Dieter Nuhr kennt man als Comedian. Ich mag ihn sehr, weil er die Dinge gut auf den Punkt bringt und finde seine Programme intelligent und witzig.
Doch hat Dieter Nuhr auch bildende Kunst studiert und nun hat er diesen Bildband herausgegeben.
Laut Klappentext ".... nehmen die Bilder in meinem Schaffen einen ähnlich wichtigen Platz ein wie meine Witze. Es gibt zwar im Buch auch ironische Kommentare, aber in erster LInie geht es um Bilder."
Dazu muss ich sagen, dass ich dieses Buch toll finde, liegt vorrangig nicht an den Bildern, sondern an den Kommentaren. Die sind einfach genial. Sie sind witzig formuliert, stimmen einen zuweilen nachdenklich und bringen bestimmte Aspekte, z.B. politische oder gesellschaftliche, genau auf den Punkt. Natürlich handelt es sich dabei nur um kurze Schlaglichter, doch die haben es in sich.
Kleine Kostproben gefällig?!:
Über Chile: "In Chile findet man sämtliche Klimazonen deiser Erde, von tierisch heiß über irgendwie klamm ... und man kann sich an feder Ecke aussuchen, ob man lieber verdurstet oder erfriert...."
Über Österreich:
"Es ist immer wieder nett, mitanzusehen, wie nichtsahnende Flachländer mit der Seilbahn schwindelerregende Höhen erklimmen, um oben überrascht festzustellen, dasss zwei Grad Lufttemperatur und Schneeregen kein geeignetes Umfeld für Flipflops und Spaghettitop sind..."
Über Thailand:
"...Thai heißt frei, so dass Thailand also das Land der Freien ist... also niemals in den Händen irgendeiner Kolonialmacht. Vor allem das Fernbleiben der Engländer ist noch heute spürbar an der hervorragenden Küche ..."
Besonders gut finde ich auch seine Kommentare zu Deutschland, von den Vorzügen der Zivilisiertheit und der Rechtsstaatlichkeit. Diese Kommentare in Zusammenhang mit z.T. tristen Motiven aus Deutschland finde ich sehr reizvoll und gelungen.
"... Ich jedenfalls gehe ganz unbekümmert durch die Stadt. Versuchen Sie das mal in Johannesburg oder Bogota! Nicht umgebracht zu werden, ist eine nicht unbeträchtliche Steierung der Lebensqualität..."
"... In Afrika gehen die Kinder statt in die Schule in den Krieg. In Asien arbeiten die Zehnjährigen bis in die Nacht in den Fabriken. und in Südamerika kann man nur noch mit privaten Wachdiensten überleben. Da habe unsere Probleme eher subjektive Bedeutung. Bei allen Missständen ... global gesehen ist Deutschland ein Hort des Friedens, des sozialen Ausgleichs, der gesellschaftlichen Solidarität ...Es ist schön hier."
ÄHnliche Sätze sagte Nuhr auch in seinem Jahresrückblick 2007, schon da gingen sie mir unter die Haut.
Die Fotos finde ich z.T. wirklich gelungen und beeindruckend, manchmal ein bisschen zu viel "Landschaft". Für einen Bildband ist mir das Format allerdings zu klein. Da muss man schon sehr genau hinschauen und das schmälert in meinen Augen die Wirkung der Bilder sehr.
grüße von missmarple