Richard Brautigan - Willard und seine Bowlingtrophäen

  • Autor/in: Richard Brautigan
    ISBN-10: 3905802015
    ISBN-13: 978-3905802016
    Verlag: Theodor Boderverlag
    Genre: Belletristik
    Seitenanzahl: 168


    Über das Produkt
    In einem kleinen schäbigen Hotelzimmer in San Francisco warten die drei Logan-Brüder auf den alles entscheidenden Telefonanruf. Einen Anruf, der sie 3000 Dollar kostet, sauer ergaunerte und geraubte Dollar. Er soll ihnen verraten, wo sich die gestohlenen Bowlingtrophäen befinden.Der tigernde Logan hockte jetzt neben seinem Bruder auf dem Bett. Er war es satt, in dem kleinen Zimmer herumzutigern. Und den Revolver hatte er auch in einem Koffer verstaut. Er glotzte das Telefon an. Bald würde es klingeln, und drei lange Jahre der Suche wären vorbei. Er öffnete und schloss mehrmals die rechte Hand. Und zwar so, dass seine Brüder es nicht mitkriegten. Er übte, wie man einen Anruf entgegennimmt.

    Meinung
    Willard und seine Bowlingtrophäen - Ein grotesker Kriminalroman.
    Ein wahrlich grotesker Kriminalroman. Grotesk steht für verrückt, übertrieben, oder sonderbar. Dies sind die Schlagwörter zu diesem Roman. 1975 erschien dieser Roman von Richard Brautigan erstmalig und wurde seitdem von vielen Verlagen verlegt.

    Der Schweizer Theodor-Boderverlag hat dieses Buch im März 2008 neu auferlegt mit neuer Übersetzung von Christiane Bergfeld .
    Man muss sich ganz auf das verrückte einlassen können um dieses Buch schlussendlich lieben zu können. Wer einen normalen Krimi erwartet wird hier sicherlich enttäuscht sein. Vielmehr geht es um reine Unterhaltung, Wortwitz, Schreibkunst und viel Humor.

    In einfacher,-ich würde sagen, kindlicher und minimalistischer Sprache wird der Leser völlig verschiedene und scheinbar zusammenhängende Geschichten lesen. Dies ist der erste Eindruck. Nach genauen hinsehen entfaltet sich ein roter Faden durch die Geschichten und der zweite Blick zeigt, wie vielseitig und vor allen sprachgewaltig der Autor es auf den Punkt bringt.

    - Contanze und Bob. Sie begleitet man bei Sadomaso Fesselspielen und der Leser ist peinlich berührt vor soviel Unfähigkeit. Normaler ungeschützter Sex ist nicht möglich denn Feigwarzen machen ihnen das Sexualleben schwer.

    - Unterbelichtete Logan-Brüder (und dessen Schwestern) die von Schwachsinn in den Wahnsinn wechseln, um ihre geklauten Bowlingkugeln zu finden. Aber gerade Schwachsinnige können gefährlich werden… Man beachte auf er letzten Seite die überaus hilfreiche Beschreibung der Schwestern ;-)
    (aber bitte nicht vorweg lesen, es ist eine große Überraschung für Sie als Leser)

    - Ein Ehepaar aus der Nachbarschaft, was unseren heimlichen Held Willard ein Zuhause gibt und eine ganze Scharr Bowlingkugeln die man mal gefunden hat.

    - Willard ein überaus überzeugendes Kunstwerk. Aus Pappmaschee fristet es sein Dasein bei zwei Menschen die ihn vergöttern



    Die Geschichte, oder soll ich sagen Geschichten sind alle dermaßen verrückt und übertrieben beschrieben das man selber zum verrücktsein neigen muss, um es zu verstehen. Dieses scheinbare Satzgewirr lässt am Schluss den Leser staunen, was man da eigentlich für ein literarisches sowie künstlerisches Meisterwerk in den Händen hält.
    Ich vergleiche Brautigan mit den Maler Salvatore Dali, der anstatt sich bildlich auszudrücken lieber zu Tinte und Feder griff. Absolut exzentrischer Autor wie das vorliegende Werk.
    Brautigan verstarb im Jahre 1984 und der Leser sucht wohl heute noch vergebens nach vergleichbaren…..

  • Titel: Willard und seine Bowlingtrophäen
    OT: Willard and his bowling trophies
    Autor: Richard Brautigan
    Übersetzerin: Christiane Bergfeld
    Verlag: Theodor Boder Verlag
    Erschienen: März 2008
    Seitenzahl: 168
    ISBN-10: 3905802015
    ISBN-13: 978-3905802016
    Preis: 15.50 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    In einem kleinen schäbigen Hotelzimmer in San Francisco warten die drei Logan-Brüder auf den alles entscheidenden Telefonanruf. Einen Anruf, der sie 3000 Dollar kostet, sauer ergaunerte und geraubte Dollar. Er soll ihnen verraten, wo sich die gestohlenen Bowlingtrophäen befinden.Der tigernde Logan hockte jetzt neben seinem Bruder auf dem Bett. Er war es satt, in dem kleinen Zimmer herumzutigern. Und den Revolver hatte er auch in einem Koffer verstaut. Er glotzte das Telefon an. Bald würde es klingeln, und drei lange Jahre der Suche wären vorbei. Er öffnete und schloss mehrmals die rechte Hand. Und zwar so, dass seine Brüder es nicht mitkriegten. Er übte, wie man einen Anruf entgegennimmt.


    Zum Autor:
    Richard Brautigan wurde 1935 in Tacoma/Washington geboren. Berühmt wurde er 1967 durch seinen Roman „Forellenfischen in Amerika“. Er starb 1984 in Bolinas/Kalifornien.


    Meine Meinung:
    Der Untertitel dieses Buches lautet „Ein grotesker Kriminalroman“, irgendwie nicht so ganz passend. Das Buch ist eigentlich mehr als eine Groteske, und es ist auch im herkömmlichen Sinne ganz sicher kein Kriminalroman. Man darf nicht vergessen, dass Brautigan immer als eine Art Ikone der Hippiebewegung angesehen wurde, ein echter „Underground-Autor“. „Underground“ war in den Sechzigern und Siebzigern des vorigen Jahrhunderts schwer angesagt, sei es in der Literatur, sei es in der Musik und sei es in der Kunst. Underground hieß auch auffallen, mal etwas ganz anders machen zu wollen, auch wenn man sich dabei schon wieder in alten Konventionen bewegte. Aus dieser Zeit heraus, als Ausfluss dieses ganz besonderen Lebensgefühls muss man vielleicht dieses Buch von Brautigan verstehen. Brautigan scheint ein Suchender gewesen zu sein – er tastet sich Tabu für Tabu langsam an das heran was ihn augenscheinlich bewegte und trotzdem schien es so, als würde seine Protagonisten für ihn handeln – denn in der Zeit als das Buch entstand (1975) galten Fessel- und Knebelspielchen schlichtweg als pervers, wurde das Wort Bondage nicht einmal gedacht. Brautigan hat ein Buch geschrieben welches unter Garantie nicht jederfrau/jedermanns Sache ist. Einige werden es sicher verdammen, andere wiederum werden durchaus ihre Freude am Lesen dieses Buches haben. Brautigan erweist sich auch als ein wahrer Meister der nebensächlichen Banalitäten. Die Welt die er schildert ist durchzogen von einer realen Unwirklichkeit und das Skurrile wird zur Normalität, die aber immer darum kämpft auch ernstgenommen zu werden.


    Brautigans Buch ist vielleicht auch eine Satire, in jedem Falle aber finde wir dort satirische Ansätze, insofern kann man ihm (dem Buch) eine durchaus auch vorhandene Tiefe nicht absprechen. Man kann sich mit diesem Buch aber auch einfach nur unterhalten lassen. Jede/jeder wie sie/er es mag.


    Ich für meinen Teil finde dieses Buch durchaus lesenswert.


    An dieser Stelle soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass Christiane Bergfeld für die Neuübersetzung dieses Buches im Dezember 2007 den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzer verliehen bekommen hat.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.