'Galgentochter' - Kapitel 22 - Ende

  • Zitat

    Original von Ines
    Nö, so richtig männerfeindlich habe ich Wolke noch nie erlebt


    Das war die Frage, die mich seit gestern, als ich die Leserunde nachlas, umtrieb :grin


    Leider hatte ich in der vergangenen Woche kein Internet. Vielleicht schreibe ich hier und da noch meine Eindrücke zu dem Buch. Selbstverständlich bin ich auch sehr begeistert. Gut, dass der brutale Geistliche lutherisch ist und der Katholik nur ein bisschen jammert und trinkt :lache

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • So nun habe ich "Die Galgentochter" beendet und ich muss sagen das ich dieses Buch hervorragend fand. Auch ich freue mich auf die nächsten Bücher von Ines, den es kommt jedesmal eine Steigerung.


    Die Geschichte von Agnes fand ich sehr bewegend von der ersten Seite an und dies hielt an bis zur letzten.
    Hella und Gustelies waren super Detektive, immer etwas keck und humorvoll. Auch der Aufbau des Romanes mit den abwechselnd erzählten Geschichten führte dazu das ich dieses Buch bei jeder Gelegenheit zur Hand genommen habe und wenn es nur ein paar Seiten waren die ich lesen konnte. Allerdings brauchte es diese Abwechslung, ein Roman nur auf Agnes Geschichte basierend wäre für mich schnell nicht mehr lesbar gewesen. So heiterten die zwei Damen immer zwischendurch mal auf.


    Ich hoffe das es bald eine Fortsetzung gibt den ich könnte Gefallen finden an historischen Krimiromanen.
    Das Fazit meiner ersten Leserunde ist, das es sehr viel Spaß gemacht hat gemeinsam zu lesen und darüber zu diskutieren. Auch das Lesen der anderen Komentare, anderer Sichtweisen und Empfindungen gefiel mir sehr gut. Hoffentlich gibt es bald wieder eine Leserunde in meinem Lieblingsgenre.


    Ines, Danke für deine Begleitung und deine immer interessanten Einwürfe und Gedanken.


    Liebe Grüße
    MyLady

  • Zitat

    Original von beowulf


    Der Fall Marianne Bachmeier.


    Ich hätte sie als Mörderin lebenslänglich hinter Gitter gesteckt. Selbstjustiz ist eine unschöne Sache und im Gerichtssaal musste das Opfer, das ein Täter war auch nicht mit einem Angriff rechnen, also eigentlich Heimtücke- das wäre aber der Öffentlichkeit gegenüber nicht durchsetzbar gewesen und so wurde argumentiert, er könne der Mutter gegenüber nie arglos sein.



    Selbstjustiz ist zwar eine sehr "unschöne Sache", da muss ich Dir beipflichten. Aber wir sind doch alle nur Menschen und, wer Kinder hat, kann als Nichtjurist, denke ich, in den meisten Fällen verstehen, wenn eine Mutter den Mörder seiner Tochter vor Gericht verletzt bzw. wie hier im Fall Bachmeier sogar, erschießt.


    Andererseits verstehe ich in dem Fall Agnes nicht, wie ein Kind oder ein junger Erwachsener so werden kann, dass er jeden umbringt, der ihm etwas Schlimmes angetan hat. Ist irgendwie nicht typisch Kind, oder? Ich weiss nicht, ob jemand versteht, was ich meine. Kann es selbst nicht näher erklären. Ich weiss nicht, ob es in der Vergangenheit auf der Welt vergleichbare Fälle gegeben hat, diese Handlungsweise ist mir für ein Kind ziemlich befremdlich. Deswegen waren, obwohl ich das Buch für ganz spannend hielt, manche Handlungsstränge für mich ziemlich unglaubwürdig.

  • Vorsicht wir sind in 1562, da war 13 nicht mehr wirklich Kind, weshalb Agnes auf mit 13 zur Hure gemacht werden soll. Die Morde hat sie dann etwa mit 15 begangen, das ist auch heute nach der Definition "Jugendlicher" und nicht Kind. Damals hatte aber 15 -jährige Frauen durchaus schon Kinder.

  • Wenn man diesen Fall in die Jetzt-Zeit übertragen würde, und Agnes vor Gericht stehen würde, würde sie verurteilt? Und wenn ja gäbe es nicht mildernde Umstände? Wäre sie aufgrund ihrer Psycho voll schuldfähig? :gruebel


    Ich kann nicht wirklich gut heißen, was Agnes getan hat, aber mir fällt es einfach sehr schwer sie zu verurteilen.

  • Zitat

    Original von hestia2312
    Wenn man diesen Fall in die Jetzt-Zeit übertragen würde, und Agnes vor Gericht stehen würde, würde sie verurteilt? Und wenn ja gäbe es nicht mildernde Umstände? Wäre sie aufgrund ihrer Psycho voll schuldfähig? :gruebel


    Ich kann nicht wirklich gut heißen, was Agnes getan hat, aber mir fällt es einfach sehr schwer sie zu verurteilen.


    1.) JA
    2.) JA
    3.) JA


    Dazu müsstest du ein bisschen weiter oben die Diskussion zwischen Taciturus und meiner Wenigkeit nachlesen..

  • Die habe ich ja verfolgt. Ich habe halt noch ein Problem mit der Schuldfähigkeit.


    Ich hege nämlich arge Zweifel an der geistigen Gesundheit von Agnes. Deshalb meine Nachfrage. :-]

  • Ines, lebenslänglich nur wenn sie über 18 gewesen wäre- und wenn ich die Zeitschiene gepackt habe- ganz klar wurde mir das nicht- war sie etwa 15 als sie zur Mörderin wurde. Dann gilt Jugendstrafrecht und auch bei Mord 10 Jahre als Höchststrafe.


    edit:


    hestia, ich habe keine Zweifel an der Schuldfähigkeit der Agnes. Sie war emotional geschädigt, aber sicher nicht auf eine Art krank nicht zu wissen, dass was sie da tat Rache war, eiskalte Rache.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Zitat

    Original von churchill
    ... Gut, dass der brutale Geistliche lutherisch ist und der Katholik nur ein bisschen jammert und trinkt :lache


    Definiere "bisschen"


    Der Kerl hat nur gejammert, wenn er nicht gerade den Mund voll hatte. :lache

  • Irgendwo klafft mir da eine Lücke. Ich weiß, dass Agnes alle vier Morde begangen hat, ich weiß auch, wie sie sie begangen hat, letzendlich aus der Schilderung des Mordes an Sebastian. Was mir fehlt sind die Schilderungen des Mordes an den drei ersten Opfern. Ich hätte gerne gewusst, wie ihr die Verführung des Pfarrers gelungen ist, ich hätte gerne gewusst, wie das Zusammentreffen mit ihrer Mutter war, ich hätte gerne gewusst, wo sie den Gewandschneider zum zweiten Mal getroffen hat.
    Durch Agnes Tod und das fehlende ausführliche Geständnis - zugegeben hat sie ja nur das Töten selbst - ist ihre Geschichte für mich irgendwie unvollständig.

  • Zitat

    Original von beowulf


    hestia, ich habe keine Zweifel an der Schuldfähigkeit der Agnes. Sie war emotional geschädigt, aber sicher nicht auf eine Art krank nicht zu wissen, dass was sie da tat Rache war, eiskalte Rache.



    Hmm, da würde ich widersprechen.
    Für mich war sie hoch traumatisiert. Das heißt zwar nicht, dass sie verrückt war oder geisteskrank, aber schwere Traumatisierungen können durchaus Persönlickeitsstörungen verursachen und da könnte dann doch wieder eine gewisse Schuldunfähigkeit ins Spiel kommen.


    Aber ehrlich gesagt, genau werden wir es nicht bestimmen können, da wir Agnes ja leider nicht mehr genau diagnostizieren können.
    Wir sind ja auf eigentlich unzulässige Ferndiagnosen angewiesen.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Aber macht es das nicht gerade besonders realistisch?


    Ich hätte es mit diesen mir fehlenden Informationen nicht weniger realistisch gefunden.


    Für mich ist ohne diese Puzzlestücke die Figur der Agnes nicht vollständig erfassbar. Ich wäre gerne noch tiefer in Agnes vorgedrungen. Was für ein Gefühl z. B. muss es gewesen sein, den Menschen, der einen bis aufs Blut gepeinigt hat, der das Kind getötet hat, zu verführen? Was für eine Überwindung muss das gekostet haben?

  • Zitat

    Original von Ines
    War Agnes wirklich krank? Oder hat sie nur Gleiches mit Gleichem vergolten?


    Gleiches mit Gleichem vergolten. Agnes hat von klein auf keinerlei emotionale Nähe kennen gelernt, keine Bindung, was Respekt vor anderen Menschen bedeutet war ihr auch fremd. Ich will nicht sagen, dass sie zu keinem Gefühl fähig war, das hat ja auch ihre Verliebtheit in Sebastian gezeigt. Aber was für Hemmschwellen hat jemand, der all die zwischenmenschlichen Dinge nie kennen gelernt hat? Offensichtlich keine.

  • Zitat

    Original von Ines
    War Agnes wirklich krank? Oder hat sie nur Gleiches mit Gleichem vergolten?


    Schwere Frage.
    Für mich war sie hoch traumatisiert. Nach ihrem bisherigem Leben wäre es für mich auch merkwürdig, wenn sie es nicht gewesen wäre.


    Aber genau das läßt mich ja so mit ihr leiden und erweckt den Wunsch, dass sie hätte therapiert werden können wäre sie nur ein paar Hundert Jahre später auf der Welt gewesen.
    Und da das eben nicht ging, hätte ich ihr die Flucht und ein hinterher etwas besseres Leben gewünscht.


    Aber ich glaube, ich lebe einfach zu sehr in der Jetztzeit un dihren Maßstäben und bin eigentlich auch sehr froh darüber :grin