Kurzbeschreibung
Talia kann Seelen sehen - eine besondere Gabe, die andere Druiden nur zu gerne nutzen würden. Im Haus des Stammesfürsten Caran sucht die junge Frau Zuflucht. Unerkannt - denn sie ist die Tochter, die er einst zu töten befahl ...
Für ihren Vater empfindet Talia tiefen Hass - und trotzdem nimmt sie eine Anstellung bei ihm an. Schnell findet sie sich in seinem geschäftigen Haushalt in Alte-Stadt zurecht und wird von allen geschätzt, auch von Caran. Doch obwohl Talia es bald genießt, zu seiner wohlhabenden Sippe zu gehören, ist der germanische Söldner Atharic der Einzige, für den sie mehr empfindet. Lange weiß nur er um ihre besonderen Fähigkeiten. Bis die junge Druidin begreift, dass ihr Vater in Lebensgefahr schwebt. Talia muss sich entscheiden: Will sie ihre Rache - oder nutzt sie ihre Gabe, um ihn zu retten?
Über die Autorin
Birgit Jaeckel, 1985 geboren, hat sich mit 15 Jahren zum ersten Mal an einen Roman gewagt. Nach ihrem Abitur hat sie Ethnologie studiert. Mittlerweile arbeitet sie für den Alternativen Novelpreis. Birgit Jaeckel lebt in Erlangen. "Die Druidin" ist ihr erster Roman.
kamelin meint
Die 14-jährige Thalia entdeckt bei der Pflege von Verwundeten, dass sie die Seelen der Menschen sehen kann. Diese Gabe ist den Druiden ein Dorn im Auge, besonders Ientus, der das Mädchen isolieren, und für seine Zwecke nutzen möchte. Nachdem ihrer Ziehmutter Vebromara stirbt, ist Thalia sippenlos, und sieht sich nun den Druiden ausgeliefert. Sie flieht in den Süden, nach Alte-Stadt, und findet dort im Haushalt ihres Vaters Caran Zuflucht. Thalia gibt sich ihm jedoch nicht als seine Tochter zu erkennen, denn ihre Ziehmutter hat ihr die Geschichte erzählt, dass er sie nach der Geburt als Gabe an die Flussgöttin opfern wollte, da ihre Mutter kurz nach der Entbindung starb.
Thalia muss sich nun nicht nur mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, sondern auch mit ihrer Gabe, die sie kontrollieren und zum Guten einsetzen möchte. Das wird nicht gerade leichter, als ihr alter Widersacher Ientus plötzlich in Alte-Stadt auftaucht, und Caran gegenüber behauptet, Thalia sei gefährlich, da sie Menschen die Seele rauben könnte.
Die Geschichte spielt um ca. 120 v. Chr. in Süddeutschland, und startet meiner Ansicht nach ziemlich klischeebeladen: Ein Mann, in diesem Fall der Druide Ientus, der eine Gruppe Druiden dominiert und dort anscheinend tun und lassen kann, was ihm beliebt. So hat er weder Hemmungen noch Skrupel seinem Freund mitzuteilen, dass er den nächsten Opferritus für seine Zwecke missbrauchen wird, um Thalia in sein Bett zu bekommen, damit sie ihm ein Kind mit ihrer Gabe schenkt.
Wird dieses Geständnis dem Hohedruiden gemeldet (denn immerhin handelt es sich bei diesem Opferritus um eine heilige Angelegenheit, und der Druide hat soeben ein Sakrileg angekündigt)? Nein, das wird es nicht, denn Thalias Widersacher erfährt kaum Widerstand, ausser vielleicht bei Thalia selbst.
Was ich irgendwann als wirklich störend empfand war die Tatsache, dass Thalia sich immer mehr zu einem hilflosen Opfer entwickelt, und Spielball der Menschen wird, die sie ausnutzen, wie u.a. Carans Schwester, die Thalia einen Haufen Lügen erzählt (den Thalia völlig unkritisch schluckt), um sie dazu zu bringen, für sie im Haushalt ihres Bruders zu spionieren.
Das macht die Geschichte bald ziemlich vorhersehbar, und so verwundet es nicht, dass Thalia sich bereits nach kurzer Zeit selber derart in Schwierigkeiten gebracht hat, dass sie erneut, diesmal aus Alte-Stadt, fliehen muss.
Nach den ersten 3 CDs war ich ziemlich genervt, einerseits von der Eindimensionalität der Charaktere, die ich als wenig facettenreich empfand, anderseits von den kaum überraschenden Wendungen der Geschichte. Danach wurde es dann allerdings besser, denn die Geschichte entwickelte sich und wurde vielschichtiger.
Caran gerät in eine Intrige und wird in einen Krieg verwickelt, während Thalia endlich erwachsen wird und anfängt an sich zu wehren und für sich und ihre Interessen einsteht. Die letzten beiden CDs haben mir dann gut gefallen, auch wenn mir bis zum Ende die Tiefe in der Geschichte gefehlt hat.
Thalias Gabe wurde meiner Ansicht nach zu wenig behandelt (zumindest in der Hörbuchversion), aber gerade das war der Anker der Geschichte, und eben hier hätte wirkliche Tiefe erzeugt werden können. Woher kommt diese Gabe, was hat es damit auf sich, wie kann sie sie einsetzen, worum ganz genau geht es bei dieser Gabe? Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen kam mir viel zu kurz. Die Trägerin der Gabe, Thalias Grossmutter, wird nur kurz erwähnt, genau wie die Tatsache, dass dieses Talent von Mutter zu Tochter weitergegeben wird. Hierzu gibt es im Hörbuch gerade mal zwei Sätze.
Ein anderer Punkt, den ich als störend empfand, war die Sprecherin, Dana Geissler (u.a. Das Kupferne Zeichen). Die Passagen, in denen sie als Erzählerin auftritt, fand ich gut gelesen; sie hat eine ruhige, warme Stimme, die ich als sehr angenehm empfand. In den Dialogen jedoch ging sie für meinen Geschmack viel zu übertrieben vor. So bekam dann der Herr Bösewicht eine schnarrende, ölige Stimme, während Frau Bösewicht eine sirenenhafte, arg affektierte Stimme verpasst wurde. Dieser Mangel an Fingerspitzengefühl zieht sich durch alle 6 CDs. Ich kann mir als Leser bzw. Zuhörer sehr gut selber ein Bild der Personen machen, und brauche diese übertriebene Darstellung ihrer Charaktere nicht. Die Herausforderung bei dieser Lesung lag möglicherweise auch darin, dass die Autorin ihre sog. Bösewichte nicht besonders vielschichtig gestaltet hat. Wären ihre Personen ambivalenter und ein bisschen komplexer gewesen, hätte es sich die Sprecherin vielleicht nicht so einfach machen können. Anderseits fand ich auch Thalias Stimme über weite Strecken furchtbar hysterisch. Sollte sie als Heilerin nicht eher Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen? Ich hätte es mir als Zuhörerin zumindest gewünscht.
Das Hörbuch fand ich insgesamt hörenswert, ein leichter Stoff für ein verregnetes Wochenende. Aber wie immer muss jeder sich selbst ein Bild machen.