'Galgentochter' - Kapitel 01 - 08

  • Zitat

    Original von Ines
    Und jetzt meine Fragen an euch:


    Ich lese nicht gern grausame Szenen. Beschreibungen von Morden, Vergewaltigungen u.ä. überblättre ich meist. Nun ist es aber so, dass in vielen sehr erfolgreichen Büchern "brutale" Szenen auftauchen. Was wünscht sich der Leser an dieser Stelle? Ist es so, wie Beowulf sagt, dass diese Szenen zur Illustration der Zeit nötig sind?


    Und weiter: Muss ein Buch einen Wohlfühlfaktor haben, damit ihr es gern lest? Leidet der Wohlfühlfaktor unter brutalen Szenen?


    Hallo Ines, danke für die schnelle und informative Beantwortung meienr Fragen und natürlich für die Leserundenbegleitung.


    Zu deiner Frage nach der Reaktion auf Beschreibung von Gewalttätigkeiten.
    Das kommt tatsächlich sehr darauf an, wie es eingesetzt wurde.


    Ein gutes Beispiel:
    Erst vor einigen Wochen habe ich einen Roman, Die Kathedrale des Meeres von Ildefonso Falcones wegen zu großer Grausamkeit abgebrochen. Nur weil das Buch dann gemeinsam in einer Leserunde gelesen wurde, habe ich dann doch weitergelesen. Und am Ende fand ich den Roman großartig.
    Das Stilmittel Grausamkeiten zu beschreiben war für diesen Roman wichtig gewesen, da das wichtige historische Begebenheiten treffend beschreibt. Die Brutalitäten bei z.B. den Judenpogromen durften einfach nicht verschwiegen werdem. Hinzu kam, dass der Autor fühlbar mit den Opfern mitlitt und den Leser nicht dabei alleine gelassen hat.


    Ein ganz anderer Fall sind manche modernen Thriller/Krimis, bei denen psychopathische Killer massenweise Frauen niedermetzeln, ohne dass das die Handlung groß wieterbringt. Der Autor wirkt dabei ohne Mitleid für die Opfer. OK, Serienmörder gibt es, aber nicht so viele wie in manchen Krimis. Da tummeln sich manchmal sogar mehrere auf einmal. Unrealistisch!


    Fazit: Ich lese Grausamkeiten nicht gerne, aber gerade im historischen Kontext dürfen sie nicht einfach verschwiegen werden. Sie sind als notwendiges Stilmittel da einzusetzen, wo sie notwendg sind.
    Sie müssen aber angemessen eingesetzt werden und nicht zum Selbstzweck. Meine Meinung!


    Das ist mir wichtiger als ein Wohlfühlfaktor beim lesen.
    Der Wohlfülfaktor stellt sich am Ende wieder ein, wenn das Gesamtwerk auch mit diesen Detaills ein kompletes Bild zeigt.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    [Fazit: Ich lese Grausamkeiten nicht gerne, aber gerade im historischen Kontext dürfen sie nicht einfach verschwiegen werden. Sie sind als notwendiges Stilmittel da einzusetzen, wo sie notwendg sind.
    Sie müssen aber angemessen eingesetzt werden und nicht zum Selbstzweck. Meine Meinung!


    Meine auch :write

  • Dies ist mein erstes Buch von Ines und bisher gefällt es mir richtig gut.


    Der Sprachstil liegt mir, Hella und Gustelies habe ich von Anfang an lieb gewonnen, die interessante Beziehung zwischen Hella und dem Richter ist lebendig geschildert. Mir gefällt der immer wieder eingestreute Funken Humor, wenn es um Hella und Gustelies geht.


    Schockierend fand ich die Vergewaltigungszenen und auch insgesamt die das noch namenlose Mädchen betreffenden Kapitel. Da möchte ich natürlich auch auf Ines Fragen eingehen ( :wave danke übrigens, dass du dir die Zeit nimmst, uns beim Lesen zu begleiten!)


    Grausame brutale Szenen lese ich mit Sicherheit nicht gerne, jedoch sind sie oft wichtig, um die Dinge so darzustellen, wie sie sind bzw. waren. Und da ist schonungslose Offenheit manchmal besser als bloße Andeutungen. Ob man in diesem Buch die gleiche Wirkung auch mit leiseren Andeutungen hätte erzielen können, finde ich ganz schwer zu beurteilen, jedenfalls wirkte für mich beim Lesen die Gewalt nicht deplatziert und zurschaustellend. Gut gefallen hat mir in diesem Zusammenhang der Kontrast zwischen Hellas Leben und dem des Mädchens, das sind zwei ganz unterschiedliche Welten, die sich sicher noch begegnen werden.


    Was jedoch die Verbindung dieser beiden Handlungsstränge betrifft, tappe ich noch im Dunkeln. Passieren sie überhaupt gleichzeitig? Dann kann es sich bei Agnes eignetlich schwer um das Mädchen handeln. Oder sind die Geschehnisse um das Mädchen Rückblenden, dann könnte es sich bei der Toten vielleicht um die Mutter handeln?


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht!

  • Schön wieder ein Buch von Ines zu lesen. Sofort ist man wieder in der Geschichte drinnen, da man den Schreibstil schon kennt. Es geht auch gleich spannend los. Vor allem hat mir gut gefallen, dass Art der Ermittlung der damaligen Zeit anschaulich dargestellt wird. Schön auch, wie diese Informationen in der Handlung transportiert werden. Gefällt mir sehr gut.


    Handelt es sich bei den Verbrechen um reale historische Verbrechen? Der Titel der Serie "Verbrechen von Frankfurt" läßt es mich vermuten.


    Die Hauptfiguren im Richter-erzählstrang sind symphatisch und gut eingeführt. Wie sich das "Spiel" zwischen Hella und Heinz. Es ist schon erstaunlich, dass Heinz auch offiziel Anweisungen gibt, dass seine Frau und Schwiegermutter keine Informationen erhalten dürfen, andererseits dann aber auch durchaus interessiert erscheint, wenn es neue Informationen durch Hella geben könnte, obwohl er von seiner Selbstmordtheorie so überzeugt ist.


    Fällt mir daher auch schwer ihn einzuschätzen. Die Annahme, dass sie sich für den Selbstmord so schämt, dass sie einen Hund vorher auf den Galgen hängt, ist doch etwas weit hergeholt. Kann zwar sicher auch so gewesen sein, aber mehr Zweifel könnte man hier schon bekommen.
    Später sagt er dann, dass er seinen Beruf gern ausübt. Will er immer nur möglichst schnell in die Schänke? Er scheint von der Selbstmordtheorie aber auch sehr überzeugt gewesen zu sein.


    Etwas eigenartig erscheint mir noch der Selbstmord des Mädchens in Kapitel 8. Weil sie erkennt, dass der Hund ein noch niedrigeres Leben hat als sie und ihre Scham nützt, fühlt sie sich so gedemütigt, dass sie beschließt sie ins Wasser zu gehen.
    Es hat zwar eine gewisse "Logik", aber mit dieser Szene tue ich mir irgendwie schwer.


    Zu den Fragen:


    Bei brutalen Szenen kommt es immer darauf an, wie sie eingesetzt werden. Einerseits hilft beschönigen niemanden etwas, andererseits besteht auch manchmal die Gefahr, dass eine Schilderung zu an der Gewalt ergötzend wird. Oft sind auch Auslassungen mit gezielten Andeutungen viel effektvoller, weil wenn es detailliert beschrieben wird, dann liest man es "nur", so muss man erahnen, was passiert sein könnte.


    Wichtig ist mir bei solchen Szenen immer, dass sie der Geschichte dienen, sie erzählen und weiterbringen. Wenn Gewalt nur eingesetzt wird, weil geglaubt wird, dass dadurch Spannung erzeugt wird, gefällt mir das weniger.


    Hier fand ich die Szenen in die Geschichte passend.


    Wohlfühlfaktor. Schwer zu sagen. Es kommt hier glaub ich schon auch immer auf das Buch an. Ein Thriller mit einem Serienmörder wird sich sicher schwer tun, einen solchen aufzubauen. Ich würde eher sagen, dass die Geschichte interessieren muss, aber man als Leser auch Phasen der Erholung innerhalb eines Romans gut gebrauchen kann.


    Ein Krimi hat in einer gewissen Weise auch den Reiz, dass die "heile Welt" gestört wird und am Ende wieder hergestellt wird.


    Andererseits hab ich vor kurzem den Thriller "Kind 44" gelesen, der in der Sowjetunion der Stalinzeit gespielt hat und dort gingen mir solche Wohlfühlphasen ab. Andererseits hätte das Buch dann aber wahrscheinlich nicht funktioniert.


    Hängt vermutlich auch sehr von den Erwartungen an das Genre ab. Bei einem historischen Krimi habe ich eine andere Erwartungshaltung als bei einem Thriller.

  • Hallo Ines :wave


    Schön, dass Du die Leserunde begleitest.


    Zitat

    Original von taciturus


    Bei brutalen Szenen kommt es immer darauf an, wie sie eingesetzt werden. ...


    Wichtig ist mir bei solchen Szenen immer, dass sie der Geschichte dienen, sie erzählen und weiterbringen. Wenn Gewalt nur eingesetzt wird, weil geglaubt wird, dass dadurch Spannung erzeugt wird, gefällt mir das weniger.


    Ja, dann kann ich sie auch akzeptieren. Aber Brutalität nur einzusetzen, um das Buch möglichst blutig zu machen, finde ich daneben.


    Zum Wohlfühlfaktor:
    Am Ende des Buchs muss ich zufrieden sein. Und ich brauche mindestens eine Person, die mir sympathisch ist. Wenn ich alle nicht leiden kann, habe ich oft keine Lust mehr, weiterzulesen, vor allem, wenn die Geschichte dazu mich dann auch nicht zu fesseln vermag.


    Zitat

    Zitat: Original von Catherine Blake:



    Na ja, weggelaufen ist sie ja. Vielleicht konnte sie sich lange genug verstecken, dass die Mutter das Interesse an ihr verloren hat? Zuzutrauen ist es ihr ja.


    @ Catherine: Die Tochter der Hure ist ja später weggelaufen, nachdem sie vergewaltigt wurde. Agnes war schon vorher im Haus der Blettners. Daher meine Zweifel, ob das eine Person sein kann. :wave

  • Zitat

    Original von geli73


    @ Catherine: Die Tochter der Hure ist ja später weggelaufen, nachdem sie vergewaltigt wurde. Agnes war schon vorher im Haus der Blettners. Daher meine Zweifel, ob das eine Person sein kann. :wave


    Ja, das ist komisch. Auch wundert mich, dass das Mädchen nie beim Namen genannt wird. Wenn es dasselbe wäre, warum dann einmal Agnes und dann wieder nur das Mädchen? Ist bisschen verwirrend, aber ich denke, wir werden es noch rausfinden. :wave

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Hallo!


    Ich habe heute morgen das Buch begonnen und ich fand mich bereits nach wenigen Seiten super in die Geschichte ein. Die Protagonisten wie Hella und ihre Mutter waren sofort mein Geschmack, konnte mir bildlich vorstellen wie die jüngere locker und einfach, die ältere eher umständlich und behäbig über das Gatter des Galgenberges kletterten und dann wie zwei Spürnasen den angeblichen Tatort erkundeten. Ich fühlte mich als würde ich ein Stück abseites an der Begrenzungsmauer stehen und die beiden beobachten. Im Großen und Ganzen genau wie bei den anderen Romanen von Ines, ich kann mich einfach nicht mehr loseisen.


    Was mich sehr fasziniert ist die Wärme die aus der Beziehung von Hella zu Ihrem Mann hervorgeht. Und das obwohl es eine erzwungene Ehe ist. In den meisten anderen Histo-Romanen die ich gelesen habe waren diese Ehen eher als schlechtes Beispiel an der Tagesordnung.


    Leider konnte ich nur die ersten fünf Kapitel lesen, da nun auch hin und wieder mein Arbeitgeber seine Leistungen fordert :grin Aber ich freue mich jetzt schon tierisch darauf den Roman heute Abend wieder zur Hand zu nehmen und weiter zu lesen.


    Zu Ines Frage:
    Für mich sind die sehr grausamen Szenen auch nicht leicht zu lesen, ich habe für mich ein Konzept entwickelt wie es mir leichter fällt. Im Gegensatz zum restlichen Buch stelle ich mir diese Bilder und Erzählungen einfach nicht bildlich vor. Klingt komisch ich weiß :-) Aber wie viele meiner Vorredner schon sagten, das Mittelalter war nun mal kein Zuckerschlecken und ich denke das schlimme Geschehnisse mehr an der Tagesordnung waren als wir uns vorstellen können. Es liegt ja auch am Einfühlungsvermögen des Autors in wie weit man Grausamkeit mit Grausamkeit vergleichen kann.


    Liebe Grüße
    MyLady


  • M. E. gibt es erhebliche Unterschiede zwischen brutalen Szenen. Manche sind durchaus notwendig, um dem Leser die richtige Situation zu beschreiben. Oft kann ich die folgende Handlungen besser verstehen, auch wenn ich nicht so handeln würde. So kann ich in manchen Krimis sogar Empathie für einen Mörder empfinden.


    Die Behandlung des Mädchens von der Mutter war physisch und psychisch extrem brutal. Im Nachhinein fand ich dies aber eine notwendige Beschreibung, um das innere-zu-Eis-werden nachfühlen zu können. Insofern war die beschriebene Gewalt nicht unnötig. Obwohl ich jetzt auch hoffe, dass es jetzt nicht mehr so dicke kommt ;-)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich fand nur die vom 17. Jahrhundert..hier


    Vielen Dank für den Link, beowuf! :-)


    Frankfurt gefällt mir als Schauplatz sehr gut in diesem Buch.
    Ich mag auch das Cover. Im oberen Teil wohl das historische Frankfurt, nehme ich an und im unteren ein ausdrucksvolles Gesicht der abgebildeten
    Frau. Diese Art Gesicht kommt mir von Gemälden bekannt vor, ich weiss aber leider nicht, welcher Maler mich daran erinnert.



    Wann wurde der Galgen auf dem Gallusberg denn abgeschafft? Ich nehme doch an, dass er weg ist, wenn da jetzt die Züge durchrauschen.


    Kapitel 2 und 4 finde ich unendlich traurig.
    Das Mädchen tut mir sehr leid bei der verrohten Mutter.


    Erst in Kapitel 3 kommen mit Hella wieder Sonnenschein und bunte Farben.
    Und was für ein Gegensatz Gustelis und Hellas als Mutter und Tochter zu denen in Kapitel 2 sind.
    Mir gefallen die humorvollen Einlagen immer mehr, z.B. wie Gustelis den Torwächter anblafft und dabei ausdrucksvoll mit dem Kneifchen runfuchtelt oder wie Hella versucht war, ihm die Zunge rauszustrecken.


    Oder ist es die psychologische Gewalt aus Kap. 2 und 4, die einen über die gute Laune von Hella und Gustelis so befreiend lachen lässt?


    Weiter mit Kapitel 5:
    Ich bin immer wieder über einige historische Fakten überrascht, die mir vollommen unbekannt sind, dabei ist Galgentochter nicht der erste historische Roman den ich lese. :wow
    Namenstag oder Geburtstag, was war damals mehr wert?


    Auch die Gutachten der Syndici würden mich noch mehr interessieren. Welche Qualifikationen so ein Syndici wohl üblicherweise mitbringen musste. Reichte es schon, Fachmann auf einem Gebiet zu sein, oder musste man bei der Stadt akkreditiert sein?


    Kapitel 6 + 8: Die schon angekündigte Vergewaltigung. Schlimm!


    Kapitel 7: Die Kapitel wechseln in hell und dunkel, doch intensiv geschrieben sind beide Handlunsstränge.

  • Kaum angefangen, war ich auch schon mitten in der Geschichte und konnte das Buch nur widerwillig weglegen. Im Wartezimmer war ich so weg, dass ich erst beim dritten Rufen auf meinen Namen reagiert habe. :grin


    Hella und ihre Mutter gefallen mir sehr gut als Ermittlerinnen und mit den armen Torwächtern hatte ich zwischenzeitlich Mitleid.


    Danke für das Rezept mit der grünen Soße (meins hatte ich vor einiger Zeit mal verlegt) und das Hechtrezept klang auch nicht schlecht. Ich hoffe auf weitere kulinarische Einstreuungen im weiteren Romanverlauf.


    zu der Vergewaltigungsszene:
    Wir beurteilen das ja nun mit unseren heutigen Wert- und Moralvorstellungen. Und die sind so ganz anders, als zu den Zeiten im Mittelalter, in denen ein Menschenleben nicht denselben Stellenwert hatte (wer hätte damals schon um ein Kind getrauert, dass vor dem Erwachsenwerden stirbt). Diese gefühllose Hure betrachtet ihre Tochter jedenfalls nicht als liebende Mutter, sondern als zunächst unnützen Esser, für den sie zusätzlich die Beine breit machen muss, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Also eher als eine Last, denn als Bereicherung. Aus ihrer Sicht ist es nun an der Zeit, dass sie im Gegenzug vom Verdienst ihres Kindes träumt, nachdem sie das jahrelang getan hat. Sicher, mir ist schon klar, dass nicht alle Eltern ihre Kinder damals unter diesem Aspekt großgezogen haben und ich finde das Verhalten der Mutter weder entschuldbar noch normal.
    Wenn Ines sich darauf beschränkt hätte, statt der drastischen Beschreibung der Versteigerung, die Szene einfach nur eine distanziert, undetailliert und nüchtern beschrieben hätte, wäre die Unfassbarkeit des Geschehens nicht in dieser erforderlichen drastischen Form deutlich geworden.


    Insofern bin ich der Meinung, dass sowenig Grausamkeit wie möglich, aber soviel wie nötig, um die Geschichte glaubhaft erzählen zu können, erzählt werden muss. Und das ist Ines richtig gut gelungen. Am besten hat mir an dieser Stelle des Buches die Geschichte mit dem stummen Kampf zwischen dem Mädchen und dem Gewandschneider gefallen. Am Ende hat sie für meinen Geschmack nicht richtig verloren. Sie konnte zwar das Verhüllen ihres Gesichtes nicht verhindern, aber sie hat den Schneider doch zumindest soweit gebracht, dass er sie nicht ganz unbeachtet schänden konnte.


    bisheriges Fazit:
    Die Geschichte ist sehr spannend und durch den Wechsel der Handlungsstränge sehr abwechselungsreich geschrieben. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

  • Nun möchte ich erst einmal ein paar Sätze über das Buch schreiben, einiges ist ja auch schon geschrieben worden.
    Voller Vorfreude hatte ich mich auf das Buch gestürzt, eben erst hatte ich die Kaufmannstochter in einem Schlag durchgelesen, nun also die Galgentochter. Die Geschichte der Galgentochter, bis jetzt zuminndest, ist sehr spannend erzählt.
    Einiges stört mich aber doch. Die Brutaliät dieser Zeit, so gebe ich euch Recht, darf sicherlich nicht verschwiegen werden und normalerweise macht sie mir auch nich so viel aus, wenn es aber um Brutalitäten an Kindern geht (Wirtshaus/Pfarrer) dann dreht sich bei mir der Magen um. Mit dieser Brutalität an die Tochter der Hure hatte ich nicht gerechnet und ich hoffe, dass das Buch nicht so ausgeht, wie ich befürchte. Ich liebe nämlich Happy Ends. Gerade bei historischen Romanen.

  • Unabhängig davon, das ich die gesamte Vergewaltigungsszene grauenhaft fand, mich nervt die gesamte Thematik Hure und nehme ich alle Schilderungen, dann empfinde ich das ganze als unschön. Ich suche sicher keine Heileweltgeschichten, aber ich bin mir sicher, dass es etliche andere Handwerker und andere „niedere“ Menschen dieser Zeit gab, die statt der Hure hätten gewählt werden können.
    Ines : Deine Schilderungen haben neben ekligen und recht entwürdigten Aspekten halt auch definitiv pornografische Züge. Eigentlich wollte ich das Buch anschließend meinem Sohn geben, dass fällt aber nun leider weg. Kann schon sein, dass sich eine größere Leserschaft mit solchen Beschreibungen gewinnen lässt, mich aber würdest Du künftig verlieren. Ich bin daher natürlich sehr gespannt, wie der Verlauf des Buches fortschreitet. Wäre doch schade, wenn wir uns unter solchen Umständen aus den Augen verlieren würden.....
    Zum anderen Aspekt... warum genieße ich Kunst und schöne Bücher? Ich für meinen Teil habe alleine durch das tagtäglichen Arbeitsleben genügend schlimmes zu ertragen oder zu bewältigen, mein Bedarf an brutale Szenen bauen mich nicht auf und tragen somit nicht zum Eintauchen in eine Ausgleichswelt bei.

  • Das Buch liest sich flüssig, unterhaltsam und spannend. Die verschiedenen Handlungsstränge finde ich auch sehr gut. Bei der Vergewaltigungsszene musste ich echt die Luft anhalten. Fand ich ganz schön grausam. War ich irgendwie nicht darauf vorbereitet. Ich kann mich Idgie nur anschließen:


    Zitat

    Idgie :
    Insofern bin ich der Meinung, dass sowenig Grausamkeit wie möglich, aber soviel wie nötig, um die Geschichte glaubhaft erzählen zu können, erzählt werden muss.


    Hella, Gustelie und Heinz waren mir schon von Anfang an sehr sympathisch.

  • Ich habe auch heute schon den ersten Abschnitt beendet. Ich war sofort in der Geschichte drin, aber zu Hella und Gustelis finde ich keinen Zugang. Ich nehme ihnen die Ermittlerei irgendwie nicht richtig ab. Da gibt es eine Vorgeschichte, die ich nicht kenne. Mehrfach habe ich mich gefragt, ob das ein Band aus einer Serie ist, von der ich die ersten Teile nicht gelesen habe.
    Ganz anders die Szenen mit dem Mädchen. Hier bin ich ganz drin in der Geschichte und leide mit. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das Mädchen im Fortlauf der Kapitel älter wird. So habe ich im ersten Kapitel ein 6 - 8 järiges Mädchen im Kopf, später wird sie ja dann als 13-jährig beschrieben. Insofern könnte das Mädchen schon Agnes sein, wenn die Vorfälle im Hurenhaus in der Vergangenheit liegen.


    Zur Brutalität denke ich mir, dass es damals zum Leben wohl dazugehörte und ich nicht meine heutigen Maßstäbe ansetzen darf. Hier ist sie wohl auch nötig, um die Motive des Mädchens später zu verstehen. Was mich aber total abstößt ist die Assoziation mit dem Ast. Das hat mir schon in der Kaufmannstochter nicht gefallen, und da sollte es ja noch positiv besetzt sein. Hier ist es nur noch fürchterlich.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Ich muß mich Nachtgedanken anschließen. Ich finde das Duo Hella und Gustelies nach wie vor klasse aber ich bin auch über die Vorgeschichte gestolpert und und hatte teilweise den Eindruck daß ich den 2. Teil einer Serie lese. War nicht weiter störend aber ein bißchen verwirrend.


    Bei der toten Hure hätte ich den Verdacht daß es die Mutter des Mädchens sein könnte.

  • Ihr habt natürlich Recht, es gibt eine Vorgeschichte, es gibt sogar ein schreckliches Geheimnis, das Hella und Gustelies miteinander teilen. Da "Die Verbrechen von Frankfurt" jedoch als Reihe angelegt ist, wird dieses Geheimnis in einem späteren Band gelüftet.


    Ihr habt viel zu den brutalen Szenen geschrieben; habt herzlichen Dank dafür. Ich werde in Zukunft versuchen, alles Unnötige in dieser Hinsicht wegzulassen.


    stan
    dass dich die Thematik "Hure im historischen Roman" langsam nervt, kann ich verstehen. Aber oft wird dieser Beruf als Sinnbild verwendet. Wer von den heutigen Lesern weiß denn schon, dass Wäscherinnen ebenfalls ganz unten auf der sozialen Leiter standen. Ich denke, die Autoren versuchen einen Beruf zu finden, mit dem damals wie heute etwas Ähnliches assoziiert wird. Und dafür ist die Berufspalette nicht so breit gefächert.


    Herr Palomar
    Wann genau der Galgen auf dem Gallusberg abgeschafft wurde, weiß ich im Augenblick nicht. Wenn es dir wichtig ist, kann ich es aber gern herausfinden.


    In der damaligen Zeit wurden vorwiegend Namenstage gefeiert. Erst nach der Reformation begann sich allmählich und ganz, ganz langsam die Feier von Geburtstagen durchzusetzen. Das hat seinen Grund in den Namen selbst. Neugeborene wurden zumeist nach Heiligen benannt (bzw. nach ihren Vorfahren und Paten, die wiederum nach Heiligen benannt worden waren). Oft war es auch so, dass der Geburtstag gleichzeitig der Namenstag war. Die Evangelischen nannten ihre Kinder nicht mehr nach Heiligen, da die Heiligenverehrung etwas typisch Katholisches ist. Daher konnte auch der Namenstag nicht mehr gefeiert werden und der Geburtstag gewann an Stellenwert.


    Ich danke euch allen für eure Gedanken und Anmerkungen.
    Jetzt habe ich aber noch eine Frage:


    Im Roman ist eine Person versteckt, die es in der Realität tatsächlich gibt, wenn auch unter einem anderen Namen. Diese Person ist selbstverständlich eine Büchereule. Gibt es jemanden, der sie schon erkannt hat?


    fragt Ines und grüßt


    Edit: Fast hätte ich Herrn Palomars Frage nach den Syndici vergessen:
    Ein Syndicus war ein Rechtsgelehrter mit Universitätsabschluss, der als "Gutachter" im Auftrag der Stadt handelte.

  • Hallo Ines,


    ich hänge leider im Moment etwas hinterher, hoffe, dass ich heute Abend endlich zum Weiterlesen komme, dann werdeich mich auch zum letzten Kapitel des ersten Abschnittes äußern.


    Eine Frage brennt mir aber doch unter den Nägeln. Du hast und Leser gefragt, wie wir die brutalen Szenen auffassen und gerade die Vergewaltigung stand hier bei den Diskussionen ja im Mittelpunkt.


    Wie ist es für Dich, solche Szenen zu schreiben? Würdest Du da am Liebsten den Stift hinwerfen? Oder geht das nach dem Motto Augen zu und durch?


    Viele Grüße


    Anke

  • Zitat

    Original von Ines
    Ihr habt natürlich Recht, es gibt eine Vorgeschichte, es gibt sogar ein schreckliches Geheimnis, das Hella und Gustelies miteinander teilen. Da "Die Verbrechen von Frankfurt" jedoch als Reihe angelegt ist, wird dieses Geheimnis in einem späteren Band gelüftet.


    Dann kannst Du uns ja bestimmt schon verraten wann das nächste Verbrechen von Hella und Gustelies aufgeklärt wird, oder ???