Morag Prunty - Weil ich für Dich da bin

  • Über die Autorin
    Morag Prunty wurde 1966 in Schottland geboren. Sie arbeitete bei einer Modezeitschrift in London und machte dort schnell Karriere. 1990 zog Morag Prunty nach Dublin, um dort als Herausgeberin eines irischen Magazins tätig zu sein, doch zehn Jahre später verabschiedete sie sich vom Journalismus. Seither widmet sich Morag Prunty ganz dem Schreiben von Büchern, ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn.


    Kurzbeschreibung:
    Mutter und Tochter. Missverständnisse und Tränen. Und die Kraft des Verzeihens.
    Grace arbeitet als Schulpsychologin in St. Annes, einer Privatschule für Mädchen. Ihr Alltag sind die Sorgen von Teenagern: von Problemen mit dem Elternhaus bis zu ungewollten Schwangerschaften. Aber auch ihr eigenes Verhältnis zu ihrer Mutter Eileen ist seit jeher schwierig, zu stark sind die Charaktere der beiden Frauen.


    Und Grace' Jugend war nicht einfach, entstammt Grace doch der Beziehung ihrer Mutter zu einem stets alkoholisierten Schriftsteller, der Frau und Tochter schon bald wegen einer anderen sitzen ließ. Als Grace eines Tages durch Zufall erfährt, dass ihre Mutter unheilbar krank ist, können die beiden Frauen mit dieser Situation zunächst nicht umgehen. Eileen meidet das Thema und weicht aus, wenn ihre Tochter sie darauf anspricht. Doch schließlich gelingt es ihnen, sich einander anzunähern, miteinander zu sprechen, sich zu verstehen. Und endlich merkt Grace, wie sehr ihre Mutter sie liebt und immer geliebt hat. Ein bewegender Roman über Liebe, Freundschaft und Vertrauen - und die Kraft des Verzeihens.


    Meine Meinung
    Dies ist die nicht immer einfache Geschichte von Grace und ihrer Mutter Eileen, deren Leben sich schlagartig ändern, als bei Eileen ein fortgeschrittener, unheilbarer Unterleibskrebs festgestellt wird.


    In Rückblenden erfahren wir abwechselnd die Lebensgeschichten der beiden Frauen. Einfach hatten sie es beide nicht – und einfach waren sie auch beide nicht.


    Eileen wuchs im prüden Irland der 50er Jahre auf und begeht einen Fehler, der ihr ihr ganzes Leben nachhängt. An die falschen Männer geraten hat sie es nicht einfach, bis sie mit Hilfe ihrer Tochter mit Anfang 40 einen Job findet, der dazu beiträgt, ihr Leben zum Guten zu wenden und der ihr Bestätigung und Auftrieb gibt.


    Grace wuchs als Einzelkind mit ihrer Mutter auf. Auch sie scheint stets an die falschen Männer zu geraten. Mutter und Tochter scheint es gemein zu sein, beide auf den selben Typ Mann reinzufallen und sich wehrlos ausnutzen zu lassen, bis es wirklich zu viel ist.


    Doch nun werden beide mit der unheilvollen Diagnose konfrontiert. Anfangs reiben sie sich aneinander auf, zu sehr lebte jede die letzten Jahre ihr eigenes Leben. Und überhaupt: Wie soll man angesichts so einer Diagnose weiterleben, wie geht man „richtig“ damit um? Gibt es für so eine Situation überhaupt ein Richtig oder ein Falsch?


    Man meint auf jeden Fall die Versäumnisse der letzten Jahre vor dem Tod nachholen zu müssen, doch anscheinend lassen sich diese Dinge von Mutter und Tochter nicht ganz so
    einfach unter einen Hut bringen.


    Während Grace für ihre Mutter da sein möchte und ihr die letzte Zeit erleichtern möchte, möchte Eileen noch möglichst viel Zeit mit all denen verbringen, die ihr am Herz liegen.


    Das Verhältnis der beiden ist besonders am Anfang des Buches noch schwierig: die beiden können nicht richtig miteinander reden, reiben sich an Nichtigkeiten auf. Wichtiges bleibt ungesagt. Doch die Krankheit schreitet unaufhaltsam voran….


    Ich bin zwiegespalten, was dieses Buch angeht. Teilweise enthält es sehr schöne Momente und auch die Rückblicke finde ich nicht uninteressant. Es war spannend zu lesen, was die beiden erlebt haben, bevor sie im HEUTE angekommen sind. Doch diese Rückblicke waren oft auch verwirrend für mich, denn mir war nicht immer sofort klar, in welchem der beiden Leben wir uns befinden. Hier hätte zumindest mir sehr geholfen, wenn die Rückblenden eindeutig mit GRACE oder EILEEN überschrieben worden wären.


    Auch besonders gegen Ende hin schleichen sich einige Momente ein, die mir einfach zu theatralisch und dramatisch aufgesetzt waren. Und alles in allem war es mir einfach ein wenig zu süßlich.


    Ein Buch, das bei einem ernsten Grundthema doch relativ leicht unterhält, solide geschrieben und objektiv gesehen auch ganz nette Unterhaltung, die – wegen des irischen Hintergrunds - Leserinnen von Maeve Binchy gefallen könnte. Mir war es jedoch für meinen persönlichen Lesegeschmack zu oberflächlich, auch wenn es durchaus einige Highlights hatte (z.B. Graces Yoga-Wochenende, das mit einer sehr überraschenden Entdeckung endet…)-

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Eigentlich wollte ich es ja lesen, habe dann darin geblättert und das Buch in der Buchhandlung liegen lassen. Ganz sicher war ich mir aber nicht, ob das die richtige Entscheidung war. :grin


    Jetzt bin ich völlig beruhigt. Gute Entscheidung. :-)

  • Vielen Dank, für die Rezension!
    Nach dem Cover zu urteilen, hatte ich es erst in die Ahern Schublade gesteckt, es scheint aber doch mehr Tiefgang zu haben, nach Deiner Rezension entscheide ich mich aber erstmal abzuwarten und das TB anzupeilen.


    aufgeklärte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • @ Batcat
    Anscheinend haben wir einen ähnlichen Lesegeschmack


    Als ich sah, dass Morag Prunty einen neuen Roman heraus gebracht hat, musste ich ihn unbedingt lesen (es gin gar nicht anders). Da Batcat den Roman
    schon so treffend, perfekt beschrieben hat, kann ich mich nur anschliessen.


    Mir das Buch hat das Buch gut gefallen. Während einer Auskunfstschicht habe ich das Buch bei uns (zu dem Zeitpunkt hatte ich das Buch schon gelesen) im Regal entdeckt und einer Kollegin empfohlen. Diese hat es einen Tag später wieder zurück gebracht, da ihr das Buch überhaupt nicht gefallen hat.


    Sollte die Autorin demnächst mal wieder etwas veröffentlichen, werde ich es sicher wieder lesen.:wave

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)

  • Da ich mich irgendwann in einer ähnlichen Situation wie Grace befinden werde, Einzelkind mit einer eher komplizierten Beziehung zur Mutter und irgendwann mit deren Sterben konfrontiert, habe ich mir das Buch aus der Bücherei sofort entliehen, als ich darauf gestossen bin.
    Ich bin in keinster Weise enttäuscht. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und die Konflikte, die Mutter und Tochter miteinander auszufechten haben, die sie aber zugleich auch verbinden, konnte ich gut nachvollziehen.
    Sehr interessant fand ich, wie Batcat schon schreibt, die Rückblicke in Eileens und Graces´ Vergangenheit, doch man musste sich wirklich immer erst zurechtfinden und klären, um wen von beiden es nun gerade ging. Eine entsprechende Überschrift wäre hilfreich gewesen.
    Ansonsten fand ich das Buch rundherum gelungen - trotz des kitschigen Titels.
    Wer eine Art Tatsachenbericht erwartet, was die Krebserkrankung angeht, wird enttäuscht sein, denn sie ist zwar omnipräsent, wird aber nicht medizinisch bis ins kleinste Detail und Symptom ausgeleuchtet, was mir beim Lesen geholfen hat, nicht zu sehr mit Eileen mitzuleiden. Der Krebs wird für den Leser auf Distanz gehalten, nicht aber für Eileen und Grace.
    Wer gehobene Literatur und Sprache erwartet, wird ebenfalls enttäuscht sein.
    Doch wer einen angenehm zu lesenden, nicht zu sehr ergreifenden, aber auch nicht oberflächlichen Roman zum Thema Mutter-Tochter-Tod lesen möchte, dem wird dieses Buch gefallen.


    Von mir gibt es 8 Punkte