Zuletzt erschien vor neuen Jahren „Der Medicus von Saragossa“. Noah Gordon hat drei Kinder und lebt mit seiner Frau in der Nähe von Boston.
Meine Meinung:
Manchmal ist man ganz überrascht, welchen Genuss ein schlichter Landwein sein kann. Genau so ging es mir mit dem neuesten historischen Roman „Der Katalane“ von Noah Gordon, und das liegt zweifellos nicht daran, dass er sich darin thematisch mit dem Weinbau beschäftigt.
Madrid 1870: Josep Alvarez, zweitgeborener Sohn eines Weinbauern, ist ein junger gutmütiger, arbeitswilliger und rechtschaffener Mann. Unglücklich gerät er zwischen die Mühlsteine einer tödlichen politischen Intrige und die Fronten eines schrecklichen Krieges, über dessen Hintergründe er gar nichts weiß. Josep fliegt über die Grenze ins Languedoc und verdingt sich bei einem Winzer. Während die Trauben seines Vaters der Essigherstellung dienten, lernt er im französischen Exil die Geheimnisse des Weinbaus und entwickelt eine Leidenschaft dafür und schon bald träumt er davon, die Winzerkunst in seine katalanische Heimat zu bringen. Als ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters ereilt, kehrt er in sein Heimatdorf zurück. Sein Bruder, rechtmäßiger Erbe des Hofes, verkauft ihm den heruntergekommenen Hof zu einem hohen Preis und Josep nimmt den Kampf gegen die Widerstände in der kleinen Dorfgemeinschaft, Missernten und die Reblaus-Seuche auf. Aber gerade als sich seine Träume erfüllen, holt ihn die Vergangenheit wieder ein...
Als ich Noah Gordons Vorbemerkung zur Bertelsmann-Ausgabe des Romans „Der Katalane“ gelesen habe, stellte sich bei mir für einen kurzen Moment Misstrauen ein. Noah Gordon trifft darin die Aussage, dass sein Roman zwar in Spanien handelt, aber die Hauptfigur genauso ein Landarbeiter in Schweden, Deutschland, Brasilien oder Amerika sein könne. Schon machte sich bei mir der Gedanke breit, dass ich wohl wieder einen Roman vor mir hätte, bei dem der historische Rahmen lediglich eine nette Kulisse für die Geschichte des Protagonisten bietet. Beim Lesen musste ich feststellen, dass Noah Gordon mit seiner Aussage Recht und Unrecht hat. Unrecht, weil Noah Gordon den Alltag des Landarbeiters Josep und der kleinen Dorgemeinschaft, in der er Ende des 19. Jahrhunderts lebt, zwingend mit der Geschichte des Protagonisten verbunden hat und gar nicht erst die Vorstellung aufkommen will, die Geschichte könne andernorts handeln. Recht hat Gordon mit seiner Aussage, weil er uns die Geschichte eines Menschen mit Hoffnungen, Zielen und Träumen erzählt, wie sie jeder kennt, Frieden, Sicherheit, Gesundheit, eine Familie in der man sich geborgen fühlt und eine Arbeit, die eine gewisse Sicherheit bietet und zufrieden stellt. Über dies hinaus verfolgt Josep aber noch einen großen Traum, ähnlich wie manch anderer. Sein Traum ist es, statt des üblichen Essigs einen guten Wein anzubauen und zu erzeugen.
Noah Gordon erzählt die Geschichte von Josep in einer schlichten, einfach gehaltenen Sprache, die gut zu der ebenso schlichten Handlung passt. Eigentlich passiert in diesem Buch sogar erstaunlich wenig. Und dennoch versteht es Noah Gordon seine Leser zu fesseln und so hatte ich das Buch, ehe ich mich versah, in einem Zug durchgelesen. Natürlich vermittelt uns Noah Gordon die Menschen und die Kultur Spaniens nicht in einer Intensität eines Federico Garcia Lorca. Aber dennoch gelingt es ihm seinen Lesern auf unterhaltsam und informativ Land und Leute und Spaniens dramatischen Kulturkampf Ende des 19. Jahrhunderts näher zu bringen und positive Emotionen auszulösen.
„Der Katalane“ ist ein historischer Abenteuer- und Familienroman, der alles hat, was ein Wohlfühlbuch braucht. Da viele Informationen über den Weinanbau enthalten sind, bleibt die Lust auf ein gutes rotes Tröpfchen nicht aus, insofern empfehle ich, diesen schon mal vor der Lektüre bereit zu halten.