Die Spionin
April 2008
Verlag: Knaur
ISBN: 3426663147
Über die Autorin:
Gibt es bereits dieses Portrait bei den Eulen.
Die Internetseite der Autorin gibt auch noch einiges her.
Inhalt:
London, 1585: Als man die Diebin Alyson in den Tower bringt, scheint ihr Schicksal besiegelt. Doch Francis Walsingham macht ihr ein unglaubliches Angebot ...
Alyson soll der Königin als Spionin dienen! Doch die Ausbildung ist hart, nicht nur, weil Walsingham jeden Fehler unnachgiebig straft. Eine Spionin darf niemandem vertrauen - und es ist ihr verboten, sich zu verlieben ... Ihr abenteuerliches Leben führt Alyson in Hafenbordelle, aber auch in die Gemächer Elisabeth I.; sie sieht den Kopf Maria Stuarts fallen und muss ihr Leben riskieren. Doch das alles dient nur dazu, sie auf die größte Herausforderung vorzubereiten: In Spanien muss sie eine Möglichkeit finden, das Auslaufen jener Armada zu verhindern, die England erobern und London in Schutt und Asche legen will - die Stadt, in der auch ein ganz besonderer Mann lebt, den sie seit langem heimlich begehrt.
Meine Meinung:
Das Buch hat mich von Anfang an gereizt, da mich die Geschichte der Feindschaft zwischen Elisabeth I. und Mary, Queen von Scots, sehr interessiert.
Alyson lebt seit dem Tod ihrer Eltern mit ihren kleinen Geschwistern auf der Straße und hält sich durch Diebstähle über Wasser. Eines Tages wird sie auf einer ihrer Diebestouren Zeugin eines Mordes, wird dabei entdeckt und muss fliehen. Gerettet wird sie durch den Geheimdienst der Königin. Da sie Zeugin eines politischen Mordes wurde, kann sie hilfreiche Hinweise zu den Mördern liefern. Aufgrund ihrer hohen Auffassungsgabe wird sie von Sir Francis Walsingham, Geheimdienstchef der Königin, als Spionin ausgebildet und tritt in den Dienst ihrer Majestät. Das Abenteuer beginnt: als Hofdame der Königin leistet sie wertvolle Dienste bei der Aufdeckung einer Mordverschwörung und sie erlebt die Verurteilung und Hinrichtung von Maria Stuart mit, bevor sie nach Spanien geschickt wird, um den Angriff Spaniens auf England zu vereiteln.
Sehr gut gefallen hat mir, dass das Leben von Alyson sehr eng mit der tatsächlichen Geschichte verknüpft ist. Da Alyson als Ich-Erzählerin berichtet, ist es, als wäre man life dabei und erlebt zB die Babington-Verschwörung und die Hinrichtung von Maria Stuart mit. Historische Persönlichkeiten wie Sir Francis Walsingham, Gilbert Gifford und Don Alvaro de Bazán, spanischer Flottenkapitän, werden so zum Leben erweckt.
Trotzdem konnte mich das Buch nicht so recht fesseln. Am Anfang dümpelt die Geschichte so vor sich hin, es dauert lange, ehe Alysons Ausbildung zur Spionin endlich beendet ist und es so richtig losgehen sollte. Aber auch dann passiert eigentlich nicht viel. Natürlich gibt es immer mal Höhepunkte, aber die sind immer nur sehr kurz – und dann passiert lange Zeit wieder nichts. Erst zum Schluss hin, wird es rasant - da hat mir das Buch wirklich Spaß gemacht. Dazu kommt, dass ein Höhepunkt oder Schicksalsschlag lange vorher angekündigt wird. Mir war eigentlich schon immer etliche Seiten vorher klar, was passieren würde. Das fand ich schade. Weiterhin wirkt für mich so einiges unglaubwürdig – so fällt es mir schwer, vorzustellen, dass Alyson als Hofdame durchgeht, obwohl sie doch eigentlich ein Straßenkind ist. Später, in Spanien, kann sie sehr gut verbergen, dass sie eben keine Katholikin ist. Dass sie da nie auffällt oder sich selbst verrät, das kann ich mir kaum vorstellen.
Zudem muss ich bemängeln, dass für mich nicht so recht ein historisches Feeling aufkommen wollte. Die Sprache der Figuren ist recht modern. Da wird zB Alyson aufgefordert, pünktlich morgens um Sieben bei der Königin zu erscheinen. Ich bin historisch wirklich keine Leuchte und hab mich da gefragt, ob man im 16. Jahrhundert tatsächlich schon so genau mit den Uhrzeiten umgegangen ist. Hätte man da nicht eher vom Sonnenaufgang o.ä. gesprochen?
Die Figuren bleiben seltsam emotionslos. Alyson selbst muss etliche Schicksalsschläge wegstecken. Menschen, die sie liebt, sterben, das scheint ihr aber nicht viel auszumachen. Klar, da wird auch mal eine Nacht durchgeweint, aber kaum sind die Tränen getrocknet, geht es ganz normal weiter, als wäre nichts gewesen – lediglich zum Schluss wird sie sehr emotional. Irgendwie passt das auch nicht so recht zu ihrem Alter. Von den Personen neben Alyson, vor allem von Elisabeth I. und Mary hatte ich mir mehr erhofft. Sie bleiben leider nur Randfiguren. Das mag daran liegen, dass der Roman in Ich-Form geschrieben ist und es dann wohl schwierig ist, andere Figuren näher zu bringen. Leider bleibt auch Walsingham, mit dem sie eng zusammen arbeitet, sehr nebulös und man erfährt wenig über ihn.
Insgesamt ein Buch mit einem ganz tollen Thema, aus dem man aber bestimmt mehr hätte machen können.
Ab 5. Juni wird es zu dem Buch eine Leserunde geben (Anmeldung), auf die ich schon ganz gespannt warte. Ich bin sehr neugierig auf das versprochene Nachwort und natürlich auf andere Meinungen zu diesem Buch.