Das Königsmal - Katrin Burseg

  • Verlag Fredebold&Fischer, Hardcover, 512 Seiten, 2008



    Handlung:
    Eine große Liebe und ihr Schicksal vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges. Drohend ziehen die ersten Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken als Vorboten des Dreißigjährigen Krieges über Holstein hinweg. Da wird einem neugeborenen Mädchen mit einem C-förmigen Mal auf der Stirn von einer Zigeunerin prophezeit, dass es weite Wege gehen müsse, bis es schließlich sein Glück an der Seite eines älteren Mannes finden würde. Jahre später begegnet die zu einer schönen jungen Frau herangewachsene Wiebke König Christian IV. von Dänemark. Der ist von ihr bezaubert. Als Hofdame für seine Frau Kerstin Munk nimmt er sie sich an den Hof, wo Wiebke ihm nicht nur das Leben rettet, sondern ihm in den Wirren des Krieges auch eine kluge Beraterin ist. Der König verliebt sich leidenschaftlich in sie. Doch als er seine Frau verstößt und Wiebke als illegitime Frau an seine Seite holt, spricht er damit ihr Todesurteil aus. Denn von diesem Tage an hat sie in Kerstin eine unversöhnliche Feindin, sie nur noch ein Ziel kennt: Rache.


    Zur Autorin:
    Katrin Burseg arbeitete bereits während ihres Studiums der Kunstgeschichte, Literaturwissenschaftlerin und Romanistik in Kiel als freie Autorin für diverse Zeitungen. Danach ging sie nach Hamburg, wo sie zunächst in einem Verlag für Corporate Publishing zuständig und später als freie Autorin für den Stern, die Süddeutsche Zeitung, Cosmopolitan und die Freundin tätig war. Heute ist sie Geschäftsführerin der Redaktionswerft, der Verlag publiziert Zeitschriften im Entertainmentbereich.
    Die Autorin wuchs in Schleswig-Holstein auf und lernte schon in ihrer Kindheit die Lebensgeschichte der Wiebke Kruse kennen, die sie nicht mehr losließ und die sie nun in ihrem großen historischen Roman verarbeitet hat. Das Königsmal ist nach dem Sachbuch „Der Moment“ ihr erster Roman, ein weiterer ist in Vorbereitung.


    Meine Rezension:
    Gleich zu Beginn nach dem Prolog wird klar, dass es sich bei Das Königsmal um einen ambitionierten Erstlings-Roman handelt, der das historische Leben möglichst genau abbilden möchte, da eine Vielzahl von Fakten durch eine selbsternannte Chronistin, der Protagonistin als Beobachterin des Szenarios und der Autorin selbst über die Zeit des frühen 17.Jahrhunderts in Holstein Auskunft geben.
    Fast wird der Leser durch die Anhäufung an Details erschlagen. Für den im Bereich historischer Roman unerfahrenen Leser können die Überfrachtungen problematisch sein, da der Roman dann zum bloßen Geschichtsunterricht wird.


    Es geht um Wiebke Kruse, eine historisch belegte Persönlichkeit, die mehr als nur eine Geliebte von Christian IV, König von Dänemark und Norwegen wird. Ein Thema, dass Liebhaber des historischen Romans gleich verführt.


    Die anfängliche Darstellung Wiebkes als Kind und als junge Frau zeigt, wie außergewöhnlich sie ist. Sie beobachtet das Leben schon als Kind im Apfelbaum sitzend aus einer umfassenden Perspektive und wertet das Leben der Rolle der Frau im Dorf differenziert. Sie möchte anders leben als die Frauen im Dorf, die von harter Arbeit und vielen Geburten oft schon früh altern. Sie möchte die großen Städte sehen. Deshalb ist sie sofort bereit, dem König zu folgen, als der sie in ihrem Dorf erblickt und sich in sie verliebt.
    Als Dienerin der Gräfin Kirsten Munk, Christians Frau und vielfache Mutter seiner Kinder, beginnt sie. Aber als Kirsten in Ungnade fällt, beginnt die Liebesgeschichte zwischen der bürgerlichen Wiebke und König Christian. Mit einer Kirsten Munk als unerbittliche Gegnerin und den Standesdünkel der dänischen Gesellschaft.


    Sehr geschickt, wie Wallenstein durch die Reaktionen der Personen portraitiert wird, obwohl er selbst als handelnde Person nicht auftritt:
    Ruhelose Emporkömmling, skrupelloser Verräter, rachsüchtiger, teuflischer, unberechenbarer Irrer.
    Aber auch ein Feldheer, ein von Gott gesandter, gewaltiger Soldatenführer, ein Auserwählter.


    In einigen Schlachten des 30jährigen Krieges bringt Wallenstein den Protestanten empfindliche Niederlagen bei, die Christian IV immer mehr an Raum verlieren lassen.
    Aber durch seine großen und schmerzhaften Sundzölle bleibt dem König noch eine Macht, die ihn aber zu einer verhassten Person seiner Zeit machen wird.


    Es sind sowohl die private als auch die politische Lage, die die verschiedenen Dimensionen des Romans kennzeichnen und ihn so interessant machen.


    Eine der interssantesten Erzählprespektiven sind die geheimen Aufzeichnungen der Chronistin, Johanna von Krabbe, erste Hofdame am Hof Christians IV.


    Mit den verschiedenen Perspektivwechseln geht die Autorin ein Wagnis ein, aber dadurch werden die handelnden Personen auch differenziert erfasst. Die verschiedenen Motive der Protagonisten werden sichtbar. Anfangs kommt der Leser den Figuren nicht so nahe,
    Dieser Umstand bewirkt aber auch, dass die Figuren sich langsam mit der Zeit entwickeln können. Deren Veränderungen zu beobachten, ist für den Leser eine spannende Sache.


    Die gängigen Formeln des historischen Roman als Unterhaltungsprodukt sind weniger stark ausgeprägt als bei der Masse des Genres. So ist auch ein motivierter Leser gefordert, der aber auch durch einen besonderen Roman belohnt wird.

  • Danke für die Rezi, das Buch habe ich schon seit einiger Zeit in der Wunschliste und wollte es mir jetzt zulegen. Durch deine Rezension hat sich mein Entschluss gefestigt und ich hole es mir.
    :-)

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

  • Lieber Herr Palomar,
    danke für die schöne Rezi :knuddel1


    Zitat

    Die gängigen Formeln des historischen Roman als Unterhaltungsprodukt sind weniger stark ausgeprägt als bei der Masse des Genres. So ist auch ein motivierter Leser gefordert


    Falls möglich, kannst Du mir das bitte näher erklären wie Du das meinst???
    :gruebel Bevor ich mir das Buch kaufe, hätte ich diese Frage gerne vorher abgeklärt, danke


    Zitat

    Original von CorinaB
    Danke für die Rezi, das Buch habe ich schon seit einiger Zeit in der Wunschliste


    :write

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  • Zitat

    Original von bonomania


    Falls möglich, kannst Du mir das bitte näher erklären wie Du das meinst???
    :gruebel Bevor ich mir das Buch kaufe, hätte ich diese Frage gerne vorher abgeklärt, danke


    Viele Bücher im Bereich historischer Roman sind reine Unterhaltungsliteratur mit dem historischen Background als schöne Kulisse.
    Ich verurteile das nicht, ein Roman ist kein Sachbuch und dient nicht dem Geschichtsunterricht. Aber es gibt schon einen Unterschied zu Romanen, die sich intensiv mit der Geschichte auseinandersetzen, Zusammenhänge herstellen und der Vergangenheit verpflichtet sind.
    Das Königsmal unterliegt nicht der Versuchung dem historischen Gehalt durch vordergründige Action- oder Liebesszenen auszuweichen. Die Autorin setzt ihr Thema konsequent um. Dadurch hat der Leser zwar weniger Atempause, muss dranbleiben, aber keine Panik: Spannende Szenen und viel gefühlvolle Beschreibungen gibt es trotzdem. :-)

  • Danke für Deine Erklärung :kiss
    So ganz habe ich die noch immer nicht verstanden (sorry) aber wenn es spannende Szenen gibt, dann flutscht es gleich mal auf meine WL


    LG
    bonomania :wave

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  • Super! :knuddel1
    Die werde ich mir in den nächsten Tagen mal durchlesen *freu*
    Vielen lieben Dank :blume :bluemchen
    Jetzt muss ich aber endlich mal mit meiner LR zu Galgentochter anfangen.
    Man kommt hier einfach nicht weg ......

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  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich hatte kurz überlegt, Tilman Röhrig oder Titus Müller als Vergleich zu nennen.


    Von Titus Müller hatte ich erst ein Buch in der Hand und das habe ich ziemlich schnell abgebrochen, da es überhaupt nicht mein Fall war. Tilman Röhrigs Schreibe hingegen gefällt mir sehr, besonders beim »Riemenschneider«.
    Zu vergleichen mit Katrin Burseg sind m.E. beide Autoren nicht, zumal eh jeder Autor eine eigene Erzählweise hat.


    »Das Königsmal« gleicht einer Aneinanderreihung historischer Ereignisse, die zwar wichtig für die Geschichte um Wiebke Kruse sind, die aber auf eine Weise in den Roman eingebracht sind, dass er daran zu ersticken droht. Schade, etwas mehr Schwung und die eigentlich interessante Geschichte hätte mich begeistern können.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Meine Meinung


    „Das Königsmal“ war ein Notkauf, als ich im April 2008 meinen Buchclub-Quartalskauf tätigen musste und genauso habe ich es auch fast ein dreiviertel Jahr behandelt, bis ich es im Januar 2009 endlich gelesen habe. Es war keineswegs gerechtfertigt, den Roman so lange Zeit unbeachtet zu lassen, hat er mir doch wirklich kurzweilige Lesestunden geschenkt, mich mit Schauplätzen beglückt, die ich selber kenne und mir unglaublich viel Hintergrundwissen zum Dreißigjährigen Krieg geliefert.


    Sprachlich und stilistisch hat mir das Buch wirklich ausnehmend gut gefallen. Ich brauchte keinerlei Eingewöhnungszeit, um in den Schreibstil der Autorin hinein zu finden und bin auch nicht über Umgangssprache oder kleine Ungereimtheiten gestolpert. Besonders gut gefallen hat mir, dass hin und wieder die erste Hofdame, Johanna von Krabbe, durch ihre geheimen Aufzeichnungen zu Wort kommt und man dadurch Wiebkes Leben auch aus einer anderen Perspektive betrachten konnte.


    Inhaltlich verspricht die Kurzbeschreibung leider mehr, als sie halten kann, zumindest was Wiebke Kruse betrifft. In meinen Augen überwiegt eindeutig der Dreißigjährige Krieg, nicht nur als Schauplatz und geschichtlicher Hintergrund, sondern auch als zentrales Thema. Dabei sind die Einzelheiten des Kriegsverlaufs und dessen Hintergründe sehr gut verständlich geschildert, so dass ich wirklich eine Menge dazu lernen konnte. Bisher hatte ich immer so meine Schwierigkeiten, diesem Krieg zu folgen und ihn zu verstehen (soweit man Kriege verstehen kann), aber Katrin Burseg hat es geschafft, mir den Dreißigjährigen Krieg um einiges näher zu bringen und ihn mich begreifen zu lassen. Meine frühere Verwirrung hat sich weitestgehend gelegt. Die Autorin erzählt spannend, historisch fundiert und mit einem Auge fürs Detail.


    Ein ganz besonderes Bonbon für mich persönlich sind die vielen Schauplätze in Schleswig-Holstein, von denen ich die meisten kenne. Ich liebe es, wenn ich an Orte geführt werde, die mir ein Begriff sind, vielleicht sogar eine Bedeutung für mich haben. Da der dänische König Christian IV. eine führende Rolle in diesem Roman einnimmt, kommt man häufig auf einen Abstecher in Schleswig-Holstein vorbei. Für mich hat das mit den Zauber des Romans ausgemacht, da es eine ganz wunderbare Zeitreise in mir bekannte Städte war.


    Wiebke Kruse erhält leider erst sehr spät eine zentrale Rolle in diesem Roman. Zwar taucht sie von Beginn an immer mal wieder als Figur auf, so dass der Leser die Möglichkeit hat, sie Stück für Stück näher kennen zu lernen, aber eine tragende Rolle erhält sie erst ab etwa der Hälfte der Handlung. Durch ihre zunächst sehr kurzen Auftritte hatte ich große Schwierigkeiten, ihr als Person näher zu kommen, auch wusste ich selten, was ich von ihr und ihren Verhalten zu halten habe. Leider hielt die Distanz zwischen uns bis zum Schluss an.


    Insgesamt hat mir der Roman wirklich gut gefallen, auch wenn ich von Wiebke Kruses Geschichte ein wenig enttäuscht war. Ihr Leben kam mir deutlich zu kurz und ich hatte keine Möglichkeit der Protagonistin auf den Grund der Seele zu schauen, sie nahe an mich heran zu lassen, sie zu einer Freundin zu machen. Daher konnte mich die Geschichte nicht so berühren, wie ich gehofft habe, auch wenn ich zum Ende hin doch sehr bewegt war. Ich habe durchaus mitgefiebert und die Handlung war spannend, aber hundertprozentig involviert war ich nicht. Ich habe Wiebke Kruses Geschichte gelesen, aber nicht erlebt.


    Eindeutig am besten gefallen hat mir der historische Hintergrund – der Dreißigjährige Krieg –, der doch stark in den Vordergrund gerückt war. Katrin Burseg hat mir hier vieles näher gebracht. Dadurch, dass das Zeitfenster des Romans groß genug war, um den gesamten Krieg zu verfolgen, habe ich ihn endlich in seiner Komplexität und seines Verlaufs zumindest in den wesentlichen Zügen begriffen. Dafür vergebe ich eine Eins mit Sternchen.


    Dass Katrin Burseg Legenden und Sagen mit den historischen Fakten verwoben hat, fand ich ein wenig bedauerlich. Aber da die Autorin darauf in ihrem ausführlichen Nachwort eingegangen ist, war dies für mich leicht verzeihlich. Schließlich handelt es sich bei „Das Königsmal“ immer noch um einen Roman und nicht um ein Sachbuch.
    Eine Karte hätte ich in diesem Buch äußerst nützlich gefunden, da regelmäßig die Schauplätze gewechselt werden und auch eine Zeittafel zum Dreißigjährigen Krieg wäre durchaus reizvoll gewesen. Aber Lesebändchen, ein wunderschönes Schriftbild, sowie das ausführliche Nachwort konnten mich entschädigen.


    Fazit


    Ein wunderbares, kurzweiliges Buch, das vor allem etwas für Interessierte am Dreißigjährigen Krieg sein dürfte oder für diejenigen, die ihn endlich verstehen wollen. Spannend, ereignisreich und lehrreich! Ein Roman, der mich leider nicht so tief berühren konnte, wie ich gerne gewollt hätte. Katrin Burseg ist eindeutig eine Autorin mit Potential und ich hoffe sehr, dass wir in Zukunft noch mehr Romane von ihr erwarten dürfen.


    Meine Bewertung


    8 von 10 Punkten