Die Spionin - Corina Bomann

  • Die Spionin


    April 2008
    Verlag: Knaur
    ISBN: 3426663147


    Über die Autorin:
    Gibt es bereits dieses Portrait bei den Eulen.
    Die Internetseite der Autorin gibt auch noch einiges her.


    Inhalt:
    London, 1585: Als man die Diebin Alyson in den Tower bringt, scheint ihr Schicksal besiegelt. Doch Francis Walsingham macht ihr ein unglaubliches Angebot ...


    Alyson soll der Königin als Spionin dienen! Doch die Ausbildung ist hart, nicht nur, weil Walsingham jeden Fehler unnachgiebig straft. Eine Spionin darf niemandem vertrauen - und es ist ihr verboten, sich zu verlieben ... Ihr abenteuerliches Leben führt Alyson in Hafenbordelle, aber auch in die Gemächer Elisabeth I.; sie sieht den Kopf Maria Stuarts fallen und muss ihr Leben riskieren. Doch das alles dient nur dazu, sie auf die größte Herausforderung vorzubereiten: In Spanien muss sie eine Möglichkeit finden, das Auslaufen jener Armada zu verhindern, die England erobern und London in Schutt und Asche legen will - die Stadt, in der auch ein ganz besonderer Mann lebt, den sie seit langem heimlich begehrt.


    Meine Meinung:
    Das Buch hat mich von Anfang an gereizt, da mich die Geschichte der Feindschaft zwischen Elisabeth I. und Mary, Queen von Scots, sehr interessiert.


    Alyson lebt seit dem Tod ihrer Eltern mit ihren kleinen Geschwistern auf der Straße und hält sich durch Diebstähle über Wasser. Eines Tages wird sie auf einer ihrer Diebestouren Zeugin eines Mordes, wird dabei entdeckt und muss fliehen. Gerettet wird sie durch den Geheimdienst der Königin. Da sie Zeugin eines politischen Mordes wurde, kann sie hilfreiche Hinweise zu den Mördern liefern. Aufgrund ihrer hohen Auffassungsgabe wird sie von Sir Francis Walsingham, Geheimdienstchef der Königin, als Spionin ausgebildet und tritt in den Dienst ihrer Majestät. Das Abenteuer beginnt: als Hofdame der Königin leistet sie wertvolle Dienste bei der Aufdeckung einer Mordverschwörung und sie erlebt die Verurteilung und Hinrichtung von Maria Stuart mit, bevor sie nach Spanien geschickt wird, um den Angriff Spaniens auf England zu vereiteln.


    Sehr gut gefallen hat mir, dass das Leben von Alyson sehr eng mit der tatsächlichen Geschichte verknüpft ist. Da Alyson als Ich-Erzählerin berichtet, ist es, als wäre man life dabei und erlebt zB die Babington-Verschwörung und die Hinrichtung von Maria Stuart mit. Historische Persönlichkeiten wie Sir Francis Walsingham, Gilbert Gifford und Don Alvaro de Bazán, spanischer Flottenkapitän, werden so zum Leben erweckt.


    Trotzdem konnte mich das Buch nicht so recht fesseln. Am Anfang dümpelt die Geschichte so vor sich hin, es dauert lange, ehe Alysons Ausbildung zur Spionin endlich beendet ist und es so richtig losgehen sollte. Aber auch dann passiert eigentlich nicht viel. Natürlich gibt es immer mal Höhepunkte, aber die sind immer nur sehr kurz – und dann passiert lange Zeit wieder nichts. Erst zum Schluss hin, wird es rasant - da hat mir das Buch wirklich Spaß gemacht. Dazu kommt, dass ein Höhepunkt oder Schicksalsschlag lange vorher angekündigt wird. Mir war eigentlich schon immer etliche Seiten vorher klar, was passieren würde. Das fand ich schade. Weiterhin wirkt für mich so einiges unglaubwürdig – so fällt es mir schwer, vorzustellen, dass Alyson als Hofdame durchgeht, obwohl sie doch eigentlich ein Straßenkind ist. Später, in Spanien, kann sie sehr gut verbergen, dass sie eben keine Katholikin ist. Dass sie da nie auffällt oder sich selbst verrät, das kann ich mir kaum vorstellen.


    Zudem muss ich bemängeln, dass für mich nicht so recht ein historisches Feeling aufkommen wollte. Die Sprache der Figuren ist recht modern. Da wird zB Alyson aufgefordert, pünktlich morgens um Sieben bei der Königin zu erscheinen. Ich bin historisch wirklich keine Leuchte und hab mich da gefragt, ob man im 16. Jahrhundert tatsächlich schon so genau mit den Uhrzeiten umgegangen ist. Hätte man da nicht eher vom Sonnenaufgang o.ä. gesprochen?


    Die Figuren bleiben seltsam emotionslos. Alyson selbst muss etliche Schicksalsschläge wegstecken. Menschen, die sie liebt, sterben, das scheint ihr aber nicht viel auszumachen. Klar, da wird auch mal eine Nacht durchgeweint, aber kaum sind die Tränen getrocknet, geht es ganz normal weiter, als wäre nichts gewesen – lediglich zum Schluss wird sie sehr emotional. Irgendwie passt das auch nicht so recht zu ihrem Alter. Von den Personen neben Alyson, vor allem von Elisabeth I. und Mary hatte ich mir mehr erhofft. Sie bleiben leider nur Randfiguren. Das mag daran liegen, dass der Roman in Ich-Form geschrieben ist und es dann wohl schwierig ist, andere Figuren näher zu bringen. Leider bleibt auch Walsingham, mit dem sie eng zusammen arbeitet, sehr nebulös und man erfährt wenig über ihn.


    Insgesamt ein Buch mit einem ganz tollen Thema, aus dem man aber bestimmt mehr hätte machen können.


    Ab 5. Juni wird es zu dem Buch eine Leserunde geben (Anmeldung), auf die ich schon ganz gespannt warte. Ich bin sehr neugierig auf das versprochene Nachwort und natürlich auf andere Meinungen zu diesem Buch.

  • Hallo Queedin,


    vielen Dank erst mal für deine Rezi. :wave Ich freue mich, dass dir einige Sachen doch gefallen haben.


    Zu einigen von dir aufgeführten Kritikpunkten sollte ich wohl etwas erklären.


    Zum ersten die Sache mit der Uhrzeit: Die wurde damals tatsächlich schon gezählt, und zwar mit Glockenschlag - jedenfalls von Leuten, die zählen konnten, und das war bei Elisabeth der Fall.


    Ich habe alte Gerichtsakten aus ungefähr der gleichen Zeit (aber zu einem anderen Thema), da wurden Uhrzeiten angegeben. Elisabeth liebte Pünktlichkeit, und sie selbst lebte nach einem strengen Zeitplan.


    Außerdem hat Peter Heinlein 1510 die erste Taschenuhr erfunden. Ich glaube, Elisabeth wird so etwas von ihren zahlreichen Heiratsbewerbern und Günstlingen geschenkt bekommen haben. ;-)


    Zur fehlenden Emotionalität: Man muss bedenken, Alyson erzählt von Ereignissen, die 1603 schon 18 Jahre zurückliegen. Ich will jetzt nicht spoilern, aber es gibt eine Sache, die sie wirklich bekümmert hat und um die sich schon von Anfang an gesorgt hat. Das schlägt sich in der Emotionalität am Ende wieder.
    Und noch etwas: Eine Spionin ist dazu angehalten, Emotionen zu verbergen ...


    Zum Durchgehen als Hofdame/Katholikin: Sie ist doch ausgebildet worden... ;-)


    Zur langen Ausbildung: Ich finde es wichtig, dass man weiß, woher sie ihre Fähigkeiten hat. Und Geoffrey, der Tanzmeister, die geheime (und historisch verbürgte) Tagung auf Barn Elms und die Erlebnisse im Tower und beim Kryptografen sind meines Erachtens doch schon etwas, das in der Ausbildung passiert.


    Mehr dazu dann in der Leserunde.


    Liebe Grüße
    Corina

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  • Hallo Corina,


    erst mal ein ganz dickes, fettes "Entschuldigung" für die falsche Schreibweise Deines Namens! ich hatte mich so darauf konzentriert, Bomann nicht mit "w" zu schreiben, dass mir das "n" zu viel einfach untergegangen ist. ich hab's jetzt korrigiert.


    Vielen Dank für die Antwort auf meine Rezension, die freut mich einerseits sehr, andererseits tut es mir aber auch ein bißchen leid, dass die erste Rezension zu Deinem ersten Buch hier im Forum keine hoch umjubelte war. Ich habe es mir auch wirklich nicht leicht gemacht und sogar ein paar Leute erst drüber lesen lassen, bevor ich es veröffentlicht habe.


    Ob mir ein Buch gefällt oder nicht, ist immer eine ganz stark subjektive Sache. Mein Hauptproblem war, dass für mich (und das ist jetzt wieder ganz subjektiv gemeint) die Hauptperson Alyson nicht so richtig glaubwürdig war. Irgendwie kam ich nicht so richtig an sie ran. Das wird anderen Lesern bestimmt auch mal anders gehen, ich empfinde es halt so.


    Interessant sind natürlich die historischen Themen - was die Uhren angeht, da habe ich - bevor meine Rezension geschrieben habe - auch zumindest ein wenig nachgelesen. Das mit der Taschenuhr habe ich natürlich auch gefunden und fand es jetzt zeitlich nicht sooo weit weg, als das zur Zeit von Alyson schon jede Dienstmagd damit rumgelaufen wäre. Ich bin selbst Langschläfer, würde von einem Glockenschlag niemals wach werden, da fehlt mir wohl die Vorstellungskraft, wie das auf die Minute gehen soll.



    Alles andere können wir bestimmt in der Leserunde noch ausführlich bequatschen. Ich freu mich drauf und bin so gespannt auf andere Meinungen!


    :keks
    liebe Grüße
    Queedin

  • Zitat

    Original von Queedin


    Interessant sind natürlich die historischen Themen - was die Uhren angeht, da habe ich - bevor meine Rezension geschrieben habe - auch zumindest ein wenig nachgelesen. Das mit der Taschenuhr habe ich natürlich auch gefunden und fand es jetzt zeitlich nicht sooo weit weg, als das zur Zeit von Alyson schon jede Dienstmagd damit rumgelaufen wäre. Ich bin selbst Langschläfer, würde von einem Glockenschlag niemals wach werden, da fehlt mir wohl die Vorstellungskraft, wie das auf die Minute gehen soll.


    Sicher sind Dienstmägde nicht mit Uhren rumgelaufen, aber Elisabeth hätte solch eine Uhr haben und genaues Erscheinen anordnen können.
    Eine eigene Uhr brauchte Alyson nicht. Kirchturmglocken mussten genau sein, denn sie sollten zu den Gebeten rufen, damals wurde sehr viel Wert auf den Einhalt der Messen gelegt. (Es gibt zu verschiedenen Stunden welche.) Von daher waren sie sicher ziemlich genau.
    Alyson zählt ja später am Hafen auch die Glasen der Schiffsglocken, als sie zu ihrem Einsatz in die Taverne geht. Das war ebenfalls ein Zeitmesser.


    Und zum Hören der Glocken: Damals war die Zeit wesentlich stiller und die Leute nicht so lärmgewöhnt wie heute. Ich bin mir sicher, dass Alyson vom Läuten wach geworden ist. Und da sie um sieben erscheinen sollte, ist sie eben beim 6 Uhr-Läuten aufgestanden. :grin (Werd ich mir fürs nächste Buch merken, einen Verweis darauf zu setzen.)


    Wegen des Namens mach dir keine Gedanken, das passiert häufiger. Du hast es ja gemerkt, insofern ist es okay ;-)

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  • Danke Queedin für die tolle Rezi :wave Buch wurde auf WL gesetzt, da es mal wieder was für mich ist :wow :grin

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Zitat

    Original von CorinaB


    Und zum Hören der Glocken: Damals war die Zeit wesentlich stiller und die Leute nicht so lärmgewöhnt wie heute. Ich bin mir sicher, dass Alyson vom Läuten wach geworden ist. Und da sie um sieben erscheinen sollte, ist sie eben beim 6 Uhr-Läuten aufgestanden. :grin (Werd ich mir fürs nächste Buch merken, einen Verweis darauf zu setzen.)


    und warum war sie dann zu spät?
    ich seh schon, da können wir uns nicht einigen :grin


    aber das ist doch mal ein Grund für mich, Dein nächstes Buch auch zu lesen - an was schreibst Du denn gerade?

  • Zitat

    Original von Queedin


    und warum war sie dann zu spät?
    ich seh schon, da können wir uns nicht einigen :grin


    aber das ist doch mal ein Grund für mich, Dein nächstes Buch auch zu lesen - an was schreibst Du denn gerade?


    Schau noch mal rein, sie war nicht zu spät - die Königin wollte sie vor den anderen Hofdamen schikanieren. Wer zweifelt das Wort der Königin an?
    Elisabeth war berüchtigt für ihren zuweilen schlechten und launischen Umgang mit ihren Untertanen. Alyson hat die Schikane ja nachher auch zu spüren bekommen. ;-)


    Ich schreibe gerade an einer Geschichte, die zum Teil am Hofe August des Starken spielen wird, aber die Geschichte einer Wanderung ist. Sie beschreibt das Leben einer (aktenmäßig belegten) Landsmännin von mir, die ein schreckliches Schicksal erleiden musste und versucht hat, sich ein neues Leben zu schaffen - wobei ihr Narben aus der Vergangenheit immer wieder einen Strich durch die Rechnung machten. Hört sich jetzt kryptisch an, gewinnt aber an Logik, wenn man das Buch vor sich hat. Ich denke mal, dass diese Figur dir näher sein wird - zumal es sie wirklich gab. :-)

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  • Ein sehr schönes Buch, das sich sehr angenehm lesen lässt, ordentliche Schriftgröße, ordentlicher Durchschuss, schöne Aufmachung.


    Die Geschichte ist logischer und historischer, als sie Queedins Rezi erwarten lässt, entweder hat sie zu schnell (drüberweg) gelesen, oder zu große Pausen gemacht und damit Details vergessen, ich fand gerade das was an Walsingham das neue, relolutionäre Verhalten darstellt war gut herausgearbeitet, die Schulung, die Ausbildung der Spione, ihre organisierte Zusammenarbeit, all das schreibt man ihm als "Erfindung" zu. Auch die Emotionen der Protagonistin finde ich gut herausgearbeitet. Ihre Erzählung aus der Erinnerung wird da sehr emotional und eindringlich, wo sie emotional engagiert war- und da ziemlich kalt und distanziert, wo sie damals so empfunden hat. Auch die Zweifel ob es richtig ist die Geschwister zu suchen, die jetzt Ende zwanzig sein dürften und kaum mehr wissen, dass sie eine große Schwester hatten kommen klar zum tragen als ein jahrelang gewälztes und durchgearbeitetes Problem. Schade nur, dass Gifford im Epilog nicht erwähnt wird, wir erfahren also nicht, ob er überlebt hat.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Die Spionin – Corina Boman


    Meine Rezension


    Erwartungshaltung:
    Meine Erwartungshaltung an den Roman war zunächst einen reinen Unterhaltungsroman zu genießen, aber schon schnell wird klar, dass hier ein genauer historischer Text verborgen liegt. Die Handlung ist komplex gehalten, die Schauplätze atmosphärisch eingesetzt.
    Damit lässt sich das Buch nicht nur flüssig lesen, es sind auch historisch bemerkenswerte Szenen zu bestaunen.
    Manchmal gibt es etwas Leerlauf, doch meistens bleibt es spannend.
    Bei historischen Unterhaltungsromanen gibt es immer die Befürchtung, dass vordergründig nur eine Liebesgeschichte erzählt werden soll. Doch das ist hier glücklicherweise nicht der Fall.
    Die Handlung und Historie werden nicht missbraucht. Der Romantikanteil hält sich in Grenzen, er ist nur so weit wie nötig in die Handlung integriert.


    Stil und Erzählhaltung:
    Die Sprache stilistisch Modern gehalten. Das ist nicht ungewöhnlich bei vielen historischen Unterhaltungsromanen, aber bei Die Spionin stört es kaum, doch ein wenig hätte die Sprache schon die Zeit reflektieren dürfen.


    Die Geschichte ist konsequent rückblickend aus Sicht Alysons erzählt. Das heißt, auch Ereignisse, die sie nicht kennt, erfährt man beim Lesen nicht eher als sie. Diese Erzählhaltung führt den Leser sehr eng an die Geschichte. Nachteilig dabei ist, dass dem Leser die Figuren mit Ausnahme von Alyson nicht so Nahe stehen. Schade, dass gerade Königin Elizabeth für mich zu den nicht fassbaren Figuren gehörte. Da erreichte mich Maria Stuart in ihrer einzigen kurzen Szene noch besser.
    Manche Personen sind in ihren Motiven aufgrund Alysons Unerfahrenheit in manchen Belangen zunächst nicht durchschaubar. Das hat den Vorteil, dass viele Überraschungen Wendungen in der Handlung zulassen.


    Zur Entwicklung der Figuren:
    Die Entwicklung Alysons ist glaubwürdig und gut gemacht: Vom Londoner Straßenkind und Waise zur Spionin, die mal als Hofdame, dann sogar verkleidet durchaus fähig ist auch zu kämpfen. Alyson ist für mich die herausragende Person im Roman. Hin und wieder hätte ich mir gewünscht, dass die Figur dabei auch psychologisch mehr ausgeleuchtet wird. Die verschiedenen Ereignisse, die ihr Leben so stark beeinflussen, müssten auch sie noch mehr verändern. Möglicherweise ist das von mir auch zu modern gedacht. Viele gute Ansätze dazu gibt es trotzdem. In den Momenten, wo die teils gewalttätigen Geschehnisse innerlich von Alyson reflektiert wurden, gelingt es gut, dem Leser ihre inneren Konflikte zu vermitteln. Sie fragt sich zum Beispiel bei der Hinrichtung der ehemaligen schottischen Königin Maria Stuart, ob sie schon verroht ist, weil sie keine Trauer verspürt.
    Andererseits sprechen ihre Taten mehr Worte als ihre Gedanken, denn wiederholt hilft sie Menschen in Bedrängnis, auch wenn sie sich und ihre Mission damit in Gefahr bringt. Und dass sehr zum Verdruss ihrer Kontaktpersonen. Diese Diskussionen über den Zwiespalt zwischen Moral und Menschlichkeit sowie Verantwortung und Treue nur gegenüber England und der Königin sind sehr interessant.


    Steht der historisch belegte Sir Francis Walingham, der den englischen Spionagering aufgebaut und Alyson ausgebildet hat, auch für ein System voller Tod, Doppelspionen und sogar Folter, ist er nicht nur unmenschlich dargestellt. Es gibt Momente der Sympathie zwischen ihm und Alyson. Doch es bleibt stets Alyson, an der sich die Menschlichkeit in diesem System, zeigt.


    Ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu Männern werden aufgrund der Situation dauerhaft belastet. Eine einfache Lösung dafür gibt es realistischerweise nicht.


    Fazit:
    Die Spionin bietet auf über 600 Seiten mehr als nur gute Unterhaltung.
    Ohne, dass ich mich getraue, den historische Gehalt zu bewerten, habe ich den Eindruck, dass der historische Anteil vollkommen in die packende, spannende Handlung integriert ist. Der Konflikt zwischen reiner Unterhaltung und trockenen Geschichtsunterricht, den so manchen historischen Roman belastet, ist hier vollständig aufgelöst.
    Ich halte den Aufbau der Geschickte auch für logisch und geschickt bis zu Ende durchgehalten. Man sollte Die Spionin daher nicht unterschätzen.
    Corina Bomann ist somit die neueste Entdeckung im historischen Roman, die es künftig zu beobachten gilt.

  • Wie definierst du "auf Tatsachen beruhen" ? Selbst Sagen wie die Nibelungensage beruhen auf Tatsachen, welche aber kaum mehr erkennbar sind. Dies ist in diesem Buch sicher anders. Es gab Attentate auf Königin Elisabeth, wenn auch nicht genau das verbürgt ist, das die Autorin beschreibt, es gab eine Ausbildung von Spionen bei Walsingham, wenn auch keine historische Figur Alyson Tylor, es gab einen Spion, der im Haushalt des spanischen Flottenadmirals eingeschleust war und somit indirekt zu dessen Ablösung und Tod gesorgt hat, wenn auch nicht Alyson Tylor, es gab die Spione Chris Marlowe,oder Gilbert Gifford, wie die sich mit Walsingham unterhalten haben ist nicht im Video erhalten, es gab Sir Francis Drake und die Armada und es gab die Niederlage der Spanier, welche Rolle die Spionage dabei spielte bleibt wie immer dem Metier des Geheimdienstes angemessen- geheim. Also die Dialoge und die Protagonistin sind fiktiv, der historische Ablauf ist weitgehend, soweit es sich erkennen lässt und soweit nicht kleinere Fehler passiert sind (siehe Diskussion in der Leserunde über den Begriff Konfekt- Praline) auf Tatsachen beruhend.

  • Vielen Dank für eure Rezensionen, beowulf und Herr Palomar! Ich freue mich sehr darüber. :knuddel1


    Herr Palomar, ich bin ja positiv von den Socken über diese lange Rezi. :wow Vielen Dank, dass du dir so viel Mühe gemacht hast, mein Buch zu besprechen! :knuddel1


    PS. Das soll jetzt aber nicht abwertend gegenüber jenen sein, die weniger schreiben, ich freue mich über jeden Text, ob lang oder kurz! :wave

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  • Die junge Alyson steht vor der schwierigen Aufgabe, für das Leben und überleben ihrer Geschwister und sich selbst zu sorgen. Gar nicht so einfach im winterlichen London 1585. Und noch viel schwieriger, wenn man seinen Lebensunterhalt durch Raubzüge auf den Märkten bestreitet. Als Alyson eines Morgens auf dem Rückweg zu ihrem Versteck ungewollt Zeugin eines Mordes wird, ändert sich ihr Leben schneller, als ihr lieb ist.


    Die Raben im Tower


    Während die Mörder, die sie bei ihrer Tat beobachten konnte, hinter ihr her sind, gerät sie in die Fänge ihr fremder Männer. Eine seelige Ohnmacht übermannt sie, aus der sie erst einige Zeit später wieder erwacht – im Tower von London. Sie wird zum Sekretär der Königin, Sir Francis Walsingham, gebracht, der ihr ihre missliche Lage verdeutlicht. Wenn er sie schon nicht wegen Diebstahls verhaftet und inhaftiert, dann bleiben ihr nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder sie geht zurück in ihr Versteck und zu ihren Geschwister, was ihren sicheren Tod bedeuten würde, denn die Männer, die sie bei ihrer blutigen Tat überrascht hat, sind spanische Meisterspione, die Zeugen gar nicht gebrauchen können; oder sie schließt sich Sir Walsingham und seinem kleinen Spionagering an.


    So kommt es, dass Alyson ihr Leben als Diebin aufgibt und in den Dienst ihrer Königin tritt – als Spionin. Ihre Ausbildung übernimmt Walsingham selbst, auf seinem Landsitz in Barn Elms. Dort lernt Alyson nicht nur die Grundlagen der Spionage, sie wird auch in Allgemeinbildung und höfischem Benehmen unterrichtet. Außerdem lernt sie einige der anderen Spione kennen, die sie selbst „Walsinghams Raben“ nennt. Während ihrer Ausbildung muß Alyson allerdings erfahren, dass das Leben eines Spions ein recht einsames ist…


    Historische Begebenheiten und künstlerische Freiheiten


    „Die Spionin“ ist das Debüt von Corina Bomann, und dieses ist der Autorin durchweg gelungen. Glaubwürdige Protagonisten bevölkern den Roman und lassen ihn lebendig werden. Eine gründliche Recherche ist hier die Basis von Alysons Abenteuern, die den Leser quer durch England und letzten Endes sogar bis nach Spanien führt. Die Autorin selbst weist in ihrem Nachwort darauf hin, dass nicht alles historisch korrekt ist, sondern die eine oder andere Änderung der Geschehnisse zu Gunsten Alysons Geschichte vorgenommen wurde.


    Dennoch trifft man auf viele historische Persönlichkeiten, die ihren Platz in diesem Roman gefunden haben. Sir Francis Walsingham, der tatsächlich den Englischen Geheimdienst begründete und nachweislich mehrere Attentate auf Elisabeth I. von England vereitelte, findet sich hier neben Elisabeth I sowie Maria Stuart wieder. Auch haben Seefahrergrößen wie Sir Francis Drake und Techniker wie Adam Dreyling ihren Weg in diese Geschichte gefunden.


    Was „Die Spionin“ zu einem wirklichen Lesevergnügen macht, ist die Tatsache, dass Corina Bomann einen außerordentlich mitreißenden Erzählstil pflegt. Es fällt einem überhaupt nicht schwer, Zugang zu den Charakteren oder den Ereignissen zu finden. Die Schauplätze sind so plastisch beschrieben und die Charaktere so Facettenreich, dass sie einen sofort in ihren Bann schlagen. Dabei ist es vollkommen unerheblich, ob man sich gerade mit Alyson durch die Straßen von London schlängelt, mit Elisabeth und ihren Hofdamen zu einem Ball geht oder ob man - getarnt als Küchenmagd - dem Prozess Maria Stuarts beiwohnt. Außerdem hebt sich dieser Roman in einem Punkt entschieden von anderen diesen Genres ab: Alyson bleibt trotz all ihrer Fähigkeiten, die sie sich hart erarbeiten musste, normal und mutiert nicht zu einer Art Wonderwoman. Sie macht durchaus auch mal Fehler, auch in Situationen, wo sie sich eigentlich keine leisten dürfte.


    Dieses Buch lässt einen nicht mehr los, bis man es ausgelesen hat. Und trotz eines „runden“ Endes bleiben Fragen offen, die einen hoffen lassen, dass es – irgendwann – ein Wiedersehen mit Alyson geben wird.



    5/5

  • Corina Bomans Roman führt uns ins Elisabethanische Zeitalter, ins London des Jahres 1585. Die 14-Jährige Alyson, die sich und ihre Geschwister mit Diebereien durch Leben bringt, beobachtet einen Mord und gerät auf der Flucht vor den Häschern in die Hände von Sir Francis Walsingham, Sekretär und oberster Spion ihrer Majestät Elisabeth I.
    Alyson verfügt über ein räumliches Gedächtnis und diese Gabe macht sich Sir Francis Walsingham zu nutze und bildet sie zu einer Top-Spionin aus, die forthin in seinem Auftrag über die Geschicke Englands mitbestimmt. Es ist die Zeit des Krieges zwischen Spanien und England und Alysons Wege führen sie über den Hof Maria Stuarts bis hin nach Cadiz und zurück nach England.


    Mit ihrer sehr bildhaften Sprache und dem flüssigen Schreibstil macht es Corina Bomann dem Leser leicht, sich von der Geschichte, die aus der Sicht Alysons erzählt wird, mitreißen zu lassen, sodass die über 600 Seiten nur so dahin fliegen und man das Buch nicht aus der Hand legen möchte.


    Gewünscht hätte ich mir, dass die männlichen Protagonisten an Allysons Seite ein wenig detaillierter gezeichnet worden wären und etwas länger in der Geschichte verweilt hätten. Von so manchem hätte ich gerne etwas mehr gelesen. Sehr interessant ist die Beziehung zwischen Walsingham und Alyson. Sir Francis bleibt bis zum Schluss undurchsichtig, sodass man eigentlich nie weiß, ob es aus seiner Sicht eine rein geschäftliche Sache ist oder ob doch auch ein persönlicher Aspekt dahinter steckt.


    Womit ich mich schwer getan habe, ist die recht moderne Sprache und die modernen Begriffe, die hier in der Erzählung verwendet wurden und die bei mir nicht unbedingt ein "historisches Feeling" haben aufkommen lassen. Auch musste ich mir oft in Erinnerung rufen, dass eine gereifte Alyson auf ihre Jugend zurückblickt und hier keine kindliche Alyson ihre Erlebnisse schildert.


    Alles in allem aber ein gelungenes Debüt, das auf jeden Fall Lust auf weitere, hoffentlich nicht zu lange auf sich wartend lassende Bücher der Autorin macht.

  • Liebe Bouquineur, liebe Tintagel,
    euch beiden ebenfalls vielen herzlichen Dank für eure schönen Rezensionen! :knuddel1 Ich hoffe sehr, dass ihr auch bei der nächsten Leserunde von mir dabei seid. :-)

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  • :write :writeDas kann ich so unterschreiben.
    "Die Spionin" ist ein wirklich kurzweiliges und spannendes Buch. Die Darstellung von Alyson ist durchweg glaubhaft und überzeugend. Sie durch ihre Ausbildung hinduch und danach bei ihren Abenteuern zu begleiten macht Spaß und man kann sich leicht "festschmökern".


    Die hier angesprochene teilweise moderne Sprache hat mich nicht gestört.


    Kleiner Kritikpunkt war für mich der etwas abrupte und nicht ganz überzeugende Schluss.


    Ansonsten freue ich mich auch auf eine evtl. Fortsetzung und eine neue Leserunde. :-)


    Ich vergebe gute 8 von 10 Punkten. :-]

  • Vielen Dank, liebe Rosenstolz, es freut mich sehr, dass es dir gefallen hat! :knuddel1

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  • Ich habe das Buch ebenfalls im Rahmen der Leserunde gelesen.


    Nachdem ich den Kauf vorerst fast bereut hatte, da ich den Prolog (ich weiß immer noch nicht warum) grässlich fand, wurde ich immer mehr ins Geschehen gezogen.
    Protagonistin Alyson wächst einem schon zu Beginn ans Herz, mit ihren Problemen und ihrem Wunsch trotz ihrer Aufgaben als Spionin nicht so kaltherzig zu werden wie ihr Vorgesetzter.
    Ihre Missionen sind vielfältig, erstrecken sich über Großbritannien und Spanien und führen teilweise dazu, dass sie mit ihrem Grundsatz brechen muss - Spannung ist garantiert.


    Die angesprochene moderne Sprache fand ich im Prinzip nicht störend, ich denke nicht, dass Historisches auf alt getrimmt werden muss. Wenn man allerdings einen Ich-Erzähler wählt, hätte es noch ein wenig mehr zur Stimmung beigetragen. Dennoch gelingt es Corina durch ihre schöne Sprache ein Bild der damaligen Zeit heraufzubeschwören, sodass man immer weiter schmökern möchte :-)


    Leider gibt es aber auch kleine Kritikpunkte. Während Alyson vollkommen glaubwürdig wirkt, sind die Nebenfiguren etwas weniger genau gezeichnet, Männer, mit denen Alyson in Kontakt trat, waren meist nur Amouren, irgendwie fehlte mir hier das Gefühl ein wenig, es ging zu rasch... Vielleicht wäre weniger mehr gewesen.
    Andererseits zeigt es die Einsamkeit der Spione auf :gruebel Ich bin dennoch nicht so ganz glücklich damit.


    Außerdem bin ich mit dem Ende nicht recht zufrieden, denn


    Fazit
    Insgesamt aber ein schönes Lesevernügen.


    7/10 Punkten


    :wave bartimaeus

  • Dankeschön, Bartimaeus, es freut mich, dass das Positive bei dir überwogen hat. :knuddel1


    Ich bin immer noch davon überzeugt, dass der Prolog dir besser gefallen hätte, wenn er in der Vergangenheit geschrieben worden wäre. In meinem Bekanntenkreis habe ich auch jemanden, der die Gegenwartsform nicht mag. Aber gut, dass du durchgehalten hast, es hat sich ja doch gelohnt! ;-) Und die paar Seiten Prolog lassen sich für Gegenwartsformhasser überblättern! :-)


    Übrigens an dieser Stelle ein großes Dankeschön für das Initiieren der Leserunde. :wave

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  • Ich habe dieses Buch auch in der Leserunde gelesen.


    Hier nun meine persönliche Meinung:
    Ally wächst zusammen mit Ihren Geschwistern James und Lilly und einer alten grauen Katze (ganz wichtig wg. der vielen Ratten!) versteckt in einer halbverfallenen Scheune am Südufer der Themse auf. Ihr Vater ist Aufseher im Gefängnis und Ihre Eltern sterben kurz hintereinander an dem Kerkerfieber.
    Bei Ally's Unglück gibt es leider keine Warnung, sie wird Zeugin eines Mordes. Dadurch verändert sich abrupt Ihr bisheriges Leben und sie wird im Dienste der Königin Elizabeth zu einer TOP Spionin ausgebildet.
    Es ist nicht immer ganz einfach an Elizabeth's Hof, da sie von Ihr und Ihren Hofdamen aufs übelste schikaniert und gedemütigt wird!
    Außerdem kann Elizabeth Walsingham nicht leiden, weshalb sich Ihre Antipathie auf Ally überträgt.


    So hofft sie bald der Königin Ihren Wert beweisen zu können.


    Lord Robert Dudley, der Liebhaber der Königin ist hinter Ihr her und macht Ihr dadurch das Leben am Hofe noch schwerer. Elizabeth ist furchtbar eifersüchtig.


    Sie kommt auch als Dienstmagd nach Fotheringhay um dort so unauffällig wie nur möglich Maria Stuart's Haushalt auszuspionieren. Dort wird Maria Stuart auch der Prozess gemacht und sie erlebt live Ihre Hinrichtung mit.


    Mir hat der Roman wirklich sehr gut gefallen, jedoch habe ich auch ein paar Kritikpunkte:
    Ich hatte manchmal Probleme beim Lesen, da es mir so vorkam, als ob Ally alles wie aus einem Tagebuch heraus gelesen erlebt. Und man wußte immer im voraus schon, dass sie die Überfälle alle überleben wird. Das nahm mir manchmal die Spannung. Für mich stimmiger wäre gewesen, wenn alles in der Gegenwart erzählt worden wäre und nicht immer alle Ihre Vorausahnungen vorab lesen zu müssen.


    Trotzdem habe ich diesen Roman sehr gerne gelesen und die 600 Seiten vergingen nur so im Fluge. Die moderne Sprache empfand ich nicht als störend, im Gegenteil! Ich mag es gerne, wenn der Schreibstil nicht so altertümlich daherkommt -- auch wenn es ein historischer Roman ist. Ich fand den Schreibstil erfrischend jung und lebendig!!!!
    Aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache.


    Ein gelungener Debütroman der mich schon auf die Fortsetzung freuen läßt. Ich hoffe die Autorin lässt uns nicht zuuuu lange warten?


    Ich vergebe gute 7 von 10 Punkten.


    Ja, auch von mir ein herzliches Dankeschön an Bartimaeus für das Erstellen dieser Leserunde :knuddel1

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend